Hallo zusammen,
ich habe bald eine Prüfung in Deutsch zum Thema Kurzgeschichten. Ich habe meine Stunde schon geplant, bin jedoch nicht 100 %ig zufrieden und hoffe, dass ihr mir weiterhelfen könnt. Ich habe mir für meine Lerngruppe die Kurzgeschichte "Im Spiegel" von Margret Steenfatt ausgesucht. Die SuS sollen sich mit dem Protagonisten genauer auseinandersetzen und die Motive für sein Handeln untersuchen. Dabei können die SuS zwischen zwei Aufgabenformate wählen, entweder schreiben sie einen inneren Monolog bevor Achim in den Spiegel einschlägt oder sie schreiben aber einen Dialog zwischen Achim und seinem Freund. Dabei ist es wichtig, dass die Gründe, vor allem aber Gedanken und Gefühle des Protagonisten Achims deutlich zum Ausdruck kommen "Warum zerschlägt Achim den Spiegel?" Als Einstieg habe ich mir überlegt einen großen Spiegel mitzunehmen und die SuS zu bitte sich vor dem Spiegel hinzustellen und ihre Gedanken, was sie empfinden und sehen, zu schildern. Dieses Vorgehen soll den Zugang zum Text erleichtern. Anschließend lesen die SuS die Kurzgeschichte und äußern ihre ersten Eindrücke und geben den Inhalt in eigenen Worten wieder. Mit dem nächsten Schritt bin ich noch unzufrieden, hier sollen die SuS Textstellen unterstreichen, die Auskunft über Achims Gedanken und Gefühle geben. Diese werden dann im Plenum besprochen. Anschließend dürfen die SuS zwischen den inneren Monolog und Dialog wählen. In der Sicherungsphase werden die Ergebnisse vorgelesen, dabei geben sich die SuS ein Feedback, indem sie ein Bewertungsbogen ausfüllen.
Was haltet ihr von dieser Stunde? Würde mich über jede Anregung freuen! Dankeschön
Hier die Kurzgeschichte:
Im Spiegel von Margret Steenfatt
»Du kannst nichts«, sagten sie, »du machst nichts«, »aus dir wird nichts.“ Nichts. Nichts. Nichts.“ Was war das für ein NICHTS, von dem sie redeten und vor dem sie offensichtlich Angst hatten, fragte sich Achim, unter Decken und Kissen vergraben. Mit lautem Knall schlug die Tür hinter ihnen zu.
Achim schob sich halb aus dem Bett. Fünf nach eins. Wieder mal zu spät. Er starrte gegen die Zimmerdecke. - Weiss. Nichts. Ein unbeschriebenes Blatt Papier, ein ungemaltes Bild, eine tonlose Melodie, ein ungesagtes Wort, ungelebtes Leben.
Eine halbe Körperdrehung nach rechts, ein Fingerdruck auf den Einschaltknopf seiner Anlage. Manchmal brachte Musik ihn hoch.
Er robbte zur Wand, zu dem grossen Spiegel, der beim Fenster aufgestellt war, kniete sich davor und betrachtete sich: lang, knochig, graue Augen im blassen Gesicht, hellbraune Haare, glanzlos. »Dead Kennedys« sangen: »Weil sie dich verplant haben, kannst du nichts anderes tun als aussteigen und nachdenken.« - Achim wandte sich ab, erhob sich, ging zum Fenster und schaute hinaus. Strassen, Häuser, Läden, Autos, Passanten, immer dasselbe. Zurück zum Spiegel, näher heran, so nahe, dass er glaubte, das Glas zwischen sich und seinem Spiegelbild durchdringen zu können. Er legte seine Handflächen gegen sein Gesicht im Spiegel, liess seine Finger sanft über Wangen, Augen, Stirn und Schläfen kreisen, streichelte, fühlte nichts als Glätte und Kälte.
Ihm fiel ein, dass in dem Holzkasten, wo er seinen Kram aufbewahrte, noch Schminke herumliegen musste. Er fasste unters Bett, wühlte in den Sachen im Kasten herum und zog die Pappschachtel heraus, in der sich einige zerdrückte Tuben fanden. Von der schwarzen Farbe war noch ein Rest vorhanden. Achim baute sich vor dem Spiegel auf und malte zwei dicke Striche auf das Glas, genau dahin, wo sich seine Augenbrauen im Spiegel zeigten. Weiss besass er reichlich. Er drückte eine Tube aus, fing die weiche ölige Masse in seinen Händen auf, verteilte sie auf dem Spiegel über Kinn, Wangen und Nase und begann, sie langsam und sorgfältig zu verstreichen. Dabei durfte er sich nicht bewegen, sonst verschob sich seine Malerei. Schwarz und Weiss sehen gut aus, dachte er, fehlt noch Blau. Achim grinste seinem Bild zu, holte sich das Blau aus dem Kasten und färbte noch die Spiegelstellen über Stirn und Augenlidern.
Eine Weile verharrte er vor dem bunten Gesicht, dann rückte er ein Stück zur Seite, und wie ein Spuk tauchte sein farbloses Gesicht im Spiegel wieder auf, daneben eine aufgemalte Spiegelmaske.
Er trat einen Schritt zurück, holte mit dem Arm weit aus und liess seine Faust in die Spiegelscheibe krachen. Glasteile fielen herunter, Splitter verletzten ihn, seine Hand fing an zu bluten. Warm rann ihm das Blut über den Arm und tröpfelte zu Boden. Achim legte seinen Mund auf die Wunden und leckte das Blut ab. Dabei wurde sein Gesicht rotverschmiert.
Der Spiegel war kaputt. Achim suchte sein Zeug zusammen und kleidete sich an. Er wollte runtergehen und irgendwo seine Leute treffen.