Ich versuche, vor allem in der Kursstufe, mir möglichst oft mündliche Noten aufzuschreiben, im Idealfall jede Stunde (auch wenn das nicht immer klappt). Sprich, ich gehe nach der Stunde die Schülerliste durch und trage bei allen, die etwas geäußert haben, eine Note ein, die ihrer qualitativen Leistung entspricht.
Jetzt bin ich grade etwas am Grübeln:
Sollte ich einem Schüler für diese Stunde 15 Punkte geben, wenn er einige Fragen toll beantwortet hat, sich bei Fragen, die an alle gestellt waren, aber nicht gemeldet hat?
Auf die Frage(n) hat sich niemand gemeldet, was mich etwas geärgert hat, weil sie Grundwissen abgeprüft haben, das jeder im Kurs haben sollte.
Deshalb: Einerseits wäre es doof, wenn ich den Anspruch habe, dass bei einem 15-Punkte-Schüler der Finger praktisch ständig oben sein sollte, andererseits sind 15 Punkte die beste Note und wenn bei einem Schüler Grundwissen fehlt, müsste ich da etwas Abstriche machen.
Wie handhabt ihr das?
mündliche Noten - Ansprüche an 15 Punkte
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Woher willst Du denn wissen, ob ein Schüler die Antwort auf die Frage nicht weiss, nur weil er sich nicht meldet?
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Sprich doch den Schüler einfach an, er soll es sagen. Wenn er es weiß, ist es gut; wenn er es nicht weiß, obwohl es eine einfache Frage ist, sind es eben keine 15 Punkte.
Hamilkar
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Im Ref haben wir es so gelernt, dass man keinem Schüler mündlich eine 6 geben darf, nur weil er sich nicht meldet. Man muss dann diese Schüler selbst drannehmen. Weiß er dann nie die Antworten, wäre die 6 gerechtfertigt.
Ich unterrichte zwar nicht in der Sek I und II, würde meinen Grundschülern aber dann nicht die Note 1 geben, da Engagement fehlt. Es würde dann etwas zwischen 2 und 3 werden.
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Nicht dir Quanität sondern die Qualität zählt. 15 Punkte ist für herausragende Leistungen gedacht. Beantwortet ein SuS komplexe Sachverhalte sehr gut, aber meldet sich bei Grundwissenfragen nicht, dann verhindert dad doch keine sehr gute Note.
Wenn es dich beruhigt, dann rufe ihn einmal auf. Dann siehst du, ob er deiner Meinung nach die 15 Punkte erhalten kann. -
Aus meiner Sicht können die 15 Punkte in der geschilderten Situation durchaus gerechtfertigt sein. Gerade sehr gute Schüler melden sich bei "Basisfragen" häufig nicht, weil sie sie einfach unterfordern und sie sich geradezu veräppelt vorkommen. Das bedeutet nicht, dass sie die Antwort nicht wüssten. Bewältigt ein Schüler Aufgaben höchsten Niveaus (sogar) mehrfach auf hervorragende Weise, würde ich dafür 15 Punkte geben.
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ist das nicht geregelt? in bayern dürftest du ausschließlich die qualität in einen kleinen leistungsnachweis einfließen lassen, die quantität nicht. zudem wäre es sehr, sehr ungewöhnlich, das jede stunde zu tun. da hast du ja am ende 15 noten pro nase oder mehr?! zudem müsstest du die noten hier alle dem betreffenden schüler zeitnah eröffnen. da vergeht ja deine und deren pause jede woche mit notenvorlesen.
ich würde eher jede stunde aufzeichnungen führen über die qualität der antworten und dabei ab und an für ein paar wochen bestimmte schüler näher beobachten/notfalls auch öfters aufrufen. das ergibt dann recht solide mündliche noten, die man sehr gut transparent begründen kann.
claudius: du bist nie im leben lehrer. sonst wüsstest du, dass grundsätzlich perfomanz und nicht kopfinhalte bewertet werden. oder sollen wir den schülern den schädel aufschneiden? es ist nicht relevant für die bewertung, was sich das kind denkt, sondern welche bewertbare leistung er oder sie zeigt. was nicht dasteht oder nicht gesagt wird, kann auch schlecht bewertet werden. da wäre ja der völligen willkür tür und tor geöffnet.
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Ich denke, du (ergo TE) vermischt hier die "mündliche Note" mit der "Mitarbeitsnote". Mit einer "mündlichen Note" bewerte ich einen einzelnen Beitrag, mit der "Mitarbeitsnote" eben die Mitarbeit im Unterricht. Mündlich erteile ich 15NP wenn der Beitrag meine Erwartungen übertrifft. Das kommt selten vor. Das letzte Mal vergab ich 15NP als ein Schüler quasi in einem Atemzug die Wahrscheinlichkeitsverteilung beim Galton-Brett für seine Mitschüler vollkommen verständlich und richtig erklärte.
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Ich vergebe dann 15 Punkte, wenn ich einem 14-Punkte-Schüler nicht mehr mit wirklich stichhaltigen Argumenten erklären kann, was er noch besser machen kann, um 15 Puntke zu bekommen. Und da komme ich logischerweise nicht mit den üblichen Pauschalantworten wie "noch mehr melden" o.ä.
In der Vergangenheit gab es in jedem meiner LKs einen, manchmal auch zwei 15-Punkte Schüler. -
Danke für die Antworten.
Das Argument von Yummi finde ich am überzeugendsten und die Denkweise von Bolzbold klingt übernehmenswert.
MsPace: Das finde ich etwas zu streng - das klingt so, als gäbe es bei dir einmal alle 10 Jahre 15 Punkte.
Ich würde es eher so sehen wie Bolzbold; nur im jetzigen Kurs bin ich nicht sicher, ob es keine 15-Punkte-Schüler gibt, sonst gibt's schon immer ein, zwei "Käpsele", wie der Schwabe sagt.
Es muss nicht jedes Mal eine Gauß-Kurve rauskommen, aber dass es nur sehr selten keine Leistungsspitzen gibt, ist doch recht unwahrscheinlich. -
Es muss nicht jedes Mal eine Gauß-Kurve rauskommen, aber dass es nur sehr selten keine Leistungsspitzen gibt, ist doch recht unwahrscheinlich.
Nach der Gauß-Kurve sollten etwa 2% im Bereich der Note 1 liegen. Also etwa einer alle 50 Schüler/2 Klassen. Und das sind die Noten 13-15. 15 Punkte müsste also noch seltener sein. In jeder Klasse einer wäre dann eher auffällig viel.
(Dieser Beitrag ist ein rein statistischer, er gibt keine Meinung über die Verwendung solcher Statistiken in der Schule wieder)
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Wenn es wenigstens auch die selbe proportionale Verteilung für 0-4 Punkte gäbe...
Chili, die schon mehrmals 15 Punkte gegeben hat. Auch mehrere im selben Kurs von 15 Leuten. Und manchmal ist in einem anderen Kurs von 30 Leuten die beste Note 12 Punkte.
Wer sehr gut ist, kriegt eine sehr gute Note. Punkt. Was soll ich ihm denn noch sagen? "Weißt du was? ICH kann's immer noch besser als du, also kriegst du nur eine 1minus..." -
aber macht es denn sinn, eine normalverteilung auf maximal 32 schüler oder so in einem kurs anzuwenden? ist die gruppe nicht viel zu klein, um da eine solche verteilung ernsthaft zu erwarten/anzustreben? mir leuchtet das so gar nicht ein und ich meine, in statistik was anderes gelernt zu haben. ist aber lange her und war auch nur schmalspur für sozialwissenschaftler...
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Die Normalverteilung ist eine Theorie und berücksichtigt nicht die tatsächlichen Leistungen der Schüler. Wir haben es mit jungen Menschen zu tun, die auf der Basis ihrer Leistung vor dem Hintergrund der Bewertungskriterien, die vorgegeben sind, zu beurteilen sind und nicht auf der Basis einer erzwungenen Normalverteilung.
Der Schlechteste bekäme demzufolge ja immer die Fünf oder Sechs, auch wenn er gemessen an der tatsächlichen Leistung sogar eine Vier verdient hätte.Bewertet jemand von Euch allen Ernstes nach der Normalverteilung???
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Falls ich falsch (anders als beabsichtigt) verstanden worden sein sollte:
Es war Sarkasmus über die ebensolche Vermeidung aller Defizitnoten. Wenn man aber mit Gauß argumentiert, dass man nur sehr selten 15 Punkte verteilen kann, verstehe ich es so, dass man natürlich 12-14 Punkte dann mehr verteilt (halt gestaffelt mehr je mehr man sich den 7-8 Punkten nähert). Aber wie sieht es mit 1-4 Punkten aus?Ich gebe 14-15 Punkte unabhängig einer Statistik, gebe aber zu, dass ich gerne öfters defizitäre oder ausreichende Noten austeilen möchte, als ich es tue. Noch eine Baustelle der mündlichen Noten, an der ich arbeiten soll. (Schriftlich ist es in meinen Fächern mit den Erwartungshorizonten kaum möglich, unter die 4 zu kommen)
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"Nicht zu viele Einser, bitte! Lehrer, deren Schüler zu gute Noten schreiben, werden systematisch ausgebremst":
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Gauß-Verteilung bei kleinen Stichproben ist meiner Meinung nach nicht anwendbar.
Spannend wäre eine Statistik über alle Schüler mehrerer Jahre. Da könnte das sogar hinkommen. Ich habe auch Klassen mit 2-4 Einserkandidaten und Klassen, in denen es keine gibt. Ist übrigens bei den Noten 5 und 6 bei mir genau so. -
Bewertet jemand von Euch allen Ernstes nach der Normalverteilung???
nein.Nie
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mein früherer Pädagogik-Professor war strikt gegen die Normalverteilung der Noten.
Sein Argument: entweder ein Schüler hat den Stoff verstanden, oder er hat ihn nicht verstanden. Wenn er den Stoff verstanden hat, dann sollte er eine gute/sehr gute Note bekommen. Hat der Schüler nix verstanden, dann muss er eine schlechte Note bekommen. Daher sollte die Notenkurve eher wie ein U aussehen.
Ich finde an dem Argument ist durchaus was dran, zumindest bei Tests, die wirklich nur ein Thema behandeln.
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Puh, da hab ich was losgetreten mit der Normalverteilung...
Die würde, schätze ich, tatsächlich nur über lange Zeit, viele Jahrgänge hinkommen - wie das eben bei Statistik so ist; je größer die Datenmenge, desto mehr nähert sich der Durchschnitt der idealisierten Kurve an:
Der Großteil der Schüler - über viele Jahrgänge hinweg(!) - erbringt gute bis mäßige und im Vergleich dazu nur wenige Schüler sehr gute und ausreichende/mangelhafte Leistungen.
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