wie kommt ihr immer auf das Kriterium der Schönschrift?
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Das erwähnte Schantalle doch am Anfang.
Ich frage mich, ob ich heute das Abi schaffen würde, bzw. ob ich ans Gymnasium gekommen wäre. Ich hatte auch nur Zweien und Dreien. Bei mir hat es so richtig erst in der 8. Klasse geklickt und ich habe dann ein Abi mit 2 gemacht.
Ich sehe viel von mir in meinen Kindern und frage mich, was der richtige Weg ist.
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Mich ärgert, dass an unseren Grundschulen (Region hier) so ein Stress gemacht wird, mit der Einstellung: wenn wir nur genug Druck machen, die Kinder immer mal ein bisschen bloßstellen, in den Arbeiten Zeitdruck ausüben und schon Anfang dritte Klasse wissen: wer nicht schön schreibt, der ist in der Hauptschulschublade. Aber das kann man nur nachvollziehen, wenn man das mit eigenen Augen sehen muss...
Ich mag hier keine Vorurteile ausbreiten, aber ich habe immer wieder Schüler aus Sachsen und insgesamt oft den Eindruck, dass in den ehemals neuen Bundesländern (vielleicht aber auch speziell in Sachsen, das "im Osten" gern eine ähnliche Sonderrolle einnimmt wie Bayern im "Westen") eine ganz bestimmte, gelegentlich seltsam verstaubt anmutende Schulkultur herrscht. "Mal ein bisschen bloßstellen" und "schön schreiben ist ganz wichtig" passt da ganz gut ins Bild. Ich denke da nur an die Schülerin, die während der 10 ohne Hauptschulabschluss abgegangen ist und jetzt an keiner staatlichen Schule in Sachsen mehr unterkommt oder an den (zugegeben anstrengenden) Förderschüler, der halt mal drei Wochen während des Unterrichts allein im Nebenraum sitzen durfte, um zu lernen, wie man sich benimmt.
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Eine Kollegin erzählte mir stolz schmunzelnd, dass sie einen Erziehungshilfeschüler in die Gummizelle gesperrt hatte (Extraraum mit Matten ausgelegt und Boxsack) und ihn dort vergessen hatte, so dass er in die Hose machen musste. Das war nach der Wende!
Die Geschichten, was SchülerInnen hier zu DDR-Zeiten über sich ergehen lassen mussten, sind hahnebüchen und keine Einzelfälle. Mit Schlüsselbund beworfen werden, in Unterhose Sport machen, wenn man das Sportzeug vergessen hatte... naja ich wiederhole mich wohl. Auch wenn man nicht mehr körperlich züchtigt, das sichere Gefühl, "vor der Klasse Bloßstellen" gehört zur guten Erziehung, haben viele Kollegen vom alten Schlage noch immer.
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das ist ja grauenhaft. leistungsorientierung darf doch nicht heißen, dass ich ein kind bloßstelle, beschäme oder sonstwas! bloßstellen ist grauenhaft. ich weiß gar nicht, was man zu sowas schreiben soll. was sind das für menschen? was ist das für eine einstellung zum anderen, und vor allem zu einem fucking schüler, einem schutzbefohlenen? meine fresse. entschuldige die ausdrücke, aber das geht sowas von gar nicht. "schmunzelnd"? krasskrasskrass.
positiv: ich behaupte, dass sich so jemand hier nicht lange halten würde, zumindest nicht in der stadt oder im speckgürtel. das gibt schon beim ersten mal soviel ärger, dass das nicht nochmal vorkommt, und wenn doch, dann passiert hoffentlich was. jedenfalls wäre die person nicht mehr in dem glauben, sowas "schmunzelnd" einem kollegen erzählen zu können. ganz *bestimmt* nicht.
man kann auch mit viel wertschätzung und fehlerkultur und ermuntern und fördern sehr leistungsorientiert auf erfreulichem niveau arbeiten. ich behaupte mal, dass das hier mehrheitlich praktiziert wird. leistung und positives arbeits- und schulklima schließen sich überhaupt nicht aus. aber da ist dann halt wieder wichtig, dass das kind auch erfolgreich sein *kann*, weil es die begabung mitbringt...
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Danke für deine Worte. Man kann viel kaputt machen bei Kindern, wenn man Gewalt und Drill mit Leistungsanspruch verwechselt.
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Ich poche übrigens nicht auf "Gymi für alle!" so herausragend ist die Schulformen nun auch wieder nicht. Gerade für Leistungsstarke/ Interessierte.
Das passt halt auch leider gar nicht zusammen. Selbst in den Ländern mit reinem Gesamtschulsystem gibt es für besonders Leistungsstarke nämlich fast immer Ausnahmen in Form von Begabtenkursen oder Fasttracksystemen. Durch das politisch gewollte "Gymnasium für alle" wird halt sehr viel Zeit auf die Förderung der Schwächeren verschoben (was wirklich nicht falsch ist), aber die Förderung der oberen 2% fällt im Grunde an ganz vielen Schulen völlig flach oder irgendwo in den AG-Bereich.
Und ob ein Kind nur verspielt oder kognitiv völlig überfordert ist, merkt man auch relativ zügig am Verhalten. Man könnte so viele Dinge einfacher machen, wenn man in der Grundschule in jedem Schuljahr Intelligenztests (durch externe Psychologen) durchzieht (in jedem Schuljahr deshalb, weil die Schwankungsbreite der Testergebnisse in dem Alter noch recht hoch ist, ansonsten hat man kein reliables Ergebnis) und das nach der Übergangsempfehlung der Grundschullehrer mit an die Gymnasien schickt wenn der Elternwille vom Grundschulgutachten abweicht.
P.S.: Noch zum eigentlichen Thema: Schönschrift interessiert bei mir (reine Jungenklasse) niemanden, solange man lesen kann was da steht. Nebenrechnungen sind ausdrücklich erwünscht (weil man dann noch Teilpunkte geben kann, wenn was falsch ist), aber bei mir bis Klasse 6 oder 7 nicht zwingend notwendig, wenn man die Aufgaben auch im Kopf rechnen kann (bei 57189*378 kauf ich das niemandem mehr ab). Und wo soll ich die Transferleistung in Klasse 5 herholen? Der größte Transfer ist, wenn die Schüler mal zwei Themengebiete verknüpfen müssen (z.B. Rechnen mit negativen Zahlen und Rechnen mit Termen)...bis Anfang Klasse 7 machen wir "Rechnen" und "ordentlich Zeichnen und Messen", da ist nicht viel Transfer, wohl aber das von dir besagte: Wenn wir etwas schon mal gemacht haben, dann muss das auch später noch genutzt werden können, aber eben nicht als eigene Aufgabe, sondern im Zusammenhang.
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Meint ihr wirklich, dass "Gymnasium für alle" noch zählt oder dreht sich so langsam der Wind. In Hessen gibt es neue Verfahrensregeln für den Übergang Real 10 in die E-Phase und dort wird nun neben der eigentlichen Qualifikation (Gesamtschnitt 2,9 sowie HF + 1 Nawi 2,9) auch ein Empfehlungsschreiben der abgebenden Schule gefordert. Wenn die Klassenkonferenz die Gymnasialempfehlung nicht ausspricht, kann ich trotz Quali nicht auf die GOS/BG.
Die weiterführenden Schulen in meiner Umgebung empfehlen auch sehr nachdrücklich bei einem Übergang von der Grundschule in die fünfte Klasse Gymnasium die Note 1 in Mathe, Deutsch, Sachkunde sowie Arbeitsverhalten. Klar ist das nicht bindend, aber es soll im Vorfeld schon etwas "abschrecken".
Wenn ich erst einmal auf der Oberstufe bin, bin ich bei euch. In Hessen wurde jetzt beispielsweise auf der Notenabzug für Deutsch von 4NP auf max. 2 NP reduziert sowie der FQ in den Fremdsprachen abgeschafft. Die Bewertung findet ab diesem Jahr holistisch anhand eines schwammigen Kriterienkataloges statt.
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In allen Hauptfächern 1? Das finde ich schwachsinnig. Wieso sollten nur Kinder Abitur machen können, wenn man sehr gut in allem ist, also zu den oberen 10-20% gehört? Ich gebe recht selten 1en auf dem Zeugnis.
In Niedersachsen (meine Tochter) und Hamburg (ich selbst) wird schon geguckt ob alles 2 oder besser ist und das Arbeitsverhalten stimmig ist.
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Wenn ich erst einmal auf der Oberstufe bin, bin ich bei euch
huch? Bei mir??? herzlich willkommen an "meiner" Schule
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Ach, die Spanne ist doch eh riesig. An der Förderschule Lernen haben wir alles zwischen "müsste eigentlich auf Geistigbehindertenschule wechseln" bis "kann nächstes Jahr am Hauptschulabschluss teilnehmen". An den anderen Schulformen ebenso, die Grenze nach unten und oben ist fließend. Soll ich da auch jedes Mal jammern, wenn ein Kind den Lehrplan der Schulform nicht schafft, an der es gerade ist? Ich kann auch niemanden aussortieren. Und sehe auch den Sinn nicht darin, wer gesund und auf seine Weise erfolgreich durchs Leben kommt, lässt sich nicht am IQ ausmachen.
bis Anfang Klasse 7 machen wir "Rechnen" und "ordentlich Zeichnen und Messen", da ist nicht viel Transfer,
Das klingt natürlich sehr nach Begabtenförderung
... aber die Förderung der oberen 2% fällt im Grunde an ganz vielen Schulen völlig flach oder irgendwo in den AG-Bereich....
Das hab ich doch gesagt? Das fandest du widersinnig. Gymnasium ist ein recht langweiliger, gutbürgerlichmittelmäßiger Grundstock an Allgemeinbildung. Nicht mehr, nicht weniger. Hochbegabte (wenn du von 2 Prozent sprichst) interessieren sich im sechsten Schuljahr jedoch für andere Dinge, als für Grundrechenarten. Das muss man nicht in den AG-Bereich verschieben, aber halt ein bisschen nachdenken, wie man auch diesem Kind halbwegs gerecht werden kann. Und da ist die Schulart letztlich wurscht, auf die/den einzelne/n LehrerIn kommts an
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