Tipps für Klassenlehrer

  • Hallo ihr Lieben,


    ich würde mich über Tipps von erfahrern Lehrern freuen, die die erste eigene Klasse betreffen. Was würdet ihr heute anders machen als damals? Was sollte man sich sagen, um motivert zu bleiben. Was kann man tun, um nicht in Arbeit zu "ertrinken". Danke! ich freue mich über eure Rezepte, um den tägliche Wahnsinn im Klassenzimmer zu überleben :D

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr Lieben,


    ich würde mich über Tipps von erfahrern Lehrern freuen, die die erste eigene Klasse betreffen. Was würdet ihr heute anders machen als damals? Was sollte man sich sagen, um motivert zu bleiben. Was kann man tun, um nicht in Arbeit zu "ertrinken". Danke! ich freue mich über eure Rezepte, um den tägliche Wahnsinn im Klassenzimmer zu überleben :D

    Den Eltern nicht sagen, dass es die erste Klassenleitung ist. Niemalsnicht. Ganz böser Fehler.
    Je nachdem, wie Elternsprechtage bei euch geregelt sind (bei uns sind sie jeden Monat und man entscheidet selber, wen man wie lange einlädt): Gesprächstermine 20 Minuten (es sei denn Problemgespräch) und eine Liste mit Uhrzeiten draußen an der Tür anhängen. Rechtzeitig auf das nahende Ende des Gespräches hinweisen. (Ich habe irgendwie eine Ausstrahlung, die mich schnell in die Rolle der Seelsorgerin bringt.)
    Alles andere habe ich nicht als so problematisch in Erinnerung. Wenn du deine konkreten Probleme beschreibst, könnte man dir vielleicht noch konkretere Tipps geben.

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

  • Ich habe eine 7. Klasse übernommen, sie vermissen ihre alte Klassenlehrerin, merken, dass ich ganz neu bin und wissen auch, dass es meine erste eigene Klasse ist leider. Auch die Eltern. Vielleicht sind deswegen alle so skeptisch. Ich habe das Gefühl, nie alles optimal zu machen. Manchmal fühle ich mich von allen Seiten in die Zange genommen. Die SuS sind manchmal motzig, die Eltern teilweise unverschämt und einige Kollegen leider auch nicht so kollegial. Ich frage mich, nur wie ich alle Aufgaben bewältigen soll. Habe Deutsch und Geschichte als Fächer, eine I-Klasse als erste eigene Klasse, insgesamt 4 Deutschklassen und fast nur Jahrgang 7 und 8. Ich bin immer total erschöpft nach der Schule und auch oft unzufrieden. Ich muss mir den Respekt sehr hart erarbeiten, weil ich sehr klein, jung und zierlich bin. Ich merke oft, dass mir die Erfahrung fehlt und ich aus dem Bauch heraus entscheiden muss, weil es schnell gehen muss. Dann sanktioniere ich teilweise nicht ganz gerecht, weil ich nicht jeden Störenfried ausmachen konnte. Ich stehe seit März 2015 das erste mal vor Klassen und habe meine Prüfung auch erst im Mai gemacht. Ich fühle mich oft unzureichend vorbereitet und auch allein gelassen. Vielleicht versteht ihr ja, was ich meine. Gerade am Anfang muss man oft sehr viel Mut für alles haben was Arbeit mit Eltern, Kollegen, Kindern etc. betrifft.

  • Hallo,
    ich finde die folgenden Punkte spontan ganz wichtig:


    • gute Buchführung, d.h. Listen etc. immer griffbereit, Zettelchaos so weit wie möglich vermeiden durch Mitteilungen per Email an die Eltern, notwendige Zettel einscannen oder abfotografieren etc.
    • wenn man was einsammeln muss (das scheint mir die Hauptaufgabe des KL zu sein...): immer alphabetisch, nicht die SuS einfach ihre Zettel hinwerfen lassen
    • Klassenkalender führen mit Geburtstagen, Klausurterminen, Unternehmungen etc.; im Klassenraum aufhängen oder im Intranet, wenn's denn ein funktionierendes gibt
    • ganz schnell Namen lernen und eine erste gemeinsame Sache unternehmen, z.B. Kletterpark, Sport, Führung im Museum etc.
    • Eltern regelmäßig informieren (die Mittelstufenklassen, die ich als KL hatte, haben alle paar Wochen einen "Newsletter" geschrieben, in dem die Eltern über Aktuelles per Email informiert wurden, da hab ich dann auch noch ein paar Infos untergebracht)
    • die Eltern immer mit ins Boot holen bei Unternehmungen, Stress mit der Klasse, Vereinbarungen etc.; es gibt in jeder Klasse erfahrungsgemäß ein paar engagierte, interessierte Eltern, mit denen man gut zusammenarbeiten kann
    • bei Elternsprechtagen die Termine über Doodle o.ä. verteilen und ziemlich eng takten; dann aber dementsprechend die Gesprächsführung auch so vorstrukturieren, dass in der Zeit alles abgearbeitet werden kann; Zettel an die Tür mit Terminen, um klare Verhältnisse zu schaffen....
    • den Schülern auch klar machen, dass sie sich bei einem Problem immer zuerst einmal selbst an den betreffenden LEhrer wenden und nicht gleich mit Mama und Papa zum Klassenlehrer bzw. zum Schulleiter rennen sollen
    • delegieren; wenn es z.B. Probleme mit Absentismus etc. geht, die nur durch den KL schwer lösbar sind >> Beratungslehrer und Abteilungsleiter einschalten
    • Schüler können je nach Alter SEHR viel selbst organisieren (10. Klassen können fast die ganze Abschlussfahrt alleine planen) und machen das eigentlich meistens auch gerne

    Viele Grüße und viel Erfolg

  • Hallo lorilulo, ich habe Deine Antwort oben erst gesehen, als ich meine schon abgeschickt hatte. In dem Fall würde ich auf jeden Fall um Unterstützung von seiten der Schulleitung bitten; evtl. kann man Dir eine/n erfahrene/n Kollegen/in zur Seite stellen , der ein bißchen was übernimmt. Darum habe ich am Anfang auch gebeten, und meine Klassen waren von der Zusammensetzung her nicht so anstrengend wie das, was Du oben beschreibst.

  • Freundlich bleiben, auch wenn die Eltern unverschämt werden. Aber den eigenen Standpunkt erklären.
    Schreib zu jedem Gespräch ein kurzes Ergebnisprotokoll.
    Beginne jedes Gespräch mit einem positiven Feedback zum Kind und gestalte das Gespräch nicht defizitorientiert. Zeige, dass Du helfen möchtest, dass Du Dich sorgst. Biete Unterstützung an und bleib dabei realistisch.


    Führe die Schülerakten sorgfältig. Dokumentiere Vorfälle genau.


    Arbeite transparent. Die Eltern wissen gerne, was gerade gemacht wird, wie sich ihre Kinder auf Klassenarbeiten vorbereiten können (Kompetenzlisten; Übungsmaterial) und was sonst noch ansteht. Am besten haben alle Schüler ein Heft, in dem sie alle wichtigen Termine, Hausaufgaben, Mitteilungen, Erhalt von Elternbriefen dokumentieren. Lass die Eltern die Einträge einmal in der Woche abzeichnen.


    Sei informiert und informiere die Schüler und Eltern rechtzeitig. Achte auf Fristen und beginne rechtzeitig mit Einsammelaktionen o.ä. Das erspart viel Stress. Organisiere Dich gut, damit Du den Überblick behälst.


    Sei gerade am Anfang sehr genau und kümmere Dich etwas mehr um die Klasse. Bestehe auf die Einhaltung der Klassenregeln und sanktioniere Übertretungen umgehend, aber maß- und sinnvoll.


    Sei präsent. Du hast die letzte Stunde in einer anderen Klasse? Geh trotzdem am Klassenzimmer Deiner Klasse vorbei und schau nach dem Rechten: Machen die Schüler ihren Ordnungsdienst? Haben alle Schüler die Stühle hochgestellt? Erinnere am nächten Tag die Nachlässigen daran. Das zeigt ihnen, dass Du Dich kümmerst, aber auch, dass Du wahrnimmst, was sie tun.


    Lass Dir bei Konfliken von den Schülern aufschreiben, was passiert ist. Dann kannst Du in Ruhe entscheiden, wie Du vorgehst.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Ich bin in einer ähnlichen Situation, lorilulo. Ich habe eine 8. Klasse übernommen und auch Bammel, die "großen Schuhe" meiner Vorgängerin nicht richtig füllen zu können, zumal eine Mittelstufenklasse ja nicht immer ganz pflegeleicht sein muss. Aber sich Sorgen nutzt nichts, ich mache alles so gut ich kann, und was nicht klappt, das lerne ich dann eben. Meinen Schülern sage ich doch auch immer, dass Fehler zum Lernprozess dazugehören, und dass man am Anfang nicht immer alles perfekt beherrscht! Also erlaube ich auch mir selbst Fehler. Um aber dennoch so gut es geht zu arbeiten habe ich 2 Klassenlehrer anderer achter Klassen gebeten, mich auf dem Laufenden zu halten: Worum muss ich mich kümmern? Welche Termine stehen an? Welche Unterschriften muss ich einsammeln? Klappt bisher ganz gut (z.B. Ansage vom Anfang dieser Woche: "Lass von den Hauptfachlehrern vor den Ferien unbedingt noch die Klassenarbeitsnoten eintragen, sonst rennst du dich im Januar dumm und dusselig!").

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • wenn man was einsammeln muss (das scheint mir die Hauptaufgabe des KL zu sein...): immer alphabetisch, nicht die SuS einfach ihre Zettel hinwerfen lassen

    Ich habe meiner Klasse angewöhnt, sich wie in der Reihenfolge im Klassenbuch anzustellen, wenn sie etwas abgeben müssen oder ich irgendwelche Unterschriften sehen muss. Damit kann ich dann schneller meine Namenslisten abhaken.


    Das mache ich auch in den Klassen in denen ich Fachlehrer bin und die Unterschrift unter LKs und KAs kontrollieren muss.

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