Ich bin nun seit ein wenig mehr als einem Jahr in der DaF/Erwachsenenbildung tätig und kann ganz ehrlich sagen, dass es keinen Beruf gibt, den ich lieber machen würde. Es macht mir Spaß, ich gehe jeden Tag gerne hin, ich und bei den beiden Lehreinrichtungen (beide im Ausland) bei denen ich bisher tätig war hatte ich auch den Eindruck (und die Prüfungsergebnisse sowie die in der Regel gute Beteiligung bestätigen mich darin), dass die Schüler gerne in meinen Unterricht kommen und auch etwas lernen.
Ich habe sogar nach Ende meiner Zeit dort noch E-Mails von ehemaligen Schülern bekommen – einer, der eine große Prüfung bestanden hat, für die ich ihn vorbereitet hatte, und sich dafür bei mir bedanken wollte, ein anderer der in seinem jetzigen Kurs eine Frage hatte, die ich ihm als sein Ex-Lehrer erklären sollte. Beides fand ich wirklich rührend.
Dies heisst aber auch, dass ich keine tatsächliche Lehramt/Pädagogik-Ausbildung durchlaufen habe (DaF läuft da ein bisschen anders), und vor diesem Hintergrund möchte ich hier mal fragen, wie ihr folgenden Fall bewertet. Ich bin nämlich nun zum ersten Mal an einer Einrichtung in Deutschland tätig, und hier knirscht es an allen Ecken – der eigentliche Unterricht macht mir nach wie vor Spaß und ich wage auch zu behaupten, dass ich in der Lage bin eine angenehme Lernatmosphäre in den Raum zu tragen, die Probleme liegen eher zwischen mir und der Schulleitung.
Ich muss an dieser Stelle loswerden, dass ich mit präzise ausgearbeiteter Unterrichtsplanung nicht gut arbeite – ich habe das im Rahmen meiner Ausbildung (und auch ganz am Anfang meiner Tätigkeit) mal gemacht, aber habe schon damals gemerkt, dass mir das überhaupt nicht hilft, und auch in der Praxis nie funktioniert, da es immer Rückfragen und Zwangswiederholungen gibt, die das gesamte Konstrukt sofort niederreissen. Ich bereite meine Stunden thematisch vor, aber lasse viel Raum für Rückfragen, Wiederholungen, kurze Gesprächsexkurse – einfach, weil ich gemerkt habe, dass es den Unterricht lebhafter gestaltet, wenn man auch mal spontan etwas anderes macht, und dann quasi „gestärkt“ zum Stoff zurückkehrt.
Glaubt nicht, dass ich die Schüler zulabere, es ist eine Art moderierte Runde – wir lernen zusammen, jeder kann sich beteiligen, jeder Redet mit Jedem, aber ich bin immer Präsent für Korrekturen, Anstöße etc. Es gibt immer stille Mäuse, aber soweit ich die generelle „Schwingung“ deute, kann ich die Runde in der Regel immer gut ermutigen, so dass es keine Scheu oder Hemmungen gibt - ich habe jedenfalls gemerkt, dass dieser Stil eigentlich gut ankommt, und bisher hatte ich noch keinen Kurs, der das Lernziel nicht erreicht hätte.
In meiner neuen Arbeitsstelle komme ich jedoch mit diesem Ansatz nicht weit – hier wird eine fast vollständige Hinwendung zur Paar- bzw. Gruppenarbeit eingefordert. Sprich: Jedes Wort, das der Lehrer sagt, ist eigentlich eins zu viel. Man soll fast komplett in den Hintergrund treten und die Schüler sollen soviel wie möglich miteinander und untereinander lösen und entdecken. Dies würde (zumindest in der Theorie) zu einem sichereren Umgang mit der Sprache und dadurch auch zu besseren Kenntnissen führen.
Das ist jedoch ein Ansatz mit dem ich persönlich nicht zurecht komme – mir wurde im Gespräch gesagt, man müsste tatsächlich (auch mehrere Minuten lang) Stille ertragen, und sich zurücknehmen, nur minimal intervenieren – aber ich frage mich, ob dies tatsächlich der Weisheits letzter Schluss sein kann.
Ich habe in meinem Leben selbst eine Vielzahl verschiedener Sprachkurse absolviert (gute und schlechte, in Deutschland und außerhalb) und ich kann mich genau erinnern, wie verhasst in den Kursen meistens die Gruppen/Paararbeit war: Man radebricht mit seinem Sitznachbarn, der zurück-radebricht, keiner ist da, der einen korrigiert, manchmal ist der Nachbar auch besser/schlechter als man selbst – Sprechen im Plenum (auch miteinander) war gut und nützlich, da ja auch immer jemand da war, der einen korrigierte, aber zwei Lerner, die beide nicht recht bescheid wissen, kommen meiner Erfahrung nach schlichtweg auf keinen grünen Zweig. Eine Gruppen-/Paararbeit pro Sitzung ist okay, aber es widerstrebt mir quasi meinen gesamten Unterricht auf dieser Prämisse aufzubauen (der Lehrer ist dann ja auch praktisch überflüssig).
Die Leitung rückt aber von dieser Vorgabe nicht ab und mittlerweile verschärft sich auch der Ton – meine Frage also: Inwieweit lasst ihr offizielle Vorgaben und Didaktikhandbücher Euren Unterricht beeinflussen? Versucht ihr eine Methode umzusetzen, oder verfahrt ihr nach dem Prinzip, wenn es nützt ist es gut, wenn nicht, lässt man es?
Ich würde wirklich von mir sagen, ein engagierter Lehrer zu sein, ich suche nach Extramaterial, meine Schüler dürfen mich auch per Mail kontaktieren, wenn sie dringende Fragen haben und ich bleibe auch mal 10 Minuten länger, um einem Nachzügler etwas noch einmal (und noch einmal) zu erklären: Ich reibe mich einzig und allein an diesen offiziellen Vorgaben, mit denen ich partout nicht arbeiten kann. Und nach einer erneuten Auseinandersetzung gestern, bei der auch etwas hässliche Begriffe hinsichtlich meiner pädagogischen Eignung fiele, hat mein Selbstbewusstsein als Dozent doch einen kleinen Knacks bekommen (daher auch meine Wendung an das Forum).
Ich bin noch am Anfang meiner Karriere und immer bereit mich zu verbessern, aber ich würde einfach gerne einmal die Meinung von Leuten aus dem direkten Schuldienst hören, wie sie einen solchen Fall bewerten bzw. ähnliches erlebt haben: Sprich, liegt es an mir oder sind das unvermeidliche Differenzen in Methodik, wie sie vielleicht öfter auftauchen?
Danke im voraus.