Schüler spricht nicht

  • Hallo zusammen!


    Ich bin momentan noch Referendar und habe in einer meiner Klassen einen Schüler, der absolut nichts sagt. Er befindet sich in einer Vollzeitschulform, in der ich lediglich 2 Stunden die Woche unterrichte. Nun glaube ich, dass er unter (selektivem) Mutismus leidet (nur eine Vermutung, aber die Symptome würden passen). Ich habe mir letzte Woche mal einen seiner Mitschüler zur Seite genommen, der meinte, dass er in den Pausen schon sprechen würde. Nur im Unterricht nicht. Leider habe ich von der Klassenlehrerin diesbezüglich keine weiteren Infos erhalten können.


    Nun meine Frage: Habt ihr schon mal damit zu tun gehabt? Wie ist es dem Schüler ergangen und wie konntet ihr ihn einbinden bzw. "helfen"?


    LG

  • Bei selektivem Mutismus handelt es sich um eine Störung des Sprechens, die dadurch gekennzeichnet ist, dass die Person in bestimmten sozialen Situationen spricht, in anderen hingegen (nicht willentlich oder bewusst) schweigt.
    Differentialdiagnose (zur Abgrenzung von anderen Störungsbildern) und Therapie gehören in die Hände von Professionellen, die über entsprechende Qualifikationen und Kompetenzen verfügen. Empfohlen werden meist mehrdimensional angelegte Therapieansätze.
    Aus meiner Sicht sollten die Eltern eingebunden und die Schulpsychologie oder eine Fachkraft eines sonderpädagogischen Förderzentrums hinzugezogen werden.

  • Hallo,


    ich habe einen Schüler, der unter selektiven Mutismus leidet. Seit er beim Logopäden in Behandlung ist, macht er Riesenfortschritte. In der Schule drängen wir ihn nicht, machen keinen "Aufstand", wenn er sich meldet, sondern loben nur soviel, wie wir es bei jedem Schüler machen würden. Allerdings darf man bei ihm darauf bestehen, wenn z.B. längere Zeit "Ja." und "Nein." gesprochen wurde, dass diese Wörter nicht wieder durch Nicken und Kopfschütteln ersetzt werden, das wäre ja ein Rückschritt. Hier ist eben Fingerspitzengefühl gefragt, in der Regel gilt aber: Das Schweigen erstmal akzeptieren, doch nicht als Dauerzustand hinnehmen. - Der Schüler, den ich unterrichte, spricht mittlerweile meistens in ganzen Sätzen und meldet sich jetzt. Vorlesen macht er ebenfalls. Er ist erst seit einem halben Jahr bei der Logopädie und hat vorher nur Floskeln wie "Guten Morgen" ,"bitte" ,"Danke" oder einzelne Wörter wie "gut" gesagt, wenn man ihn direkt angesprochen hat oder er hat geschwiegen.


    Frage erstmal die Kollegen, ob der Schüler bei ihnen im Unterricht spricht. Vielleicht spricht er nur bei dir nicht? Das muss ja nicht an dir persönlich liegen, sondern könnte an dem jeweiligen Unterrichtsfach liegen oder andere Gründe haben. Dann solltest du herausbekommen, wie es zuhause aussieht: Spricht er nach Beobachtungen der Eltern mit jedem? Oder ist ihnen vielleicht schon aufgefallen, dass er mit "Fremden", selbst wenn sie dabei sind, nicht spricht etc.


    Guck mal unter:


    http://www.mutismus.de


    und unter


    http://www.boris-harmann.de
    Auf dieser Seite findest du auch Diagnosebögen zum Ankreuzen.


    Wenn du und andere Lehrer nach Rücksprache mit den Eltern meinen, dass es Mutismus sein könnte, wäre der erste Ansprechpartner der Kinderarzt/Hausarzt, der ein Rezept für Logopädie ausstellen kann. In der Regel sind die Eltern viel eher bereit zum Logopäden zu gehen als zum Kinderpsychologen, der ebenfalls eine Mutismustherapie anbieten kann. Sie bekommen beim Logopäden meist schneller einen Termin, was ebenfalls von Vorteil ist. Allerdings sollte es ein Logopäde sein, der sich mit dieser Therapieform auskennt.

  • Neben Logopäden können auch Sprachheilpädagogen entsprechend qualifiziert sein.

  • Frage erstmal die Kollegen, ob der Schüler bei ihnen im Unterricht spricht. Vielleicht spricht er nur bei dir nicht? Das muss ja nicht an dir persönlich liegen, sondern könnte an dem jeweiligen Unterrichtsfach liegen oder andere Gründe haben.

    Hallo!


    Also bei den anderen Lehrern ist das auch so. Wir akzeptieren das nun auch erstmal so, er wird also von keinem zum Sprechen gezwungen. Er lächelt auch und versteht sich mit einigen seiner Mitschüler ganz gut. Schriftlich macht er mit.


    Bin jetzt halt auch noch neu in dem Beruf und kenne mich mit solchem Prozedere nicht aus. Aber vielleicht sollte ich als erstes seine Klassenlehrerin ansprechen. Die wird dann evtl. auch weitere Dinge einleiten können (Eltern mit einbeziehen etc.).

  • Das wäre ja unfassbar, dass sich da noch niemand drum bekümmert hat...


    Vielleicht will man dir als Referendar (und Nebenfachlehrkraft) auch einfach nicht persönlich/sensible Dinge über den Schüler mitteilen...a la: geht dich nix an...(ja, sowas gibt es...)

  • Vielleicht ist der Schüler auch ganz einfach introvertiert und mag es nicht im Rampenlicht des Unterrichts zu stehen, indem er sich meldet oder irgendwas sagt. Vielleicht lernt der Schüler am effektivsten dadurch, dass er passiv beobachtet und den behandelten Stoff für sich nachvollzieht.


    Es muss nicht immer irgendeine "Störung" oder Krankheit vorliegen, nur weil ein Mensch introvertiert und zurückhaltend ist.


  • Nun meine Frage: Habt ihr schon mal damit zu tun gehabt? Wie ist es dem Schüler ergangen und wie konntet ihr ihn einbinden bzw. "helfen"?

    Bevor man jemandem "hilft" sollte man ihn erst mal fragen, ob er der Hilfe bedarf. Hast du den Schüler schon mal unter 4 Augen gesprochen und gefragt, ob er Leidensdruck hat? und welche Ziele für sich selbst? Vielleicht kann er z.B. mündliche Noten in einem Extrasetting bekommen. Oder redet er überhaupt nicht mit dir? Dann natürlich als erstes an den Klassenlehrer wenden.

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