Wieder mal stehen die Lehrer unter Druck

  • http://www.mz-web.de/wittenber…-toilette-gehen--25296468


    Wieder einmal zeigt sich, wie sehr wir als Lehrer unter Druck und Beschuss durch die Justiz stehen:


    Eine 15-jährige Schülerin beleidigt verbal andere Mitschüler und Lehrer und eine Strafe auf einer Klassenkonferenz. Am nächsten Tag lässt sie eine Lehrerin während der Unterrichtszeit nicht aufs Klo gehen. (Wahrscheinlich wollte hier die Lehrerin mal konsequent bleiben und sich nicht alles von der Schülerin gefallen lassen.) Und schon rennt die Mutter zur Polizei und gegen die Lehrerin wird ermittelt. Eine oberkluge Anwältin hat auch gleich mal fünf Straftatbestände herausgefunden. Super!!! Ich bin mal gespannt, ob die Zeitung dann auch so umfangreich über das Ergebnis der Ermittlungen berichten wird.


    Aber was ist jetzt die Schlussfolgerungen für mich: freche Schüler dürfen sich alles erlauben und wenn ich als Lehrerin mal die Grenzen zeige, und nicht alles durchgehen lassen werde, dann werden polizeiliche Ermittlungen gegen mich angestellt.

  • Machen lassen... Leistung entsprechend quittieren... nicht mehr dein Problem.
    Genau darauf läuft es doch hinaus. Vielleicht sollte man das mal ansprechen.
    Anarchie rulez :)
    Offensichtlich soll der Karren vor die Wand fahren.

  • "Massive Menschenrechtsverletzung und Folter" - wie es im Text heißt, finde ich nun auch lächerlich und maßlos überzogen. Aber ... warum man SchülerInnen versucht zu maßregeln, indem man sie nicht aufs Klo gehen lässt, das hat sich mir wahrlich noch nie erschlossen. Es gibt gefühlte 1000 andere Wege mit Nervensägen und Rotzlöffeln umzugehen, ich würd's niemals drauf ankommen lassen, dass sich dann eben doch einer in die Hosen macht. Ist aber jetzt einfach nur meine persönliche Meinung dazu.


  • Was soll die Aufregung denn? Die Schlussfolgerung mag zum Provozieren geeignet sein, ist aber schlicht falsch. Uns Lehrkräften stehen mehr als genug Möglichkeiten zum konsequenten Umgang mit "frechen" Schülern zur Verfügung. Neben den in den entsprechenden Schulgesetzen konkret festgeschriebenen Erziehungsmitteln und Ordnungsmaßnahmen, darf sich durchaus auch juristisch zur Wehr gesetzt werden. Was aber NICHT geht, ist das Reagieren über eigene Straftaten. Es sollte jeder Lehrkraft sofort klar sein, dass ich verbal übergriffige Schüler nicht zusammenschlagen darf. Was viele offensichtlich nicht wissen, ist dass ein Verbot des Toilettenganges durchaus die Straftatbestände der Nötigung und der Körperverletzung erfüllen kann. Es handelt sich einfach um eine sehr ungeschickte Reaktion der Lehrkraft. Insbesondere, da die Klassenkonferenz bereits die entsprechenden Konsequenzen verhängt hat (hier der Schulausschluss). Eine weitere Bestrafung seitens einer Lehrkraft ist damit nicht zielführend, unabhängig von der Unzulässigkeit der konkreten Maßnahme.

  • Man kann den Schülern auch einfach am Anfang des Schuljahrs sagen, dass sie in den Pausen auf Toilette gehen sollen und dass man die Eltern informiert, wenn sie gehäuft während der Stunde trotzdem müssen, damit sie mit dem Kind mal zum Arzt gehen können um abzuklären ob da medizinisch alles in Ordnung ist. Danach schildert man noch etwas plastisch das Vorgehen bei einer Blasenspiegelung. Ich kann mich nicht erinnern, dass irgendwer danach noch nach der Toilette gefragt hat, wenn es nicht echt dringend war. Und wenn jemand muss, dann werde ich ihn sicher nicht dran hindern, in dem Punkt hat die Anwältin nämlich Recht: Das geht gar nicht.

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Das Problem ist leider, dass der Klogang während des Unterrichts oft genug nur ein Mittel ist, um sich dem Unterricht zu entziehen, etwas zu chillen oder sein Handy zu nutzen.
    Sieht man schön am Tempo mit dem Schüler zum Klo schlendern oder auch daran wie die Klogangquote dramatisch sinkt, wenn vorher das Handy abgegeben werden muss.


    Was ich allerdings von dieser Anwältin wirklich gerne mal wüßte, ist was sie gesagt hätte, wenn man eine Aufpasserin mitgeschickt hätte und wer das hätte sein sollen. ;)

  • Ok, das sehen wohl manche anders, aber wenn bei mir ein Schüler sagt, dass er aufs Klo muss, dann geht er auch aufs Klo, egal, wie er sich sonst so verhält. Ich halte gar nichts davon, das zu verbieten, im Gegenteil, ich handhabe das sehr locker.
    Natürlich können im Bericht hier Infos fehlen (ich würde auch die Schüler dann nicht mehr so einfach aufs Klo lassen, wenn sie ewig weg wären, pro Stunde mehrfach rennen wollten oder ich die Uhr nach ihrem Blasenzustand stellen könnte ... es ist 11.35 und Schüler X muss aufs Klo - wie immer ... nur merkwürdigerweise hatte ich solche Probleme in fast 20 Jahren Unterricht noch nie).
    Dass die "Anklagepunkte" schon etwas übertrieben wirken, stimmt allerdings auch. Obwohl ich es anders handhabe, kann ich auch verstehen, wenn man sich auf den Standpunkt stellt: Die Schüler gehen beim Stundenwechsel und ein gesunder Schüler sollte 40 Minuten ohne Toilette aushalten.

  • Mir ist das offen gesagt auch noch nie vorgekommen, dass immer wieder die selben Leute aufs Klo gehen und ständig der Unterricht gestört wird. Aber ich weiß auch noch, wie das als Schüler war. Man musste in der Pause vlt. wirklich noch nicht, muss auf einmal mitten in der Stunde und es dauert noch 20min bis zum Klingeln. Klar kann man das als gesunder Schüler aushalten ohne sich einzupinkeln...aber an konzentrieren war dann teilweise nicht mehr zu denken. Dann lieber kurz auf Toilette gehen und danach geht es wieder super. Vorher das Handy auf den Tisch legen lassen, mache ich allerdings auch ;)

  • Wieso war sie überhaupt in der Schule, wenn sie doch schon Schulausschluss hatte?


    Okay, wir waren alle nicht dabei. Wer aber schwierige Schüler beschulen muss, kann sich lebhaft vorstellen, wie die Szene ablief:
    Schülerin provoziert zum wiederholten Male und pöbelt dann auch noch alle Beteiligten an, weil sie natürlich sofort und ganz dringend aufs Klo muss. Die Lehrerin sagt: nö, jetzt wartest du bist zur Pause, du bist keine 7 mehr.


    Dass besagte Schülerin sich nicht traut, zu sagen, dass sie aber dringend muss oder einfach geht, wage ich stark zu bezweifeln. Dass ihre Lehrerin sie festgehalten hat, ebenfalls. Ohne Genaueres zu wissen, kann man natürlich nur spekulieren. Generell gilt: Eltern von schwierigen Schülern sind schnell bereit, einen Anwalt wegen irgendeinem Käse zu bemühen, um von den eigenen Problemen und den Verhaltensstörungen des eigenen Kindes abzulenken. Je mehr Eltern von schwierigen Kindern gegen die Schule kämpfen, desto schwieriger werden auch ihre Kinder.

    • Offizieller Beitrag

    Mal von der Tatsache ab, dass ich auch jeden auf's Klo gehen lasse, weil das eben nicht das Mittel der Wahl ist, hatten wir mal ne Zeit, wo die Lehrerinnentoilette saniert wurde und ich halt auf die Schülerinnentoilette musste. Und während ich da so des Öfteren saß, bekam ich einen ganz guten Einblick darin, dass diese Toilette für so ziemlich alles genutzt wird, nur echte Toilettengänge sind selten. ;)
    Ich habe ein paar interessante Unterhaltungen über Jungs mitbekommen, Schminkhacks, Spicker gefunden, einen Streit unterbunden, eines der verschwundenen dictionaries eingesammelt und diverses anderes Interessantes erlebt - auf jeden Fall immer betretenes Schweigen und einmal sogar Gekreisch, als ich aus der Kabine kam. Glaubt mir, da pinkelt kaum eine... :D


    edit: und der immense Toilettenpapierschwund hat überwiegend etwas mit makeup zu tun, nicht mit Ausscheidungen.
    edit 2: größter Mangel der Schülertoilette: schlechtes Netz!

  • Das Problem ist leider, dass der Klogang während des Unterrichts oft genug nur ein Mittel ist, um sich dem Unterricht zu entziehen, etwas zu chillen oder sein Handy zu nutzen.

    Ich kann das schon nachvollziehen. Kennt ihr das nicht aus manchen Veranstaltungen oder Fortbildungen, dass der vorgetäuschte Toilettengang die letzte Rettung vor dem Versinken im Wachkoma ist? Isjanu nicht so, dass in Deutschland nur topspannende und mitreißende Unterrichtsstunden gehalten würden, oder?


    Und den Klogang zu verbieten, um einmal Konsequenz zu zeigen (-->marie74) oder missliebige Schüler durch schlechte Noten von der Schule zu bekommen (-->Annie111) finde ich jetzt auch eher schwarze Pädagogik...

  • Das Problem ist leider, dass der Klogang während des Unterrichts oft genug nur ein Mittel ist, um sich dem Unterricht zu entziehen, etwas zu chillen oder sein Handy zu nutzen.

    Wenns nur das wäre.


    Bei uns ist der Klogang während des Unterrichts oft genug nur ein Mittel, die Toiletten, Böden und Kabineninnenwände mit Fäkalien zu verzieren, mit der Spritzpistole haarscharf seinen Namen auf den Boden zu sprühen um dann empört und aufgeregt zum nächsten Lehrer zu rennen "ES STIIIIIINKT WIEDER AUFM KLOOOO!".


    Wenn sich die Reinigungskräfte weigern, dermaßen Schweinereien sauber zu machen, sich sowas aber seltsamerweise in Grenzen halten lässt, wenn man den Toilettengang auf die Pause beschränkt, verstehe ich den Terz nicht. Ansonsten sollen sie uns gerne die DNA-Untersuchungen bezahlen um die zusätzlichen Reinigungskräfte unter den SuS zu identifizieren.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Ich kann das schon nachvollziehen. Kennt ihr das nicht aus manchen Veranstaltungen oder Fortbildungen, dass der vorgetäuschte Toilettengang die letzte Rettung vor dem Versinken im Wachkoma ist? Isjanu nicht so, dass in Deutschland nur topspannende und mitreißende Unterrichtsstunden gehalten würden, oder?

    Mhm, genau. Da gings bestimmt um Langeweile im Unterricht, deswegen hat die Schülerin auch wegen Bedrohung, verbalaggressiver Übergriffe, häufigen Zuspätkommens und Störens im Unterricht Schulausschluss bekommen. Wenns ihr halt immer zu langweilig war, da kann das passieren.


    Das Kloverbot war natürlich keine Strafe für sonstiges Fehlverhalten, sondern weil es der (sprichwörtlich schön passende) Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Und wer jemals in solchen Ätzklassen gestanden hat, in denen einem die Schüler das Leben zur Hölle machen, der versteht auch, warum einem mal der Kragen platzt und man undurchdacht eben sowas sagt, wie die oben Zitierte.


    Bei uns klingelts übrigens aller 45 min. Blasenvergrößerung? wenn man in Minute 0 noch nicht musste? hmm, bin kein Mediziner, aber ich halts fast für ein kleines bisschen- Schwachsinn.

    • Offizieller Beitrag

    In solchen Prozessen geht es ja auch weniger um die tatsächlichen Folgen der Tat sondern darum, ein strafbares Fehlverhalten regelrecht zu konstruieren und diesen Akt zu zelebrieren. Liest man sich mal den Duktus der "Expertin", die in der Zeitung zitiert wird, durch, dann dürfte sie schon mehrmal psychische Traumata durch verweigerte Klogänge erlitten haben - und das anscheinend ohne anschließende Therapie...

  • Das Kloverbot war natürlich keine Strafe für sonstiges Fehlverhalten, sondern weil es der (sprichwörtlich schön passende) Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Und wer jemals in solchen Ätzklassen gestanden hat, in denen einem die Schüler das Leben zur Hölle machen, der versteht auch, warum einem mal der Kragen platzt und man undurchdacht eben sowas sagt, wie die oben Zitierte.

    Klar kann man das verstehen und ich denke, alle von uns kennen Situationen, in denen man innerlich brodelt. Dennoch gehört es zur Professionalität als Lehrperson, diesem innerlichen Impuls nicht nachzugeben, sondern sich rechtskonform zu verhalten. Und wenn man dem doch mal nachgibt, muss man, genau wie seine Schüler bei Regelverstößen auch, die möglichen Konsequenzen tragen. Dass die Vorwürfe gegen die Lehrkraft im beschriebenen Fall deutlich über das Ziel hinausschießen, sehe ich auch so. Aber genau das werden wahrscheinlich die Ermittlungen ergeben, wenn sie denn nicht eh eingestellt werden.

  • hatten wir mal ne Zeit, wo die Lehrerinnentoilette saniert wurde und ich halt auf die Schülerinnentoilette musste. Und während ich da so des Öfteren saß, bekam ich einen ganz guten Einblick darin, dass diese Toilette für so ziemlich alles genutzt wird, nur echte Toilettengänge sind selten.


    Hmm ... Wir haben gar keine Lehrer-Toiletten. Wenn ich so aufm Klo sitze wird links und rechts neben mir zu allermeist wahrhaftig einfach nur gepinkelt. Geschminkt wird sich am Waschbecken und manchmal wird da auch Poppcorn verspeist. Ich hab offenbar echt seltsame SchülerInnen.

    Einmal editiert, zuletzt von TequilaSunrise ()

  • Nee, bei uns ist auf dem Klo auch meist nur großes oder kleines Geschäft, kein Schminken, small-talk oder sowas (dafür ist es zu kalt dort und stinkt zu sehr).

    • Offizieller Beitrag

    Wenn sich die Reinigungskräfte weigern, dermaßen Schweinereien sauber zu machen, sich sowas aber seltsamerweise in Grenzen halten lässt, wenn man den Toilettengang auf die Pause beschränkt, verstehe ich den Terz nicht. Ansonsten sollen sie uns gerne die DNA-Untersuchungen bezahlen um die zusätzlichen Reinigungskräfte unter den SuS zu identifizieren.

    die Androhung, Überwachungskameras auf den Toiletten zu intsallieren, wirkt da Wunder!

Werbung