Ist "Organisation" eine Kompetenz, die Schüler in der Schule erlernen müssen? (Aus "Smartphones als Organisationsinstrument für Schüler? ")

  • Weil "Organisation" auch eine zu erreichende Kompetenz ist? (siehe "Lernen lernen")


    kl. gr. frosch

    In Sek 1&2? Wer bis dahin nicht in der Lage ist, seine Hausaufgaben aufzuschreiben oder Termine festzuhalten, dem fehlt an grundsätzlicher Selbstständigkeit. Und diesen Schwarzen Peter sollten alle Kollegen mal schön den Eltern reichen. Ich bin Lehrperson und nicht der Vater meiner Schüler.


    Nicht nur als Lehrer, vor allem als Vater kann ich über Lehrer nur lachen und Kopfschütteln, die anfangen, jedes Maß an Selbstständigkeit der Schüler als ihre ureigenste Aufgabe der "Kompetenzvermittlung" anzusehen.
    Konzentriert euch auf euer Kerngeschäft. Ich denke, damit haben wir genug zu tun.

  • Meine Schüler sind größtenteils junge Erwachsene, die weitgehend schon gelernt haben, sich eigenständig zu organisieren. Sie machen das auf ganz unterschiedliche Weise. Ich möchte Ihnen da auch nichts vorschreiben.


    Denjenigen Schülern, die es doch nicht auf die Reihe bekommen, empfehle ich den guten alten Schülerplaner von der bpb. Kostet bei uns Anfang des Schuljahres 1€.

  • Wie hat es bloß unsere Generation geschafft, selbstständig zu werden? Eine Zeit, in der definitiv nicht jede Kleinigkeit als notwendige, von der Schule zu vermittelnde Kompetenz angesehen wurde.


    Andererseits nimmt die Anzahl von Schülern, die nicht mehr richtig schreiben können (vom Ausdruck mal ganz abgesehen), erheblich zu.


    Vielleicht hier einmal ein wenig nachjustieren. Aber ist hier nicht das Thema.

  • Nicht nur als Lehrer, vor allem als Vater kann ich über Lehrer nur lachen und Kopfschütteln, die anfangen, jedes Maß an Selbstständigkeit der Schüler als ihre ureigenste Aufgabe der "Kompetenzvermittlung" anzusehen.Konzentriert euch auf euer Kerngeschäft. Ich denke, damit haben wir genug zu tun.


    Der politische Wille ist aber ein anderer:

    Zitat

    Pisa-Studie 20 Prozent deutscher Schüler scheitern an Alltagsproblemen
    Das richtige Zugticket kaufen, eine Klimaanlage bedienen: Wie gut können Deutschlands Schüler alltägliche Probleme lösen? Neue Daten aus der Pisa-Studie zeigen: Ein Fünftel der 15-Jährigen ist schnell überfordert.

    http://www.spiegel.de/lebenund…-mittelfeld-a-961814.html

    Wenn ich bei uns sehe, dass bei der einsetztenden Kälte Schüler immer noch mit T-Shirt in die Schule kommen: Ist die Wahl der richtigen Kleidung nicht auch eine Kompetenz, welche die Schule vermitteln muss?



    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • In NRW lässt es sich beispielsweise hier im Schulgesetz ablesen:

    Zitat

    Der Unterricht soll die Lernfreude der Schülerinnen und Schüler erhal-ten und weiter fördern. Er soll die Schülerinnen und Schüler anregen und
    befähigen, Strategien und Methoden für ein lebenslanges nachhaltiges
    Lernen zu entwickeln. Drohendem Leistungsversagen und anderen Beein-
    trächtigungen von Schülerinnen und Schülern begegnet die Schule unter
    frühzeitiger Einbeziehung der Eltern mit vorbeugenden Maßnahmen.


    Organisation ist eine grundlegende Strategie um Lernen zu ermöglichen.
    Du musst es nicht für die Schüler machen, aber wenn sie es nicht können, musst du es ihnen beibringen.

  • Und haben alle deine Schüler Freude in deinem Unterricht? Freuen sie sich von Stunde zu Stunde mehr? Erfüllst du diese Soll-Bestimmung?


    Nachhaltiges Lernen gelingt am besten, wenn der Schüler dauerhaft am Unterrichtsgeschehen dran bleibt. Die Empfehlung gibt es zu Beginn des Jahres. Sie machen es nicht? Nun, dafür gibt es die Konsequenz im Rahmen der Leistungskontrolle.


    In Sek II den Schülern eine Lernorganisation beibringen?
    Wer diese bis dahin nicht hat, der hat ein Problem. Allerdings ist er alt genug, dieses Problem selbstständig zu lösen.

  • Wie hat es bloß unsere Generation geschafft, selbstständig zu werden? Eine Zeit, in der definitiv nicht jede Kleinigkeit als notwendige, von der Schule zu vermittelnde Kompetenz angesehen wurde.


    Andererseits nimmt die Anzahl von Schülern, die nicht mehr richtig schreiben können (vom Ausdruck mal ganz abgesehen), erheblich zu.


    Vielleicht hier einmal ein wenig nachjustieren. Aber ist hier nicht das Thema.

    Also, ein Ha- Heft bzw. einen Lernplaner zu führen, hast du vermutlich auch in der Grundschule beigebracht bekommen. Das machen die meisten von uns nämlich ... Also das Beibringen /zeigen/üben ... Und das Lernen lernen, also verschiedene Methoden, das ist auch Teil des Unterrichts. Ich hoffe doch, dass du deinen Schülern nicht nur ne Buchseite vordonnerst, sondern mitunter auch am Thema mit ihnen arbeitest. Meist hat das dann auch was mit Methode oder Organisation von Unterricht usw. zu tun. Meist. In dem Sinne lernen sie dann auch am Vorbild.

  • Man sollte bei der Diskussion (eigentlich wie immer...) mal die verschiedenen Schulformen und Jahrgangsstufen nicht außer Acht lassen:


    In meiner 5. Klasse vermittle ich ihnen natürlich auch Lernstrategien, wie sie sich organisieren können; vieles können sie aus der Grundschule (vernachlässigen es aber auch gerne schnell, weil wir es nicht konsequent einfordern), vieles ist aber auch schlicht anders und sie müssen sich etwas umorientieren und brauchen dabei Hilfe. In Anbetracht dessen, dass nicht nur Kinder, deren Elternhaus es leisten kann, solche Strukturen zu vermitteln, an der Schule klar kommen können sollen, ist es auch meine Aufgabe, bei der Organisation zu unterstützen. D.h. bei uns konkret: Ich erläutere den Kindern unseren Schulplaner, der in allen Klassen angeschafft wird und der Struktur und den Anforderungen unserer Schule angepasst wurde. Dazu lasse ich anfangs am Ende jeder Stunde (oder wann ich die Wochenplanaufgaben/ Hausaufgaben... mitteilen möchte) ausreichend Zeit, achte darauf, dass alle das Heft draußen haben, schreibe die Aufgaben auf etc. pp. Das ganze wird dann über die Wochen hinweg mehr und mehr auslaufen und ich erwarte mit laufendem Schuljahr, dass sie das automatisieren. Dabei hilft es aber natürlich enorm, wenn alle in der Klasse unterrichtenden Kollegen das so (oder wenigstens ähnlich) handhaben und die Hefte auch hin und wieder kontrolliert werden (das tue ich stichprobenartig im Rahmen unserer Wochenplanstunden, die Eltern sind aber auch aufgefordert, diese Planer anzugucken/ zu kontrollieren).
    So wie ich mit ihnen auch mal bespreche, wie man seinen Arbeitsplatz sortiert, seine Tasche packt, ein Heft/ einen Hefter führt, wie man sinnvoll Vokabeln lernt. Das ist bei uns in der 5 auch tatsächlich abgesprochener Inhalt, dafür (u.a.) gibt es auch eine extra Stunde beim Klassenlehrer, die genau für solche methodischen Dinge, wie auch Klassenbildung/ team building vorgesehen ist.


    In der Oberstufe erwarte ich auch, dass sie sich organisieren können. Wenn sie es partout nicht hinkriegen und mich um Hilfe bitten, helfe ich ihnen. Aber hier erwarte ich auch Eigeninitiative. Das umfasst aber für mich auch, dass ich beispielsweise kein Problem damit habe, dass einzelne Schüler mit Laptop in meinem Unterricht sitzen. Gerade für einen von ihnen, der immer ein riesiger Chaot war und sich nie gut strukturieren kann, ist das tatsächlich eine extrem große Hilfe. Andere Kollegen sehen das leider anders (und das Argument, wenn er im Unterricht nicht schreibt, verbessere sich die Handschrift für die Klausuren ja nie... das tut sie so auch nicht... zumal er die Hausaufgaben immer tippen würde, das kann ich ihm ja schlecht verbieten...)

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Man vergisst bei der Grundschul-/weiterführenden Schulproblematik, dass die Grundschüler weit weniger Lehrerwechsel haben und weniger Klassenarbeiten und Tests schreiben. Die Kinder müssen sich auch an die neue Zahl und den gestiegenen Umfang der Hausaufgaben/Tests gewöhnen. Das erfordert eine weitaus größere Organisation seitens der Kinder. Und wir müssen sie dabei unterstützen und beim Sortieren helfen. Und dann gibt es noch die Grundschulen, in denen keine Hausaufgaben mehr aufgegeben werden. Wie sollen die Kinder sich so zu organisieren lernen?


    À+

  • @cubanita1
    Bei mir ging es nie um die Primarstufe

    dann ist die Überschrift aber mehr als unpassend gewählt und sollte präzisiert werden ... Sonst sind genau solche unergiebigen Totschlagdiskussionen vorprogrammiert.

  • Ich entscheide flexibel wann ich Prinzipienreiter bin und wann ich pragmatisch arbeite.


    Wenn ein Schüler, der es nicht schafft, ein Hausaufgabenheft zu führen von seinem Handy per Alarm erinnert wird, dass er noch eine Unterschrift beibringen muss, dann erleichtert mir das meinen Job. Daher sehe ich die Investition als gerechtfertigt an.

    --

    Keine Daten, keine Quellen? Kein Interesse.

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