Hallo,
in diesem Schuljahr unterrichte ich eine Klasse 5 in Physik. Den Physikunterricht in der Klasse 5 gestalte ich sehr experimentell mit eingeschobenen Theoriephasen.
In den Experimentierphasen der Stunde, bei denen die Kinder eigentlich gut mitmachen, gibt es oft Disziplinprobleme mit genau 2 bestimmten Schülern. Während sich der eine noch von Ermahnungen und Androhung von Ausschluss vom Experimentieren beeindrucken lässt, ist der andere wie "teflonbeschichtet". An ihm prallt alles ab.
Auf jede Ermahnung und auch auf dem bereits mal erfolgten Ausschluss vom Experiment reagiert er mit völligem Unverständnis. Dies äußert er nicht nur verbal, sondern mit entsprechender Gestik und Mimik.
Vor ein paar Tagen eskalierte die Situation. Zuerst machte er Blödsinn mit dem Experimentiermaterial. Er zweckentfremdete um Mitschüler damit zu ärgern. Die dann wiederum laut wurden und sich alle durcheinander beschwerten. Dann lief er permanent im Klassenraum rum. Dann nahm er Mitschülern (aus einer völlig anderen Reihe) die Sachen weg, ärgerte diese, schob einfach Mäppchen anderer einfach so vom Tisch. Das gab wieder Geschrei. Ich habe ihn ermahnt, dann habe ich die Ermahnung mit einer Androhung (Eintrag ins Mitteilungsheft), als drittes habe ich die Androhung umsetzen wollen. Er weigerte sich mir das Heft zu geben. Er tat es dann doch als ich energisch die Herausgabe verlangte oder ich würde gleich im Anschluss mit ihm ein Einzelgespräch im Beisein des Klassenlehrers führen. Da gab er es mir. Er änderte sein Verhalten trotzdem nicht.
Ich war ziemlich geladen, da ja mittlerweile die anderen auch sehr unruhig wurden.
Nach der stunde klagte ich einer Kollegin mein Leid. Diese wies mich darauf hin, dass der Schüler den Förderstatus emotional-sozial hätte. Bei ihr sei er auch so. Das hatte ich bis dahin nicht gewusst. Nach Rücksprache mit dem Klassenlehrer werden nun die Eltern eingeladen (es gab noch andere Vorfälle).
Nun ergab sich heute ein Gespräch mit seiner Inklusionslehrerin. Diese erklärte mir, dass die Eltern ihn unbedingt auf der Realschule haben wolle und, dass er ganz normal bewertet wird. Zudem meinte sie er könne sein Verhalten nicht reflektieren, das sei eben die Krankheit. Damit müssten wir klarkommen. Eine Anweisung wie "Bleib auf deinem Platz sitzen" könne er eben nicht befolgen.
Nun habe ich zwei Fragen:
1. Wieso kann ein Kind mit emotional-sozialem Förderbedarf einfache Anweisungen wie "Bleib auf deinem Platz sitzen?" oder "Mache das Experimentiermaterial nicht kaputt." nicht verstehen und befolgen? Ich möchte es einfach nur verstehen.
2. Habt ihr Tipps, wie ich in Zukunft mit dem Schüler umgehen soll. Es ist das erste Mal, dass ich einen Schüler mit Förderbedarf unterrichte. Sonst wäre die Konsequenz ja, dass ich irgendwann keine Schülerexperimente mehr machen kann.
Vielen Dank für eure Geduld.