Mehrfache Beleidigung ggü. Lehrer

  • Heute war es soweit:


    Ich hatte heute zusammen mit einer Kollegin die Pausenaufsicht und drei Schüler schlichen um den Pausenhof, um wieder zu rauchen. Man muss dazu wissen, dass unsere Realschule sich mit der Hauptschule den Schulhof teilt.
    Ich habe die benannten Schüler (Hauptschule) bereits zwei Mal beim Rauchen erwischt, weil sie sich dermaßen ungeschickt und dreist dabei anstellten. Damals erklärten sie ihrer Klassenlehrerin das Vergehen, bekamen ihre Strafe und kurz darauf war die Sache gegessen. Ich habe den Schülern gezeigt, dass sie gegen die Schulordnung verstießen und dennoch locker bleibe, weil sie ihr Vergehen einsahen. Gleiches passierte beim zweiten Mal.
    Heute gehe ich also locker und mit einer Prise Humor mit den Worten auf die Gruppe los: "Jungs, ihr seid auf Bewährung draußen. Wenn ihr auf dem Schulhof seid, möchte ich euch sehen. Schließlich weiß ich, was ihr im Schilde führt."
    Danach kam es zu einer Diskussion (ich denke, ich hätte professioneller reagieren sollen) und ich vertrat meinen Standpunkt und in nur wenigen Sekunden explodierte lauthals ein 16jähriger Schüler dieser Gruppe mit den Worten: "Sie können uns nicht verbieten hier zu stehen. Sind sie blind? Soll ich ihnen eine Brille kaufen? Sind sie behindert?"
    Als ich ihm sagte, er solle mir zum Schulleiter folgen und sich für sein Verhalten verantworten, weigerte er sich und sagte zu mir: "Sie können mir einen bl***n!"
    Die Klassenlehrerin ist informiert aber ich denke nicht, dass sein Verhalten sich bessert. In dieser Hauptschule gibt es praktisch keine Elternarbeit.
    Ich denke nun ernsthaft über eine Anzeige nach, da ich diese Beleidigung nicht mehr als Entgleisung einstufen kann, die man einfach so entschuldigen kann.

  • Hallo,
    mit Anzeigen ggü. Schülern hab ich keine Erfahrung, im Zweifel wird da aber eher monatelang nichts passieren. Ich würde morgen die Eltern anrufen, Verweis ausstellen, oder wie das bei euch heißt und beim Schulleiter vorsprechen, dass der sich den Knaben vorknöpft. Wenn die Klassenlehrerin sich nicht weiter kümmert, nimms selbst in die Hand. Und zwar vor der nächsten Aufsicht.

  • Morgen!


    Ich kenne diese Situation, da wir auch nicht alleine auf dem Schulhof sind. Inzwischen führe ich mit fremden Schülern keine Diskussionen mehr, außer sie vergehen sich an unseren Schülern. Wir hatten schon Handgreiflichkeiten gegenüber Lehrern. Der betreffende SL hat nichts unternommen und ein anderer SL hat dann das Hausverbot ausgesprochen. Spätestens seit dem Vorfall halte ich mich völlig zurück.
    Eine Anzeige kannst du übrigens vornehmen, dadurch sind dem betreffenden Schüler natürlich einige Berufsfelder verbaut, was aber nicht dein Problem ist. Wegen des Rauchens hätte bereits eine Anzeige rausgehen können (kenne tatsächlich eine Schule, die jeden ihrer rauchenden Schüler anzeigt). Wie lange sich das Ganze hinzieht, hängt wohl von der Dienststelle ab.
    Ich würde die Anzeige an deiner Stelle vornehmen, da du anscheinend ansonsten keinerlei Rückendeckung erfährst und somit zukünftig von allen Schülern straffrei beleidigt werden dürftest. Ganz miese Situation, in der du da steckst. Berichte bitte, wie du dich entscheidest und es weiter geht.


    LG

  • Ich habe heute nochmal mit der Klassenlehrerin gesprochen. Natürlich war ich es, der zuerst zur Schulleitung ging und mit einem sehr netten Schulleiter und einer unterstützenden Lehrerin gesprochen habe. Sie stimmten mir zu, dass Beleidigungen ggü. Lehrern völlig indiskutabel sind. Der Schullleiter bot mir folgende zwei Optionen an: entweder mit der Lehrerin und dem Schüler das Gespräch suchen oder tatsächlich Anzeige erstatten. Nun sprach ich nochmal mit der Lehrerin und der der 17 Jährige hatte ihr den Vorgang anders dargestellt und die Beleidigungen als tatsächlich "ja, war blöd von mir" bezeichnet. Im weiteren Verlauf wurde mir gesagt, dass der Schüler sich in die Ecke gedrängt gefühlt hat und meinen Spruch missverstand, sich mit dem Makel Hauptschüler heruntergestuft gefühlt hat usw., dabei habe ich nur einen Verdacht gehabt und wollte nicht wie der Oberaufseher um die Ecke schleichen.
    Sie bot mir sogar an, noch ein Gespräch unter sechs Augen zu führen, was ich mit guten Argumenten ablehnte. Zum einen sah ich den Schüler zwei mal seit dem Vorfall. Heute bspw. stand ich 15 Minuten ca. sechs Meter von ihm weg. Ein Entschuldigung gab es nicht, denn dafür ist er zu feige. Die Lehrerin hat ihm sogar gesagt, dass er sich entschuldigen solle und für mich wäre die Sache gegessen.
    Die Argumente der Lehrerin entkräftete ich mit meinem Standpunkt, dass ich es nicht für pädagogisch verantwortlich halte, dem Schüler sonst wo reinzukriechen und gewissermaßen eine Entschuldigung zu erwirken oder ihn dazu zwingen, was unweigerlich passiert wäre. Ein Gespräch mit den Eltern wurde mir natürlich nicht angeboten, da es Elternarbeit in dieser HS praktisch nicht gibt. Eine Konferenz wurde mir auch nicht angeboten.
    Der Schüler hat es mit einer Verantwortung zu tun, der er nicht nachkommt. Bei einem 12./13-jährigen sehe die Sache natürlich ganz anders aus und man müsste ganz andere Mittel hinzuziehen.
    Schließlich teilte ich der Schulleitung mit, dass ich bei der Polizei Anzeige erstatte. Bei der Polizei hatte ich es mit einem Kontaktbeamten zu tun, der stark mit Schulen kooperiert und sich wunderte, dass ich bei ihm Anzeige erstattete. Soll heißen: bei ähnlichen Verstößen soll und muss ein Kontaktbeamter in die Schule bestellt werden,sodass Opfer und Täter (zunächst separat) vernommen werden können, um gemeinsam einen Konsens zu bilden. Dies wurde mir auch nicht angeboten, doch ab heute bin ich um einiges schlauer!
    Der Polizist verwies auch darauf, was Täter in der Schule für Augen machen würden, wenn die Polizei plötzlich autaucht.
    Ich habe der Schule heute auch erklärt, dass es wahrscheinlich zu diesem Vorfall nicht gekommen wäre, wenn die HS-Kollegen ihre Aufsicht wahrgenommen hätten. Schießlich habe die Schüler vor ihren eigenen Lehrern mehr Respekt.


    Kleiner Nachtrag. Zu meinem Konzept gehört es, bei Regelverstößen Maßnahmen zu ergreifen und dafür zu sorgen, dass diese nicht mehr begangen werden. Ich zeige den Schülern: "Das ist dein Fehlverhalten und das ist deine Strafe. Wenn du dich weiter so verhälst, ist XY die Folge.
    Deshalb bin ich nicht nachtragend und kann den Schülern wieder mit einem Lächeln begegnen, weil sie es einsehen, dass sie Fehler begangen haben. Ich halte dies für professionell und sehe es nicht ein, mich zu beugen und grobe Beleidigungen als kleine Entgleisung zu verzeihen. Damit würde ich mich nur lächerlich machen.

  • Fassen wir einmal zusammen:


    Du versuchst auf Schüler, die nicht deiner eigenen Schule angehören, erzieherisch einzuwirken und kassierst dafür als "Belohnung" mehrfache Beleidigungen.


    Effektive Unterstützung in diesem Fall erhältst du weder von der anderen Schule noch von der Polizei.


    Warum willst du hier also missionarisch versuchen, Schüler zu erziehen, die nicht deine eigenen sind und sich nur zufällig auf dem gleichen Gelände aufhalten? Kümmere dich um deine eigenen Schüler und mache es in Bezug auf die Hauptschüler genauso wie es deren eigentlich zuständige Lehrkräfte machen... Du kannst nicht die ganze Welt retten.


    Gruß !

  • Du hast wohl überlesen, dass es ein Schulgebäude ist und ein Schulhof. Alle Lehrer (sowohl HS und RS) sind für ALLE Schüler verantwortlich. Dies bestätigte mir auch der Schulleiter.
    Schon klar: Ein Hauptschüler verletzt sich und der feine Realschullehrer tut nichts.
    Glaubst du etwa unsere Schule hat eine Mauer um sich gebaut, damit die bösen Hauptschüler draußen bleiben?
    Ehrlicher Rat: Lass bitte diese unqualifizierten Kommentare.

  • Alle Lehrer (sowohl HS und RS) sind für ALLE Schüler verantwortlich. Dies bestätigte mir auch der Schulleiter.

    Für mich liest sich das eher so, als ob besagter Schulleiter sein eigenes Kollegium nicht im Griff hat ("dass es wahrscheinlich zu diesem Vorfall nicht gekommen wäre, wenn die HS-Kollegen ihre Aufsicht wahrgenommen hätten") und sich hier ganz bequem aus der Verantwortung für seine eigene Schule stehlen will und, salopp gesagt, einen Dummen sucht, dem er diese Verantwortung übertragen kann. Und dieser Dumme musst ja nicht ausgerechnet du sein. Du solltest diesem Schulleiter klipp und klar erklären, dass du ohne Unterstützung bei der Aufsichtsführung durch die HS-Kollegen dich außerstande siehst, die Hauptschüler zu beaufsichtigen. Du solltest sogar deine eigene Schulleitung einschalten (schriftlich), dass diese darauf hinwirkt, dass der andere Schulleiter seinen Dienstpflichten nachkommt. Ein Schulleiter ist nicht nur dafür verantwortlich, die Pausenaufsichten zu organisieren, sondern er muss auch überwachen, dass diese tatsächlich durchgeführt werden. Lass dich doch nicht an der Nase herumführen!


    Und: "Der Schullleiter bot mir folgende zwei Optionen an: entweder mit der Lehrerin und dem Schüler das Gespräch suchen oder tatsächlich Anzeige erstatten." Merkst du etwas? Der Schulleiter will anscheinend mit den Problemen an seiner Schule persönlich nichts zu tun haben. In beiden Optionen spielt er selbst nämlich keine Rolle.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    3 Mal editiert, zuletzt von Mikael ()

    • Offizieller Beitrag

    Als ich ihm sagte, er solle mir zum Schulleiter folgen und sich für sein Verhalten verantworten, weigerte er sich und sagte zu mir: "Sie können mir einen bl***n!"

    Standardantwort: Nö, der riecht so nach Fisch!

  • ganz ehrlich: ich habe zuerst nur deinen ausgangspost gelesen. dein verhalten in der ursprungssituation war meiner meinung nach alles andere als deeskalierend, v.a. wenn man die klientel beachtet. positiv formuliert: der spruch war sehr, sehr ungeschickt von dir. du unterstellst dem kind etwas, was es zu diesem zeitpunkt noch nicht getan hat - zumindest ist es das, was das kind hört ("ich weiß ja, was ihr im schilde führt"). es fühlt sich völlig zurecht massiv angegriffen und vorgeführt von dir. der pausenhof ist eine bühne, *der* ort des sehens und gesehen werdens (und das ist für kinder in dem alter viel, viel wichtiger als für uns erwachsene!) und schüler agieren dort in rollen, die sehr anders sind als ihre rollen im einzelgespräch.


    der besagte schüler weiß ja offenbar schon, dass er mist gemacht hat ("war blöd von mir") und emotional überreagiert hat. wieso nicht im gespräch mit ihm und der klassleitung nochmal deine sicht darlegen, entschuldigung vom schüler und soziale wiedergutmachungsmaßnahme (z.b. kippen aufsammeln am freitagnachmittag), und gut ist es?!


    momentan klingst du so, als ob du immer noch persönlich beleidigt wärst. zudem schreibst du dem schüler ungerechtfertigt eigenschaften zu ("dazu ist er zu feige." - erwartest du ernsthaft von einem jugendlichen möchtegern, dass er sich öffentlich bei dir entschuldigt, einfach so? das ist eine - gelinde gesagt - entwicklungspsychologisch sehr naive annahme.). ich würde versuchen, mehr distanz zwischen mich und meine lehrerrolle zu bringen. nicht du wurdest beleidigt, sondern deine rolle - hier: pausenaufsicht, verbieter von allem spaß, vollstrecker der nervigen strukturen des schulalltags, beender der freiheit des pausenhofs, eingebildeter pauker von denen, die sich für was besseres halten usw.


    ich würde nochmal überlegen, ob du ernsthaft einem emotional sehr aufgebrachten schüler gegenüber wie bei einer beleidigung durch einen erwachsenen agieren willst. anzeige wegen "sie können mir einen blasen"? ernsthaft? (nicht, dass ich den spruch in irgendeiner weise okay finde...). du bist der erwachsene. gib dem kind die chance, sein gesicht zu wahren, ohne in opposition zu dir bleiben zu müssen oder das ganze unkommentiert stehen zu lassen und damit zu legitimieren. aber mach's auch nicht größer, als es ist!


    noch anders: nimm dich und vor allem dieses kind nicht so furchtbar ernst. alles wird gut! :)


    (für die zukunft: mir selbst hat für vergleichbare kontexte eine fortbildung zu "gewaltfreier kommunikation" sehr viel gebracht. klingt nach dutzi-dutzi-du, ist aber alles andere.)

    7 Mal editiert, zuletzt von kecks ()

  • @kecks:
    Es handelt sich um kein "Kind". Nach der Schilderung von Krsytian müsste der Schüler ca. 16 Jahre alt sein. In diesem Alter dürfte auch die Pubertät im Großen und Ganzen abgeschlossen sein. "Kuschelpädagogik" hilft hier m.E. nicht weiter.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Ich seh da keine Kuschelpädagogik. Wenn der Pusteblume-Spruch bereits alles ist, was es braucht, um einen Lehrer auf dem Pausenhof im Dreieck springen zu lassen, hat derjenige ein sehr grundsätzliches Problem damit, von den Fäden loszukommen, mit denen ihn SuS zukünftig durch die Manege ziehen werden.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Ich verstehe, dass der Schüler sich in die Ecke gedrängt gefühlt hat.
    Zumindest lese ich hier dauernd raus "Hauptschüler!".
    Das scheint irgendwie unglaublich wichtig zu sein, dass die eigene Schule eine Realschule ist und das andere eine Hauptschule. Und der Täter Hauptschüler.
    (Und ganz bestimmt rauchen auch nur die Hauptschüler und die haben auch alle ein schlechtes Elternhaus, wo sich keiner kümmert. Im Gegensatz zu den wohlerzogenen Realschülern.)


    Ich glaube, der Schüler hat das genau so verstanden, wie es gemeint war.

  • Es handelt sich um kein "Kind". Nach der Schilderung von Krsytian müsste der Schüler ca. 16 Jahre alt sein. In diesem Alter dürfte auch die Pubertät im Großen und Ganzen abgeschlossen sein.

    Ähm ... nein. Sicher ist der Schüler kein Kind mehr, aber seine Entwicklung zum Erwachsenen ist längst noch nicht abgeschlossen. Ergo kann man auch sein Verhalten nicht bewerten, wie das eines Erwachsenen. Das sieht zum Glück ja auch unser Gesetzgeber so, der unter bestimmten Umständen (sprich Berücksichtigung des tatsächlichen Entwicklungsstands) das Jugendstrafrecht bis zum vollendeten 20. Lebensjahr anwendet.

  • so meinte ich das auch: das ist ein jugendlicher, der kindisch überreagiert. und der lehrer springt direkt darauf an. "der hat gesagt" - "ja, aber der hat vorher gesagt"... erwachsene sprechen anders miteinander.

  • Standardantwort: Nö, der riecht so nach Fisch!

    Humor und Entspanntheit in allen Ehren, auf dem Hof anpöbeln lassen finde ich nicht mehr lustig.



    ... du bist der erwachsene. gib dem kind die chance, sein gesicht zu wahren, ohne in opposition zu dir bleiben zu müssen oder das ganze unkommentiert stehen zu lassen und damit zu legitimieren. aber mach's auch nicht größer, als es ist!

    Ja klar, besser ist das. Der TE ist aber nunmal beleidigt worden, wie soll er das Kippenaufsammeln am Freitagnachmittag in die Wege leiten? der Junge erscheint doch nie und nimmer, schon gar nicht, wenn der KL nicht mitzieht.


    Wer solche Konflikte häufiger am Tag hat weiß: kläre Konflikte sobald als möglich und möglichst so, dass du nicht jeden Tag Zusatzstunden absitzen musst, weil jemand nachsitzt. Insofern hätte ich eben sofort die Eltern angerufen, um das ganze zügig zu klären. Ansonsten kann man sich vorstellen, wie die nächste Aufsicht aussieht...

  • Wenn ich jedes Mal einen Aufstand machen würde, wenn irgendein Junge was Blödes sagt, hätte ich echt viel zu tun. Die kriegen dafür einen dummen Spruch zurück und dann ist gut.
    So wie die Situation jetzt ist, kommst du aber ohne klare Ansage (und das kann notfalls auch die Anzeige sein) nicht mehr aus der Situation raus. Ich würde evtl. schauen ob du euren Kontaktbeamten in die Schule bekommst und da was zu drehen, eigentlich sind die immer ganz froh, wenn sich die Schulen mal mit so was "niederschwelligem" bei ihnen melden. :)

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

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