Gestern und heute feiern die muslimischen Mitbürger das Opferfest, einen der wichtigsten islamischen Feiertage. Die Hamburger Schulbehörde hat schon vor Jahren beschlossen, in vorauseilendem Gehorsam Schulen anzuweisen, die Bitten von Eltern muslimischer Kinder zur Freistellung vom Unterricht, nachzukommen, soll heißen, die Eltern dürfen ihre Kinder für einen der beiden Bayram-Tage aus der Schule nehmen, damit die Familie das Fest feiern kann. Die müssen den freien Tag lediglich formlos vorher beantragen, er muss genehmigt werden.
Was in 8 von 10 Schulen kaum ins Gewicht fällt, da der Anteil muslimischer Schüler gering ist, wirkt sich verheerend auf den Schulbetrieb an den restlichen zwei Schulen aus, deren Schülerschaft zu drei Vierteln aus muslimischen Kindern besteht, so auch meine Schule. Pro Klasse sind vielleicht fünf oder sechs Kinder anwesend, Unterricht zu machen ist also im Prinzip sinnlos, sinnvoll beschäftigen muss man die Schüler aber trotzdem irgendwie... eine total unbefriedigende Situation.
Die Idee, einen der beiden Tage festzulegen als Tag, an dem der Unterricht dann komplett für alle Schüler ausfällt und auf den das Kollegium dann z.B. den pädagogischen Tag legt, kam mehrfach auf, ist aber mangels rechtlicher Grundlage nicht umsetzbar, da wir als Ganztagsschule verpflichtet sind, die Schüler, die zur Schule kommen auch zu betreuen.
Ich persönlich halte es für eine Ungleichbehandlung, den muslimischen Schülern einen "freien Tag" zu genehmigen, bei den christlichen jedoch auf Einhaltung der Schulpflicht zu bestehen. Wie seht ihr das? Bekommen Muslime hier--wie häufig unterstellt--den Hintern gepudert? Wiegt das Recht, seine Religion frei auszuüben, schwerer als die Pflicht zur Gleichbehandlung?
Das sind rein theoretische Meinungsfragen. In der Praxis wäre es überhaupt nicht umsetzbar, die Schulpflicht hier bei den muslimischen Schülern durchzusetzen. Das Opferfest hat für Moslems ungefähr den gleichen Stellenwert wie Weihnachten für Christen, so dass die Eltern ihre Kinder trotzdem zuhause lassen würden und eher den unentschuldigten Fehltag in Kauf nehmen (der ja eh keine Konsequenzen hat), als sich Bayram als Familienfest verderben zu lassen.