Erfahrungsberichte von Seiteneinsteigern

  • Hallo,
    hier im Saarland hat es letztes Jahr ein Seiteneinsteigerprogramm gegeben. Falls dieses Jahr ein neues aufgelegt wird (was noch nicht feststeht), werde ich mich bewerben. Ich bin Dipl.-Inform. und möchte gerne Mathe und Info unterrichten. Ich möchte gerne mal mit anderen "späberufenen" (40) diskutieren (nicht nur aus dem Saarland) und ihre Erlebnisse und Erfahrungen zu dem Thema hören.


    Danke!

  • Hallo,
    an Erfahrungsberichten "Spätberufener" bin ich auch interessiert. Ich (auch 40) versuche in NRW unterzukommen.
    Habe bisher 2 Auschreibungsverfahren mitgemacht und noch keine Einladung erhalten. Obwohl ich mir mit meinen Fächern Mathematik (Ergänzungsfach) , Physik und Technik, welche alle schon anerkannt sind, große Hoffnungen gemacht habe. Leider bin ich durch Umstände, welche anderen 40ern bekannt sein dürften (Haus, Kinder...) auf einen bestimmten Aktionradius beschränkt. Meiner ist r=80km.

  • Hi, bei mir hat bis jetzt alles völlig glatt funktioniert (schon ein bißchen beängstigend ... :rolleyes:)
    Ich habe mich beworgen auf E-.Technik Stellen (in NRW Mangelfach) und habe als Zweitfach Informatik angegeben. Auf 10 Bewerbungen habe ich 5 Einladungen bekommen, wobei an einer Schule 4 Stellen zu besetzen waren. Das war schon mal töfte!
    Aufgrund meiner Frau (Lehrerin am Abendgymnasium) habe ich mich anscheined gut auf die Gespräche vorbereitet. tatsächlich hatte ich jede mir gestellte Frage vorbereitet (Glück, wer so eine Frau hat )
    Ergebnis: Angebote für 4 Stellen ... (das war der Zeitpunkt, als mir das alles ein wenig unheimlich wurde ...) - Anscheinend ist der Knackpunkt klar zu machen, warum Lehrer werden möchte und warum man gerade JETZT Lehrer werden möchte.
    Am 1.2. habe ich jetzt eine Stelle angetreten und die Arbeit stürzt auf mich herein.


    ich bin seeehhhhrrrr gespannt, wie es weiter geht....
    Forsch

  • Töfte ist ein ganz normales hochdeutsches Wort :D .
    Ich komme aus dem Münsterland und habe es wahrscheinlich gleich nach Mama, Papa, jovel und schovel gelernt.
    Gruß ins Hesseland ;)


  • http://wortschatz.informatik.uni-leipzig.de/index_js.html

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Vielen Dank für die äußerst qualifizierten Beiträge! :D
    Ja, tatsächlich ist etwas töfte, wenn es doch ein ganzes Stück besser als gut ist.
    (Ich komm ümrigens außem Ruagebieht, ne!) ;)

    • Offizieller Beitrag

    Also, ist töfte jetzt dreimal jovel? Oder gar so viel wie in Hessen gnuwwelisch?
    Isch kenn nix, was töfter wär als was Gnuwwelisches, unn wenn's dann noch legger odder gar habbelisch is, denn geht eh nix drüwwer.
    Unn überhaubd, was is denn schovel?


    Fraacht sich
    Heike

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Also: jovel und schovel gibdat nua im Münstalaand. Da is dat dann sowat wie töfte und schitte. Schitte is "schlecht" so auf Richtichdeutsch. Assklah?
    Forsch hat hunga un geht jetz wat spachteln

  • Zitat

    Forsch schrieb am 09.02.2005 21:37:
    Schitte is "schlecht" so auf Richtichdeutsch.


    Ick komm ja ausn neuen Bundesländan und da wo meine Mutta wohn tut, heißtes nich "schitte", sondan "schiete". Is aber ganz am andern Ende von das Ruhrgebiet*. "Knorke" kennick och noch, aba eha aus so Achziga-Filmen.


    LG, das_kaddl


    *der (Süd-)Brandenburger vermeidet den Genitiv ;)

  • so´n schiet ober ook, miene lütten :D


    trotz 20jährigem leben in kiel kann ich kein plattdeutsch,
    eigentlich finde ich die meisten mundarten und dialekte schrecklich,
    außer hessisch und sächsisch, aber auch das nur dann,
    wenn man es noch halbwegs verstehen kann ;)

  • Mir geht es auch so, dass ich nur äußerst ungern Dialekt höre (Ausnahmen bestätigen die Regel).
    Aber wenn schon, dann mag ich doch eher das Norddeutsche
    und gerade bei sächisch rollen sich mir die Fußnägel hoch. Hör ich (geht jetzt natürlich nicht gegen die Sachsen als Menschen) überhaupt nicht gern
    Ronja

    Jeder Tag, an dem du nicht lächelst, ist ein verlorener Tag.

    • Offizieller Beitrag

    Im Saarland spricht fast jeder Dialekt, zumindest aufm Land (vgl. Familie Heinz Becker) und mir gefällts, ist so familär und die Saarländer können sich im Dialekt so herrlich aufregen :D . Auch Plattdütsch find ich gut. Aber obwohl ich aus S-H komme, verstehe ich meistens die Pointen bei Witzen nicht... :)


    Gruß leppy


    PS: Irgendwie kommen wir ab vom Thema ;)

  • Jetzt sind wir natürlich ein bißchen ;) vom Thema abgekommen ...


    Nachdem ich jetzt ein wenig Betreuung durch die Schule genossen habe und eine Blockveranstaltung des Seminars über mich herein gebrochen ist, frage ich mich, ob das mit dem Lehrer werden die richtige Entscheidung war. Im Moment bahnt sich so eine Art Fluchtreflex den Weg
    Als Seiteneinsteiger hat man mit jeder Menge Kram zu tun (Klassenbuch führen, Notengebung, Unterrichtsvorbereitung, der ganz normale Wahnsinn halt). Dazu aber noch die Ausbildung (Handlungsorientierung, und kein Ende) 8o Und was ziemlich übel ist: man hat NIE Feierabend, ist nie fertig.
    Was auch sehr interessant (Vorsicht: Euphemismus) ist, sind die vielen "Befindlichkeiten", denen man Rechnung tragen soll. Jeder ist mit irgendeinem Pöstchen versehen. Klassenlehrer, Abteilungsleiter, Ausbildungskoordinator, Schulleitung, Hausmeister, Sekretärin usw. usw. Und alle wollen beachtet, gefragt, angesprochen und hinzugezogen werden. Und wehe!!! man tut das nicht, oder umgeht eine schulinterne Hierarchie ...

    Allerdings hatte ich heute auch meine erste richtige Stunde so ganz alleine und allein verantwortlich: Und ich sag Euch: doll!!!
    :D Das ist der irrste Tripp jenseits aller halluzinogener Drogen Das macht einen unglaublichen Spass


    Und deshalb denke ich (bis auf weiteres), vorerst bleibe ich dabei; denn die Schüler haben mich einfach verdient (Staub...) ;)
    weitere Beiträge zum Thema wünscht sich,
    der Forsch

  • Hallo zusammen,


    schön, diese Seite gefunden zu haben. Endlich fühlt man sich nicht mehr ganz so allein.
    Seit Oktober letzten Jahres bin auch ich Seiteneinsteigerin und unterrichte an einer Berufsschule Holztechnik und Wirtschaftskunde.
    Tja, und genau gesagt, weiß ich leider nicht, ob das alles so das Richtige für mich ist.
    Was stört micht?
    Ich habe irgendwie NIE Feierabend und laufe ständig mit einem schlechten Gefühl im Magen herum. Selbst auf die Wochenenden kann ich mich nicht mehr freuen, da ich weiß, dass diese nicht zum Faulenzen sind, sondern zur Unterrichtsvorbereitung.
    Vielleicht bin ich einfach unsäglich langsam in meiner Vorbereitung oder nehme es zu genau, aber ansonsten gehe ich noch unsicherer in die Klassen rein. Ehrlich gesagt hab' ich manchmal richtige Panik- bzw. Angstattacken. Mein Stoff sitzt, aber ich fühle mich beobachtet, habe Bedenken, dass die falschen Fragen kommen, dass ich mir auf schwäbisch gesagt, "das Maul fusselig rede",....
    Leider bin ich zwischenzeitlich schon so weit, dass ich von Ferien zu Ferien lebe. Aber kann dies die Basis für einen Beruf sein? Ich sehe auch die vielen Vorteile des Lehrerdaseins, vor allem als Frau und in Hinblick auf Familie etc., aber....
    Viellleicht geht's ja jemand ähnlich oder es ging jemand ähnlich und kann mich aufbauen bzw. mir mit Rat zur Seite stehen, was mich sehr freuen würde.
    In diesem Sinne erwarte ich Eure Antworten.
    Viele Grüße
    Super-Lion

  • Hallo Super-Lion,


    jaaaahhh, das kenn ich.... :rolleyes: Ich habe schon ganz viele Tipps dazu gehört, wie man das abstellen kann. Aber alle laufen mehr oder weniger darauf hinaus, dass man so 2 Jahre warten soll, damit man ein bißchen Routine bekommt. ?(
    Wie schaut's denn bei Dir sonst so aus? Macht es Spass zu unterrichten und vor der Klasse zustehen?? Ich denke, wenn das gegeben ist, dann hat alles andere eine Chance sich einzurenken.


    Wenn ich mich an die anderenThreads in dem Forum richtig erinnere, dann ist 1/2 Jahr genau der Zeitpunkt einen ersten Tiefpunkt zu erleben. Da bist Du anscheinend mitten drin.


    Ich hab mal ältere Kollegen gefragt, wie lange sie denn so in der Woche (im Durchschnitt) arbeiten. Und als halbwegs realistische Antwort kam ca 45 Stunden heraus. - Das finde ich ist ne Perspektive, auf die man mal hinarbeiten sollte. Im Moment sind es eher 55 ....


    Gruß, Forsch

  • Ihr Lieben,


    bin zwar kein Seiteneinsteiger, aber für Gymi ausgebildet und mach jetzt Vertretung am Berufskolleg (Deutsch/ Englisch) und fühl mich wie auf einem anderen Stern...


    Ein paar Fragen:
    - woher kriegt ihr eure Lehrpläne und dergleichen? Ich frag immer brav meine Kollegen, aber irgendwie scheint's da nix Konkretes zu geben oder jeder Ausbildungszweig hat seinen eigenen Waschzettel oder wie? Ich arbeite bei vier verschiedenen Ausbildungszweigen mit und find dat alles ganz furchtbar unübersichtlich...


    - die Sache mit dem Deutschen: betreue eine Gruppe Handelsfachpacker beim Fachberichtschreiben; ein Teil ist Ausländer und im Deutschen kräftig zurück. Weiß jemand zufällig, wie ernst die Sache mit Grammatik und Rechtschreibung nachher in der Prüfung genommen wird?


    - Einjährige vs. zweijährige Höhere Handelsschule: Was wird man mit dieser Zusatzquali? Wo führt die hin? Was soll ich denen für ENglisch beibringen?


    Hilfe!


    w.

    Frölich zärtlich lieplich und klärlich lustlich stille leysejn senffter süsser keuscher sainer weysewach du minnikliches schönes weib

  • Hallo forscher Frosch,


    Danke für Deinen Rat. Vielleicht gehört diese Sinnkrise einfach zum Lehrer-Werden dazu.
    Das Problem ist einfach, dass ich nicht genau weiß, ob das das Richtige für mich ist oder nicht.
    Wenn ich mir etwas anderes suchen würde, habe ich Bedenken, dass ich dies irgendwann, spätestens wahrscheinlich zu den Sommerferienzeiten, bereuen werde. Aber wer weiß das schon.
    Du hast mich gefragt, ob mir das Unterrichten Spaß macht. Diese Frage ist nicht so ganz einfach zu beantworten, da ich sehr unterschiedliche Klassen, u.a. eine Förderklasse, habe. Es hängt also immer von der jeweiligen Motivation der Klasse ab. Haben die Lust aufzupassen, mitzumachen etc., dann macht es mir auch Spaß. Wenn ich aber nur Erzieher spielen soll, dann weniger bwz. dann bin ich oftmals soweit, alles stehen und liegen zu lassen. Ja, so schlimm war's leider auch schon.
    Ich halte Dich aber auf dem Laufenden. Auf jeden Fall ist es schön, sich nicht ganz so allein gelassen zu fühlen. Im Freundes- und Familienkreis glaubt einem das irgendwie niemand so richtig. Was, Du unterrichtest 10 Stunden in der Woche und was machst Du sonst so den ganzen Tag? Ich geb's ja zu, sooooo stressig hätte ich es mir auch nicht vorgestellt und mein Lehrerbild hat sich wahrlich geändert. Wobei ich immer wieder feststellen muss, dass es die klassischen Vorurteils-Lehrer auch gibt. Von denen bekommt man dann Unterrichtsvorbereitungen von vor 10 Jahren etc.
    Aber in jedem Beruf gibt es solche und jene.
    Vielleicht berichtest Du mir ja auch 'mal von Deinen Erfahrungen, ich würde mich freuen.
    Liebe Grüße
    Super-Lion

  • Hallo Wolkenstein,


    also bei meinen Fächern gibt es ganz klassische Lehrpläne. Das müsste es doch aber für Deine Fächer auch geben, oder!?


    Deutsch und Gemenischaftskunde sind in unserem Lehrplan auch drin, aber eben nur für die Berufsschule.


    Sorry, aber so richtig helfen kann ich Dir da nicht.


    Viel Erfolg an anderer Stelle
    Gruß
    Super-Lion

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    - Einjährige vs. zweijährige Höhere Handelsschule: Was wird man mit dieser Zusatzquali? Wo führt die hin? Was soll ich denen für ENglisch beibringen?


    Hallo Wolkenstein,


    als Absolventin der einjährigen HöHa kann ich dir vielleicht sagen, was bei uns damals (ist schon ein paar Jährchen her) so gelehrt wurde. In meiner Klasse waren viele, die auf einen Studienplatz warteten, sich erfolglos für einen Ausbildungsplatz beworben hatten oder noch keine rechte Orientierung auf dem Arbeitsmarkt hatten. Mit dieser Zusatzquali wurden wir alle bevorzugt zu Vorstellungsgesprächen im kaufmännischen Bereich eingeladen. Dabei halfen dann auch die Kenntnisse in Wirtschaftsenglisch. Wir hatten ein Lehrwerk, das uns neben der Wiederholung von Grammatik z.B. in das Verfassen von Geschäftsbriefen und das Führen von Telefonaten einführte. Das Vokabular lernt man ja nicht auf dem Gymnasium, so dass es schon neu und sehr interessant, weil praktisch anwendbar, war. Ich möchte dieses Jahr nicht missen. Kann schließlich seitdem das 10-Finger-Blindschreiben und hab's noch nicht verlernt! ;)


    Talida

  • wolkenstein
    Jep, tatsächlich hat jede Schulform am BK einen eigenen Plan und eigene Richtlinien (zumindest in NRW). D.h. es wird vermutlich keinen allgemeinen schulrelevanten Richtlinien geben.
    Mir haben die entsprechenden Abteilungsleiter weitergeholfen. Aber als "Aushilfe" macht es tatsächlich wohl ehere Sinn, die entsprechenden Kollegen zu fragen. Ist nicht wirklich befriedigend, aber leider nicht zu ändern....
    Gruß, Forsch

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