Es ist hier schon oft thematisiert worden, aber aus persönlichem Interesse heraus wende ich mich nochmal mit diesem Themenbereich an dieses Forum. Ich habe mich in diesem Forum angemeldet, weil ich meine berufliche Zukunft aktiv gestalten will und mir nach wie vor nicht sicher bin, ob der Lehrerberuf wirklich mein berufliches Zuhause ist.
Hierzu die Darlegung meines Werdegangs:
Ich habe 2004 mit dem Lehramtsstudium "Lehramt für Sekundarstufe 1 und Primarstufe" (Abkürzung LS1P) mit den Fächern Musik und Deutsch begonnen.
Meinen Abschluss erwarb ich im März 2015 und rutschte noch zum Sommer 2015 als LAA (Lehramtsanwärter) in Berlin in die Ausbildung für ISS/Gymnasium hinein, was ich von Anfang an nicht wollte (Mein Interesse oder Prägung durch das Studium und als PKB-Kraft im schulischen Kontext galt immer eher der Unterstufe). Da mein erstes Kind aber Ende Oktober 2015 geboren wurde, begann ich aktiv mit diesem Referendariat Ende August 2016 nach meiner Elternzeit. Es war mir als Mama sehr wichtig, dass ich mein Kind lange genug stillen und pflegen kann, bis ich mich selbst in der Lage sehe, mich von meinem Kind "ablösen" zu wollen.
In meiner zugegebenermaßen langen offiziellen Studienzeit habe ich zumindest fast 5 Jahre lang freiberuflich in einem Stundenumfang zwischen 5-40 Stunden wöchentlicher Unterrichtszeit (ohne Einberechnung der Wege zu Arbeitsstätten) in zwei staatlichen Musikschulen, privat und einem Verein gearbeitet. Meine pädagogischen Einsatzgebiete waren Gitarrenlehrerin für Schulkooperationsprojekte, Lehrerin für klassische Gitarre, Babysitting und mit besonderer Hingabe widmete ich mich auch der Musikalischen Früherziehung. In diesen Jahren habe ich unheimlich viel gelernt, konnte individuell auf Lernende oder zu Erziehende jeden Alters eingehen, mich selbst auch gut als Lernende begreifen, die sich mit verschiedensten Menschen, auch Kollegen, gemeinsam auf einen Weg begibt. Dieses freie Arbeiten lag mir sehr, aber das Geld, das ich letztlich zum Leben übrig hatte, stand in keinem Verhältnis zu dem enormen Aufwand, den ich für diese ganzen Tätigkeiten betrieben hatte. Und jetzt habe ich eine Familie und wir wollen eigentlich gerne 4 eigene, gemeinsame Kinder haben (aber wenigstens zwei).
Ich selbst fühle mich mit Leib und Seele den beiden Fächern verpflichtet, die ich im Lehramt studiert habe, aber ich muss nicht selbst unbedingt musikalisch oder germanistisch/literarisch/sprachlich tätig werden oder empfinde auch nicht so etwas wie Zwang, meine Fächer unterrichten zu MÜSSEN, um dies zu genießen oder meinen individuellen Zugang dazu zu haben. Sicherlich schreibe ich auch schon jahrelang an einem Kinderbuch, habe über 50 Gedicht(sschnipsel) auf dem Computer und habe immer gern aktiv musiziert, vor allem als Gitarristin und als Sängerin in verschiedenen Ensemblen, habe da auch viele kreative Ideen, die ich nicht unbedingt pflege und archiviere wie bei meiner Herumschreiberei...genug der Bauchpinselei!
Jedenfalls habe ich mich aus diversen Gründen aus dem Referendariat für ISS/Gymnasium entlassen lassen, weil es mir immer und immer schlechter ging und überlege nun, wie eine professionelle (Um-)Orientierung bei mir aussehen könnte und vielleicht entsteht hier das eine oder andere anregende Gespräch darüber. Bisher habe ich folgende berufliche Varianten für mich entwickelt:
1. Ich will mich in anderen Bundesländern als LAA für das Grundschullehramt bewerben
2. Umorientierung zur staatlich anerkannten Erzieherin
3. theoretische Arbeit im Bereich Forschung im pädagogischen Bereich
4. in schulischen Aninstitutionen bzw in schulischer "Ersatzfunktion" arbeiten (z.B. als Schulsekretärin o.Ä.)
5. Überbrückungszeiten als PKB gestalten
Des Weiteren ist zu berücksichtigen, dass wir als Familie jetzt auch nach Sachsen ziehen werden, weil mein Partner als Mathematiker dort eine befristete Stelle bekommt...ich würde es sehr begrüßen, wenn er eher früher als später auf seine Promotion hinarbeitet, da wir wie gesagt noch mindestens ein gemeinsames Kind haben wollen.
Des Weiteren sind mir mehrere Dinge klar geworden in dem kurzen Zeitabschnitt, in dem ich Schulalltag an einem Berliner Gymnasium miterleben durfte:
1. Deutschlehrer am Gymnasium sein heißt wohl, während der Schulzeit nur am Rotieren sein, um den gesetzlichen Vorgaben gerecht zu werden in Anzahl von zu schreibenden Aufsätzen in Sek. 1 und in Sek. 2 hat man ja wohl auch irgendwie keine inhaltlichen Freiheiten - find ich total daneben....
2. Musiklehrer am Gymnasium sein heißt wohl, einerseits in der Kursphase fachlich intensiv Unterricht machen, damit die Schüler ne inhaltlich fundierte Klausur zu einem gesetzten Thema verfassen können bei gleichzeitiger hoher Stundenausfallquote und dem "Druck", Musik auch praktisch zu erfahren und auszuüben...
3. In meinem bisherigen Leben hatte ich den Eindruck gewonnen, dass ich mich beruflich nicht mehr tot machen machen (lassen) will als nötig. Ich möchte für meine Familie da sein.
Wie seht ihr das?