Hallo,
haben wir Philosophie- oder Ethiklehrer hier? Wenn ja bitte melden:)
Hallo,
haben wir Philosophie- oder Ethiklehrer hier? Wenn ja bitte melden:)
Ja. Allerdings vergeht mir bei diesem Gehampel um die eigentliche Frage herum etwas die Lust zu antworten... Stell doch deine Frage, dann melden sich diejenigen, die dir helfen können!
Ich möchte mit einer 6. Klasse das Lügenverbot von Kant durchnehmen und dazu vorher ein Beispiel geben. Die SuS müssen sich entscheiden, ob sie für einen Freund lügen würden oder ob sie stattdessen die Wahrheit sagen würden und damit den Freund verraten würden. Nun gehe ich davon aus, dass die SuS für den Freund lügen würden, um ihn zu schützen. Kant vertritt ja die Ansicht, dass man immer die Wahrheit sagen sollte und man selbst in Notsituationen nicht lügen sollte. Ich möchte nicht, dass die SuS Kant nur kritisieren, sondern auch das, was er gesagt hat zu würdigen wissen, bzw. ich möchte eine tolle Diskussion starten, die SuS zum Nachdenken anregen, sodass die SuS eventuell am Ende vllt ihr Meinung überdenken. Ich weiß nicht genau, wie ich das machen:(
Würde mich über jede Anregung freuen
Ist das nicht generell der Anspruch von Ethikunterricht?
Ich kenne deine Unterrichtsplanung nicht, dass deine Schüler ein bisschen differenzierter damit umgehen werden, kann ich dir aber versichern. Da haben selbst meine Förderschüler mehr Ideen, als nur schwarz weiß. z.B. würden sie darüber reflektieren, was genau eine Notsituation ist und ob man den anderen oder sich mit der Lüge in Gefahr bringt, ob es um Kriminalität geht und wie gut man den Freund kennt etc.
Soll heißen, die Diskussion kommt von ganz alleine. Nur dein Stundenziel samt Methode sind noch unklar...
Du könntest die Geschichte vom jungen Hirten erzählen (sehr kurze Fassung siehe hier, ich würde sie natürlich etwas ausschmücken und als echte Geschichte erzählen, damit sie auch spannend ist). Über die Moral der Geschichte kommt man dazu, dass mit dem Lügen ein Vertrauensverlust einhergeht, der dann künftige Kommunikation schwer beeinträchtigen kann (und in der Geschichte schlimme Folgen hat). So wird der "Wert" der Wahrhaftigkeit deutlich. Schlaue Schüler könnten anmerken, dass die Situation in der Geschichte ja anders ist - dort lügt er quasi grundlos, in der Notsituation hingegen bezwecke ich etwas wirklich gutes. Aber das wäre ja nicht "schlimm" sondern (je nachdem wo du hin möchtest) ein spannendes Unterrichtgespräch, das zu einem Stundenergebnis führt.
Achtung: Wenn das eine UB-Stunde oder so sein soll, musst du nochmal genau überlegen, wie du das rechtfertigen kannst, denn die Geschichte führt natürlich zu einer konsequentialistischen Argumentation (Kommunikation wird unmöglich, schlimme Folgen); das ist natürlich nicht wirklich in Kants Sinne, sondern eine extrem starke Vereinfachung. Ich halte das für eine Klasse 6 für in Ordnung (didaktische Reduktion, führt oft zu Verfälschungen), denn Kants vernunftbasiertes ethisches System, das du um sauber zu arbeiten im Hintergrund brauchst, kannst du denen nicht vermitteln. Das ist ja selbst in der Oberstufe schwierig. Aber man könnte dir hier einen fachlichen Fehler (zumindest eine Verfälschung von Kant) unterstellen.
Andere Idee: Wenn die meisten SuS, wie von dir antizipiert, für den Freund aus der Geschichte lügen würden, erzählst du die Geschichte weiter: Wie sich herausstellt, hat die Lüge für den Freund leider eine ganz doofe Konsequenz (die Lüge fliegt auf und es passiert X [er darf Y nicht mehr, weil die Eltern ihm nicht mehr glauben oder so, denk dir was aus). Hätten sie die Wahrheit gesagt, wäre das vermieden worden. Die SuS merken: Ups, das Lügen selbst hat Folgen, die ich nicht bedacht habe, die Wahrheit wäre doch besser gewesen. Wieder bist du beim Vertrauensverlust angekommen. Selbes fachliches Problem wie oben.
Noch eine Idee: Schon im Stundeneinstieg irgendwie sammeln, was die SuS mehr schätzen - jemanden, der die Wahrheit sagt oder einen Lügner (visuell festhalten, per Klebepunkten oder Abstimmungsergebnis auf Plakat festhalten; das Plakat dann erstmal "verschwinden" lassen). Dann deine Geschichte, die SuS entscheiden sich für die Lüge. Kant reingeben, sie buhen ihn aus, du verweist auf ihre eingangs geäußerte Ansicht, dass Wahrhaftigkeit besser ist als Lügen (Plakat wieder hervorholen). Du stellst 1-2 Fragen, die Kants Position (und die der SuS vom Anfang) stärken. Jetzt bist du beim Punkt "EIGENTLICH ist Wahrhaftigkeit besser, aber..." -> Dann sollen sie selbst überlegen, wann/weshalb Lügen in Ordnung sind (-> Unterschied Lüge - Notlüge).
Du könntest die Geschichte vom jungen Hirten erzählen (sehr kurze Fassung siehe hier, ich würde sie natürlich etwas ausschmücken und als echte Geschichte erzählen, damit sie auch spannend ist). Über die Moral der Geschichte kommt man dazu, dass mit dem Lügen ein Vertrauensverlust einhergeht, der dann künftige Kommunikation schwer beeinträchtigen kann (und in der Geschichte schlimme Folgen hat). So wird der "Wert" der Wahrhaftigkeit deutlich. Schlaue Schüler könnten anmerken, dass die Situation in der Geschichte ja anders ist - dort lügt er quasi grundlos, in der Notsituation hingegen bezwecke ich etwas wirklich gutes. Aber das wäre ja nicht "schlimm" sondern (je nachdem wo du hin möchtest) ein spannendes Unterrichtgespräch und Stundenergebnis.
Achtung: Wenn das eine UB-Stunde oder so sein soll, musst du nochmal genau überlegen, wie du das rechtfertigen kannst, denn die Geschichte führt natürlich zu einer konsequentialistischen Argumentation (Kommunikation wird unmöglich, schlimme Folgen); das ist natürlich nicht wirklich in Kants Sinne, sondern eine extrem starke Vereinfachung. Ich halte das für eine Klasse 6 für in Ordnung, denn Kants ethisches System, das du um sauber zu arbeiten im Hintergrund brauchst, kannst du denen nicht vermitteln (didaktische Reduktion!). Das ist ja selbst in der Oberstufe schwierig. Aber man könnte dir hier einen fachlichen Fehler (zumindest eine Verfälschung von Kant) unterstellen.
Andere Idee: Wenn die meisten SuS, wie von dir antizipiert, für den Freund aus der Geschichte lügen würden, erzählst du die Geschichte weiter: Wie sich herausstellt, hat die Lüge für den Freund leider eine ganz doofe Konsequenz (die Lüge fliegt auf und es passiert X [er darf Y nicht mehr, weil die Eltern ihm nicht mehr glauben oder so, denk dir was aus). Hätten sie die Wahrheit gesagt, wäre das vermieden worden. Die SuS merken: Ups, das Lügen selbst hat Folgen, die ich nicht bedacht habe, die Wahrheit wäre doch besser gewesen. Wieder bist du beim Vertrauensverlust angekommen. Selbes fachliches Problem wie oben.
Ich steige mit diesem Beispiel ein: Du unterhältst dich auf dem Schulhof vor den Toiletten mit einem Klassenkameraden. Plötzlich kommt dein Freund auf dich zugelaufen und ruft: Ich verstecke mich schnell auf der Toilette. Ein älterer Schüler ist hinter mir her und möchte mich schlagen."Kurz darauf steht der älterer Schüler vor dir und fragt dich, ob sich dein dort Freund versteckt hält. Was antwortest du ihm? Lügst du für deinen Freund?
Hier lasse ich erst mal die SuS abstimmen, wie sich in der Situation verhalten würden.
Anschließend verteile ich den Text von Kant, die SuS sollen herausarbeiten, was Kant unter einer Lüge versteht und warum er Lügen für schlecht hält. Dann erfolgt eine Zwischensicherung der Ergebnisse.
Anschließend frage ich dann, wie sich Kant in dieser Situation verhalten würde. Hier fehlen mir noch Fragen, die ich stellen könnte, am Ende sollen die SuS nämlichen einen Brief an Kant schreiben und Stellung zu seiner Auffassung beziehen
Ich steige mit diesem Beispiel ein: Du unterhältst dich auf dem Schulhof
vor den Toiletten mit einem Klassenkameraden. Plötzlich kommt dein
Freund auf dich zugelaufen und ruft: Ich verstecke mich schnell auf der
Toilette. Ein älterer Schüler ist hinter mir her und möchte mich
schlagen."Kurz darauf steht der älterer Schüler vor dir und fragt dich,
ob sich dein dort Freund versteckt hält. Was antwortest du ihm? Lügst du
für deinen Freund?
Hier lasse ich erst mal die SuS abstimmen, wie sich in der Situation verhalten würden.
Anschließend verteile ich den Text von Kant, die SuS sollen
herausarbeiten, was Kant unter einer Lüge versteht und warum er Lügen
für schlecht hält. Dann erfolgt eine Zwischensicherung der Ergebnisse.
Anschließend frage ich dann, wie sich Kant in dieser Situation verhalten
würde. Hier fehlen mir noch Fragen, die ich stellen könnte, am Ende
sollen die SuS nämlichen einen Brief an Kant schreiben und Stellung zu
seiner Auffassung beziehen
@Midnatsol vielen Dank!!!
Es geht in erster Linie darum, ob Notlügen erlaubt sind bzw. gerechtfertigt sind?
Nach Kant nicht, aber die Einstellung müssen die Schüler ja nicht teilen. Bei der Urteilsbildung werden sie keine extreme Position beziehen, sondern abwägend begründen, wann Lügen akzeptabel sind (nämlich wenn es Notlügen sind -> nähere Bestimmung von "Notlüge" wichtig: Welche Situationen stellen eine solche "Not" dar, dass eine Lüge gerechtfertigt ist? War der anfangs geschilderte Fall eine solche Situation?).
Falls dir eine Kreisstruktur wie gerade skizziert zusagt (am Ende, wenn "Notlüge" näher beschrieben wurde nochmal auf das Beispiel zurückkomme und eine begründete Neueinschätzung vornehmen) fände ich übrigens ein etwas anderes Eingangsbeispiel nett, nämlich eines, bei dem man wirklich über die Legitimität der Lüge diskutieren kann. Z.B. ob Hans Peters Lüge, er habe die für ihn schlecht ausgefallene Mathearbeit noch nicht zurückbekommen, unterstützen darf, wenn davon abhängt, ob Peter heute Abend auf die phänomenale Geburtstagsfeier seines besten Kumpels/das Konzert der Lieblingsband/... gehen darf. Das ist aber kein Muss, falls das ein UB ist schmeiß nicht alles wieder um, mit deiner Geschichte lässt sich auch arbeiten - sie macht das Stundenergebnis etwas vorhersehbarer, was aber ja für einen UB mehr Sicherheit bietet und somit nicht unbedingt schlecht ist.
ja das ist ein UB. Danke dir!!!
Muss es so kompliziert sein?
Kann man das, vom Freund getrennt, im Einstieg nicht auf andere Beispiele beziehen und das Ganze etwas öffnen?
Ich stelle mir Situationen vor wie: Kind und Mama beim Einkaufen , Kind sagt "Schau mal Mama, die Frau da hat so eine hässliche Lippe."
oder Kind bekommt Geschenk von Opa und sagt "Das habe ich schon"
oder Papa besorgt einen Film für den gemütlichen Fernsehnachmittag. In der Vorschau kommt eine Vorschau zu Star Wars. Kind sagt "Ich find Star Wars total doof." Der Film entpuppt sich als Star Wars Nummer 3.
An solchen Beispielen könnte man herausarbeiten, wie sich die Beteiligten fühlen, wenn hier die Wahrheit gesagt wird. Und dann kann diskutiert werden, ob Not- oder Höflichkeitslügen in Ordnung sind oder nicht. Dann darf auch noch Kant ins Spiel kommen.
Tipp. Im Film Gregs Tagebuch 1 gibt es eine Szene, in der seine Mutter absolute Ehrlichkeit verlangt. Das setzt er um - indem er z.B. seinem Opa, der zu seinem Geburtstagskuchen meint "Nächstes Jahr aber Schokoladentorte" meint: "Wenn du dann noch lebst". Auch die Mutter leidet sehr unter Gregs absoluter Ehrlichkeit. Könnte altersmäßig passen.
Es geht in erster Linie darum, ob Notlügen erlaubt sind bzw. gerechtfertigt sind?
Das ist kein Stundenziel.
Vielleicht bist du ja in deinen Überlegungen viel weiter, als du hier skizzierst. Ich frage mich: Was sollen die SchülerInnen nach der Stunde wissen und können, was sie vorher nicht wussten und konnten? Wie überprüfst du das?
Und an welcher Stelle definiert ihr "Notlüge"? oder anders: Wie soll der Brief an Kant aussehen? Da jeder etwas anderes schreiben wird, brauchst du eine Vorgabe, was die Quintessenz sein soll. Wie soll also der Arbeitsauftrag lauten? Zu welchem Stundenziel soll der passen? "Schreibt mal dem leider schon toten Kant eure Meinung" dürfte schwierig werden, weil sie bis dahin noch keine konkreten Meinungen formuliert, sondern an Einzelbeispielen rumüberlegt haben, ob sie in der gegebenen Situation gelogen hätten oder nicht. Gibt es z.B. Formulierungshilfen, Satzanfänge o.ä.? Wie sicherst du welche Erkenntnisse?
Und pass auf, dass die Stunde nicht zu trocken wird. Eine sechste Klasse braucht vielleicht ein bisschen mehr, als nur Gesprächsrunde und Text, v.a. im UB.
Als Nichtethiklehrerin mal noch ne Inhaltsfrage. Was ist eigentlich mit Alternativen zur Lüge? Wenn mich der ältere Schüler fragt: "hast du xy gesehen?" und ich antworte: "das geht dich nichts an" oder "warum willst du das wissen?" oder ich erwidere gar nichts.
der UB ist super gelaufen die SuS haben so toll diskutiert, ich Kants Ansicht didaktisch reduziert, sodass die SuS keine Schwierigkeiten hatten....Man ist sich nur vor dem UB nicht sicher und hat das Gefühl alles umschmeißen zu wollen. Die Tipps von euch waren super, vielen dank dafür !!!!!
@Schantalle Mein Stundenziel war, dass die SuS Kants Lügenverbot erarbeiten und beurteilen und am Ende diese Ansicht hinterfragen bzw. kritisieren.
Eure Ideen fand ich gestern super, vielleicht könnt ihr mir bei dem nächsten UB helfen. Und zwar findet dieser in einer 8. Klasse, das Thema ist Gewalt. Wir haben bislang nur den Begriff Gewalt und die verschiedenen Formen von Gewalt geklärt. Würde gerne etwas zu Ursachen von Gewalt machen.
Hast du keinen Mentor? Ich halte es für höchst fragwürdig, wenn eine angehende Lehrkraft sich für ihre Unterrichtsplanung im Internet die komplette Idee holen will. Das ist ja gerade der Sinn vom Referendariat; selbstständig Unterrichtsideen erarbeiten und sich damit auseinanderzusetzen.
Wenn du eine klare Struktur und die Lernziele hast, dann kannst du nach Einschätzungen fragen. Aber doch nicht von Beginn an.
Jeder holt sich irgendwo Ideen, ich weiß nicht, was daran so schlimm sein sollte. Wenn man sich dazu nicht äußern möchte, kann man den Beitrag auch einfach ignorieren:)
Was spricht dagegen selber Ideen zu haben und sich dann von erfahrenen Kollegen beraten zu lassen?
Du wirst in deinem Lehrerdasein häufig mit Anschauungsbeispielen auf Schülerfragen direkt reagieren müssen. Wenn du jetzt schon bei lang planbaren Unterrichtsbesuchen Hilfe bei der Ideenfindung brauchst...
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