Schüler (8. Klasse) außerhalb der Klasse arbeiten lassen

  • Ich habe eine 8. Klasse in Mathe (Gym), in der die Hälfte der Schüler schwach oder im Arbeitsverhalten auffällig ist, während die andere Hälfte gut mitkommt und (anscheinend) selbständig arbeiten kann. Nun kommen wir wegen 4 bis 5 Schülern, die die weniger selbständige Hälfte stark ablenkt, immer weniger voran und habe das Gefühl, immer weniger Schülern gerecht werden zu können. Auch das Abgucken beim Nachbarn ist sehr verbreitet. Nun habe ich überlegt, ob es möglich ist, die 11 von 24 Schülern, denen ich selbständiges Arbeiten zutraue, in zwei Vierergruppen und einer Dreiergruppe an verschiedene Orte innerhalb der Schule zu schicken (Pausenhalle, Innenhof, Tische auf Fluren), an denen sie ihre Aufgaben in Ruhe bearbeiten können, während ich mit den anderen 13 Schülern Aufgabenbearbeitung mit enger Führung mache, also z. B. Teil a) alle gemeinsam, danach alle b),c) jeder allein usw. So können auch gezielt Probleme der Schwächeren diskutiert werden.


    Längerfristig würde ich gern eine Art "offene Tür" für die Schüler, die bei mir eine Art "Green Card" haben, einführen. Dann könnten die entsprechenden SuS jederzeit bei Aufgabenbearbeitungen rausgehen für eine von mir begrenzte Zeit, um dort zu arbeiten. Danach würde ich mir die Lösungen anschauen und einige, die draußen waren, auch vor anderen erklären lassen, was sie gemacht haben.


    Darf ich das? Sie sind ja in der Phase unbeaufsichtigt, aber ich wähle ja auch gezielt aus, wem ich das zutraue. Und: Darf ich das ganze Schuljahr über dem Schüler X verwehren rauszugehen, während Y jederzeit draußen arbeiten darf, wenn ich X für nicht vertrauenswürdig halte, Y aber schon? Habt ihr insgesamt dazu Bedenken oder Erfahrungen?


    Ich würde das auch mit dem stellv. Schulleiter absprechen, aber wollte hier vorher mal nach Meinungen fragen.

  • + Differenzierungsmöglichkeiten
    + Aufsicht theoretisch gewährleistet ("...müssen sich beaufsichtigt fühlen... Entwicklungsstand der Schüler...")
    - Die Eltern der Kinder, die immer draußen arbeiten sollen werden sich fragen, warum ihr Kind keinen Unterricht erhält
    - du hast permanentes Gerenne und rein und raus, wenn du an 10 Schüler "Greencards" verteilst
    - die Kollegen werden nach Gleichberechtigung fragen


    Differenzierungsmaterial oder einen Tisch vor der Tür haben, an dem einer sitzt, der mehr Ruhe braucht, könnte ich mir eher vorstellen. Auch mal für eine Gruppenarbeit. Aber die halbe Klasse regelmäßig aufs Haus zu verteilen finde ich im normalen Frontal-Schulbetrieb schwierig.
    Können nicht die anderen 13 ein paar Mal nachmittags zum "Fördern" bleiben? dann finden sie vielleicht zur Ruhe...

  • Die Eltern der Schüler, die draußen arbeiten, können dir im Zweifelsfall auch einen Strick daraus drehen, dass in diesen Bereichen (Flur, Pausenhalle) kein konzentriertes Arbeiten möglich ist bzw. dass es mehr Ablenkungen gibt als im Klassenraum bei dauernder Anwesenheit des Lehrers. Bei uns verwenden auch einige Kollegen Flure, Pausenhöfe oder Pausenhalle ab und an als Erweiterung des Klassenzimmers. Folge in den meisten Fällen: Kollegenbeschwerden aus den angrenzenden Klassenräumen, weil die Schüler eben doch nicht konzentriert allein arbeiten, sondern zu laut sind o.ä. und anderen Unterricht damit stören. Das sollte man auch berücksichtigen. Abgesehen davon, dass ich keinen Schüler mit einem Tisch auf den Flur setzen könnte, weil es da bei uns extrem zieht und ab Herbst auch unangenehm kühl wird.

  • "Die Eltern der Kinder, die immer draußen arbeiten sollen werden sich fragen, warum ihr Kind keinen Unterricht erhält"
    - Kein Kind wird rausgeschickt, ohne dass es möchte. Das würde auf jeden Fall auf Freiwilligkeit basieren. Ich glaube aber, dass die meisten das dankend in Anspruch nehmen würden. Die Eltern der Kinder, die oft und gern rausgehen, könnten sich das natürlich trotzdem fragen.


    "du hast permanentes Gerenne und rein und raus, wenn du an 10 Schüler "Greencards" verteilst"
    - Hm.. dem könnte ich vielleicht entgegenwirken, indem ich dann doch nur zu bestimmten Zeiten das Rausgehen erlaube (und dann alle auf einmal raus)


    "die Kollegen werden nach Gleichberechtigung fragen"
    - Du meinst, dass Kollegen die Klassen dann auch teilen wollen?


    Differenzierungsmaterial biete ich schon an, nur kaspern dann eine handvoll Leute immer noch rum. Ich habe das Gefühl, sobald ich einen "Brand" gelöscht habe, sind schon zwei neue im Gange. Mit weniger Schülern hätte ich da mehr Einfluss und könnte auch besser sehen, wer jetzt wirklich Schnipsel geworfen, Stifte vom anderen geklaut, irgendwelche Tiergeräusche gemacht oder mit einem Smartphone rumgebimmelt hat.
    Den Förderunterricht besuchen schon einige, aber die halbe Klasse zu schicken.. puh. Und sie einmal hinzuschicken, wird nicht viel bringen, befürchte ich.

  • Mit weniger Schülern hätte ich da mehr Einfluss und könnte auch besser sehen, wer jetzt wirklich Schnipsel geworfen, Stifte vom anderen geklaut, irgendwelche Tiergeräusche gemacht oder mit einem Smartphone rumgebimmelt hat.

    Du hattest nach Meinungen gefragt, bevor du den Schulleiter fragst. Und ich fürchte, dein Schulleiter wird dich fragen, ob du das Ernst meinst. Achtklässler fragen, ob sie gerne in der Pausenhalle arbeiten wollen, als Begründung dafür, sie dauerhaft allein arbeiten zu lassen. Die andere Hälfte benimmt sich unterirdisch. Pass auf, dass du dir damit nicht ein Eigentor schießt.


    Mit "Förderstunde" meinte ich: lass diejenigen, die meinen Tiergeräusche zu machen wäre witzig, jede Woche Nachsitzen, bis ihnen die Lust drauf vergeht.


    Sorry, ich weiß nur zu gut, wie anstrengend Klassen sein können, das ist kein Angriff! Aber ganze Klassen zu disziplinieren gehört halt zum Beruf dazu und ich würde meinem Schulleiter derartige Details über absurdes Verhalten nicht unbedingt stecken. Um Hilfe fragen, ja, aber erzählen, dass kein Unterricht möglich ist: schwierig.

  • Bei uns ist es völlig üblich, dass ein Teil der SuS außerhalb des Klassenzimmers arbeitet.
    Allerdings haben wir auch hinreichend Platz und Tische und Stühle auf den Fluren, eine Bibliothek mit Aufsicht und Differenzierungsräume.


    Bei uns reißen sich die SuS darum, draußen arbeiten zu dürfen. Ich allerdings lasse nur diejenigen regelmäßig raus, von denen ich weiß, dass sie selbstständig arbeiten können und das auch tun, und dass sie wenig Hilfe von mir brauchen.
    Die übrigen haben mich im Klassenzimmer in ihrer Nähe, was ihrem Arbeitsverhalten und Hilfebedürfnis sehr entgegenkommt.


    Dieses offene System demonstrieren wir aber auch an den Tagen der Offenen Tür, so dass die Eltern wissen, wie wir arbeiten, bevor sie ihre Kinder bei uns anmelden.


    Smartphones, die ohne Erlaubnis im Unterricht benutzt werden, sind bei uns einzukassieren, dem SL zu übergeben und durch die Eltern wieder abzuholen. Funktioniert sehr gut. Das Problem haben wir praktisch nicht.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Du hattest nach Meinungen gefragt, bevor du den Schulleiter fragst. Und ich fürchte, dein Schulleiter wird dich fragen, ob du das Ernst meinst. Achtklässler fragen, ob sie gerne in der Pausenhalle arbeiten wollen, als Begründung dafür, sie dauerhaft allein arbeiten zu lassen. Die andere Hälfte benimmt sich unterirdisch. Pass auf, dass du dir damit nicht ein Eigentor schießt.


    Nee, stopp. Das habe ich vielleicht falsch ausgedrückt. Ich möchte nicht dauerhaft die Hälfte der Klasse rausschicken und nur eine Hälfte unterrichten. Ich würde das aber gern ab und an tun und auch einigen Schülern häufiger erlauben, die Aufgabenbearbeitung woanders als im Klassenraum zu machen. Ich habe die Klasse erst seit 2 Wochen und dass sie im letzten Jahr unterirdisch in Mathe waren, weiß der stellv. Schulleiter.



    Zitat von Schantalle

    Sorry, ich weiß nur zu gut, wie anstrengend Klassen sein können, das ist kein Angriff! Aber ganze Klassen zu disziplinieren gehört halt zum Beruf dazu und ich würde meinem Schulleiter derartige Details über absurdes Verhalten nicht unbedingt stecken. Um Hilfe fragen, ja, aber erzählen, dass kein Unterricht möglich ist: schwierig

    Hm, ich bin absolute Berufseinsteigerin und bin erst seit 2 Wochen dabei. Meine anderen Klassen arbeiten super. Nur diese eine nicht. Und naja.. auch auf die Gefahr hin, mich als Lehrerin zu outen, die gerade die Klasse nicht im Griff hat: Das ist vielleicht besser als wenn es dann mit der ersten Klassenarbeit oder am Schuljahresende mit den Zeugnisnoten sichtbar wird. Ich will da eigentlich schon offen sein, um die Situation verbessern zu können.

  • Du hast eine 8. Klasse in Mathe, von der 4-5 Schüler rumkaspern und die anderen ablenken und Schüler schreiben gern beim Nachbarn ab, statt sich selbst anzustrengen? Klingt für mich, ehrlich gesagt, nach einer normalen pubertären 8. Hast du dich schon mit dem Klassenlehrer oder anderen Kollegen kurzgeschlossen, die in der Klassen unterrichten? Berichten die Ähnliches oder bezieht sich das Verhalten nur auf Mathe? Das würde ich erst einmal machen, bevor ich nach 2 (!) Wochen ein Projekt mit offener Klassentür starte, das du als Neuling auch noch nicht überschaust (gibt es das bei euch schon, oder wäre das eine Neuheit?). Pädagogische Maßnahmen ergreifen, Eltern der Störenden informieren und wenn das nicht fruchtet, im Zweifelsfall überlegen, was zu tun ist. Und nicht gleich zur Schulleitung rennen, sondern erst einmal auf Kollegenebene das Problem thematisieren. Sonst schießt du vll. mit Kanonen auf Spatzen.

    • Offizieller Beitrag

    nimm die Kasperer immer wieder fachlich dran, wenn sie stören.


    Setze die Kinder um. Setze sie einzeln.


    Lass die Störenfriede zum nächsten Schultag eine schriftliche Reflexion anfertigen über adäquates Verhalten im Unterricht und die eigenen Ziele, das zu erreichen. Wahlweise ausführliche Stundenprotokolle.


    Kündige den Störern an, nach Vorankündigung an die Eltern, einen Freitagnachmittag in der Schule zu bleiben, um den versäumten Stoff nachzuholen.


    Beginne jede Stunde mit einer "täglichen Übung" auf Note.


    Lenke den Unterricht eng, mit wenig Freiraum wie PA oder GA -- bis es klappt. Viel Schreibarbeit---abzugeben am Ende der Stunde.


    Kümmere dich um Gottes Willen nicht darum, herauszufinden, wer wem was weggenommen /geärgert, angemalt, gepiekt wasweißich hat. das ist unterstes Kindergartenniveau, und jede Nachforschung ist nicht nur mühsam und zum Scheitern verurteilt, sondern auch eine sehr willkommene Ablenkung für die Schüler.


    Sprich mit einzelnen Störenfrieden unter 4 Augen, nach dem Motto: ich mache mir Sorgen um deine Leistungen. Dokumentiere das. Schalte, wenn es allzu arg wird, einzelne Eltern mit ein.


    Was meiner Erfahrung in dem Alter immer hilft, wenn Mädchen und Jungen involviert sind:


    Ironische Sätze wie "Fritz/ Helga, flirte bitte draußen und in der Pause". (Neulich sagte ich zu Christa: Christa, HA zu morgen: schreibe eine Abhandlung zu dem Thema "wie kann ich einen Mitschüler anbaggern, ohne den Unterricht zu stören?". Schnappatmung, dann war Ruhe ^^ ^^ )


    Kümmere dich vor allem um diejenigen, die mitmachen wollen. Lass die anderen nicht all deine Aufmerksamkeit bekommen.
    Viel Glück!

  • Bei manchen Einwänden und Vorschlägen hier, muss ich echt den Kopf schütteln.


    Heutzutage solle individuelle Förderung eigentlich durchgängig zum Unterrichtsprinzip geworden sein... Wieso erhalten die Schüler, die selbständig arbeiten "keinen Unterricht"?! Ja, keinen Frontalunterricht. Ja, nicht jeder erhält denselben Unterricht. Aber wäre das überhaupt wünschenswert?! Meines Erachtens nicht!


    Und vorzuschlagen, als Disziplinierungsmaßnahme Schüler vor anderen bloßzustellen, finde ich schon allerhand... Kann man natürlich machen, wenn man sich jeglichen Zugang zu den Schülern verbauen will.


    Was die TE vorhat, trifft an sich genau das Prinzip der individuelle Förderung. Ich finde die Überlegungen goldrichtig, umsetzen würde ich es anders.


    Meine Klassenzimmer sehen wie folgt aus. Vorne links vor der Tafel zwölf Plätze in Reihe. Vorne rechts Einzel- und Zweiertische zur Still- bzw. Partnerarbeit. Hinten (durch Stellwände abgetrennt) drei Gruppentische. So hast du unterschiedliche Arbeitsbereiche innerhalb des Klassenzimmers und alle Schüler dauerhaft unter deiner Aufsicht.

  • Ist bei uns völlig üblich, dass Kleingruppen auch außerhalb des Klassenraums arbeiten.
    Du musst natürlich deine Aufsichtspflicht wahrnehmen, dh. ab und an nach denen gucken.
    Ich wechsle auch immer ab, wer draußen arbeiten darf. Für die Schüler ist das ein motivierendes Privileg.
    Meine Tür steht auch real dann immer offen. Je nachdem sitzt eine Kleingruppe im Foyer, Differenzierungsraum oder mit Tisch vor der Klasse auf dem Flur.

  • Ist bei uns völlig üblich, dass Kleingruppen auch außerhalb des Klassenraums arbeiten

    Das ist aber ein großer Unterschied: ist in einer Schule etwas üblich, kann man sich natürlich einklinken. Ist es aber eine Notlösung, weil man die Klasse nicht im Griff hat, finde ich die Situation für einen Berufsanfänger schwierig.


    So wie Jule13 das beschreibt, sind sowohl disziplinarische Maßnahmen, als auch organisatorische Maßnahmen zur Freiarbeit absolut klar und gut geregelt. Die Situation der TE ist aber eine ganz andere.


    Ich lasse mich aber gerne eines besseren belehren, vielleicht hat der Schulleiter auch nur auf Neuerungen von einem Neuling gewartet.


  • Heutzutage solle individuelle Förderung eigentlich durchgängig zum Unterrichtsprinzip geworden sein... Wieso erhalten die Schüler, die selbständig arbeiten "keinen Unterricht"?! Ja, keinen Frontalunterricht. Ja, nicht jeder erhält denselben Unterricht. Aber wäre das überhaupt wünschenswert?! Meines Erachtens nicht!

    Ja klar, das klingt super. Aber die Frage ist ja nicht, welchen Unterricht du gutheißt, sondern ob ein Berufsanfänger an seiner Schule neue Methoden etablieren will, mit der Begründung, "die Fitten kommen schon alleine klar". Auch wenn man nette Synonyme dafür findet, überzeugend finde ich das nicht. Und ich bin verfechter von Freiarbeit, mache das selbst entgegen aller Kollegenmeinungen und Schulleiterwünsche. Gerade deshalb wäre ich vorsichtig, weil ich den Kampf aus einer anderen Position heraus kämpfe ;)

  • Hallo,


    du bist neu, da ist es klar, dass du noch nicht alles kannst oder "im Griff hast. Ich hoffe dir können die Tipps der anderen weiterhelfen. Die achte ist meistens die schwierigste Stufe.


    Ich denke, dass man am Gymnasium mal 3-4 Schüler im Flur arbeiten lassen kann. Frag doch erstmal Kollegen, wie das dort so üblich ist. Ich hatte letztes Jahr auch eine acht, wo ich nach jeder


    Stunde geschaut habe wie viel die SuS geschafft haben und das dann benotet. Da haben dann mehr mitgearbeitet als vorher. Gerade in Mathe ist es ja schwierig, wenn Grundlagen fehlen.


    Vielleicht ist es nicht nur pubertäres Gehabe, sondern Überforderung.


    Du schaffst das schon. Freue dich, dass es bei den anderen gut läuft.


    LG

  • Ah, individuelle Förderung. Das "Mantra" der pädagogischen Lehre, in der wir durch Binnendifferenzierung und Coaching unsere SuS zu besseren, kreativen und lebenslang lernenden Geschöpfe heranwachsen lassen. In welcher niemand scheitert und in der jeglicher Unterrichtsstoff auf jedes Anspruchsniveau didaktisch reduziert werden kann. In der Abschlüsse durch jeden Schüler zu erreichen ist, denn mittels individueller Förderung wird jeder dazu in die Lage versetzt. Und all dies gelingt den Lehrpersonen bei immer volleren Klassen und knapper Ausstattung. :victory:


    Manchmal frage ich mich wirklich, was manche Kollegen, die auf diesen ständigen pädagogischen Wellen reiten, geraucht haben.
    Frontalunterricht ist böse, freier Unterricht und Binnendifferenzierung ist gut. Früher war alles böse, heute ist alles besser und die SuS werden dadurch besser. Hört weniger auf irgendwelche pädagogischen Binsenwahrheiten und setzt euch damit nicht unerfüllbaren Realitäten aus.


    Individuelle Förderung wird seit Jahten immer weiter forciert. Die SuS müssten dann, wenn sie bei mir auftreffen, eigentlich die notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse besitzen. Immerhin haben Sie Gemeinschaftsschulen besucht, sind durch kooperative Lernformen und individuelle Förderung zu wissbegierigen und gut ausgebildeten jungen Menschen herangereift und bringen das notwendige Fundament für die SEK II und Berufsausbildungen mit Hochschulreifevoraussetzung mit. 8)


    Aber irgendwie passt die pädagogische Traumwelt nicht mit meiner Realität zusammen. Und das Frontalunterricht bei diesen Gruppen so verpönt ist, entlockt mir nur ein müdes Lächeln. Guter Frontalunterricht ist nicht einfach vorne stehen und 90 Minuten reden. Guter Frontalunterricht ist aber sehr anspruchsvoll und verlangt ein hohes Maß an Qualität seitens der Lehrperson.


    Wie weit wollt ihr die individuelle Förderung eigentlich noch treiben? Bis zum Abitur? Bis in das Studium hinein? Ab wann kann man erwarten, dass Anspruchsniveau und Empfänger u.U. nicht mehr zusammenpassen?


  • Wie weit wollt ihr die individuelle Förderung eigentlich noch treiben? Bis zum Abitur? Bis in das Studium hinein?

    ;)
    Ja, ich würde sagen genauso ist das. Bis zum Schuleintritt macht jeder Mensch das, was seinen Bedürfnissen und Fähigkeiten entspricht und jeder lernt auf dem Weg, auf dem er sich befindet, ohne dass ihm jemand erklärt wie man läuft und in welcher Woche man laufen können muss.
    Und nach dem Schulabschluss geht's genau da weiter: Wer kein Physik studieren will, muss auch gar nicht. Und wer Physik liebt, arbeitet selbständig an seinen Aufgaben, da fragt nämlich keiner ständig nach, ob man fleißig am Platz sitzt, Hausaufgaben macht und Vorgekautes widergibt.

  • Wie weit wollt ihr die individuelle Förderung eigentlich noch treiben? Bis zum Abitur? Bis in das Studium hinein.

    Als Lehrer natürlich bis zum Abitur. Was ist das für eine Frage?
    In welcher Klasse sollte diese denn aufhören?


    Zum Ausgangsthema: Wir haben ein Foyer mit Tischen und einen Aufenthaltsraum.


    Dort bearbeiten einzelne Lerngruppen ihre Themen. In Oberstufenklassen ist das ein Selbstläufer, aber ich befürworte auch, damit früher anzufangen, nur dann lernen die Schüler auch diese Art zu arbeiten.


    Auch auf einer Fortbildung, die ich kürzlich besuchte, wurde betont, dass man den Unterricht öffnen und nicht nur eingesperrt im Klassenzimmer bleiben soll.

  • Ich probiere sowas ähnliches gerade in Politik aus. Die Schüler müssen eine Projektarbeit machen. Ich lasse sie alle an der sehr langen Leine. Ich bin selbst gespannt, ob es klappt oder nicht. Also, wenn deine Schulleitung dem offen gegenüber steht, würde ich es einfach probieren. Wenn ja, prima, wenn nicht, musst du halt was neues austesten.

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