Wut / Unverständnis bzgl mancher Eltern- Kennt ihr das?

  • Wenn dieses Mitteilungsbedürfnis grundsätzlich sanktioniert wird - "Petz nicht!" - entsteht genau das Milieu, in dem auch gemobbt werden kann, ohne dass einer sich traut, zum Lehrer zu gehen.

    Petzen ist doch gerade eine Form von Mobbing. Man haut einen Mitschüler, den man vielleicht nicht mag oder mit dem man vielleicht Streit hat, beim Lehrer in die Pfanne, um ihm damit zu schaden, weil er dann Ärger bekommt.


    Oder Schüler X ist einfach nur neidisch auf Schüler Y, weil dieser von seinen Eltern leckere Sachen bekommt und deshalb haut er ihn beim Lehrer in die Pfanne, weil er ihm das leckere Frühstück vor Neid nicht gönnt.


    Oder eine etwas andere Variante: Man liefert andere ans Messer, um sich selbst beim Lehrer als besonders korrekt darzustellen und Vorteile daraus zu ziehen.

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde das Gegenteil nämlich sehr bequem für die Kollegen, sich ein Stück weit aus der Beobachtung zurückzunehmen und sich aufs zutragen zu verlassen.

    Für mich ist das nicht die Konsequenz daraus, sondern das sich aktiv einbringen, wie ich oben schrieb.

    Davon, den Schülern Beobachtungsaufträge zu erteilen, die eigentlich die meinen wäre, halte ich auch nichts, aber darauf bezog ich mich nicht in meinem Beitrag, sondern auf eine Grundhaltung. Und die ist - in Klassen wie in Kollegien - sehr oft noch "petz nicht". Womit Opfer dann oft alleine da stehen, und Menschen, die ein Unrechtsempfinden haben, das nicht der Gruppendynamik etspricht, auch. Ich halte das für ein Problem.


    Das zu Unrecht-Petzen (i.e. die Kleinigkeiten oder fiesen Nickeligkeiten) kann man nur im anschließenen Gespräch gewinnbringend behandeln. Das sollte es eiem wert sein. Nicht durch ein Verbot des Gesprächsansatzes. Ich bleibe dabei: Kinder müssen diesen Freiraum haben, wenn sie sich unsicher mit der Regelübertretung sind, zu einem Erwachsenen zu gehen und sich rückzuversichern und die Gang-mentalität "bloß nicht zu den Bullen gehn" kann nicht die Lösung sein. Es obliegt dem Lehrer, zu sortieren und auch im Einzelfall das warum-und-warum-nicht zu klären.

  • Zum Petzen mal ein anderer Gedanke, der in Claudius Richtung geht:


    "Petzen" kann halt wirklich einfach aus Korrektheit erfolgen um sich an die Regeln zu halten (Hut ab vor dem Kind mit diesem Regelbewusstsein) oder aber, wie im häufigeren Fall, um jemand anderes in die Pfanne zu hauen um selbst einen Vorteil daraus zu ziehen (und wenn es nur ist, das der andere sein ungesundes Essen abgeben darf an den Lehrer der es am Ende des Tages wieder rausrückt).


    Das ist ein zweischneidiges Schwert. Was im negativ Fall bei rauskommen kann hab ich ja auch erlebt "Man verrät seinem HSL nicht, das der FSL nur noch Mist baut auch wenn er das macht!"


    Was das gesunde Essen angeht:
    Die normale Tomate, Gurke etc aus dem Supermarkt hat wesentlich weniger Vitamine und co enthalten wie die nicht-überzüchteten aus den heimischen Gefilden. Wer selbst angebaute Tomaten geschmacklich mit gekauften aus dem Supermarkt vergleicht, weiß wovon ich rede. Zitat meiner Kollegen aus der letzten Schule "Ich das schmeckt ja richtig nach Tomate".

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Als ich oben gelesen habe, dass es anscheinend sogar Schulen gibt, die im Kiosk Cola, Nutellabrote und Süßigkeiten anbieten, musste ich schlucken. Finde ich unverantwortlich und so ein Angebot hat mMn in einer Schule nichts zu suchen

    Das gabs bisher an allen Schulen, dich ich als Schüler oder als Lehrer besucht habe. Allerdings auch Sekundarstufe.

  • Claudius, es gibt keine konkreten Vorschriften. Man schimpft auch nicht, wenn ein Kind MAL etwas ungesundes mithat. In diesem Fall ging es um ein Kind was jeden Tag Weißbrot mit Nutella mit hat, oder eben diese Trockennudelgewürzmist,oder einen Cheeseburger kalt, oder einen Berliner. Nie Obst und Gemüse.


    Wie man ein gesundes Frühstück definiert, da gibt es zum Glück Experten für. Zum Beispiel von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Kannst gerne mal selbst googeln. Edit: Ach komm ich bin mal nicht so. https://www.dge.de/presse/pm/d…mit-in-die-schule-nehmen/


    Konkret bedeutet das zum Beispiel lieber Vollkornbrot als Weißmehlprodukte (ich bin froh, dass Deutschland diese Auswahl hat). Gemüse und Obst sollte immer dabei sein. Süße Brotaufstriche eher selten. Nutella als Kombination von massig Zucker UND Fett eher nicht. Lieber mageren Käse, magere Wurst etc.


    LG Anja

  • Da wird mir mal wieder klar, welch bequemes Arbeitsleben wir doch führen: Ich halte eigentlich sehr viel vom Konzept "Petz nicht." Ich finde das Gegenteil nämlich sehr bequem für die Kollegen, sich ein Stück weit aus der Beobachtung zurückzunehmen und sich aufs zutragen zu verlassen. :_o_D

    Dich interessiert doch gar nicht, was die Kinder essen. Evtl. petzende Kinder schickst du noch weg. Das ist dann wohl die Königsdisziplin in Bequemlichkeit.

  • Interessant finde ich, dass viele sich hier einig scheinen, dass "Petzen" ein no-go ist, durch welches kleine "Verräter" entstehen.

    Ich kann den Normenwandel, dass derjenige, der auf eine Regelverletzung hinweist das größere Arschloch sein soll als derjenige, der die Regelverletzung begangen hat, sowieso nicht so ganz nachvollziehen. Am Ende bereitet man dadurch nicht nur dem Mobbing den Weg sondern bringt den Kindern ebenso bei, dass es in Ordnung ist, gegen die Regeln zu verstoßen, wenn es keiner mitbekommt, denn "petzen" ist schließlich viel schlimmer.


    Was sinnvoll ist, liegt im Auge des Betrachters. Über diese Frage maßt sich die Schule sehr gerne die Deutungshoheit an, aber rechtfertigen kann sie es in den seltensten Fällen.

    Wenn es immer im Auge des Betrachters liegt, was sinnvoll ist, dann sind wir in der Anarchie, wo jeder tut, wonach ihm gerade ist bzw. was er gerade für sinnvoll hält. Gewisse gemeinsame Nenner sind einfach unverzichtbar.
    Weiterhin maßt sich die Schule im Falle der Entscheidung zu gesundem Pausensnacks keine Deutungshoheit an, sondern sie setzt gültige wissenschaftliche Erkenntnisse um. Die Schule entscheidet ja nicht, was als gesund gilt und was als schädlich.

  • Mich würde einfach mal interessieren, wie bei euch ein "gesundes" Pausenfrühstück konkret definiert ist und wer das eigentlich bestimmt, was nun noch als "gesund" durchgeht und was bereits "ungesund" ist.

    Ich antworte jetzt mal für unsere Schule. Bei uns gibt es keine Gebote, was in der Snackbox drinne zu sein hat, sondern nur ein paar Verbote, welche Speisen in der Schule nicht gegessen werden dürfen.


    Verboten sind:

    • stark zuckerhaltige Getränke, insbesondere Energydrinks
    • Instantnudeln (sogenanntes Yumyum, vor allem wegen der stark glutamathaltigen Würzmischung)
    • Kürbiskerne und ähnliche Körner, die sich noch in ihren Schalen befinden (dies aber wegen des Drecks, den die Schalen verursachen, nicht weil sie ungesund wären)

    Die Schüler werden angehalten dazu, Obst und Gemüse und Vollkornbrot mitzubringen. Ich selbst kaufe oft in der Mittagspause beim Obst- und Gemüsehöker gegenüber eine Ladung Weintrauben, die ich dann beim Nachmittagsunterricht für alle im Klassenraum hinstelle. Dann bekommen auch die Kinder was in den Magen, die Mittags nicht in der Mensa essen (können). Da die Weintrauben in der Regel binnen 10 Minuten spätestens weggefuttert sind, erfreuen sie sich anscheinend ähnlicher Beliebtheit, als würde ich Schokolade mitbringen.


    Wir haben außerdem einen Kiosk, der Vormittags in den großen Pausen geöffnet hat. Dort sind vor allem Backwaren und mit Aufschnitt (Wurst/Käse) belegte Brote im Angebot.


    Es ist nichts dagegen zu sagen, dass ein Kind mal etwas süßes dabei hat (Betonung auf MAL). Stelle ich in meiner Klasse fest, dass ein Kind ständig ungesunde Pausensnacks mit hat, spreche ich das beim nächsten Lernentwicklungsgespräch an, allerdings mit dem Fokus auf der Aussage, dass solcherlei Pausensnacks sich negativ auf das Lern- und Arbeitsverhalten eines Kindes auswirken.


    Wir haben uns in unserem Jahrgangsteam darauf geeinigt, während des Unterrichts nur Wasser auf den Tischen zu erlauben. Das hat mittlerweile den Effekt, dass die Kinder auch nur Wasser mitbringen, weil sie andere Getränke eh nicht im Unterricht trinken dürfen. Außerdem erlauben wir Getränke nur in verschließbaren Behältern, damit es keine Sauereien gibt, wenn mal etwas umkippt. So dämmen wir gleichzeitig die Nutzung von Getränkedosen ein.


    Wir haben einen von Hamburg-Wasser gesponsorten Wasserspender in der Mensa. Dort können die SchülerInnen in der Pause Schulwasserflaschen (gibt es käuflich zu erwerben) kostenlos mit Wasser (mit und ohne Blubber) auffüllen.


    Alles in allem empfinde ich das nicht als Gängelung sondern alles sind sinnvolle Maßnahmen. Mir ist auch kein Fall bekannt, dass Eltern sich ausdrücklich über diese "Regeln" beschwert hätten (was aber nicht heißen muss, dass es sowas nicht gegeben hat, bei einer Schule mit 1.500 SchülerInnen bekomme ich natürlich nicht alles mit).

  • Nun bin ich in der glücklichen Lage, an einer Schule tätig zu sein, an der Ernährung noch kein größeres Problem darstellt. Und eigene Kinder habe ich nicht. Aber ich muss schlucken bei dem, was sich manche Schulen einfallen lassen. Ich als Elternteil würde mir verbitten, dass man mir in die Ernährung meiner Familie hineinredet. Das heißt nicht, dass man nicht als Schule Informationen über gesunde Ernährung anbieten kann, aber basierend auf dem Stand der Wissenschaft, ideologiefrei.
    Bei den von Xiam genannten Vorschriften/Angeboten zum Beispiel ist doch wenig wissenschaftlich Belegbares dahinter, mit Ausnahme der Energydrinks/Limos. Verbot von Glutamat im Essen = Vodoo/Esoterik.
    Die Empfehlungen der DGE sind deutlich zurückhaltender. Und selbst wenn Vollkornprodukte wissenschaftlich belegbar besser sind, kommt es auf die Gesamtzusammensetzung der Ernährung an, ob sie gesund ist. Ich selbst mag kein Vollkorn. Ich fände es frech, würde mir meine Schule vorschreiben/mich dazu anhalten, nur Vollkorn zu essen. Und dass Wurst, die als Brotbelag an der "gesunden Schule" verkauft wird, nicht gesund ist, ist im Moment Stand der Forschung.

  • Alles in allem empfinde ich das nicht als Gängelung sondern alles sind sinnvolle Maßnahmen.

    Na ich weiss nicht. Wenn Fritzchen nunmal sehr gerne Apfelsaft oder Fanta oder im Winter Kakao trinkt, sehe ich kein vernünftiges Argument ihn zu zwingen im Unterricht entweder Wasser oder gar nichts zu trinken.


    Und wenn nunmal jemand kein Vollkorn-Bio-Dinkelbrot mit Halbfettmargarine und Bio-Salatgurkenscheiben mag, sondern am liebsten ein stinknormales Brötchen mit Butter und Salami oder mit Marmelade oder Honig, warum sollte man da irgendwas verbieten?


    Davon abgesehen halte ich sowas ohnehin für unkontrollierbar. Du wirst sicherlich nicht kontrollieren, welches Getränk sich in der Trinkflasche der kleinen Lisa befindet, oder? Und Du wirst auch nicht mitbekommen, ob der kleine Max Weissbrot statt Roggenvollkornbrot dabei hat. Oder ob der kleine Tim sich morgens auf dem Schulweg immer am Kiosk drei Schokoriegel kauft, die er dann in die Hosentasche steckt und auf dem Schulhof in der Pause verdrückt.


    Und ein "Spitzel"-System, wo die Schüler sich gegenseitig bei Dir anschwärzen, wenn irgendeiner was "inkorrektes" gegessen hat, wirst Du wohl auch eher nicht befürworten, nehme ich an.

  • Nun bin ich in der glücklichen Lage, an einer Schule tätig zu sein, an der Ernährung noch kein größeres Problem darstellt.

    Ich auch. Und mir wird gerade bei solchen Themen immer mehr bewusst, in welch einer vergleichsweise liberalen Zeit ich selbst zur Schule gegangen bin. Da gab es noch Ü-Eier und Lollis am Schulkiosk und jeder hat sich das Essen mitgebracht, was ihm eben schmeckte. Ebenso wurde um das Rauchen nicht so ein Brimborium in der Schule gemacht. Insgesamt wohl doch eine entspanntere, ideologiefreiere Zeit.

  • (...) sondern nur ein paar Verbote, welche Speisen in der Schule nicht gegessen werden dürfen.


    Da würde mich ja wirklich mal die Rechtsgrundlage interessieren. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass man damit als öffentliche Schule vor Gericht nicht durchkommen wird.

  • Denkt immer dran, dass eure Schulrealität vielleicht nicht mit der in allen anderen Schulen Deutschlands überein stimmt.
    Es gibt Schulen wo Tipps und Lebenshilfe stärker gefragt sind (und auch von den Eltern geschätzt werden) und andere wo du deinen persönlichen Rechtsanwalt haben musst, weil Familie XY sich diskriminiert fühlt, wenn die Kinder im Bio/Ernährungsunterricht von den DGE-Richtlinien hören... ;)

  • Bei den von Xiam genannten Vorschriften/Angeboten zum Beispiel ist doch wenig wissenschaftlich Belegbares dahinter, mit Ausnahme der Energydrinks/Limos. Verbot von Glutamat im Essen = Vodoo/Esoterik.

    Ich habe die Regeln nicht gemacht, bin außerdem kein Ernährungswissenschaftler und sehe mich daher auch nicht in der Pflicht, sie hier zu rechtfertigen.


    Na ich weiss nicht. Wenn Fritzchen nunmal sehr gerne Apfelsaft oder Fanta oder im Winter Kakao trinkt, sehe ich kein vernünftiges Argument ihn zu zwingen im Unterricht entweder Wasser oder gar nichts zu trinken.

    Fritzchen kann froh sein, dass er im Unterricht überhaupt etwas trinken darf. Ich könnte es auch ganz verbieten und Fritzchen bitten, Seine Flüssigkeits- und Nahrungszufur in den Pausen zu erledigen. Es ist durchaus nicht unzumutbar, 45 Minuten auszukommen, ohne an der Flasche zu nuckeln.


    Und wenn nunmal jemand kein Vollkorn-Bio-Dinkelbrot mit Halbfettmargarine und Bio-Salatgurkenscheiben mag, sondern am liebsten ein stinknormales Brötchen mit Butter und Salami oder mit Marmelade oder Honig, warum sollte man da irgendwas verbieten?

    Dass das Brötchen mit Butter, Salami, Marmelade oder Honig verboten ist, steht auf meiner Liste genau wo?


    Davon abgesehen halte ich sowas ohnehin für unkontrollierbar. Du wirst sicherlich nicht kontrollieren, welches Getränk sich in der Trinkflasche der kleinen Lisa befindet, oder? Und Du wirst auch nicht mitbekommen, ob der kleine Max Weissbrot statt Roggenvollkornbrot dabei hat. Oder ob der kleine Tim sich morgens auf dem Schulweg immer am Kiosk drei Schokoriegel kauft, die er dann in die Hosentasche steckt und auf dem Schulhof in der Pause verdrückt.

    Nö, aber die Colaflasche und die Redbull-Dose erkenne ich. Klar, wer beschuppsen will, kommt möglicherweise 9 von 10 Mal durch. Aber dass Schummler Regeln erfolgreich brechen ist kein Grund, selbige ganz abzuschaffen. Nebenbei, das Verbot, sich einen Schokoriegel in die Schule mitzubringen steht in meinem Beitrag wo?


    Und ein "Spitzel"-System, wo die Schüler sich gegenseitig bei Dir anschwärzen, wenn irgendeiner was "inkorrektes" gegessen hat, wirst Du wohl auch eher nicht befürworten, nehme ich an.

    Ich werde sicherlich niemanden zum "petzen" auffordern. An meiner generellen Sichtweise, dass der eigentliche Böse der Regelbrecher ist und nicht derjenige, der auf den Regelbruch aufmerksam macht, hat sich seit heute Nachmittag aber nichts geändert. Und du darfst mir vertrauen, dass ich der Sachlage angemessen reagiere, wie auch Meike oben schon (erfolglos?) versucht hat klar zu machen.


    Ebenso wurde um das Rauchen nicht so ein Brimborium in der Schule gemacht.

    Äpfel und Birnen. Ich sage dazu nur mal "generelles Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden". Aber stimmt, wir sind schon spießig geworden. Was waren das noch für tolle Zeiten, als gesellschaftlich völlig okay war, sich ohne schlechtes Gewissen um 9 schon den ersten Whisky zu genehmigen :top:


    Denkt immer dran, dass eure Schulrealität vielleicht nicht mit der in allen anderen Schulen Deutschlands überein stimmt.

    Danke!



    Ich stelle ebenfalls fest, die Diskussion wird äußerst ideologisch geführt. Es werden die Beiträge anscheinend nur überflogen und nach Reizworten gescannt... zumindest kommt mir das so vor.


    Ich wundere mich auch etwas. Jedes Jahr weisen die Kinderärzte auf's neue auf den steigenden Anteil adipöser Kinder hin, wir sind diejenigen, die an vorderster Front mit den Auswirkungen schlechter Ernährung zu kämpfen haben (ADHS, Mangelerscheinungen, Unkonzentriertheit, Entwicklungsstörungen, Müdigkeit...), aber sobald sich mal Schulen Gedanken machen, wie man zumindest im von der Schule gestalteten Lebensbereich der Kinder positiv auf sie einwirken kann, gibt es heftigen Gegenwind aus den eigenen Reihen. Dann jammert aber auch nicht über Kinder rum, die müde und abgeschlagen in den Seilen hängen, die fettleibig sind und motorisch unterentwickelt, die sich in Mathe nicht konzentrieren können und rumhibbeln oder in Sport selbst über das niedrigste Kastenelement nicht drüber kommen.


    Ist schließlich nicht so, als wäre gesunde Ernährung für Kinder unzumutbar.

  • Ich muss mich doch sehr wundern, wie hier auf Kollegen herumgehackt wird, die im Auftrag der Schulleitungen auf gesunde Ernährung bei den Schülern achten. Da kann ich wirklich nur mit dem Kopf schütteln. Alle lachen sich über den Radiobeitrag kaputt, wo das adipöse Teenie-Mädel sich bei der Ernährungsberatung zum Affen macht: "Und was trinkst Du immer am Tag?" - "Na, Säfte und so" - "Ok, welche denn?" - "Ja, Fanta und Sprite und so" Aber hier wird plötzlich von Lehrern gemotzt, wenn es Schulen gibt, die das zum Thema machen.


    Also bitte!


    Ich selbst leide ziemlich darunter, dass der beste Freund meines Sohnes täglich morgens einen Pudding frühstückt, immer nur Fanta mit in der Schule hat und zudem sein Hanuta mit in die Schule bekommt und sonst nichts. Ich war der Lehrerin dankbar, dass sie das eigentlich unterbunden hat, aber anscheinend wird das nicht so durchgesetzt, wie bei Anja und Xiam. Ständig kämpfe ich mit meinem Sohn über diese "Ungerechtigkeit". Mir wäre es wirklich lieber, dass sich alle da ein bißchen dran halten. Das würde vielen Kindern sehr gut tun! Und gehört für mich auch ein bißchen zum Erziehungsauftrag.
    Die Eltern dieses Sohnes sind keineswegs ungebildet oder "Assis", sondern stinknormale Leute. Aber anscheinend haben sie sich noch nicht mit dem Thema auseinandergesetzt. Dazu kommt die Bequemlichkeit, wenn man ein Kind hat, dass vieles an Essen verweigert. Und so ufert das eben aus.


    Und: wissen diejenigen, die sich hier echauffieren, eigentlich nicht, dass sich Glutamat und zuviel Zucker stark auf die Aufmerksamkeit und Konzentration auswirken können? Jeder von Euch weiß doch, was mit einem passiert, wenn der Blutzuckerspiegel plötzlich abfällt, wie es nach dem Genuss von Süßkram und Weissbrot mit Nutella passiert. Der Jieper nach Süßem ist doch auch bei Erwachsenen kaum zu kontrollieren. Wie mag es da einem Grundschüler gehen?

  • Morgen!


    Ich kenne die von Anja82 beschriebenen (auferlegten) Essgewohnheiten eines Schülers ebenfalls. Die Reste des gestrigen Lieferdienstes wurden da mal schnell eingepackt, Cheeseburger, YamYam... Vor allen Dingen sollte man in so einem Fall mit den Eltern sprechen und ihnen deutlich machen, dass diese Nahrung nicht unbedingt die Konzentration fördert. Wenn sie es nicht ändern, kann ich da als Lehrer auch nix machen.
    Bei uns gab/gibt es die Thematisierung von gesunder Ernährung. In der GS gab es einmal in der Woche das gesunde Frühstück. Das heißt, dass jeder ein bestimmtes Obst/Gemüse/Müsli etc mitgebracht hat. Teilweise wurde dann mit den Eltern zusammen geschnibbelt und irgendwann verzehrt. Das Buffet stand den ganzen Tag zur Verfügung und wurde aus einem Extrapott finanziert. Diese Art der Heranführung kam unglaublich gut an und niemand wurde bevormundet.
    Nun in der Sek 1 beschäftigen wir uns im Sport/Fitness/Schwimmbereich noch mal mit der Ernährung. Es ist inzwischen normal, dass Kids sich morgens ne Tüte Chips reinpfeifen und diese mit nem Liter Eistee runterspülen. Wir arbeiten hier aber auch nicht bevormundent, sondern klären über Energiebedarfe und Kalorien auf. Als im Konzept verankerte "gesunde Schule" wundere ich mich allerdings sehr über den Kiosk/die Mensa mit Chickennuggetbrötchen, Schnitzelbrötchen, Pizza, Nudelbar, Schokoriegel, Muffins... Hier zählen dann halt doch mehr die Einnahmen ;)

    • Offizieller Beitrag

    Verbot von Glutamat im Essen = Vodoo/Esoterik

    Wenn ich Glutamat im Essen habe, verbringe ich die nächste Zeit auf der Toilette, ich gehe aber nicht davon aus, dass ich mit einem Voodoo-Fluch belegt wurde.

  • Ich glaube, in der Diskussion hier müssen zwei Dinge sauber getrennt werden: Kaum jemand hier wird widersprechen, dass auch Schule einen Blick auf gesunde Ernährung haben soll und diese konsequent thematisieren soll. Mir gefällt da der Weg, den Jazzy82 beschreibt. Wir greifen so etwas auch immer wieder in Projektwochen, im Unterricht und nötigenfalls in Elterngesprächen auf. ABER: Als Schule Speise- und Getränkeverbote zu machen, halte ich für extrem vermessen. Wo genau fängt man da an und bis zu welcher Konsequenz setzt man das durch? Mir ist auch die Wirkungskette "ungesunde Lebensmittel --> adipöse, unkonzentrierte Kinder" zu einfach...erzählt das mal eurem durchtrainierten Sportler, der nach dem Sportunterricht die Energiereserven auffüllen möchte.


    Auch rechtlich ist das echt dünnes Eis. Fallbeispiel: S. hat im heißen Sommer statt Wasser Fanta dabei....würdet ihr das Trinken dieser unterbinden? Das dürfte den Straftatbestand der Nötigung zumindest berühren. Ähnlich gelagert: Langer Schultag, S. darf aber aus seiner Lunchbox nichts essen. Wer sich selber auf so dünnes Eis begeben möchte, kann das tun und ggf. die Konsequenzen tragen, falls wirklich einmal Eltern dagegen vorgehen möchten. Ich persönlich bleibe lieber dabei, aufzuklären und zu empfehlen, als zu verbieten.

  • Hallo!


    Was ist denn hier los???? :staun:


    Also, MIR ist mittlerweile hupe, ob die Schüler Weißbrot mit haben oder ne Milchschnitte...
    IMMERHIN haben sie überhaupt was zu essen dabei!
    Denn bei meinen Schülern, ist -wie beschrieben- nicht mal das selbstverständlich.


    Wenn man wegen "bösem" Weißbrot so ne Welle machen kann und Milchschnitten Teufelswerk sind, dann hat man offenbar in der breiten Masse ein gutes Klientel. Ein Klientel, in dem immerhin fürs Kind ne Stulle geschmiert wird bzw jm was für die Brotdose einkauft.


    NATÜRLICH ist ein Vollkornrbrot mit fettarmen Belag, dazu Obst oder Rohkost, Wasser oder Schorle optimal. ABER das ist zumindest an meiner Schule bei einigen Eltern ein paar Stufen zu weit weg.
    Ich möchte als Lehrerin auch gar nicht Übergriffen sein und sagen " Bitte schmieren Sie kein Nutellabrot!"
    Denn immerhin schmiert hier überhaupt jm dem Kind ein Brot!
    Und DAS finde ich ist eine grundsätzliche Minimal- Anforderung: Eltern sollen dafür sorgen, dass die Kids nicht mit leerem Magen losgehen und in der Schule was zu beißen u trinken haben!


    Ist nicht toll, wenn der Kindermagen bis 14 Uhr ( und länger) leer bleibt. :(
    Da ist die Weissbrott-Frage für mich ein "Luxusproblem."
    Wie gesagt für mich....hat man mehr Mittelschicht/Elite, dann kann man das ggf machen.
    Andererseits: Eltern haben ein Recht auf hohe Zahnarztrechnungen.... ;)


    LG

  • Da gibt es gar keine rechtliche Handhabe. Aber das ist doch in der Schule nicht selten, dass etwas getan wird, was nicht gesetzlich durchsetzbar ist. So schreibt die Schulleiterin mir vor allen Sommerferien, dass die Schule um 10 endet, ohne Notbetreuung. Da viele Eltern aber die rechtliche Grundlage nicht kennen, beschwert sich kaum einer (höchstens so nervige Lehrereltern wie ich).


    Ich verbiete keinem Fanta zu trinken, ich kippe auch nichts weg. Ich spreche aber mit dem Kind, dass sie morgen Wasser mitbringen soll und Fanta zu Hause trinkt. Das klappt in den allermeisten Fällen sehr gut.


    Alle anderen Einzel-Extrembeispiele wie Extremsportler, die Energiereserven auffüllen müssen, haben aber auch gar nichts mit Grundschülern zu tun und sind daher völlig irrelevant. Es gibt Empfehlunder DGE, habe sie oben verlinkt. So schwer sind die nicht zu verstehen. Und da steht sogar, was vermieden werden sollte und warum.

Werbung