Das kann ich so nicht in vollem Umfang bestätigen. In Englisch wird zwar keine Literatur gelesen, aber ich finde die Abiturprüfung genauso anspruchsvoll wie die am allgemeinbildenden. In Mathe war bis einschließlich des vergangenen Abiturjahrgangs sogar das Gegenteil der Fall. Da fand ich unsere Abi-Prüfung viel anspruchsvoller als die am allgemeinbildenden. Das ändert sich ja nun aber dieses Jahr endlich.
Was auf jeden Fall ein zusätzlicher Anspruch an einem beruflichen Gymnasium (und auch an anderen beruflichen Schularten) ist: Du hast eine immens große Heterogenität. In meiner Berufsschulklasse Englisch habe ich Schüler mit Hauptschulabschluss, MBA, Abitur und Fachhochschulreife. Und alle sollen den gleichen Englisch-Unterricht erhalten? Du kannst dir vorstellen, dass das schwerlich funktionieren kann... Da muss man kreativ sein.
In der Eingangsklasse am BG ist es ähnlich. Da haben zwar alle einen MBA und kommen größtenteils von der originären Realschule. ABER ich habe da auch Leute von der Werkrealschule, aus der Berufsfachschule und Wechsler vom allgemeinbildenden Gymnasium sitzen. Und die Unterschiede sind immens! Und das verlangt einem pädagogisch und didaktisch sehr viel ab.
Fachlich dürfte es doch, wenn man seine beiden Fächer studiert hat, nie ein Problem sein. Das müsste man drauf haben, wenn man ein Universitätsstudium abgeschlossen hat.
Natürlich sollte es nach dem Studium an der fachlichen Kompetenz nicht mehr mangeln - wobei ich hier auch ganz ehrlich einmal sagen muss und so geht es nicht nur mir, sondern auch vielen meiner Mit-Studenten, dass das, was an der Universität so gemacht wird, eigentlich ganz wenig (bis in manchen Fällen überhaupt nicht mehr) etwas mit dem eigentlichen Schulstoff des jeweiligen Faches zu tun hat. Da ist das Konzept an den Pädagogischen Hochschulen, die dann auf Realschullehramt studieren, wesentlich unterrichts-orientierter.
Ich muss jetzt ehrlich sagen - und das ist auch so eine Sorge, die ich mit mir herumschleife - dass ich letztens während der Hospitation in Deutsch in einem BK wo es um das Thema lineare vs. dialektische Eröterung ging, auch erst einmal wieder kräftig überlegen musste, was jetzt im Detail von beiden eigentlich noch mal der Unterschied war. Im Deutschstudium ist dieses Themenfeld bisher einfach nicht mehr aufgetaucht und steht wohl auch nicht mehr auf dem Programm. Nach dem Studium bin ich wohl ein Experte in Linguistik, Mediävistik und Literatur, aber so die eigentlichen konkreten Schulthemen fallen doch im Vergleich zur PH ziemlich unter den Tisch, was ich - und meine Mitstudierenden - einfach schade finde. (Mediävistik und Lingustik beispielsweise übersteigen in der Form ja weit die Ebene, was in der Schule im Unterricht verlangt wird.)
Mehr Praxisbezug und Alltagsbezug kann definitiv nicht schaden, finde ich.
Darüberhinaus: geht es euch auch so, dass ihr euch vielleicht für eines eurer beiden Fächer mehr begeistern könnt als für das andere? Bei mir geht es zumindest so mit Englisch, wo ich mich mehr begeistern kann als für Deutsch. Was nicht heißt, dass ich Deutsch hasse, aber so eine 100%ige Balance ist da bei mir nicht immer.
Das zeigt sich schon darin, dass ich mir in Englisch mühelos auch längst zurückliegende grammatikalische Aspekte merken konnte, ohne sie noch einmal ausgiebig nachlesen zu müssen und in Deutsch nun z.B. letztens erst mal noch einmal genauer überlegen musste, wie das mit den 2 verschiedenen Erörterungsmethoden aussieht. Nach der Hospitationsstunde war das natürlich dann wieder präsent und da.
Ich hoffe, dass ich da nicht alleine bin und das nicht schon etwas "schlechte" Anzeichen sind.