Disziplinprobleme in einer 6ten Klasse

  • Hallo.


    Ich frage hier für eine gute Freundin, die mir heute recht verzweifelt erzählte, dass sie in einer 6ten Klasse einfach nicht gehört und nicht respektiert wird. Das Fach ist Religion und es sind 33 Schüler aus 4 verschedenen Klassen. Ihr kennt sicher alle dieses lauffeuerartige Gequassel. Wenn man dabei ist die eine Ecke still zu bekommen, fangen drei andere Grüppchen an zu quatschen. Es ist eine zu große Gruppe in einem recht kleinen Raum, so dass man mit Raumaufteilung nicht so viel machen kann. Meine Freundin ist ein eher zaghafter aber sehr freundlicher und strukturierter Typ, der immer sehr gut vorbereitet ist. Aber manche Schülergruppen sind damit wohl nicht kompatibel.
    Verweise auf schlechte Noten funktionieren nicht, da sie als Referendarin diese Klasse nur noch ein paar Wochen hat und keine Klassenarbeit schreibt und ansonsten die schlechte mündliche Note keinen der Schüler interessiert. Sie könnte jetzt sicher auf Durchzug schalten. Aber sie möchte es natürlich in dieser Klasse schaffen und nicht auf das Ende hoffen.
    Ich habe ihr gesagt, dass sie doch sicher mit den Klassenlehrern sprechen könnte, bzw. die Eltern zum Gespräch bitten kann, aber das wären 27 Elterngespräche:-).


    Hat jemand von euch einen Tipp?
    In den meisten anderen Klassen hat sie keine Probleme, auch, wenn sie kein autoritärer Typ ist. Aber diese Riesenklasse ist wirklich ein Rätsel.


    Ich bedanke mich schonmal im Voraus!


    Viele Grüße


    Husperknexe

  • Naja, also entweder sie gibt auf, oder sie fängt an, sich durchzusetzen. Ein Zwischending gibt es nicht.


    Sie muss Eltern anrufen/ Sonderelternabend einberufen, kann Stunden nachholen lassen, mehr Schreibarbeit mitbringen = Kinder durchgängig beschäftigen... kurz: sich dazu entscheiden, Religion unterrichten zu wollen und nicht mehr die Liebe zu sein, die immer geduldig wartet, bis es leise ist, damit alle freiwillig Geschichten von Jesus hören.

  • Schantalle zählt die klassischen Methoden auf, die durchaus wirksam sind.
    Aber als Refi ist es natürlich schwierig, sich so zu outen.


    Ich schlage Maßnahmen innerhalb des Unterrichts vor, die Disziplin bringen:


    1. Wie Schantalle vorschlägt - keinen Leerlauf. Jeder hat immer was zu tun und muss natürlich auch wissen, was er zu tun hat.
    2. Sobald es laut wird, ertönt ein lauter Ton - ein schlagwerkzeug, eine Tröte - etwas Stimmschonendes mit Wiedererkennungswert. Dann kommt ein Kurzdiktat. Zwei Zeilen ins Heft - die muss man vorbereiten und eine entsprechende Anzahl in Petto haben. Ich würde mich am Anfang mit mindestens 10 Kurzdiktaten (thematisch!) wappnen.
    Nach dem Diktat ist die Klasse in der Regel leise und dann kann wieder gearbeitet werden.
    Verstärken kann man den Effekt, indem man Heftnoten vergibt. Vorher ankündigen.
    3. Zu Beginn viel frontal mit wenigen kleinen Arbeitsinseln. Bestimmte Stillarbeiten einführen - während des Lesens wird z.B. nicht gesprochen. Bei Verstoß vor die Tür.
    Eventuell Niveau erhöhen, schwierigere Texte und Aufgaben, damit die kids knabbern müssen.
    4. Auch mal 5 Minuten Lärm ertragen, eventuell Bewegung in die Stunde bringen: Soziometrie, Experimente, Rollenspiele - für ein paar Minuten. Dann Stillarbeit einfordern.
    5. Classroommanagement einsetzen, Sitzordnung überdenken, klare Regeln schaffen (zu Beginn aufstehen, Heft und Stift vor der Stunde bereit. etc)
    6. Lärm gar nicht thematisieren - die Tröte einsetzen.
    7. Bei harten Fällen - gelbe und rote Karte - einmal vorstellen - Karten statt Worte, um die Aufmerksamkeit nicht zu verlieren.
    8. Loben, loben, loben, wenn was geklappt hat. Heiterkeitsausbruch überstehen, danach notfalls Kurzdiktat.

  • Damit kann man ja schonmal viel anfangen. Ich werde es weiterleiten und bedanke mich herzlich bei euch für die Mühe und die konstruktiven Vorschläge!

  • Wenn sich die Klasse aus Schülern aus vier unterschiedlichen Stammklassen zusammensetzt, ist es natürlich schwierig, innerhalb der Klassenkonferenz eine einheitliche Linie zu fahren. Ich finde, ein solcher roter Faden im Classroom-Management ist sehr hilfreich.


    Ich versuche, meinen Unterricht so zu gestalten, dass Disziplinprobleme möglichst selten auftreten. Mein Stichwort heißt da Individuelle Förderung.

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