Wut / Unverständnis bzgl mancher Eltern- Kennt ihr das?

  • Mitschülerin hat bis sie 18 war noch NIE einen Geburtstag gefeiert, also ihren eigenen, weil sie 3 Geschwister hatte und die Mutter partout keine Arbeit finden konnten mit ihrer Qualifikation.

    Einer alleinstehenden, arbeitslosen Mutter mit vier Kindern steht in jedem Fall mindestens HartzIV zu.


    Mutter: 404€
    Kind 16 Jahre alt: 306€
    Kind 13 Jahre alt: 270€
    Kind 10 Jahre alt: 270€
    Kind 7 Jahre alt: 270€


    Macht unter dem Strich: 1502€ pro Monat.


    Miete und Strom bezahlt das Amt zusätzlich zu 100%. Schulausflüge und Klassenfahrten übernimmt ebenfalls das Amt.


    Es kann mir niemand erzählen, dass diese Mutter finanziell nicht in der Lage dazu ist, pro Kind einmal im Jahr einen Geburtstagskuchen für 5€ zu organisieren, darauf ein paar Geburtstagskerzen für 80 Cent zu stecken und morgens dem Kind ein Ständchen zu singen. Und ein kleines Geschenk ist sicherlich auch finanziell möglich, sei es ein Buch oder eine Halskette oder ein Fußball oder eine Puppe. Es muss kein Geschenk für 300€ sein. Es geht um die Geste, darum überhaupt den Geburtstag irgendwie zu begehen und dem Kind einen schönen Tag zu machen.


    Wenn der Geburtstag eines Kindes von seinen Eltern schlicht übergangen und ignoriert wird, hat das absolut nichts mit Geld zu tun.

  • @Claudius, deine Rechnerei mit HartzIV, das kann eigentlich nur ein Ignorant schreiben, der noch nie von HartzIV leben musste. Ich widerleg dir das nicht im Einzelnen, das ist mir zu dumm. Aber unterhalte dich mal ernsthaft mit jemandem, der eine Weile von Sozialhilfe leben musste, dann weißt du Ansatzweise, um was es dabei in etwa geht.


    In dieser Diskussion geht's m.E. um das Ziehen klarer Grenzen. Man darf nicht den Verdienst und die soziale und psychische Stabilität einer Familie in einen Topf werfen. Das Jugendamt, bzw. der Gesetzgeber, zieht bewusst diese Grenze zur Kindeswohlgefährdung. Ob eine Familie Geburtstag feiert ist ihr Privatvergnügen, verpisste Klamotten jedoch nicht. Wenn also Anzeichen von Kindeswohlgefährdung auftreten, sollte ich mich als Lehrer mit den Eltern und mit dem Jugendamt auseinandersetzen. Sich aufregen oder erheben hilft niemandem.


    Und eins ist sicher: Eltern, die ihre Kinder verhungern oder verdrecken lassen sind selber heillos überfordert, in irgendeiner Form psychisch krank. Das hat nichts mit dem Verdienst zu tun. Und auch in wohlhabenden Familien gibt es Gewalt und Missbrauch. Die Eltern, über die sich hier mancher aufregt, sind selber Opfer ihrer Herkunft. Sie haben selbst Misshandlung, Missbrauch und/ oder Vernachlässigung erlebt und die Kinder, über die hier gesprochen wird, haben ebenfalls keine große Chance auf ein besseres Leben. Insofern kann man als Lehrer nur versuchen, mit den Eltern ins Gespräch zu kommen und die Kinder zu stärken. Aber ohne Mitleid oder Besserwisserei, sondern mit der Frage: wie geht es euch als Familie, was wünscht ihr euch für eure Kinder und wie können wir es (gemeinsam) erreichen? Haben Sie an uns einen Wunsch? Was können Sie dafür tun? Meine eigenen Maßstäbe und Ziele können nicht dieselben Ziele einer anderen Familie sein.

  • Ne Zeit lang bekam ich auch keine Geschenke (zumindest nicht monetären Wertes) zum Geburtstag, weil es einfach finanziel nicht drin war. Meinem Vater war einer mit Vollkaracho ins Auto geknallt und er war 3 Monate auf der Intensivstation. Das Elternhaus (über 4ßß JAhre im Familienbesitz) musste dringend neu gedeckt werden und als mein Vater dann wieder aus dem KRankenhaus kam und und daher keine Arbeit mehr hatte, meinte das Arbeitsamt dann ganz nett: Verkaufen sie doch ihr Haus und das andere Auto, vorher kriegen sie nichts. Nur doof das meine Mutter das Auto brauchte um zur Arbeit (30km entfernt ohne Nahverkehrsanbindung) zu kommen. HAt keinen im Amt interessiert. HAus = Reich, fertig waren sie mit meinem Vater. Da war das Geld aufgrund der angehäuften Schulden auch schon am 8. oder 10. des Monats alle.
    Dann kam Bafög beantragen in der Studienzeit, wo das Bafögamt auhc meinte im ersten Semester "Haben doch nen Auto können sie ja verkaufen". Eisern gespart für alles und vom Munde zeitweise im wahrsten Sinne des Wortes. Exkursionen sind ja auch nicht nach irgendwo sondern wenn schon dennschon nach Teuerhausen und man muss sie machen.

    Die Wut über solch eine Entscheidung des Amtes kann ich absolut nachvollziehen. Da hat man gespart oder viel gearbeitet, sich ein kleines bisschen Wohlstand erwirtschaftet um es dann postwendend wieder weg genommen zu bekommen -- hmm, zumindest fühlt es sich so an. Nur... man kann das aus einer anderen Perspektive auch anders sehen.


    Wenn man in eine finanzielle Kriese gerät, aus welchem Grund auch immer (Jobverlust, Studium, Krankheit, Unfall), dann kann man da vielleicht oft nichts dafür, die Allgemeinheit aber auch nicht. Und bevor diese zur Kasse gebeten wird, ist es schon nachvollziehbar, dass erst einmal das eigenen Vermögen aufgebraucht werden muss. Es gibt halt eben kein Rechtsanspruch darauf, das einmal erarbeitete Vermögen nicht wieder zu verlieren. Man hat sich ein Haus gebaut (erarbeitet), jetzt kommt die Kriese, da ist es völlig normal, dass die Gesellschaft fordert, dass man erst einmal seinen Lebensstandard reduziert und Haus, Zweitwagen etc. verkauft, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Auch wenn das natürlich ein hartes Schicksal ist und man sich das vielleicht vorher hart erarbeitet hat.

  • Die Wut über solch eine Entscheidung des Amtes kann ich absolut nachvollziehen. Da hat man gespart oder viel gearbeitet, sich ein kleines bisschen Wohlstand erwirtschaftet um es dann postwendend wieder weg genommen zu bekommen -- hmm, zumindest fühlt es sich so an. Nur... man kann das aus einer anderen Perspektive auch anders sehen.

    Aus der Perspektive dessen, der nur Wohlstand kennt?


    Möglicherweise arbeiten Mutter und Vater dieser Familie seit 35 Jahren und zahlen seit 35 Jahren in die "Allgemeinheit" ein?
    Art 20 GG "Die BRD ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat".


    Und dem, der BAföG verweigert bekommt und dessen Eltern trotzdem kein Geld haben, kann sich von Sprüchen auch kein Studium kaufen.

  • Ich finde einige der Beispiele gar nicht so ungewöhnlich und auch nicht zwingend auf ein asoziales Verhalten hinweisend.
    Einige Dinge habe ich selbst erlebt. Ich komme aus einer klassischen Arbeiterfamilie, aufgewachsen in den 70ern.


    - Meine Eltern haben mich im Alter von 12 Jahren (zum ersten Mal) 4 Wochen lang zu Hause gelassen, als sie in den Urlaub fahren wollten. Es war zwar noch meine ältere Schwester da, die befand sich mit 16 aber in Ausbildung und war wenig daheim. Ich fand das damals in Ordnung - meine Eltern konnten beruflich im Sommer keinen Urlaub machen.


    - Meine Eltern haben in einen Urlaub nur die große Schwester mitgenommen - meine Mutter war frisch in ihren neuen Mann verliebt und ich musste mit der Begründung, ich würde nur stören, bei meiner Oma bleiben.


    - Im Umfeld meiner Kinder feiern eine ganze Menge Kinder ihren Kindergeburtstag nicht - aus Glaubensgründen, Desinteresse oder Weltsicht. Das muss man wohl akzeptieren. schlimm finde ich es nicht, halt schade für die Kinder.


    - Mein 12-jähriger passt öfter auf seinen kleinen Bruder auf - wenn ich länger in der Arbeit bleiben muss, Elternabende habe etc und der Papa auch nicht da ist. Einen neuen Babysitter (der ehemalige ist jetzt im Studium) haben beide heftig abgelehnt, also haben wir mehrere kleine Probeläufe gemacht. Es klappt.


    Meiner Meinung nach hat das Pendel seit den 60er Jahren, in denen man viele Kinder hatte, die einfach mitliefen, bis heute in die Gegenrichtung ausgeschlagen: Kinder (1oder max 2 davon) sind ein Projekt ihrer Eltern, sie werden hoffnungslos verwöhnt, müssen praktisch (Mithilfe zu Hause) wenig selbst machen, aber schulisch/sportlich die überhöhten Ansprüche ihrer Eltern erfüllen.


    Meiner Meinung nach patten wir unsere Kinder viel zu sehr und schubsen sie mit dem abi aus dem Nest - und stellen fest, dass wir nie daran gearbeitet haben, dass sie flügge werden. Wir wollen ihnen schon mit 6 Monaten die Welt zeigen, darum schleppt meine Generation schon ihre Säuglinge mit auf Festivals und Fernflüge (wobei sie andere Leute belästigen, von denen wir dann viel Verständnis erwarten). Jede Kleinigkeit führt zu Besuchen bei Kinderärzten, Ergotherapeuten und Logopäden. Man braucht sich nicht wundern, wenn die Eltern das mit der Schule nicht wuppen - es gibt so viele Termine, Zettel und Infos, dass ich es kaum schaffe, unsere Familientermine ohne Sekretärin zu verwalten. Für meine Generation sind die Kinder das Wichtigste, für die Generation meiner Eltern war noch das Wichtigste, dass es den Eltern gut geht.


    Und deshalb muss ich hier ganz deutlich zwischen echtem Leid der Kinder und Kleinigkeiten unterscheiden. Wir sollten dringend an unserer Wahrnehmung arbeiten und vielleicht versuchen, die goldene Mitte zu finden.

  • @Kapa


    Ich gebe dir recht. Es gibt gewiss unglückliche und schicksalshafte Verkettungen...
    ABER man merkt den Eltern durchaus an, ob sie dysfunktional sind oder ob ihnen das Schicksal blöd mitgespielt hat.
    Und leider kommen viele Dinge zusammen, die mehr als deutlich machen zu welcher Seite die Eltern gehören...
    Eltern die neue zum Elternabend kommen, Elternsprechtag nicht nutzen, Ausflüge nicht bezahlen, das kommentarlos aussitzen, Kind krank melden, Eltern die ihre Kinder nicht mit Essen u Trinken versorgen, Eltern denen es einfach sch....egal ist, ob das Kind nächtelang zockt, Eltern die ihrer Verantwortung nicht mal in den Basics nachkommen...Das sind dann definitiv die Eltern, die "dysfunktional" agieren.


    Und definitiv nein! Ein 12 jähriger soll nachts selber schlafen und nicht aufstehen und Fläschchen machen!
    Er selbst hat gesagt, dass die Mutter u der Freund abends UND nachts weg waren...nämlich in der Disco.
    Einige andere Schüler berichteten sogar, dass ihre Eltern das auch machen..O-Ton:'"Trinken gehen..." :daumenrunter:


    LG

  • @Stille Mitleserin


    Hallo!


    Es ist schon ein Unterschied, ob ein 12 jähriger auf den kleinen Bruder aufpasst, weil Mama bis 22 Uhr Elternabend hat oder ob ein 12 jähriger sich eine ganze Nacht um drei Kinder zwischen 1 bis 10 Jahre kümmern muss.


    Und diese überbehüteten "Projektkinder" gibt es tatsächlich...du hast es selbst angedeutet, jene sitzen mehr am Gym.
    Aber diese Art von Eltern meinte ich ganz und gar nicht...Leider haben einige der Eltern an meiner Svhule eher das Projekt " Viele Kinder=viel Kindergeld und Rest egal"...mal überspitzt gesagt.


    LG

    • Offizieller Beitrag

    Was Schantalle vermutlich fragen will, ist: deinen Unmut haben wir jetzt verstanden und zur Kenntnis genommen - aber was folgt jetzt für dich daraus? Wirst du aktiv, oder bleibst du einfach nur wütend?

  • Die Frage ist doch, was schon überbesorgt ist, was normal und was den Kindern schadet.


    Meine Mutter war in meiner Schullaufbahn bei genau einem Elternabend. Ansonsten hatte sie keine Zeit dafür. Es hat auch so funktioniert.
    Ich war ganz dankbar, dass meine Eltern nicht über jede Kleinigkeit informiert waren....


    Insofern würde ich die Teilnahme an EA kaum in die Waagschale werfen.


    Was anderes ist, wenn die Eltern auf eine ausdrückliche Aufforderung noch immer nicht erscheinen. Die Kinder gar keine Jacke haben.
    Keinen Tisch, an dem sie Hausaufgaben machen könnten. Gequält, verletzt und missbraucht werden.


    Für mich gehört aber nicht dazu, dass die Kinder die Not zuhause nicht spüren dürfen oder nicht zu Hilfeleistungen im Haushalt herangezogen werden dürfen.
    Im Gegenteil sind solche Schüler meist sehr leistungsbewusst, um ihre Situation zu verbessern.


    Aber was ist die Lösung?


    Ich hätte zwei Vorschläge:


    - Verpflichtende Ganztagsschulen mit Ganztagsversorgung und freiem Schulessen, um den Lernerfolg vom Elternhaus abzukoppeln.


    - Viel mehr Familienhelfer, die Familien mit Problemen als critical friends von der Geburt der Kinder an begleiten und auch am Alltag der Familien teilnehmen (eben nicht das Essen kochen und wieder gehen, sondern die Eltern anleiten, wie eine Mahlzeit zubereitet wird, was ein Kind braucht etc.)

  • Außer wütend sein, habe ich die genannten Beobachtungen an die Schulsozialpädagogin wie auch teils an die SL weitergegeben.
    Das Problem ist leider, dass das Jugendamt wie vielerorts überlastet ist bzw erst eingreift, wenn Kinder sozusagen grün und blau zur Schule kommen.
    Ich habe einen guten Draht zu unserer Schulsozialpädagogin, wir reden oft. Laden Eltern ein wie kürzlich als eine 11 jährige sich wiederholt ritzte und sprechen darüber.
    Aber bei bestimmten Sachverhalten bringt sprechen nichts...da müsste aktiver gehandelt werden.
    Natürlich ist körperliche Gewalt u Missbrauch die Spitze aller Grausamkeit.
    Aber deswegen ist es trotzdem nicht "okay" wenn Kinder "nur" emotional verwahrlosen, am normalen Leben eines Kindes nicht teilhaben, Eltern ihnen kein wirkliches Interesse schenken und sie einfach nur da sind.
    Und in meinem kleinen Wirkungskreis als Lehrerin versuche ich den Kindern Aufmerksamkeit, Interesse zu schenken und wenn es zu arg wird versuche ich Hilfe dazuzuholen.


    LG

  • @Claudius, deine Rechnerei mit HartzIV, das kann eigentlich nur ein Ignorant schreiben, der noch nie von HartzIV leben musste. Ich widerleg dir das nicht im Einzelnen, das ist mir zu dumm. Aber unterhalte dich mal ernsthaft mit jemandem, der eine Weile von Sozialhilfe leben musste, dann weißt du Ansatzweise, um was es dabei in etwa geht.

    Was willst Du da auch widerlegen? Die Zahlen sind für jedermann nachzulesen. Eine alleinstehende Mutter mit 4 Kindern bekommt nunmal monatlich rund 1500€ + Miete + Strom + Klassenfahrten und sonstige Schulausflüge etc. Das ist Fakt und nicht ernsthaft zu leugnen. Ich kenne viele Familien, die mit weniger Geld im Monat leben müssen, obwohl der Vater Vollzeit schuften geht.


    Aber wie ich bereits schrieb hat es auch absolut nichts mit Geld zu tun, ob man den Geburtstag eines Kindes feiert oder nicht. Es geht nicht um teure Geschenke, sondern um das feierliche Begehen des Tages. Warum man das mit HartzIV nicht können sollte, ist mir nicht wirklich klar.

  • Lehne mich mal gaaanz weit und überspitzt aus dem Fenster :
    Wie wäre es mit einem "Elternführerschein?"


    Für jeden sch...ss braucht man einen Füherschein oder Leistungsnachweis.
    Aber Kinder in die Welt setzen kann jeder...


    Wenn man nicht weiß, was ein Kind braucht, wie man grundsätzliche Dinge wuppt wie Einkaufen, Essensversorgung, Aufsicht, Tagesablauf und und und...und wenn einem diese Defizite auch noch Wurscht sind, dann würde das Sinn machen.


    Ja, ich weiß...Das ist nicht umsetzbar und bleibt wohl eine Utopie.


    Nun los, wer steinigt mich zuerst...?? ;)

  • @Claudius


    So ist es. Aufmerksamkeit ,Empathie und Interesse sind nicht mit Geld verknüpft.


    Meine Mutter bekam in meiner Kindheit teils sogar nur Sozialhilfe. Trotzdem stand sie am Vorabend meines Geburtstages in der Küche, buk meinen traditionellen Geburtstagskuchen, morgens stand er mit Kerzen und Zuckerblümchen verziert auf dem Frühstückstisch, ein Geschenk gab es auch auszupacken. Es war mein Geburtstag, mein Ehrentag. Mit einer Horde Kinder in einem Spielpark mit Pommes und Co feiern, kam nie in Frage.
    Trotzdem war mein Geburtstag ein besonderer Tag und wurde bedacht.
    Da braucht mir keiner erzählen, das ist nicht drin.
    Wer seinem eigenen Kind nicht mal diese kleine Freude macht, ist Empathielos.
    Vlt gibt es Kulturen da ist das vlt nicht üblich...Aber um jene geht es hier nicht.
    Es geht um die " Kippen& Smartphone-Eltern", die das einfach nicht juckt.

  • Was willst Du da auch widerlegen? Die Zahlen sind für jedermann nachzulesen. Eine alleinstehende Mutter mit 4 Kindern bekommt nunmal monatlich rund 1500€ + Miete + Strom + Klassenfahrten und sonstige Schulausflüge etc. Das ist Fakt und nicht ernsthaft zu leugnen. Ich kenne viele Familien, die mit weniger Geld im Monat leben müssen, obwohl der Vater Vollzeit schuften geht.
    Aber wie ich bereits schrieb hat es auch absolut nichts mit Geld zu tun, ob man den Geburtstag eines Kindes feiert oder nicht. Es geht nicht um teure Geschenke, sondern um das feierliche Begehen des Tages. Warum man das mit HartzIV nicht können sollte, ist mir nicht wirklich klar.

    Wenn da Amt mitmacht und die Mutter nicht einfach ignoriert: Stimmt das. In dem konkreten Fall hieß es vom Amt öfter mal: Sie bemühen sich nicht genügend, gehen Sie putzen oder leben sie damit, das wir das hier alles runterkürzen. Und das darf sich dann eine Frau mit Abitur und einer guten Ausbildung anhören, die aufgrund ihrer vier Kinder und Alleinerziehend keinen Job bekommt. Amt hat der Dame übrigens nur selten die Klassenfahrten bewilligt und immer so lange auf "Nö is nicht" gemacht, bis der Schulleiter denen aufs Dach gestiegen ist.
    ICh war z.B. auch bedürftig nach dem Studium und wusste nicht mehr wie ich nur irgend eine meiner monatlichen Abgänge bezahlen sollte. Meine Eltern konnten für mich aus finanziellen Gründen nicht aufkommen. Ausrede vom Amt bei vielen vielen Bettelstunden meinerseits: Verklagen sie ihre Eltern, die sind bis zum Ende des 25. Lebensjahres für sie zuständig.
    Gab dann sogar "Drohungen" von meiner Sachbearbeiterin: Wenn sie dies und jenes nicht machen, dann kürzen wir ihnen die Leistungen. Ich hab mich überall beworben wo es nur ging, bekam kein bisschen Leistung vom Amt und durfte mir dann noch übelste Schimpftriaden anhören, warum ich mich denn nicht für die, von meiner Sachbearbeiterin vorgeschlagenen, Jobs (Schulleiterposten 2x, Lehrer mit 2. Staatsexamen) bewerbe. ICh wollte mich dann noch fortbilden um noch an anderen Stellen eine Chance zu haben, z.B. Museumsmoderator. Zitat vom Amt als ich um Beihilfe dafür bat: "Sie haben schon einen päd. Abschluss, das kriegen sie von uns nicht." (Ging um läpperliche 60 €)

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Tja, Claudius,


    das ist unser deutsches Problem: Wir finden es gar nicht schön, wenn wir den eindruck haben, unsere Kinder werden dem Elternhaus entzogen. Hat historische Gründe.
    Aber die Krux ist: Die Kinder aus schwierigen Elternhäusern werden freiwillige und folglich kostenpflichtige Angebote nicht nutzen. Wenn man was für diese Kinder tun will dann muss es eine Verpflichtung sein. Für alle Kinder.


    Zum Thema Elternführerschein: Wie soll man denn bitte nachweisen, wie gut man erziehen kann oder nicht? Ob man seine Kinder mag oder nicht? Selbst wenn alles gut geplant ist - die Leben der Menschen verändern sich, das Ehepaar trennt sich, die alleinerziehende Frau ist mit den Kindern überfordert, Verwandschaft ist nicht in der Nähe... Und dann? Ist der Elternführerschein bei Scheidung hinfällig? Und das Kind wird dann abgegeben?
    Und wenn mir deine Küche nicht schmeckt bekommst du auch keinen?
    Wer legt fest, was gute Erziehung ist? Wer kontrolliert das?


    Ich hatte in der ersten Schwangerschaft auch ganz andere Ideen, wie ich als Mutter sein will, aber die Realität holt mich oft ein und sie macht mich auch manchmal müde. Und dann koche ich, an einem müden Tag, die Nudeln mit nicht ganz so viel mütterlichem Enthusiasmus. Dieses gesellschaftliche Bild von der vollends altruistischen Mutter, die ihr eigenes Leben komplett aufgibt und nur noch für ihren Nachwuchs existiert, empfinde ich nicht als angenehm.

  • Claudius schreibt:

    Zitat

    Was willst Du da auch widerlegen? Die Zahlen sind für jedermann nachzulesen. Eine alleinstehende Mutter mit 4 Kindern bekommt nunmal monatlich rund 1500€ + Miete + Strom + Klassenfahrten und sonstige Schulausflüge etc. Das ist Fakt und nicht ernsthaft zu leugnen.


    ich leugne das mal - Stromkosten sind vom Regelsatz zu bestreiten (Heizung und 'sonstige Grundabgaben`sind in ihm aber nicht enthalten)...

  • Solange die Ganztagsbetreuung so miserabel umgesetzt wird, möchte ich auch keine Verpflichtung. Ich bin leider darauf angewiesen, sehe aber in meinem Umfeld, dass es Kindern, die noch zu Hause HA machen und essen, überdurchschnittlich besser geht.


    LG Anja

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