Niedersächsischer Philologenverband fordert Arbeitszeituntersuchung vom Kultusministerium sonst Klage vor dem VerwG

  • http://phvn.de/index.php/press…zur-lehrerarbeitszeit-vor


    Fernsehbericht (NDR): https://www.ndr.de/fernsehen/s…-zu-viel,ndsmag18984.html


    Grundlage ist ein Rechtsgutachten von Prof. Battis, der auch erfolgreich gegen die willkürliche Arbeitszeiterhöhung um eine Unterrichtsstunde für die niedersächsischen Gymnasiallehrer vorgegangen ist. Interessanterweise kam ja bei der Studie der Universisät Göttingen zur Arbeitszeit der niedersächsischen Lehrkräfte heraus, dass die Gymnasiallehrer die höchste Arbeitsbelastung haben, siehe: http://www.lehrerforen.de/inde…rbeitszeitstudie-der-gew/


    Da fragt man sich, warum die GEW (die diese Studie immerhin finanziert hat) nicht die entsprechenden Schritte unternimmt. Aber wer sich auch nur ein kleines bisschen mit dem Stellenwert der Gymnasiallehrer in der GEW auskennt und weiß, dass eine rot-grüne Landesregierung in Niedersachsen das Sagen hat, den wundert natürlich nicht, dass von der GEW außer der Präsentation der Studienergebnisse bisher nichts weiter gekommen ist...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    • Offizieller Beitrag

    Jaja, der Philologenverband. Immer schön die anderen die zeit- und geldintensive Arbeit machen lassen und sich dann mit null Eigenkosten hinten drauf hängen und das Maul aufreißen. So kennt man das. Und dann ein bisschen unkomplizierte Lobbyarbeit für die eigenen Schäfchen auf Kosten der anderen. :/ Immer schön an der Realität vorbei.


    Schön wär's, wenn sich der Philologenverband mal selbs die Mühe gemacht hätte.


    Im übrien arbeitet die GEW weiter am Thema, während andere nur Sprüche kloppen.
    http://www.news4teachers.de/20…chulformen-benachteiligt/

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Es war der Philologenverband, der gerichtlich gegen die Stunde Mehrarbeit vorgegangen war und gewonnen hat; und dann hat sich die GEW "hintendrangehängt und das Maul aufgerissen" etc, wie Meike es ausdrücken würde.
    Jetzt nach der Lehrerarbeitszeitstudie der Uni Göttingen in Kooperation mit der GEW ist es genau umgekehrt, da wird von den Philos kein Wort über die GEW verloren...
    Ist schon interessant, dass "man" das in Lehrervertretungsverbänden nicht macht, so als könnte man sein Gesicht verlieren...


    Jedenfalls hat Mikael Recht:
    Nachdem nun gerade die GEW mit der Uni Gö herausgefunden hat, dass Lehrer am Gym am meisten arbeiten, wäre eigentlich die logische Konsequenz, entsprechend dieser ermittelten Arbeitszeit für entsprechende Erleichterungen einzutreten; aber das macht die GEW natürlich nicht, erstaunlich... Oder besser gesagt: überhaupt nicht erstaunlich.


    Und noch zu Meike: Als ich 2005 mit meinem Ref (in Hessen) begonnen hatte, war ich in die GEW eingetreten; ihre Ideen standen mir zwar nicht so nah wie die der Philos, aber sie wirkte auf mich engagierter und im Endeffekt auch effektiver.
    Seitdem hat sich Einiges getan, und ich bin in Nds und mittlerweile bei den Philos. Ich kann jetzt nicht mehr sagen, dass die GEW engagierter wäre; das Gerichtsverfahren der Philos gegen die Landesregierung war schon beeindruckend, und seitdem ist auch die Mitgliederzahl der Philos gestiegen, jedenfalls nach eigenen Angaben.
    Auffallend finde ich bei der GEW übrigens auch, wie sie weiterhin für ein Gesamtschulsystem entritt, punktuell aber behauptet, sie täte das gar nicht.


    Ich weiß nicht, wie es in Hessen ist, aber falls Meike sich auf die Verbände in Nds oder in ganz Deutschland bezieht, stimmt nicht, was sie sagt.


    Hamilkar

    • Offizieller Beitrag

    Die Studie hat die GEW durchgeführt... Vorstellung davon, was sowas an Ressourcen kostet?
    Und hier in Hessen zumindest kann man verlässlich sagen, dass der PhV für gar nichts zur Verfügung steht, was Arbeit macht. Entsprechend sind die Mitglieder-Zahlen und die Wahlergebnisse bei GPR-Wahlen usw.
    Aber egal. Ich hatte mir eigentlich geschworen, mich von den ganzen Verbandsgrabenkämpfen nicht mehr provozieren zu lassen - so lange die Rückmeldung für meine GPR-Arbei so ist, wie sie derzeit ist, sollten mir die sinnfreien Bemerkungen irgenwelcher GEW-Hasser, die selbst nix tun, wurscht sein.
    Und deshalb ignoriere ich jetzt diesen thread und geh in die Sonne. :)

  • Im übrien arbeitet die GEW weiter am Thema, während andere nur Sprüche kloppen.

    Ach Meike. Die GEW kommt einem hier manchmal vor wie das Schoßhündchen der rot-grünen Landesregierung: DIe GEW bellt, aber sie beißt nicht.


    Übrigens: Die Klage gegen die rechtswidrige Arbeitszeiterhöhung der Gymnasiallehrer hat der Philologenverband initiiert und das entsprechende Gutachten finanziert (wie Hamilkar schon richtigerweise angemerkt hat). Erst als klar wurde, dass sich die Position der Landesregierung vor Gericht nicht durchsetzen wird, hat sich die GEW der Klage angeschlossen. Ideologisch war die GEW hier in einer echten Zwickmühle: Die Landesregierung selber hat ja betont, dass die rechtswidrige Erhöhung der Arbeitszeit der Gymnasiallehrer u.a. die Einführung der Ganztagsschule gegenfinanzieren sollte. Und das ist ja bekanntermaßen eines der Lieblingsprojekte der GEW, genau wie die Gesamtschule. Ich weiß noch genau, wie die GEW voll des Lobes für die Bildungspolitik der Landesregierung war (und immer noch ist).


    Ich bin wirklich gespannt, wie die GEW mit dem Ergebnis der Studie der Universität Göttingen umgeht, dass ausgerechnet die Gymnasiallehrer am meisten arbeiten. Bisher war die nominal niedrigere Unterrichtsverpflichtung der Gymnasiallehrer auch im Vergleich zu den Gesamtschullehrern ja immer ein rotes Tuch für die GEW.


    Und während die GEW wohl aktuell darüber nachdenkt, wie sie aus ihrer selbst geschaffenen ideologischen Zwickmühle wieder herausfindet, schafft der Philologenverband Fakten. Wie bei der Klage gegen die rechtswidrige Arbeitszeiterhöhung.

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Ach die Gewerkschaften für Lehrer sind im Prinzip zahnlose Tiger. Wenn man sich die Entwicklungen der letzten Jahre anschaut, haben diese sowieso kaum was relevantes für den Einzelnen erreicht.

    • Arbeitszeiterhöhungen
    • Kürzung der Besoldung für die ersten drei Jahre (erst 4%, jetzt 8%)
    • Erhöhung der Kostendämpfungspauschale
    • Beihilfekürzung für die Familie für neue Beamte (ergo höhere Ausgaben für den einzelnen Beamten bei der Privatversicherung)
    • Zeitverzögerte Besoldungserhöhung für höhere Besoldungsstufe

    Man kann die Liste sicherlich noch weiterführen. Ich lasse mal die ganzen Auswirkungen auf die Pension aussen vor.

  • @'Yummi
    Genau! Die Gewerkschaften gehören abgeschafft. Ohne die wäre alles besser. :autsch:

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Ich wüßte nicht, wo ich die Abschaffung von Gewerkschaften fordere. Aber heutzutage wird halt immer gerne aus einer Argumentation für ein Thema, die für sich passende Interpretation entwickelt.


    Ich habe lediglich die Entwicklungen der letzten Jahre aus meiner Sicht und meine Schlüsse daraus gezogen.


    Ich vertrete die Ansicht, dass die Bildung von gewerkschaftlicher Vertretung für AN eine der wichtigsten Errungenschaften ist. Das bedeutet aber nicht, dass man von diesem Zeitpunkt an, jegliche Kritik daran unterbinden darf. Die letzten Jahre waren nun einmal aus AN-Sicht keine guten Jahre. Die Belastungen sind teils erheblich gestiegen.

    • Offizieller Beitrag

    Schade nur, dass die AN sich meist so wenig mit den aktuellen politischen und verwaltungstechnischen Plänen in ihren BL und SSÄ vor Ort beschäftigen, dass sie nicht mitbekommen, welche zusätzlichen Belastungen und Verschlechterungen aktuell geplant, aber durch die HPRen und GPRen - bestehend aus Gewerkschaftsmitgliedern - oder durch andere Aktionen der GEWerkschaft abgewendet wurden.
    Vom mittlerweile wieder steuerlich absetzbaren häuslichen Arbeitszimmer über Zwangsfortbildungen über Korrekturverschärfungen über fiese neue Abordnungsformen im Rahmen der Inklusion über Verschlechterungen bei Dienstgespräche, Beurteilungen, Wiedereingliederung und Präsenszeiten und Dienstversammlungen bis zu hunderten von Detailregelungen, die die Arbeit schwerer machen würden, die es meist nicht in die Presse schaffen. Die zu blockieren oder abzuschwächen aber unfassbare Arbeit vor Ort in den KMen und den SSÄ kostet. Das mal von der zeitintensiven Einzefallarbeit, recherchen, Schulungen, Publikationen, Rechts- und anderer Beratung, Begleitung bei Dienstgesprächen und und und... abgesehen.


    Beim Meckern sind aber immer alle vorne dabei. Vor allem die Ahnungsfreien. Fragt man sie dann, ob sie sich mal im Referat X oder Y - je nach persönlicher Hauptmecker-Richtung - einbringen wollen um ihre Expertise und Ahnung tatsächlich in die Arbeit vor Ort einzubringen: schwupps! Weg sind sie.
    Aber bei der nächsten Meckerwelle wieder ganz, ganz vorne dabei.


    Ich liebe es. :/

  • Hallo Meike,


    vielen Dank dafür, dass du Kollegen als Meckertanten bezeichnest, die nichts tun und die es ja nicht wagen sollen, die Arbeiten der Gewerkschaften zu kritisieren.


    Für mich sind die von mir erwähnten Punkte die Relevanten. Wenn ich mir anschaue, dass bei einer Absenkung der Eingangsbesoldung von 8% über 3 Jahre wir hier über einen Betrag von über 10.000,00 € bei Junglehrern im höheren Dienst sprechen, dann kann ich über die von dir aufgezählten Punkte nur den Kopf schütteln.


    Berechnet man die weiteren Kürzungen, die ich nur zum Teil oben aufgezählt habe, über die gesamte Laufbahn einer Lehrperson, dann komme ich nun einmal zu dem Schluss, das für mich die Relevanz nun einmal stark darunter leidet.


    Es wäre schön, wenn an Stelle möglicher Rabatte bei Reiseveranstaltern und anderen Institutionen für Lehrkräfte herauszuholen, die zentralen Probleme angegangen werden würden.

    • Offizieller Beitrag

    vielen Dank dafür, dass du Kollegen als Meckertanten bezeichnest, die nichts tun und die es ja nicht wagen sollen, die Arbeiten der Gewerkschaften zu kritisieren.

    Ich erlebe das quasi täglich. Du muss dich nicht angesprochen fühlen, wenn es nicht auf dich passt. Die, auf die es passt, sollen sich hingegen angesprochen fühlen ... ;)



    Dagegen wehren sich die Gewerkschaften, vor allem die GEW, seit Jahrzehnten. Wenn du dir die Reaktionen der Lehrer anguckst, zum Beispiel exemplarisch hier im Forum, wirst du leicht erkennen, warum das nicht sehr einfach durchzusetzen ist. Viele sind der Meinung, sie bekämen mehr als genug Gehalt, andere finden, Streiks gehen gaaaar nicht, wiederum andere finden, es müsste mehr und länger gestreikt werden, gehen dann aber nicht hin... So lange die Lehrer sich - zum Beispiel durch Lobbyverbände - so gegeneinander ausspielen lassen, dass der eine gegen den anderen arbeitet (A13 für Grunschullehrer? Nur über meine Gymnasiallehrerleiche! Die GEW hat was rereicht? Jetzt muss aus Prinzip dagegen gewettert werden! usw), wird das wohl eher nix. Wenn die GEW in Hessen nicht gestreikt hätte (und was das an Ressourcen und Arbeit verschlingt!), gäbe es eine Dauernullrunde für 4-5 Jahre, das war der offizielle Plan des KuMi. Jetzt gibt es immerhin einenTarifabschluss über 2% und dann nochmal 2,4%. Das war nicht das, was wir wollten, und die Übertragung ist ein weiterer Kampf, aber es ist deutlich mehr, als nichts. Und dafür haben jetzt 6000 hessische Lehrer ein Disziplinarverfahren am Hals, das dank GEW-Klage erstmal ausgesetzt worden ist - und die Jammerer jammern weiter: Was macht die GEWEEEERKSCHAFT?? Die Gehaltserhöhung stecken sie dann aber ggf- schön ein.. Mannmannmann. :/ Am liebsten hätte ich die von denen allen zurück, für die nächste Streikkasse.



    Zitat

    Es wäre schön, wenn an Stelle möglicher Rabatte bei Reiseveranstaltern
    und anderen Institutionen für Lehrkräfte herauszuholen, die zentralen
    Probleme angegangen werden würden.

    Die zentralen Probleme, siehe oben, bearbeiten wir andauernd. Täglich, immer wieder. Dass das ein dickes Brett und ein echt zäher Kampf ist, müsste man nicht erklären, wenn sich mehr Leute mal bemühen würden, wirklich nachzugucken, was da so gemacht wird. Aber lieber stellt man sich die Frage "Hab ich all das genau so wie ich es haben will? Nein? Warum nicht? Ach bestimmt die Gewerkschaften schuld. Was machen denn eigentlich die Gewerkschaften??"
    Die Gewerkschaften sind die Mitglieder. Und die, die bei Aktionen, Sammelklagen, konsequenter Mitbestimmung und so weiter mitmachen. Und nun guck dich mal in den Kollegien um und frag dich mal, wie viel Beiträge die, die am lautesten meckern, so bringen. Den meisten ist es doch schon zu viel, eine Unterschrift zu leisten (das könnte ja rauskommen und dann wird man nicht mehr lieb gehabt). Von anderen Aktionen, die echte Konfrontationen bedeuten würden, rede ich mal gar nicht.
    Glauben eigentlich wirklich alle, trotz akademischen Abschluss, dass es reicht ein paar - oder noch besser: keine - Mitgliedsbeiträge zu zahlen, und dann erledigen das die paar Engagierten in den Referaten und den Haupt- und Gesamtpersonalräten schon?


    Weißt du eigentlich, dass die allermeisten gewerkschaftliche Arbeit ehrenamtlich gemacht wird? Es gibt ein paar Juristen und andere Mitarbeiter, die bezahlt werden können, der Rest sind Menschen in diversen Gremien und Referaten, die das aus gewerkschaftlichem Selbstveständnis tun - von der Rechtsberatung bis zur Erstellung von Publikationen über Koodination von Schulungen über Informationsweitergabe und Recherchen.
    Gerne auch gegen die Gerüchteküche unter Lehren. Ziemlich frustrierend, manchmal. Am heftigsten und hasserfülltesten werden die übrigens von denen betrieben, die sich selbst schön raushalten. Dafür gibt es hier auch genug Beispiele.


    Ich bin und bleibe halt nunmal fassunglos darüber, wie null und gar keine Ahnung darüber die meisten Lehrer haben, was Gewerkschaftsarbeit oder Arbeitsnehmervertretung in der Praxis bedeutet (bis auf die, die mal geholfen bekommen haben). Von den "ich will lieb gehabt werden"-Personalräten angefangen bis zu den "warum macht die Gewerkschaft mir die Welt nicht bis morgen früph um 8 so wie ich will"-Jammerern.


    Ich kann nur empfehlen: sich selbst einbringen. Mal in einem Referat mitarbeiten. Oder wenigstens eine schulinterne Interessengruppe gründen. Irgendwas durchsetzen. Mal gucken, wie leicht oder schwer das ist. Halt mal den Arsch hoch kriegen. Dann urteilen.


    Insgesamt verzweifele ich momentan nicht nur unter Lehrern an der Kindlichkeit vieler Erwachsener, die so in die Richtung geht: "Die Welt ist nicht so, wie ich sie will. Wieso gibt es keinen Politiker, der das bis morgen vormittag hinkiegt? Alle Scheiße. Blöde. Mist. Was ICH mache? Na, wieso denn ich?? Ich geh doch wählen (oder auch nicht, weil ich so frustriert bin *heul*) - ich erwarte, DASS ES MIR GEMACHT WIRD!" *boohhooohhoo.


    Mir geht echt die Geduld aus.
    Obwohl, nö. Das nehme ich zurück. Im richtigen Leben(tm) habe ich so viele Begegnungen mit Menschen, die ich zu Dienstgesprächen begleite, für die ich Versetzungen o heraushandele, denen ich Rechtsberatung gebe oder für die ich Bedingungen verbessern kann, deren feedback gleicht die Begegnungen mit den ahnungslosen Meckernasen mehr als aus. Sonst würd ich mir das wohl nicht reintun.

  • Dass die Lehrervertretungsverbände nicht alles erreichen, was sie (und wir uns) wünschen, finde ich relativ normal.


    Bei Meike fiel mir schon mal auf, dass sie unbedingt möchte, dass man sich engagiert. Man kann sich aber nicht für alles engagieren, was man wichtig findet. Ich jedenfalls bin ehrenamtlich in zwei Vereinigungen aktiv, gebe dort mein Bestes, und wenn ich bei den Philos nur passives Mitglied bin, ist das halt so. "Nebenbei" bin ich auch Lehrer, gebe dort ebenfalls mein Bestes und habe damit viel Arbeit.


    Außerdem fiel mir auf, dass Meike den Thread sozusagen für sich gekapert hat: Ihre Arbeit in allen Ehren, ich will sie nicht kleinreden; aber ursprünglich ging es um den Umgang der GEW Niedersachsen mit den Ergebnissen der Lehrerarbeitszeitstudie. Diese hatte gezeigt, dass GymLehrer am meisten arbeiten. Man KANN natürlich daraus den Schluss ziehen, dass die Lehrkräfte aller Schulformen mehr Geld bekommen, weniger Stunden arbeiten sollen etc, aber ich finde diese Schlussfolgerung nicht unbedingt sehr logisch.


    Und ja, ich behaupte, dass ich in den in diesem Thread angesprochenen Themen eine fundierte Meinung habe, obwohl ich nicht bei den Philos (oder der GEW) aktiv bin. Meike kann nicht sozusagen die Deutungshoheit über diesen Thread für sich beanspruchen nur deshalb, weil sie die von uns allen Engagierteste in der Lehrergewerkschaftsarbeit ist. (Auch wenn man ihre letzten beiden Beiträge hauptsächlich zu verstehen hat als Antwort auf Yummi; aber auch sonst spart sie ja nicht mit Kritik an den "Ahnungslosen", an den "sinnfreien Bemerkungen" hier usw.)

    • Offizieller Beitrag

    Ich beanspruche nicht die Deutungshoheit. Ich sage meine Meinung und berichte von meinen nicht ganz unumfänglichen Erfahrungen. Wie das halt so ist, innem Disskussionsforum. Wen das ärgert, dass ich da, wo ich Ahnung habe, Erfahrungen äußere, der möge sich um weniger pauschalisierende Bemerkungen bemühen. In jedem zweiten thread spar ich's mir übrigens mittlerweile... Gelegnehit gäb's noch und nöcher. Und ja, ich hätte gerne weniger Gemaule und mehr Engagement stattdessen. Vor allem hätte ich gerne, dass nicht gemault wird, ohne groß Ahnung zu haben. Ich habe schon Verständnis dafür, dass man sich nicht für alles engagieren kann - ich persönlich finde aber, dass man sich zumindest mal so mittelschlau machen kann, bevor man sich negativ und pauschalierend äußert. Und das tun viele nicht. Wenn Hamilkar das grundsätzlich ärgert, auch wenn es in der Tat einen direkten Bezug zum vorigen Beitrag hatte, tut' mit so mittelmäßig leid, aber es wird mich nicht daran hindern... :)

  • Wenn du dir die Reaktionen der Lehrer anguckst, zum Beispiel exemplarisch hier im Forum, wirst du leicht erkennen, warum das nicht sehr einfach durchzusetzen ist. Viele sind der Meinung, sie bekämen mehr als genug Gehalt, andere finden, Streiks gehen gaaaar nicht, wiederum andere finden, es müsste mehr und länger gestreikt werden, gehen dann aber nicht hin... So lange die Lehrer sich - zum Beispiel durch Lobbyverbände - so gegeneinander ausspielen lassen, dass der eine gegen den anderen arbeitet (A13 für Grunschullehrer?

    Da muss ich dir teilweise Recht geben. Die Reaktion der Kolleginnen und Kollegen auf die andauernden Versuche der Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und dagegen gerichtete Maßnahmen ist teilweise unterirdisch.


    Ich erinnere mich noch an die Reaktion einer Teilzkollegin (sic!), als sich die rechtswidrige Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung für die Gymnasiallehrkräfte ankündigte. Sinngemäß; "Dann reduziere ich halt um eine Stunde. Dann passt es wieder." Auch bei der zentralen Demonstration gegen die Erhöhung in Hannover hieß es im Vorfeld bei vielen: "Geht nicht", "Private Termine" usw.


    Viele Lehrkräfte sind leider in ihrem kleinen Mikrokosmos gefangen, der dann leider noch in der irrigen Vorstellung gipfelt, möglichst bei allen Schülern beliebt zu sein, und ALLES, was dieses Ziel gefährdet erst einmal abzulehnen. DAS scheint wichtiger zu sein als für die eigenen Arbeitsbedingungen einzutreten. Ist wohl eine Folge des Einzelkämpfertums, da das einzige (positive) Feedback, das man oft erhält, das von den Schülern ist.


    Und das Ausspielen der Lobbyverbände gegeneinander: Da ist die GEW sicherlich nicht ganz unschuldig dran. Das kann die nämlich auch sehr gut.


    Mein Hauptkritikpunkt an der GEW ist ja (habe ich schon mehrmals geschrieben), dass sie nicht in der Lage ist, ihre ideologischen bildungspolitischen Vorstellungen von echter Gewerkschaftarbeit zu trennen: Eine Gewerkschaft MUSS zuallererst einmal für die Arbeitsbedingungen (wozu auch das Gehalt zählt) ihrer Mitglieder eintreten. Alles andere, sei es der "Traum" von der Ganztagsschule, der Gesamtschule oder der Inklusion hat sich dem unterzuordnen. Und insbesondere die Spitzen-GEW-Funktionäre können das offensichtlich nicht, weshalb mein Vergleich der GEW mit dem "Schoßhündchen der rot-grünen Landesregierung" passend ist. An der GEW-Basis mag das anders sein, aber die ideologische Verirrung der GEW als Ganzes wird von den Landesregierungen ausgenutzt: Die führen dann eben freihändig die von der GEW gewünschte Ganztagsschule, Gesamtschule und Inklusion ohne ausreichende Ressourcen ein, nach dem Motto: "Habt ihr ja so gewollt. Also jammert jetzt nicht herum!"

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

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    • Offizieller Beitrag

    An der GEW-Basis mag das anders sein, aber die ideologische Verirrung der GEW als Ganzes wird von den Landesregierungen ausgenutzt: Die führen dann eben freihändig die von der GEW gewünschte Ganztagsschule, Gesamtschule und Inklusion ohne ausreichende Ressourcen ein, nach dem Motto: "Habt ihr ja so gewollt. Also jammert jetzt nicht herum!"

    Keine Ahnung wie das in Niedersachsen ist, hier stimmt's so einfach nicht. Und deshalb reagiere ich auf solche Pauschalurteile wie "die GEW " extrem allergisch. Mal abgesehen davon, dass zB die erstreikten hessischen 4.ebbes Prozent auch durch die GEW-Spitze mit organisiert wurden. Und NULL Unterstützung, sogar Gegenwind durch die anderen Verbände bekamen. Die aber auch alle schön das Gehalt einstecken... Ebenso wie die Haltung zu Arbeitsbedingungen in der Inklusion und vielem anderen nicht so hingenommen werden, wie du es darstellst. Im Gegenteil. Ich verlink jetzt nicht wieder die 100 Aktionen dagegen und so weiter.
    Das passt so pauschal alles nicht. Und deshalb lass ich es auch nicht so stehen, sorry.

  • Ach Meike, da gehst du einfach auf die Webseite der Bundes-GEW, http://www.gew.de , und stellst fest, dass der Bereich "Bildung & Politik" auf der gleichen Ebene steht wie "Arbeit & Recht", wobei "Bildung & Politik" dann die üblichen Schlagworte wie "Inklusion", "Bildungsgerechtigkeit", "Gesellschaftspolitik" aufweist.


    Warum muss eine GEWERKSCHAFT "Gesellschaftspolitik" betreiben??? Haben es die GEW-Funktionäre nicht an die Schaltstellen der politischen Macht geschafft und versuchen das jetzt über ihre Interpretation von "Gewerkschaftsarbeit" zu kompensieren?


    Wissen die GEW-Mitglieder überhaupt mehrheitlich was für einen Unsinn sie mit ihren monatlichen Beiträgen mitfinanzieren? Freiwillig für die Verschlechterung der eigenen Arbeitsbedinungen zahlen? Und das jeden Monat? Betreibt die IG Metall auch "Gesellschaftspolitk"? Oder die IG BCE? Also die "echten" Gewerkschaften?

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Ach Mikael.
    Eine Bildungsgewerkschaft muss auch Bildungspolitik betreiben.
    Denn dabei geht es auch um die Arbeitsbedingungen.
    Eine Gewerkschaft, die nur die Senkung des Deputats im Programm hat, wird nicht ernstgenommen und erreicht nicht mal das.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Prinzipiell: Gewerkschaftsbeitrag zahlen, selbstverständlich. Engagieren- noch besser. Aber was ich nicht begreife sind diese Grabenkämpfe der Gewerkschaften. Diese Mails von der GEW, die ich immer bekomme, wo dann in Gewerkschaftsdeutsch seitenweise kämpferische Pamphlete verschickt werden mit Parolen und Seitenhieben und Erklärungen und Rechtfertigungen- vergeudete Zeit finde ich.


    Insofern, welche Vereinigung auch immer für Arbeitszeituntersuchung von Lehrern was in Bewegung setzt, verdient Anerkennung. Deswegen muss ich ja nicht gleich den Anbieter wechseln ;)
    Und ich gebs zu, ich hab mich auch aus mehrheitlichen Gründen aus einem Bauchgefühl heraus gegen den Lehrerverband entschieden, (unsere einzige Alternative zur GEW), weil schon die Homepage aussieht, wie eine Seite der Landespolizei. Und dann die ganzen altmodischen Ansichten von früher Selektion- Ich fands schlicht und ergreifend abtörnend, genauso, wie andere die Forderung nach Gemeinschaftsschulen abtörnend finden...


    Wie auch immer euer Geschmack sei: Brecht eine Lanze für die, die uns unterstützen! Nutzt eure Grundrechte! Bezahlt in irgendeine Pädagogen-Gewerkschaft ein! Vor allem alle Angestellten dieser Republik, die ohne Arbeitnehmervertretung nicht mal Tarifverträge hätten und wahrscheinlich so viel wie Physiotherapeuten verdienen würden.

  • Eine Gewerkschaft, die nur die Senkung des Deputats im Programm hat, wird nicht ernstgenommen und erreicht nicht mal das.

    Ach alias,


    eine Gewerkschaft, die ERST lautstark Ganztagesschule, Inklusion usw. fordert und erst DANACH darüber nachdenkt, wie das Ganze zu finanzieren und zu organisieren wäre, muss sich nicht wundern, wenn die Politik genau das gleiche macht: ERST die genannten "Reformen" einführen und sich dann wundern, dass es nicht funktioniert oder nur auf Kosten der Arbeitsbedingungen und der Gesundheit der Kollegen und Kolleginnen funktioniert.


    Aber GEW-Funktionäre wollten ja schon immer zuerst die Welt retten und danach (vielleicht) die Lehrkräfte an der Basis...


    Speziell noch einmal zum Verhältnis GEW und Gymnasiallehrer: Diese bilden innerhalb der GEW, selbst innerhalb derer Lehrermitglieder, eine absolute Minderheit und werden auch so behandelt. Und das meine ich nicht im Sinne von "Minderheitenschutz". Kann man für "elitäres" Denken halten, aber zuerst interessieren mich meine Arbeitsbedinungen und nicht die Wunschträume irgendwelcher verhinderter Bildungspolitiker.

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

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