Wut / Unverständnis bzgl mancher Eltern- Kennt ihr das?

  • @Claudius - du hältst 1500 Euro für 5 Personen mit 4 Kindern für üppig? Ernsthaft?


    Dann hast du keine Ahnung, was Kinder kosten.


    Ich rede jetzt nicht vom Handyvertrag oder von 60 Euro monatlich für die Musikschule (für ein Kind).
    ich rede z.B. davon, ein großes Kind einzukleiden. Wir haben letzte Woche beide Knaben mit neuen Schuhen und z.B. Langarmshirts und Unterwäsche und Winterjacken ausstatten müssen.
    Selbst mit einem günstigen Einkauf lagen wir bei über 400 Euro. Für zwei Kinder. Meine Jungs wachsen jetzt so schnell und bewegen sich leider schuhtechnisch nicht mehr im Kinderbereich. Der Kleine hat dieses Jahr bereits die dritte Schuhgröße. Die Schuhe des großen Bruders sind meist runtergelatscht, da kann ich ihm maximal noch die Schulsportschuhe und manchmal Winterstiefel anbieten.
    In den Größen meiner Kinder finde ich auch so gut wie keine gebrauchte Kleidung (außer Oberteile und Jacken) - die Hosen sind auch bei den anderen Kindern durch.


    Diese Woche habe ich für beide Knaben die Schulsachen gekauft (ohne Schultasche und Mäppchen) - da sind wir pro Kind bei 80 Euro. Die Räder beider Kinder brauchen noch neue Mäntel und die Bremsen müssen gewartet werden, beim Großen hat das Licht einen Wackelkontakt - machen wir selber, aber die Ersatzteile kosten so um die 60 Euro.
    Wenn die Schule losgeht kommen noch mal Arbeitshefte und Fahrscheine dazu.


    Auch für uns Gutverdiener ist das viel Geld in so kurzer Zeit. Ach, und vor zwei Wochen hat die Kaffeemaschine ihren Geist aufgegeben und die Waschmaschine röhrt gewaltig in letzter Zeit....


    Hier reden wir von 4 Kindern/Jugendlichen, einem Erwachsenen und gerade mal 1500 Euro. Bei sparsamen Wirtschaften gehen schon für Essen, Hygiene und Gesundheit, Haushaltsführung 800 Euro drauf. Dann kommen noch Kleidung, Mobilität (Fahrscheine, Räder), Bildung/Schule, Sport und Freizeit etc. dazu. Von Versicherungen und Strom wurde hier noch gar nicht gesprochen. Dafür bleiben 700 Euro.


    Und nun sag mir, wie weit die 1500 Euro reichen, wenn mal etwas kaputt geht und ersetzt werden muss. Denn Rücklagen kann man von der Summe nicht bilden (Das soll aber gemacht werden, denn Extrageld für Möbel und Waschmaschinen wurde abgeschafft.)

  • Hallo,


    die Frage war ja, ob wir auch solche Situationen kennen, wo man Eltern einfach nicht versteht. Natürlich kennt die jeder. Ich denke, dass man die schweren Fälle weiter melden muss. Und dass man den Kindern am meisten hilft, indem man ihnen zu möglichst viel Wissen und einem möglichst guten Schulabschluss verhilft, damit sie später die Chance auf Arbeit und ein angenehmes Leben haben. (Ich komme so am Besten mit meinem Gefühlsleben klar. Andere haben vielleicht eine andere Lösung)


    Dazu nervt es mich am meisten, wenn Eltern ihre Kinder so oft zuhause lassen.


    Noch ein leicht "lustiges" Beispiel zum Unverständnis über Eltern:
    In wenigen Wochen gehen die Neuntklässler ins Praktikum. Schüler sagt: Frau M. ich habe jetzt endlich einen Praktikumsplatz. Ich: Schön. In welchem Beruf? Wo? Schüler: Das weiß ich nicht, mein Vater hat mir den besorgt. Er arbeitet da auch in dem Büro.


    Null Einsicht der Eltern wofür das Praktikum sein soll. (Ich habe mit ihm dann in meiner Freistunde einen sinnvolleren Praktikumsplatz organisiert.) ;)

  • Hallo Mamimama,


    ich verstehe ein paar Punkte an deinem Beitrag nicht:


    "Dazu nervt es mich am meisten, wenn Eltern ihre Kinder so oft zuhause lassen."
    Was meinst du damit?


    In meinem Umfeld kämpfe ich sehr damit, dass meine Junioren, wenn ich sie einfach zum Spielen rausschicke, keine Spielpartner finden. Die Straßen sind leergefegt, die einzigen Kinder, die sich allein ohne elterliche Aufsicht draußen bewegen dürfen, sind die Kinder aus Familien, die ich mal vorsichtig als eher desolat bezeichnen würde.


    Die Mittelschichtskinder sind alle daheim im Haus oder im eigenen Garten. An die kommt man nur per aufwändige Verabredungen mit der Mutter ran. Die Zuhause-Kinder sind (hier im ländlichen Raum) also eher die Mittelschichtskinder.


    Zum Thema Praktikum: Hast du den Eltern denn vorher mitgeteilt, was das Praktikum bringen soll? Und wobei sie helfen können und wobei nicht?
    Der Vater hat das getan, was die meisten Eltern auf dem Weg in eine Ausbildung der Kinder tun: sie setzen Vitamin B ein.
    Das mag bei Akademikers seltener sein, bei meinen Azubis ist es sehr häufig, dass ein Verwandter/Bekannter im Ausbildungsbetrieb arbeitet und der Ausbildungsplatz "besorgt" wird. Auch meinem Mann hat sein Vater den Job besorgt und meiner Schwester meine Tante. Das war damals gar nichts Ehrenrühriges.
    So funktioniert es da draußen eben.

  • Und dass man den Kindern am meisten hilft, indem man ihnen zu möglichst viel Wissen und einem möglichst guten Schulabschluss verhilft, damit sie später die Chance auf Arbeit und ein angenehmes Leben haben.

    Nicht mehr aber auch nicht weniger ist unsere Aufgabe. Dass man in Notsituationen hilft, ist davon ja nicht ausgeschlossen (Wissen kann man auch nur aufnehmen, wenn man nicht mit Hunger und Seelenpein beschäftigt ist).



    @FüllerFuxi, stell dir doch einfach mal vor, wenn deine aktuellen Schüler in ein paar Jahren selber Kinder haben, wie sie mit ihren Kindern umgehen werden und wie du mit ihnen als Erwachsene umgehen würdest. Vielleicht kannst du dann für dich in Ruhe herausfinden, mit welcher Haltung du den jetzigen Eltern begegnen kannst :top:

  • Tja, Claudius,


    das ist unser deutsches Problem: Wir finden es gar nicht schön, wenn wir den eindruck haben, unsere Kinder werden dem Elternhaus entzogen. Hat historische Gründe.
    Aber die Krux ist: Die Kinder aus schwierigen Elternhäusern werden freiwillige und folglich kostenpflichtige Angebote nicht nutzen. Wenn man was für diese Kinder tun will dann muss es eine Verpflichtung sein. Für alle Kinder.

    Das lehne ich strikt ab. Von mir aus kann man gerne ein kostenloses Mittagessen und kostenlose Hausaufgabenbetreuung in der Schule anbieten. Den vernachlässigten Kindern aus sozial schwierigen Elternhäusern wird das sicher gut tun.


    Ich möchte aber auch als Vater die Freiheit zu entscheiden, dass meine Kinder zuhause gemeinsam am Mittagstisch sitzen, dass sie zuhause am heimischen Schreibtisch mit Unterstütung ihrer Eltern Hausaufgaben machen und Zeit für ausserschulische Freizeitaktivitäten haben.

  • @Claudius - du hältst 1500 Euro für 5 Personen mit 4 Kindern für üppig? Ernsthaft?

    Die 1500€ sind nur zum Leben. Miete muss man davon nicht mehr bezahlen. Diese 1500€ hat man pro Monat übrig für Lebensmittel, Kleidung und sonstige Dinge des täglichen Bedarfs. Das finde ich durchaus nicht so schlecht.


    Bei einem 5-Personen-Haushalt kann man auch von 800 - 1000€ Miete für eine angemessen grosse Wohnung ausgehen. Da kommt man schon auf 2300 bis 2500€ insgesamt.


    Hinzu kommt noch die Kostenbefreiung für Klassenfahrten und viele andere Dinge, wofür arbeitende Eltern eisern sparen müssen.


    Ich kenne ganz, ganz viele Familien, die von ihrer eigenen Arbeit leben und mit ihrem Lohn deutlich unter dem liegen, was HartzIV-Bezieher geschenkt bekommen.

  • Interessantes Thema, welches - wie Meike schon schrieb - wirklich bereichernd werden kann. Man/ besser ich merke aber auch wieder, wie unterschiedlich hier Texte verstanden werden und Statements oder Beispiele in bestimmte Richtungen geschoben werden. Nur helfen all die gegenseitigen Angriffe und Befindlichkeiten nicht, wenn man nicht genau liest und nachdenkt, was derjenige geschrieben hat und worauf er hinaus will. Schwierigkeit in einem Forum.
    Wenn wir jetzt aber mal ehrlich hinschauen, kann man sehr genau erkennen, ob da Not herrscht, aber Bemühen zu sehen ist und wo die Prioritäten wohl falsch gesetzt werden.
    Es geht zB. nicht darum, stille Mileserin, ob du die Nudeln enthusiastisch kochst, sondern es geht darum, dass du sie kochst, weil dir klar ist, dass dein Kind etwas essen sollte. Und du dich dafür verantwortlich fühlst, dass es das zu einer angemessenen Zeit bekommt.
    Es geht um Elternverantwortung und Fürsorgepflicht. Ich denke, wir wissen alle, dass es viele Facetten von "Elternschaft" in diesem Land gibt und man nicht jede gutheißen kann.
    Hier werden mir zu viele Dinge zusammengeworfen, zu viel gegen geredet, vermutlich, weil bei dem einen oder anderen eben persönliches Befinden eine Rolle spielt, in alten Wunden gerührt wird. Nur allein durch dieses Thema, welches eben so vielschichtig ist.
    Was mich jetzt wirklich anpiekt, ist die Tatsache, dass hier wieder Dinge, die tatsächlich so sind, bagatellisiert werden, oder tabuisiert werden und bei offenem Ansprechen sofort Intoleranz und Arroganz oder Erheben vorgeworfen wird.
    Ich hab ein Buch gelesen, in dem es um wirklich krasse Fälle geht, aber ich weiß natürlich wie viel Grauzone da vorher schon liegt. Es wäre schön, wenn man statt gegenseitiger Unterstellung wirklich ins Handeln käme, ich find schlimm, wenn aufmerksamen Lehrern auf die Finger gehauen wird, weil sie Verantwortliche einschalten, wenn abgewunken wird, weil sie nicht weggucken und penetrant auf den Rechten des Kindes bestehen, wenn sie Eltern in die Pflicht nehmen und auch an die Hand. Es läuft einiges schief und daran sind leider verschiedene Instanzen beteiligt, die kleinste sind z.T. Tatsächlich Eltern, aber auch andere, für das Wohl der Kinder mit Verantwortliche. Pauschalisierungen gegen eine Gruppe helfen niemandem, aber in jedem einzelnen Fall muss hingeschaut werden und hinterfragt werden. Das ist mühsam und manchmal auch nervenraubend, aber ich könnte nicht schlafen, wenn ich nur denke " es wird schon alles gut und wenn ich mir lange genug wünsche, dass die Eltern das merken, dann klappt das schon und die werden schon ihre Gründe haben und ich weiß ja nicht, und es geht mich auch nichts an"
    Und jetzt wäre es schön, wenn Butter bei die Fische gegeben wird. Ich gehe mit, dass nicht jeder, der sich fortpflanzen kann auch Mutter oder Vater werden sollte. Es hängt eben mehr dran und es tut mir in der Seele weh, was da bei einigen los ist. Wie und ob allerdings dies human, friedlich und mit Fingerspitzengefühl geregelt werden könnte, sei dahin gestellt. Lasst uns aber doch sagen dürfen, dass auch in diesem System Schieflagen exisitieren.

    Einmal editiert, zuletzt von cubanita1 ()

  • Wenn sie mit dem Lohn unter dem Harz IV - Satz liegen, steht ihnen ebenfalls ergänzend Harz IV zu.


    Es gibt aber genügend Menschen, die nichts beantragen, weil sie zu stolz sind.
    Nach meiner Erfahrung sind das aber nicht diejenigen, die ihren Kindern nichts Essen mit zur Schule geben.


    Wenn ich mir sowas schönreden will, dann erkläre ich mir das damit, dass die Eltern resigniert haben/ nicht genug Kraft/ zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt sind/ es schlicht nicht besser können.


    Angeblich will/ tut ja jeder das beste für seine Kinder. Nun,ich bezweifle das.
    Und ich bin auch verdammt oft sauer!
    Ich komme selbst aus einer "Famile", in der vieles falsch lief. Und mir fallen eine Menge Situationen ein, die ich mir auch jetzt als Erwachsene nicht nachträglich mit "sie meinten es nur gut" erklären kann. Denn vieles war nicht gut. Sondern schlicht bösartig.
    Einzige für mich rationale Erklärung: Meine Stiefmutter ist gestört/ psychisch krank. (Das ist meine Erklärung, eine Diagnose gibt es nicht.) Alsi auch die Kategorie, sie kann es nicht besser.
    Aber was konnten denn wir Kinder dafür? Nichts, gar nichts.
    ich bin mit 16 ausgezogen, eine Schwester mit 15. Wir sind auch die einzigen 2, die ihr Leben auf die Reihe bekommen. 2 saufen, einr hat ein verlogenenes Ar... als Mann (immerhin besser als der erste, der hat sie verprügelt), eine Schwester hat sich das Leben genommen.


    Da möge man mir meine gelegentliche Wut und das Nichtverstäbdnis über unfähige Eltern verzeihen.


    Aber wenn ich so RICHTIG wütend werden will, guck ich in zu den Pflege"familen" und dem betreuenden Jugendamt. Kinder, die besonders viel Halt und Unterstützung bräuchten, werden bestenfalls betreut.


    Verständnis? Hm...wo hört denn bei den Verständnisvollen das Verständnis auf?
    Als 12 jähriger nachts die anderen Kinder betreuen ist ja anscheinend völlig in Ordnung.
    Geburtsrag ignorieren: Hach, wenn halt kein Geld da ist..
    Kein Essen für die Schule? Für einige auch noch in Ordnung, wenn es doch Gründe dafür gibt...


    Was ist mit Vernachlässigung? Prügel? Missbrauch? Anleitung zur Prostitution? Auch alles ok?


    Es gibt Faniilien, die SIND einfach sche...

  • Meinem Vater war einer mit Vollkaracho ins Auto geknallt und er war 3 Monate auf der Intensivstation. Das Elternhaus (über 4ßß JAhre im Familienbesitz) musste dringend neu gedeckt werden und als mein Vater dann wieder aus dem KRankenhaus kam und und daher keine Arbeit mehr hatte, meinte das Arbeitsamt dann ganz nett: Verkaufen sie doch ihr Haus und das andere Auto, vorher kriegen sie nichts. Nur doof das meine Mutter das Auto brauchte um zur Arbeit (30km entfernt ohne Nahverkehrsanbindung) zu kommen. HAt keinen im Amt interessiert.

    Das ist eine bittere Geschichte, die mir aber - wie so oft in solchen Fällen - doch etwas stark verkürzt erscheint. War der Unfallverursacher denn nicht versichert? Warum hatte Dein Vater nach nur drei Monaten Krankenhaus ("nur" nicht, weil ich das Schicksal Deines Vaters kleinreden will, sondern weil bei einem ansonsten einigermaßen zuverlässigen Arbeitnehmer eine krankheitsbedingte Kündigung auch nach sechs oder neun Monaten noch schwierig ist) keine Arbeit mehr? Warum bekam er kein Arbeitslosengeld I, für dessen Bezug du nicht bedürftig sein musst? Hatten Deine Eltern keinen Anwalt, der das Amt mal nett auf die (hier eindeutigen) Bestimmungen des SGB hinweist?


    Übrigens habe ich auch mal eine (kurze) Zeit lang von Hartz IV gelebt. Das ist kein Spaß. Weniger wegen der finanziellen Einschränkungen als wegen der Bevormundung und des Misstrauens, die man durch das Amt erfährt. Finanziell ging es. Und mein Auto durfte ich auch behalten.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Das mag bei Akademikers seltener sein, bei meinen Azubis ist es sehr häufig, dass ein Verwandter/Bekannter im Ausbildungsbetrieb arbeitet und der Ausbildungsplatz "besorgt" wird. Auch meinem Mann hat sein Vater den Job besorgt und meiner Schwester meine Tante. Das war damals gar nichts Ehrenrühriges.
    So funktioniert es da draußen eben.

    Genau. "Was willst du auf dem Gymnasium - für mich war die Fabrik auch gut genug!" Sollte man vielleicht wieder genauso fördern, wie das die Grundschulen jahrzehntelang gemacht haben. "Vater: Mauer --> Hauptschule; Vater: Buchhalter --> Realschule; Vater: Apotheker --> Gymnasium"


    Und dann singen wir gemeinsam mit den Ärzten:


    "Junge, warum hast du nichts gelernt?
    Guck dir den Dieter an, der hat sogar ein Auto.
    Warum gehst du nicht zu Onkel Werner in die Werkstatt?
    Der gibt dir ne Festanstellung, wenn du ihn darum bittest."

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin


  • Verständnis? Hm...wo hört denn bei den Verständnisvollen das Verständnis auf?

    hanuta, über meine Familie haben sich die Nachbarn (und vermutlich auch Lehrer) das Maul zerrissen. Ich wüsste keinen Vorteil, den mir das im Leben gebracht hätte. Das einzige, was Wut und Überheblichkeit anderer provoziert, ist Ausgrenzung! Oder nenne mir einen Vorteil, den du als Kind gehabt hättest, wenn Lehrer sich in einem Forum über die arme kleine hanuta und ihre doofen Eltern ausgetauscht hätten.


    Es geht nicht um milde lächelndes Verständnis, sondern darum, was noch in den Entscheidungsbereich der Eltern fällt. Die Entscheidung, wann Kinder aus der Familie genommen werden ist keine leichte und die treffen Richter, keine Lehrer. Dafür gibt es die Definition der Kindeswohlgefährdung.


    Selbstverständlich fühlt man als Lehrer mit seinen Schülern mit, ohne Empathie könnte man die Arbeit mit schwer gestörten Familien nicht machen. Aber wenn man den Kindern etwas mit auf den Weg geben will, dann muss man ein gesundes Verhältnis zur Realität haben, dazu gehört z.B. die Unterscheidung zwischen Geburtstag ohne Kuchen und Kinderprostitution.


    Um zu realistischen Möglichkeiten von Lehrern zurückzukommen:
    - Schulbildung ermöglichen
    - wertschätzende und klare Gespräche mit Eltern führen
    - nicht persönlich nehmen, dass man ab und an beschimpft und einem wahlweise mit Presse, Anwalt oder Schulbehörde "gedroht" wird, das legt sich, wenn man die Menschen ernst nimmt
    - selber keine Angst vor gewalttätigen, provokanten und von sich selbst ablenkenden Eltern haben
    - Im Notfall das Jugendamt informieren
    - sich gelegentlich mit dem Jugendamt anlegen
    - weitere Institutionen einschalten
    - den Kindern Realität widerspiegeln:
    -> wie fühlst du dich damit?
    -> da hast du bestimmt Angst gehabt. Was hast du da gemacht? Was könntest du das nächste Mal machen?
    -> das ist zu viel für dich, das kannst du noch nicht entscheiden
    -> du bist ein Kind, du bist nicht verantwortlich für deinen Vater
    -> da hat der Freund deiner Mutter nicht Recht
    -> Möchtest du, dass ich mit deinen Eltern rede?
    -> Ich zeige dir, wo der Jugendnotdienst ist und wie du dort hinfindest
    -> hier kannst du anrufen, wenns gar nicht mehr geht
    -> hast du Hunger? in meinem Schrank sind immer Müsliriegel
    -> Kommt, wir kochen jede Woche gemeinsam ein billiges, leckeres und gesundes Mittagessen
    -> Welche Ziele hast du? was kannst du dafür tun, um sie zu erreichen? wer kann dir wie dabei helfen?
    -> diese beiden Möglichkeiten hast du jetzt, wähle eine davon
    -> schau genau hier und dort, was du alles schon gelernt hast, du kannst stolz sein!
    -> wenn es kalt ist, musst du eine Jacke anziehen
    -> ich sehe, dass du dich ärgerst, geh vor die Tür und reg dich ab
    -> heb alles wieder auf und versuchs, zu kleben
    -> lass dir selber Zeit für...
    -> sag ihr: "ich will das nicht", ohne Schimpfworte
    -> es tut ihm weh, wenn du seine Mutter beleidigst
    -> geh deiner Mutter auf die Nerven, bis sie den Zettel unterschreibt
    -> nein, du bist nicht behindert


    Tag für Tag für Tag für Tag für Tag für Tag für Tag für Tag für Tag für Tag für Tag für Tag für Tag für Tag für Tag für



    Und zwischendrin Mathe machen ;)

  • Mensch, fossi, welche Laus ist denn dir über die Leber gelaufen?
    Hast du das irgendwie in den falschen Hals bekommen?


    Ich habe die Kritik an dem Vater, der seinem Sohn ein Praktikum im eigenen Büro besorgt hat, nicht so ganz verstanden. Mir ist schon klar, dass die Lehrkraft sich wünscht, dass die kids hier selber tätig werden, aber was macht man als Eltern, wenn das Kind nicht tut?
    Als Ausgang des Falles wurde geschildert, dass die Lehrkraft eine Stelle besorgt hat. Der Junge ist also selbst gar nicht aktiv geworden.


    Ich habe auch nicht verstanden, warum es schlecht sein sollte, wenn der Sohn, der nicht so tolle Noten und damit geringe Chancen auf dem Ausbildungsmarkt hat, persönlich empfohlen wird. So kommt er wenigstens zu einer Ausbildung. Das bedeutet nicht automatisch, dass Sohnemann hätte studieren können und von Papa zur Ausbildung gezwungen wird.


    Ich erlebe es im Berufsalltag nicht so, dass die Weichen für die Berufswahl spät gestellt werden. In der Regel manifestiert sich die Abhängigkeit vom Bildungsstand des Elternhauses eben schon in der Primarstufe, spätestens mit dem Übertritt in die SEK I sind die Weichen erst einmal gestellt.


    Oft habe ich auch den Eindruck, dass die Jugendlichen mit der Berufswahl überfordert sind - die Möglichkeiten sind so breit und viele können sich gar nicht einschätzen. Auch die Energie, sich schlau zu machen, bringen nicht alle auf.


    Insofern verstehe ich die Eltern, die nicht wollen, dass das erwachsenen Kind noch ein paar Jahre arbeitslos chillt, sondern die es per Vitamin B in eine Ausbildung befördern. Mit meinen Kindern würde ich das auch tun!

  • Hallo ihr!


    Hanuta, du sprichst mir aus der Seele!
    Tatsächlich wollen nicht unbedingt alle Eltern das Beste fürs Kind. Einigen ist das einfach sch...ss egal. Die kriegen Kinder, weil sie zu blöd zum verhüten sind! Einige zucken sicher bei meinen direkten Worten, aber so ist es leider.
    Daher äußerte ich ja die utopische Idee eines "Elternführerscheins." Wie das gehen soll? Natürlich nicht umsetzbar...Aber in der Fiktion könnte man Eltern auf Herz und Niere prüfen, die PLANEN ein Kind zu bekommen. Sind Sie verantwortungsbewusst, Ahnung von Kinderpflege und Ernährung, sind sie selbst emotional gefestigt, empathiefähig usw...
    ABER die Eltern die eine Familie PLANEN sind ohnehin schon potentielle Eltern die sich Gedanken machen und reflektiert sind.
    Das sind aber nicht die Eltern, die ich meine...Genau diese kriegen einfach ungeplant ein Kind nach dem nächsten und kommen null mit ihrer Verantwortung als Eltern klar.:-(
    Wie sagte mal so eine "Floddermutter": Lieber ein Kind auf dem Kissen, als auf dem Gewissen...
    Nur schade, dass diese Eltern die Zukunft ihrer Kinder auf dem Gewissen haben.


    Ich finde auch, dass das Thema hier zu sehr auf den Geldaspekt minimiert wird... Hartz4 oder nicht... Elterliche Fürsorge ist abgekoppelt vom Einkommen!


    Und ich bleibe dabei, ein 12 jähriger sollte weder nachts drei kleine Geschwister hüten, noch 1 Woche komplett alleine bleiben.
    Außerdem ist es eine grundsätzliche Sache, dass ein Kind ausreichend zu essen und zu trinken bekommt. Eine Flasche Eistee und ne Tüte Chips erfüllen diesen Aspekt nicht.
    Ebenso muss man auf regelmäßige Körperpflege beim Kind, intakte Kleidung etc achten.
    Ein Kind sollte auf einen Stift im Mäppchen haben, am Schulleben und Unterricht teilnehmen können.
    Eltern sollten das Wohlergehen des Kindes im Blick haben.
    Sie sollten sich darum kümmern, das das Kind ausreichend schläft, liebevolle Zuwendung...
    All das ist doch die Basis der Kindererziehung.
    Das sind keine übertriebenen Ansprüche. Aber selbst diese scheinbar einfachen Dinge klappen oft nicht.


    LG

  • Ich kenne das Gefühl auch FüllerFuxi. Ich sehe bei uns auch regelmäßig die ganze Palette von emotionaler bis hin zu materieller Vernachlässigung.
    Persönlich hab ich da 0 Verständnis für. Wenn man Kinder hat, dann dreht sich das Leben nicht mehr nur um einen selbst. Es mag ja für jede miese Situation Gründe außerhalb des eigenen Einflussbereichs geben, aber sobald andere von einem abhängen, hat man sich meiner Meinung nach den Problemen und seiner Verantwortung zu stellen und ggf. Hilfe zu holen.

  • @kodi


    So ist es!
    Klar, hat es Gründe warum manche Eltern eben so sind wie sie sind... Aber die tragen nun mal die Verantwortung für ihre Kinder! Die Kinder haben nicht drum gebeten, in die Welt gesetzt zu werden. Sind sie aber da, haben sie ein Recht daraus vier-und umsorgt zu werden.
    Da müssen die Eltern das wuppen oder sich Hilfe holen.
    Erkennen sie nicht, dass sie Hilfe brauchen müssten die staatlichen Mechanismen viel schneller greifen: Engmaschige Betreuung durch Familienhelfer, Therapien, verpflichtende Beratungseinheiten, Kontrolle auf Umsetzung...


    LG

  • Hallo stille Mitleserin,


    das mit dem Praktikum meinte ich so, dass Kinder an der falschen Stelle unterstützt werden. (Sie sollen sich mit ihrem Berufswunsch auseinandersetzen und auch aktiv werden.)
    Außerdem passt ein Bürojob gar nicht zu dem Schüler. Auf meine Frage, ob er später im Büro arbeiten möchte kam ein klares "nein".
    Die Schüler habe ich zigmal darüber informiert, wie wichtig das Praktikum für eine spätere Ausbildung ist. Außerdem war die Vorgabe, dass die Schüler nur in einem Betrieb Praktikum machen sollen, der auch ausbildet. (Es sollte ein lustiges Beispiel zum Unverständnis gegenüber Eltern sein.)


    Ich finde es schlimm, dass gewisse Schüler häufig fehlen und so nur unzureichend am Unterricht teilnehmen können, da immer etwas fehlt. (Natürlich kann man einen Teil aufarbeiten.)
    Bei uns sind es immer die selben Familien, die ihre Kinder nicht regelmäßig zur Schule schicken. Wegen hoher Fehlzeiten haben 2 im Sommer ihren Abschluss nicht geschafft.
    Genauso kommen manche Schüler immer zu spät.


    Schantalle deine Einstellung teile ich.


    LG

  • Wir akzeptieren Armut in unserer Gesellschaft.
    Und damit akzeptieren wir auch kulturelle Armut, z.B. den Verlust der Fähigkeit, ein Essen zuzubereiten. Und auch Depressionen bei Personen, die unter Armut leiden und nicht allein dort herausfinden. Wer schon in der zweiten oder dritten Generation unter solchen Umständen lebt, kann nichts anderes weitergeben.


    Warum sollte ein Frau, die schon früh Kinder bekommen hat, keine Kraft aufbringt, ihr Leben auf die Reihe zu bekommen, keine stabile Beziehung hat, unter Armut leidet, ihre Kinder besonders intensiv lieben und versorgen können? Sie kommen einfach, dann sind sie da und jedes Kind ist eine große Anforderung im Alltag und erfordert Kraftaufwand. Selbst im Mittelstand erlebe ich es nicht selten, dass ein Scheidungskind nicht mehr so geliebt wird, weil es dem verhassten Partner ähnlich ist und eine Hürde auf dem Weg in eine neue Partnerschaft.


    Abhilfe kann ein Elternführerschein nicht schaffen. Bei diesen Gedanken sind wir ganz schnell bei den Zwangssterilisationen im NS bei Frauen und Männern aus prekären Verhältnissen oder mit psychischen Erkrankungen.


    Das kann wohl kaum eine Lösung sein.


    Insofern kommen wir kaum drumrum, dass der Staat und damit die Schule sich vermehrt um diese abgehängten Kinder kümmert. Dazu gehört auch, dass niemand die Schule ohne einen Abschluss verlässt!

  • warum sieht keiner, dass diese Frau nicht in der Lage ist, ihr Kind zu lieben und zu versorgen? Oder eigentlich besser, warum darf man dazu nichts sagen und einschreiten? Nicht nur für das Kind auch für die Frau von der du schreibst?
    Es ist Quatsch, was du da schreibst in punkto NS. Es geht um Hinschauen, um Aufbrechen von Tabus und ich denke auch, dass persönliche Freiheit zulasten eines Unschuldigen ein Ende haben muss.
    Die Hürden sind für viele mögliche Hilfen zu hoch, geradezu unüberwindbar. Darum geht es.
    Die Person ist krank, kann nicht so wie sie sollte. Ich kenne die Hintergründe und dann ist es ihre Sache?
    Aber Schule kann das nicht allein leisten, nocht so wie sie besteht. Und Staat hat die Hürden errichtet, also, was willst du uns sagen?


  • Aber Schule kann das nicht allein leisten, nocht so wie sie besteht.

    Das stimmt natürlich. Aber "Schule" oder "der Staat" könnte beispielsweise ein Mittagessen bereitstellen oder Klassenfahrtgeld direkt vom Amt beziehen. Ohne Hürden, die manche Eltern eben einfach nicht nehmen. Oder ganz simpel: Formulare in leichter Sprache mit Symbolen verfassen.
    So manche der Eltern können kaum lesen. Ob da die Schule versagt hat? gewagte These.


    Warum sollen die Kinder darunter leiden, dass ihre Eltern nicht können? Und sie können nun mal nicht, ob FüllerFuxi einen ungesunden Hass entwickelt oder es bleiben lässt.


    So mancher Kollege von mir redet auch seit Jahren davon, dass man die Eltern nicht aus der Pflicht entlassen dürfe etc.pp. aber ich sehe auch nicht, dass irgendjemand unsere Eltern "erziehen" könnte. Wenn Kinder kein angemessenes Essen haben nützt alles meckern nichts, dann muss ein Essen auf den Tisch und zwar jeden Tag, die Kinder haben nämlich Hunger, während hier davon gefaselt wird, dass es die eigenen Kinder ja so viel besser haben.


    Herzlichen Glückwunsch für die Kinder, dies besser haben und natürlich auch an die Eltern, die einfach die geileren Eltern sind und jetzt was Sinnvolles tun und hier anmelden:


    http://www.brotzeitfuerkinder.com/index.php?lang=de

  • Das ist eine bittere Geschichte, die mir aber - wie so oft in solchen Fällen - doch etwas stark verkürzt erscheint. War der Unfallverursacher denn nicht versichert? Warum hatte Dein Vater nach nur drei Monaten Krankenhaus ("nur" nicht, weil ich das Schicksal Deines Vaters kleinreden will, sondern weil bei einem ansonsten einigermaßen zuverlässigen Arbeitnehmer eine krankheitsbedingte Kündigung auch nach sechs oder neun Monaten noch schwierig ist) keine Arbeit mehr? Warum bekam er kein Arbeitslosengeld I, für dessen Bezug du nicht bedürftig sein musst? Hatten Deine Eltern keinen Anwalt, der das Amt mal nett auf die (hier eindeutigen) Bestimmungen des SGB hinweist?
    Übrigens habe ich auch mal eine (kurze) Zeit lang von Hartz IV gelebt. Das ist kein Spaß. Weniger wegen der finanziellen Einschränkungen als wegen der Bevormundung und des Misstrauens, die man durch das Amt erfährt. Finanziell ging es. Und mein Auto durfte ich auch behalten.

    Unvallverursacher war nicht versichert; Arbeitgeber hat ihn rausgehauen, weil er drei Monate nicht verfügbar war; ALG I bekam er nicht, weil wir ja ein Haus haben und noch ein Auto; Amt hat sich vom Anwalt nicht beeindrucken lassen und wollte es aussitzen und da muss man ja in Vorlage gehen. Auto sollten meine Eltern loswerden, man könne ja mit dem Bus fahren...mit 8 umsteigen und 3 stunden Anfahrtsweg....

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-

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