Welche Stelle annehmen? Entscheidungshilfen gesucht!

  • Liebes Forum,


    ich stehe vor einer großen Entscheidung und hätte gerne Eure Meinung! Ich habe sehr plötzlich und unerwartet das Luxusproblem, mich zwischen zwei Planstellen entscheiden zu müssen.


    Kurz zur Vorgeschichte: Ich bin Realschullehrerin und arbeite seit dem Ref in befristeten Jahresverträgen, da ich an der Realschule keine Planstelle erhalten habe. Seit diesem Schuljahr nehme ich an der sog. Sondermaßnahme/Zweitqualifizierung für die Mittelschule (=Hauptschule) in Bayern teil. Das bedeutet, ich arbeite dieses Schuljahr befristet an einer Mittelschule, mache nebenher Fortbildungen und habe eine Prüfung zu bestehen. Bestehe ich, erhalte ich zum nächsten Schuljahr eine Planstelle an einer Mittelschule.
    Letztes Jahr hatte ich mich sehr breit beworben, unter anderem bei der Bundespolizei als Fachlehrer. Dort wurde ich zwar eingeladen, erhielt aber eine Absage. Nun erhielt ich überraschend das Angebot, zum Halbjahr auf eine Planstelle nachzurücken.


    Wie würdet Ihr entscheiden?


    Möglichkeit A:
    - Planstelle (nach bestandener Prüfung) ab Herbst an einer Mittelschule irgendwo in Bayern
    - höchstwahrscheinlich mit Umzug verbunden, da die Einstellungschancen in meiner Heimatgegend sehr schlecht sind, jedoch evtl. Möglichkeit der Versetzung in einigen Jahren
    - Verbeamtung in A12 (Bayern)
    - Arbeit mit den Klassenstufen 5 bis 10 an der Haupt- bzw. Mittelschule
    - fachfremdes Unterrichten aller Fächer


    Möglichkeit B:
    - Planstelle ab jetzt (zweites Halbjahr) an einem festen Ort, an dem ich dann auch bleiben würde
    - mit Umzug verbunden, jedoch in eine Stadt, in der ich mir ein Leben gut vorstellen kann (kein Wunschort, aber guter Kompromiss), keine Versetzungsmöglichkeit in die Heimat
    - Verbeamtung in A13 (Bund)
    - Arbeit mit Polizeischülern zwischen 16 und 35 Jahren
    - Unterrichten meiner studierten Fächer
    - kein „normales“ Schuljahr mit Ferien, sondern 30 Tage Urlaub und ein Büro an der Schule


    Es sind zwei sehr unterschiedliche Jobs, die ich mir aber beide gut vorstellen könnte. Leider müsste ich meine Zusatzausbildung für die Mittelschule ja abbrechen, wenn ich mich für die Stelle bei der Bundespolizei entscheide. Es gibt dann also keinen Weg zurück.


    Ich bin dankbar für Eure Meinungen!

  • Von deiner Beschreibung her würde ich zu Möglichkeit B tendieren. Als junge Mittelschullehrerin wirst du die nächsten Jahre mit großer Wahrscheinlichkeit im Großraum München verbringen müssen und aus Erfahrung kann ich sagen, dass du dir dort dein A12 sehr hart verdienen musst.

  • Hallo Apfelkuchen,


    für mich hört es sich fast so an, als hättest du dich bereits entschieden.


    A13 beim Bund sind, wenn ich das richtig gelesen habe, knapp 370 Euro mehr. Das alleine wäre für mich ein starker Anreiz. Dazu wäre interessant zu wissen, wie die Beförderungschancen für Mittelschullehrer und bei der Bundespolizei sind.


    Wenn das zusätzliche finanzielle Polster nicht als Anreiz reicht, ist die Schülerschaft in Betracht zu ziehen. Ich fand es schön an der Realschule die Schüler über einen längeren Zeitraum zu begleiten, sie wachsen und sich entwickeln zu sehen und verstehe, wenn man das nicht missen mag. Der Erziehungsanspruch ist aber auch hoch, was da an Gesprächen und Konferenzen läuft, macht ja einen nicht gerade geringen Anteil der Arbeitszeit aus. Letztendlich bin ich im Zweiten Bildungsweg gelandet und unterrichte jetzt seit 8 Jahren junge Erwachsene. Das erste, was mir als entlastend auffiel, waren die fehlenden Pausenaufsichten und die fehlenden Elterngespräche. Dafür habe ich bescheidene Arbeitszeiten und unsere Schülerschaft benötigt auf einer anderen Ebene intensive Betreuung und Zuspruch. Ich möchte aber nicht mehr zurück in die Regelschule.


    Ein weitere Aspekt ist die inhaltliche Arbeitsbelastung. Du gibst als Fächer Sprachen an, da sind die Korrekturen in der Sek I an der Regelschule nicht so anspruchsvoll, aber dafür reichlich. Wie sieht es an der Polizeischule damit aus? Wie groß sind die zu unterrichtenden Gruppen? Wie sieht das Kollegium aus?


    Die Berufsschulkollegen können sicherlich noch etwas zur Lernmotivation der Schülerschaft sagen, da kann ich wenig zu beitragen. Was ich angenehm finde: Die Pubertät ist in der Altersgruppe weitestgehend durch, die meisten verstehen Ironie und der Umgangston in der Klasse ist lockerer als ich es von der Tagesschule in Erinnerung habe. Es werden Witze gerissen und auch mal Filme geguckt und Theaterstücke besucht, die in der Mittelschule nicht möglich sind.


    Sicherlich kippst du eine Zusatzausbildung, aber das es keinen Weg zurück in den Regelschuldienst gibt, halte ich für eine verfrühte Aussage, zumal du als Lehrer mit polizeilichen Erfahrungen und Kontakten durchaus interessant für viele Schulformen bist. Ich habe eine Kollegin an einer anderen Schule des Zweiten Bildungswegs, die bei der Polizei eine Ausbildung absolviert hat und ein echter Gewinn für das Kollegium ist.


    Bei den 30 Tagen Urlaub wäre interessant zu wissen, ob sie an einen zeitlichen Rahmen gekoppelt sind oder frei wählbar sind. Da beneide ich meinem Mann schon manchmal drum.


    Und ganz ehrlich: Für ein Arbeitszimmer würde ich einiges in Kauf nehmen.


    Du merkst, ich kann die Arbeit mit jungen Erwachsenen empfehlen und würde sofort die Stelle bei der Bundespolizei nehmen. ;)

    • Offizieller Beitrag

    Bei den 30 Tagen Urlaub wäre interessant zu wissen, ob sie an einen zeitlichen Rahmen gekoppelt sind oder frei wählbar sind. Da beneide ich meinem Mann schon manchmal drum.

    die haben wir an "meiner" Schule auch. Natürlich nur in den Ferien wählbar, wie sollte es auch anders funktionieren?


    Aber:


    das liest sich deutlich schlimmer, als es de facto ist. Den gebuchten Urlaub trage ich ein, plus was sonst noch an Tagen anfällt, und gut ist.


    Ein einziges Mal in 5 Jahren bin ich an einem Tag in den Herbstferien an die Schule gefahren, um etwas zu erledigen, was ich in der Schulzeit nicht machen konnte, was aber unbedingt getan werden musste. Fertig :D

  • Persönlich würde ich zu B tendieren - aber ich unterrichte auch lieber die älteren Schüler.
    Es gibt natürlich auch viele Kollegen, die lieber die jüngeren Schüler unterrichten bzw. auf die Kleinen nicht auf Dauer verzichten möchten.
    Wie stehst du denn dazu? Davon würde ich die Entscheidung eher abhängig machen als von A12/13, Büro und Ferientagen.

  • Ich glaube, die Entscheidung kann dir keiner abnehmen -
    ich würde mir zuerst alle Vor- und Nachteile als Tabelle aufschreiben - und dann bepunkten nach Wichtigkeit....


    Wir können doch gar nicht wissen:


    ob du auf alle Fälle deine Prüfung schaffst.
    ob du lieber deine eigenen Fächer unterrichtest oder alles unterrichten möchtest.
    wie es mit deiner Familienplanung aussieht - natürlich ist A 13 besser als A 12.
    in Bayern ist bestimmt gut, wenn man ein Büro hat, weil man teuren Wohnraum spart, aber evt. gibt es auch Argumente für ein Büro??? .
    Oft würde ich mich freuen, wenn ich anders Urlaub nehmen könnte - ich würde gerne im Februar Schifahren, aber kannst du wirklich frei in der Ferienwahl (dann kann man um einiges billiger in den Urlaub fahren)... , mit eigenen Kindern muss ich aber erst mal sowieso in den Ferien fahren.... , für mich ist im Moment ein großer Vorteil gleichzeitig Ferien mit meinen Kindern zu haben (auch wenn es bedeutet, dass ich arbeite , aber ich kann von zu Hause aus arbeiten...).
    Wie ist es mit der Arbeitszeit? - Hast du viele Freistunden? (Warum wird ein Büro eingerichtet - heißt das, dass man Anwesenheitspflicht hat und sich vor Ort vorbereiten muss? - Ich arbeite ziemlich viel, kann mir aber die Zeit frei einteilen - was heißt, dass ich oft Abends oder Nachts, am Wochenende arbeite, dafür aber für meine älteren Kinder ansprechbar bin..., sie brauchen mich nicht mehr oft..... , aber trotzdem bekomme ich mit , wenn sie zu viel daddeln oder fernsehen....
    Hast du einen Partner/in? Welche Arbeitszeiten passen besser????


    Ich drücke dir die Daumen, dass du eine Lösung findest, von der du überzeugt bist, dass sie für dich die richtige ist.

  • Ganz klar B! Nur fachfremd, nur Mittelschule? Würd ich nicht machen. Du reißt dir den Allerwertesten auf und wirst schlechter bezahlt. Ständig was vorbereiten, in das man sich selber noch einlesen muss, macht nicht ewig Spaß.


    Wie viel Ferien haben Polizeischüler denn? Wenn die liegen, wie Schulferien, machs ruhig, dann musst du dich in deinem nicht-Urlaub in den Schulferien auch nicht verausgaben. Und eigenes Büro? Klingt nach Traumbedingungen. Wahrscheinlich ist auch die restliche Ausstattung gut...

  • ich wär eher bei a, weil jüngere schüler, öfters neue themen und in der stadt und mehr pädagogisches, aber b hat sicherlich viel für sich, ganz vorneweg ein büro und a13 und ältere schüler sind ja auch ganz nett. wirklich geschmackssache. ich würde vermutlich würfeln bzw. in letzter minute auf den bauch hören.

  • Vielen Dank für Eure Antworten!
    Ich weiß natürlich, dass mir die Entscheidung keiner abnehmen kann, aber ich finde es immer hilfreich, andere Meinungen zu lesen. Manchmal entdeckt man ja doch noch Aspekte, die man vorher nicht bedacht hatte. :)


    Zu Euren Fragen:


    Wie es mit den Korrekturen in der Polizeischule aussieht, weiß ich nicht genau, jedoch sind meine Fächer D und E dort keine prüfungsrelevanten Fächer, was schon entlastend sein sollte. Die Größe der Lerngruppen kann ich nur anhand der Klasse einschätzen, in der ich meine Unterrichtsvorführung beim Bewerbungstermin halten musste (23 Schüler). Ich schätze, die Gruppen haben "normale" (22 bis 30) Klassengröße.


    Der Urlaub ist vorzugsweise in der Sommer- und Weihnachtszeit zu nehmen. Es ist jedoch möglich, auch anderweitig in gewissen Grenzen Urlaubstage einzureichen. Die Schüler haben nicht zu den üblichen Ferienzeiten frei, sondern nehmen sich (klassenweise) ebenfalls Urlaub. Somit sind auch nicht alle Schüler gleichzeitig weg (außer im Sommer und an Weihnachten).


    Das Büro bedeutet, dass man vor Ort eine gewisse Anwesenheitspflicht hat, wobei ich hierzu widersprüchliche Informationen erhalten habe. Womöglich handhaben das nicht alle Schulen gleich - mein Bewerbungsgespäch damals war nicht an demselben Standort wie die nun angebotene Stelle. Da ich jedoch sowieso nicht gerne abends und am Wochenende arbeite und meist versuche, alles in "normale" Arbeitszeiten hineinzuquetschen, wäre eine Anwesenheitspflicht ok. Auch wenn so natürlich leider die Möglichkeit der freien Zeiteinteilung wegfällt. Und ganz ehrlich, die Ferien würde ich schon auch vermissen...


    Ich unterrichte meine Fächer sehr gerne, habe aber auch Spaß an fachfremdem Unterrichten. Bezüglich des Alters der Schüler habe ich gar keine richtigen Präferenzen, ich mag sowohl den Unterricht bei den "Kleinen" als auch bei den "Großen". Ich denke, die jüngeren Schüler würden mir schon fehlen und auch das pädagogische Arbeiten. Andererseits hat die Arbeit mit älteren/erwachsenen Schülern auch viele Vorteile... Es fällt mir schwer, mich da zu entscheiden.


    Ja, ich habe einen Partner, aber keine Familienpläne. Mein Partner würde mit mir an den neuen Arbeitsort ziehen bzw. nachkommen, sobald er dort ebenfalls eine Stelle gefunden hat (er ist kein Lehrer, sondern arbeitet in der Pflege).


    Nach vielem Nachdenken und einigen Pro/Contra-Listen habe ich eine Tendenz zu Möglichkeit B... Ich kann nun noch eine Nacht darüber schlafen und werde dann versuchen, unter Einbeziehung der Fakten auf meinen Bauch zu hören... ;) Oh Mann, Entscheidungen sind nun nicht gerade meine größte Stärke... Ich werde berichten!

  • Vielleicht kannst du ja zu der Polizeischule fahren, mal Kollegen kennenlernen, Fragen stellen und dann entscheiden?


    Ich wäre aber auch bei B.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Für mich wäre noch entscheidend, dass die Polizeischüler mit Sicherheit zielorientierter sind, als ein normaler Schüler.


    Wie sieht das denn heute bei den Bundesbeamten mit den Versetzungen aus?
    Die alten Postler wurden ja quer durch Deutschland versetzt als damals die Bundespost abgewickelt wurde.
    Den Bundeswehrsoldaten geht es genauso.
    Das wäre ggf. ein Punkt der ein Vor- oder Nachteil sein kann. Auch wenn ich jetzt nicht glaube, dass groß Polizeischulen geschlossen werden.

  • Bei der Wahl von Alternative B solltest du bedenken, dass die Bundespolizei auch bundesweit vertreten ist. Wie groß ist die Gefahr, sich plötzlich in Süddänemark oder Westpolen wiederzufinden? Ich wollte mich auch mal bei dem Laden bewerben, aber das mit der jederzeit möglichen Versetzung (so wurde es mir zumindest verkauft) hat mich dann davon abgehalten.


    edit: Erst gepostet, dann Vorposting gelesen.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Ein Aspekt wurde noch gar nicht genannt. Mein Opa hat als Pensionär Unterricht beim - damals hieß es noch BGS- gegeben. Ist aber über 20 Jahre her. Damals waren seine Kollegen zum Teil, nun ja, sehr skurrile Typen. Bei denen hat man schon gemerkt, dass die im "normalen" Schuldienst keinen Fuß gefasst haben. Da es ja auch generell weniger Kollegen sind, hat man dort auch generell evtl. weniger Kontakte. Kann natürlich sein, dass das heute ganz anders ist und dir der kollegiale Umgang auch weniger bedeutet, aber mir wäre der Aspekt grundsätzlich wichtig.

  • Damals waren seine Kollegen zum Teil, nun ja, sehr skurrile Typen. Bei denen hat man schon gemerkt, dass die im "normalen" Schuldienst keinen Fuß gefasst haben.

    Ich habe ja auch lange im Regelschuldienst unterrichtet. Damals waren meine Kollegen zum Teil, nun ja, sehr skurrile Typen. Bei denen hat man schon gemerkt, dass die im "normalen" Schuldienst keinen Fuß gefasst haben... und trotzdem jahrzehntelang dabei waren, zum Leidwesen von Schülern und Kollegen.


    Wäre jetzt für mich also kein echtes Argument. :)

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Bei Variante B hast du zumindest keinerlei Disziplinprobleme. Und (aber da vermute ich jetzt nur) keine Konferenzen, Klassenkonferenzen und sowas.


    Ich persönlich würde zu B tendieren, weil ich ältere SuS besser finde.


    Ein Tipp: nimm dir einen Zettel und dann schreibe alle pro und kontra Argumente auf, dann siehst du sie nochmal bildlich vor dir.


    Und immer dran denken: eine Entscheidung kann man auch in der Zukunft revidieren, es gibt immer irgendwie eine Möglichkeit, später noch etwas anderes zu machen.

  • Ich grabe das hier mal kurz wieder aus, da ich mich noch für eure Antworten bedanken wollte: Danke! :)
    Ich habe mich nun für Variante B entschieden und kann zuvor sogar doch noch meine Mittelschul-Zusatzausbildung beenden. (Man weiß ja nie, wofür es mal gut sein wird.)
    Ich freue mich total und bin schon jetzt ganz aufgeregt; neuer Job, neue Stadt, Umzug... Bin sehr gespannt!

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