Lehramt an Realschulen oder Gymnasium ?

  • Hallo, ich studiere im 1. Semester Wirtschaftsmathe, werde aber im nächsten Wintersemester zu Lehramt wechseln. Jetzt stelle ich mir diese Frage. Teilweise würde ich Module im gymnasialen Lehramt angerechnet bekommen falls bestanden . Für das Lehramt an Realschulen leider nicht. Mich interessiert das pädagogische sehr, also auch eine Aufgabe außerhalb meiner Fächer zu haben und Schülern bei Problemen zu helfen. An der Oberstufe stört mich auch der hohe Druck der auf den Schülern lastet und das die Schlechten einfach so fallengelassen werden. Früher dachten auch alle aus mir wird nichts und jetzt hab ich ein 1,6er Abi. Dann ist da noch der Konkurrenzkampf wie ich finde in der Sek2 . ..Jeder ist nur drauf aus der Beste zu sein. Auf der anderen Seite liebe ich den Oberstufenstoff und hätte schon Lust diesen zu vermitteln, anstatt im Mittelstufenstoff festzuhängen . Mich würde einfach mal die Meinung von Sek1/2 Lehrern interessieren , wie ihr die Sache so seht...


    LG Biene12

  • Inwiefern die Schlechten fallen gelassen werden, hängt auch viel von dir als Lehrer und auch von der Schule ab, das ist jetzt nicht per se so - auch wenn natürlich unser gegliedertes Schulsystem darauf ausgerichtet ist, einfach "nach unten" abzugeben und es definitiv Gymnasien gibt, die sich es da leicht machen. Wobei ich auch schon mehrfach einen Schulformwechsel empfohlen haben, nicht, weil ich der Meinung war, das Kind schafft es auf gar keinen Fall, sondern weil ich sah, es schafft es jetzt nicht, es ackert und ackert und kommt auf keinen grünen Zweig und ich habe mir Sorgen um das Selbstwertgefühl des Kindes gemacht. So einschneidend ein Schulwechsel auch ist, vielleicht ist es besser, wenn es dann endlich mal wieder Erfolgserlebnisse hat?


    Sprich: Du kannst da schon einiges selber gestalten und eben anders handhaben. Auch am Gymnasium wird pädagogisch gearbeitet. Was bei uns - dank Abstiegsangst der Mittelklasse - teilweise abgeht, wie die Schüler tatsächlich unter dem (vermeintlichen und echten) Druck leiden, das Gefühl, ohne 1er Abi ja gar nichts hinkriegen zu können... auch die brauchen jemanden, der ihnen zuhört. I.d.R. sind unsere Schüler aber etwas distanzierter. Kinder sogenannter bildungsferner Schichten sind häufig "distanzloser" dir gegenüber, d.h. sie öffnen sich schneller als unsere Kinder, die wir hier so haben. Sind zumindest bislang meine Erfahrungen und die einiger Kollegen, die auch durchaus Schulformen und Einzugsgebiete gewechselt haben.

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Mal so als Anmerkung: Mache das Studium für Gymnasiallehramt und geh dann eine eine berufliche Schule. Da hast du genau das, was du willst. :)

    Naja, den "Sozialarbeiteraspekt" inklusive "alle MÜSSEN da irgendwie durch", das hat er. Oberstufenstoff dann doch wieder nur am BGym, inklusive aller genannten unerwünschten Nebenwirkungen, ansonsten maximal noch bei Technikerklassen o.Ä.


    Oder unterrichtest Du im Ernst in der normalen Berufsschule auf Oberstufenniveau? Grad bei Mathe hängen meine Jungs eher so in Klasse 6-7 fest.


    Gruß,
    DpB

  • Naja, den "Sozialarbeiteraspekt" inklusive "alle MÜSSEN da irgendwie durch", das hat er. Oberstufenstoff dann doch wieder nur am BGym, inklusive aller genannten unerwünschten Nebenwirkungen, ansonsten maximal noch bei Technikerklassen o.Ä.
    Oder unterrichtest Du im Ernst in der normalen Berufsschule auf Oberstufenniveau? Grad bei Mathe hängen meine Jungs eher so in Klasse 6-7 fest.


    Gruß,
    DpB

    ????


    Natürlich unterrichte ich meine Oberstufenklassen in Mathematik auf einem entsprechenden Niveau! Sie müssen im Endeffekt alle das Abi bestehen! Mit Stoff der 6. und 7. Klasse werden sie das kaum bestehen...

  • ????
    Natürlich unterrichte ich meine Oberstufenklassen in Mathematik auf einem entsprechenden Niveau! Sie müssen im Endeffekt alle das Abi bestehen! Mit Stoff der 6. und 7. Klasse werden sie das kaum bestehen...

    Ich glaube, ich versteh Dich völlig falsch, allerdings immer noch :)


    Ich lese das so: Berufliche Schule heißt doch zunächst mal primär Berufsschule, und da sind wir weit von Oberstufenniveau entfernt (zumindest ich Wie geschrieben, mathematisch etwa 6. un 7. Klasse).
    Auf einem beruflichen Gymnasium wiederum hat er/sie eben auch genau die negativen Aspekte wie an jedem anderen Gymnasium auch (Druck, etc...). Oder meinst Du mit "berufliche Schule" etwas völlig anderes als ich? Wär ja nicht das erste mal, dass es wegen der Ländersüppchen bei sowas zu Missverständnissen kommt.


    Gruß,
    DpB

  • Hallo, ich studiere im 1. Semester Wirtschaftsmathe, werde aber im nächsten Wintersemester zu Lehramt wechseln. Jetzt stelle ich mir diese Frage. Teilweise würde ich Module im gymnasialen Lehramt angerechnet bekommen falls bestanden . Für das Lehramt an Realschulen leider nicht. Mich interessiert das pädagogische sehr, also auch eine Aufgabe außerhalb meiner Fächer zu haben und Schülern bei Problemen zu helfen. An der Oberstufe stört mich auch der hohe Druck der auf den Schülern lastet und das die Schlechten einfach so fallengelassen werden. Früher dachten auch alle aus mir wird nichts und jetzt hab ich ein 1,6er Abi. Dann ist da noch der Konkurrenzkampf wie ich finde in der Sek2 . ..Jeder ist nur drauf aus der Beste zu sein. Auf der anderen Seite liebe ich den Oberstufenstoff und hätte schon Lust diesen zu vermitteln, anstatt im Mittelstufenstoff festzuhängen . Mich würde einfach mal die Meinung von Sek1/2 Lehrern interessieren , wie ihr die Sache so seht...


    LG Biene12

    Sek 2 ist mir lieber als Sek 1. Der Stoff kann auf einem vernünftigen Niveau unterrichtet werden.


    Und warum soll kein Druck herrschen? Viele junge Menschen beginnen schon früher mit Ausbildungen und leben tagein tagaus mit dem Druck der in der Arbeitswelt herrscht.
    Packe deine Schüler nicht in Watte, sondern zeige ihnen was im realen Leben auf sie zukommt. Konkurtenz und Leistung sind nun einmal Realität.


    Die Entscheidung ob du nun Realschul- oder Gymnasiallehramt studierst, kann dir keiner abnehmen. Das Finanzielle solltest du auch berücksichtigen.

  • Ich glaube, ich versteh Dich völlig falsch, allerdings immer noch :)
    Ich lese das so: Berufliche Schule heißt doch zunächst mal primär Berufsschule, und da sind wir weit von Oberstufenniveau entfernt (zumindest ich Wie geschrieben, mathematisch etwa 6. un 7. Klasse).
    Auf einem beruflichen Gymnasium wiederum hat er/sie eben auch genau die negativen Aspekte wie an jedem anderen Gymnasium auch (Druck, etc...). Oder meinst Du mit "berufliche Schule" etwas völlig anderes als ich? Wär ja nicht das erste mal, dass es wegen der Ländersüppchen bei sowas zu Missverständnissen kommt.


    Gruß,
    DpB

    Berufliche Schulen vereinen Voll- und Teilzeitschularten, wobei die Teilzeitschule ("Berufsschule") in der Regel den kleineren Teil ausmacht. Die Berufsschule wird zur Mittelstufe gezählt. Die Vollzeitschulen jedoch, bestehen hauptsächlich aus Oberstufe. Für das berufliche Gymnasium (Wirtschaftsgymnasium, technisches Gymnasium, etc.), sowie die Berufsoberschule (Wirtschaftsoberschule, etc.) und das Berufskolleg benötigt man einen Mittleren Bildungsabschluss. Sie führen zur allgemeinen Hochschulreife, zur fachgebundenen Hochschulreife bzw. zur Fachhochschulreife. Mittelstufe gibt es auch. Berufsfachschule und Berufsaufbauschule sowie berufsvorbereitende Angebote, die laufend den Namen wechseln. Früher hießen die BVJ und BEJ heute glaube ich VAB oder VABO... ;)


    An der klassischen Berufsschule gibt es in der Regel explizit gar kein Mathe. Das Mathe, das gebraucht wird, wird in den berufsbezogenen Fächern unterrichtet. Zumindest bei uns. Und da muss ich sagen, ist das alles andere als Unterstufen-Niveau. Zumindest bei Kostenrechnung steckt schon einiges an Mathe dahinter und das ist spätestens im dritten Ausbildungsjahr Thema.


    An den Gymnasien bei uns merke ich nicht so viel von dem Druck. Natürlich gibt es vereinzelt Schüler, die diese und jene Note brauchen, weil es für ihr Studienfach einen NC gibt. Den allermeisten geht es aber nur um die Hochschulzugangsberechtigung und nicht um eine bestimmte Note.

  • An den Gymnasien bei uns merke ich nicht so viel von dem Druck. Natürlich gibt es vereinzelt Schüler, die diese und jene Note brauchen, weil es für ihr Studienfach einen NC gibt. Den allermeisten geht es aber nur um die Hochschulzugangsberechtigung und nicht um eine bestimmte Note.


    Ok, ich glaube, JETZT hab ichs verstanden :) Ich dachte, oben ging es um den allgemeinen "Bestehensdruck".


    Nebenbei: Ich habe gerade mit allen meinen dritten Elektriker-Lehrjahren jeweils acht Doppelstunden Winkelfunktionen und einfachstes Bruchrechnen üben müssen. In der folgenden Klassenarbeit, in der man sonst nichts brauchte, und die Formeln sogar angegeben waren, kamen Schnitte zwischen 3,5 und 4,3 raus.
    Da klaffen dann vielleicht die Realitäten zwischen technischen und kaufmännischen Berufen (leider) weit auseinander. Mag aber auch am Bundesland liegen.


    Aber egal, ich wollte das Thema nicht so arg off-topic führen, ich hab jetzt verstanden, was Du meinst.


    Gruß,
    DpB

    • Offizieller Beitrag

    . Dann ist da noch der Konkurrenzkampf wie ich finde in der Sek2 . ..Jeder ist nur drauf aus der Beste zu sein.

    wäre es doch nur so :pfeif:
    meistens sind sie drauf aus, sich möglichst aufwandsarm durchzuwurschteln :lach:


    Vll solltest du mal Praktika an verschiedenen Schultypen machen, damit du dir ein konkrteres Bild amchen kannst. Die ganze Bandbreite an Möglichkeiten wird sich da auch nicht bieten, aber vll doch ein realistischeres Bild ;)

  • Mal so als Anmerkung: Mache das Studium für Gymnasiallehramt und geh dann eine eine berufliche Schule. Da hast du genau das, was du willst.

    Ha, genau das habe ich mir auch gedacht ;)


    Noch dazu mit Wirtschaftsmathe :D

  • Naja, also ich sehe das schon so, dass jeder einen besonders guten Zugang zu Menschen (oder Schülern) eines gewissen Alters hat und ich finde "elitäres" Denken am Gymnasium auch in gewisser Weise eher hinderlich.


    Ist die Frage, die man sich in dem Zusammenhang stellen müsste nicht jene, mit welcher Art Schülerhaltung oder Lernvoraussetzung man am ehesten zurecht käme?


    ...


    also z.B.: "Ich bin Berufsschüler. Ich möchte ... Beruf lernen und sitze hier im z.b. Matheunterricht, weil ich das muss."


    oder: "Ich bin Gymnasiast. Ich weiß eigentlich gar nicht, was ich werden will, aber ich möchte das Abitur haben und am liebsten irgendwas studieren."


    oder: "Ich bin Realschüler. Fürs Gymnasium hats nicht gereicht, aber ich will auch, dass ich in der Lage bin, einen Beruf zu lernen. Wahrscheinlich bin ich eh zu schlecht, um überhaupt einen Beruf lernen zu dürfen. Welcher Arbeitgeber soll mich nehmen?"


    Ich stelle mir selbst auch immer wieder die von dir gestellte Frage. Jedes Schülerklientel und jede Schulform hat seine Vor- und Nachteile.


    Ich mochte ja bisher genau die Sek1., weil man mit seinem Engagement die Schüler für das jeweilige Fach begeistern kann...und man legt die Grundlagen für die spätere Sek. 2 ODER das Berufsleben, aber man siebt auch aus...als Lehrer hängt man doch immer irgendwie in dem Dilemma drin, dass man manche Schüler bevor- und manche benachteiligt, ob man will oder nicht.


    Zitat

    Mich interessiert das pädagogische sehr, also auch eine Aufgabe außerhalb meiner Fächer zu haben und Schülern bei Problemen zu helfen.

    ... mhm, könnte auf ein gedankliches Problem hindeuten, nämlich jenem, dass du dich als Lehrer zu sehr über das Lösen von Schülerproblemen definierst und nicht die Hauptaufgabe des Lehrberufs in gutem Unterricht siehst ... wenn du Schülern beim Problemlösen helfen möchtest, läge deine Aufgabe eher in der Schulsozialarbeit oder Schulpsychologie.

  • Hallo an Alle,


    ein sehr interessantes Thema wie ich finde. Studiere selber noch Mathe und Französisch(Gym/Ges NRW)und überlege ob ich später an einem Berufskolleg, das alle Schulabschlüsse anbietet, unterrichten möchte.


    Da ich mir nicht sicher bin habe da mal ein paar Fragen:


    Wie sieht es mit der Erziehungsarbeit aus?
    Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass dadurch, dass man junge Erwachsene unterrichtet (sind ja freiwillig da)automatisch Interessierte statt lustlose und pubertäre vor sich hat, wie es zum Beispiel am Gymnasium der Fall ist.



    Elterngespräche/Klassenfahrten entfallen die ganz oder wird es da genauso gehandhabt?


    Wie ist das fachliche Niveau im Vergleich zu einem normalen Gymnasium?


    Findet abends ebenfalls Unterricht statt? Wenn ja, fände ich es wirklich klasse und würde sogar bevorzugen abends zu unterrichten, da ich dann vormittags den Unterricht vorbereiten und ausschlafen kann


    Wie stehen die Chancen mit den Fächern Französisch und Mathematik eine unbefristete Stelle an einem Berufskolleg zu bekommen?


    Lieben dank im Voraus für eure :) Antworten

  • Ich antworte mal nur für den klassischenBerufsschulteil (Azubis). Deine Fragen hab ich mal nummeriert:


    1. Erziehung zur Pünktlichkeit bzw. überhaupt zum Schulbesuch und zu allgemeinen Umgangsformen (Mütze ab im Raum, keine Beleidigungen etc.) findet da durchaus noch statt. Ansonsten glaube ich aber schon, dass die Klientel umgänglicher ist als pubertierende, und man muss auch selbst nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen.


    2. Äh... nein :) Lust haben die auch keine, und die Motivation lässt dann doch auch sehr zu wünschen übrig, vor allem weil vieles, was in der Schule behandelt wird, nicht sofort und für jeden auch im Betrieb relevant ist. Womit wir aber immer ein bisschen wuchern können ist: "Das macht x Prozent der Abschlussprüfung aus." Da wird dann wenigstens ein klein bisschen die Notwendigkeit erkannt, dass man das können sollte. Für die Klassenarbeiten lernt trotzdem niemand, weil es zu den grundlegenden Eigenschaften eines jeden Schülers gehört, sich völlig selbst zu überschätzen ("Das lern ich dann kurz vor der Prüfung").


    3. Elterngespräche gibt es kaum, dafür Betriebsgespräche. Die sind meines Erachtens aber einfacher, weil man im Allgemeinen auf der gleichen Seite steht. Ausnahmen bestätigen hier wie immer die Regel.


    4. Schwer zu sagen. Wenn Du mit fachlich reines "Theoriegebolze" meinst: Deutlich geringer. Andererseits kennen meine Jungs nach 3 1/2 Jahren Verfahren zur Berechnung von Motoren, Beleuchtungen etc., mit denen kein Gymnasiast was anfangen kann. Sagen wir also: Das Niveau ist anders.


    5. Das kommt auf die Schulform und sogar die einzelnen Schulen an. Technikerausbildung kann bspw. abends, aber auch Samstags stattfinden, das legt die Schule fest. Berufsschule ist grundsätzlich morgens und mittags.


    6. Keine Ahnung.


    Gruß,
    DpB

  • Nett von dir, dass du mir so ausführlich geantwortet hast. Was mich am meisten überrascht hat war die Tatsache, dass man Azubis in Bezug auf Pünktlichkeit und Umgangsformen aufmerksam machen muss:) Aber gut zu wissen, dass diese umgänglicher sind.


    Aber alles in Allem stelle ich es mir durchaus stressfreier als am normalen Gymnasium vor.:)


    Gruß
    ernte

  • Bin Ann einem BK mit beruflichen Gym (nur Vollzeitschüler).
    Also klar unterscheidet sich das Niveau von FOR, FHR und AHR, aber ich würde nicht sagen, dass das Abi weniger anspruchsvoll ist. Es fällt eventuell, je nach Fach und Fachbereich wegen des Bezugs zum Bildungsgang einfacher.
    Du SuS kommen mir teilweise etwas motivierter vor, vor allem in BG mit Ausbildung (Assistenzberufe, Gymnastiklehrer), weil sie sich aktiver mit dem BG auseinander gesetzt haben und vielleicht mehr Interesse haben.
    Erziehungsarbeit leistet man aber doch. Hängt halt sehr vom Bildungsgang ab und vom konkreten Schüler.
    Klassenfahrten gibt es auch.
    Elterngespräche ebenso, allerdings weniger als in der Unter/Mittelstufe. Ist halt eine reine Oberstufe.
    Aber da sind ja auch alle BKS sehr unterschiedlich, in dem was sie anbieten.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

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