Deutsch und Englisch oder Deutsch und Philosophie/Ethik?

  • Hi,


    Folgendes: ich habe vor einem Jahr angefangen mit meinem Lehramtsstudium (B.o.Ed.). Anfangs hatte ich die Fächer Mathe und Deutsch, aber Mathe lief nicht besonders gut (aus verschiedenen Gründen). Wie auch immer, ich möchte jetzt das Fach wechseln und habe mich beworben für Englisch und Philo/Ethik. Bin für beides genommen aber jetzt is die Frage, für was ich mich Einschreiben soll. mit Philo is es halt so, dass mich das Fach sehr interessant finde. Wohingegen aber glaube ich die Jobchancen für Englisch wesentlich höher sind (bezogen auf alle Bundesländer aber vor allem Rlp und Bw). Ich wollte mal von euch zwei Dinge wissen.
    1. Was würdet ihr an meiner Stelle tun? Würdet ihr eher das studieren was euch interessiert oder eher das, was bessere Jobchancen hat?
    2. Wisst ihr, ob es tatsächlich stimmt, dass man die Erlaubnis / Befugnis, Ethik zu unterrichten auch in einem Seminar erhalten kann? Sowas hab ich nämlich auch schon gehört... das fänd ich ziemlich krass und das würde ja auch eher gegen ein Ethin Studium sprechen.


    Danke schonmal an alle ...
    LG.

  • Zu 1: Ich an deiner Stelle würde Mathe und Physik wählen, weil dies bei mir an deiner Stelle (aus verschiedenen Gründen) besonders gut laufen würde.
    Zu 2: Es gibt die Möglichkeit, die Unterrichtserlaubnis über eine Weiterbildung zu erhalten. http://ethik.bildung-rp.de/aus-fort-und-weiterbildung.html Sowas geht aber nicht nur für Ethik, sondern auch für andere Fächer.

  • zu 1. Ich würde das studieren, das mich interessiert und bei dem ich mir den Lehreralltag nicht allzu mühsam vorstelle. Wer sich -als Beispiel- nur fachlich für Englisch und Deutsch interessiert und dabei nicht die Korrekturberge später bedenkt, hat diesen Alltagsfaktor bei der Studienfachwahl also vermutlich nicht berücksichtigt.


    Außerdem empfehle ich persönlich Dir, ein bisschen sorgfältiger und fehlerfrei zu schreiben; das sage ich hier, ohne die Diskussion ablenken zu wollen auf die Frage, ob (Deutsch-)Lehrer sich an die Rechtschreibung und Zeichensetzung halten müssen, müssten, sollten oder sollen, wenn sie online sind...
    Aber das sehen einige so, und andere so...


    Hamilkar

  • Also nachdem ich bei einem Kollegen (Deutsch und Spanisch, viele Oberstufenklassen) mitgekommen habe, wie viiiiiiiiel Zeit er in die Korrektur steckt (jedes Wochenende, jede Ferien, frustrierte Partnerin, weil er kaum Zeit für die Beziehung hat), würde ich sagen: NEVER EVER Deutsch und eine Fremdsprache am Gymnasium. Aber in manchen Bundesländern wird ja die Fächerkombi beim Deputat beachtet, sodass man dann etwas weniger unterrichten muss.. Oder nur Teilzeit arbeiten, wobei das natürlich auch frustrierend ist - man wendet mindestens so viel Zeit auf wie die Mathe/Sport-Kollegen in Vollzeit, verdient aber deutlich weniger.. Willst du's dir mit Mathe nicht doch nochmal überlegen?

  • Danke erstmal für die Antworten.
    Ja das Problem mit Mathe ist, dass ich von 4 Klausuren die ich in der Regelstudienzeit in den ersten zwei Semestern machen muss nur eine geschrieben und geschafft hab und das auch nur mit 4.0...
    Hab halt Angst, dass ich im nächsten Semester verkacke, dann mein Fach erst zum 5. Semester wechseln kann und schlussendlich an der Maximalstudienzeit scheitere, weil ich für mein Wechselfach dann nur noch 5 statt6 Semestern Zeit hätte...

  • Ich rate ebenfalls von Deutsch und Englisch als Kombination ab, wegen der Korrekturbelastung. Schon im Studium habe ich immer gehört, dass man in den sprachlichen Fächern extrem viel korrigiert, aber erst jetzt im Schulalltag verstehe ich wirklich, was damit gemeint war. Gerade Oberstufenklausuren brauchen einfach ewig. Selbst mir mit nur einer Sprache graut es schon davor, wenn ich mal eine volle Stelle habe! Um deiner Gesundheit willen würde ich lieber Philo/Ethik wählen. Die Oberstufenklausuren brauchen auch lange, aber immerhin können dir hier Unterstufenkurse Entlastung bieten, da hier keine Klausuren (und für gewöhnlich: nicht einmal Tests!) anfallen.

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • Nach mittlerweile 5-6 Jahren Erfahrung kann ich berichten, dass Ethik/Philo zu unterrichten wirklich toll ist ... ABER:


    1) korrigieren muss man hier auch und gerade SuS der Oberstufe (ich arbeite an einem beruflichen Gymnasium) schreiben nicht gerade wenig. Ohne es sicher zu wissen, würde ich behaupten es ähnelt der Korrektur einer Deutsch Klausur.


    2) Mit Ethik hat man ein Fach, das zumindest hier in Rlp 1stündig unterrichtet wird, d.h. viele verschiedene Klassen, die man nur 1x die Woche sieht.


    3) Es hat (oft nicht nur für die SuS) keinen besonders hohen Stellenwert, heißt die SuS nehmen es nicht so ernst wie vllt Mathe, Deutsch oder Englisch.


    Das klingt jetzt alles negativer als es gemeint ist. Sollte aber lediglich ein Erfahrungsbericht sein ;)

  • Die besseren Jobchancen hast du nun mal mit Englisch, aber gleichzeitig - wie schon oft hier gesagt - einen höheren Korrekturaufwand. Nichtsdestotrotz sollte es eine interessengeleitete Entscheidung sein. Schließlich wirst du für viele Jahre dieses Fach unterrichten.


    Was berufsbegleitende Seminare angeht, ist es wichtig zu wissen, in welchem Bundesland du lebst. Hier mal ein Link zu einer Übersicht der verschiedenen nordrhein-westfälischen Bezirksregierungen: http://www.lehrerfortbildung.s…ldung/Bezirksregierungen/
    Allerdings werden diese Seminare nur in den Mangelfächern angeboten - wozu Philosophie/Ethik ja nicht gehört.

  • Würdet ihr eher das studieren was euch interessiert oder eher das, was bessere Jobchancen hat?

    Unten auf der Seite unter "Ahnliche Themen" bekomme ich gerade den Thread "schockierende Zahlen aus Bayern" angezeigt. Der passt sehr gut zur Frage, ob Deutsch/Englisch oder Deutsch/Ethik vorzuziehen sei.


    Ehrlich gemeinte Antwort: Keines von beiden. Und Deutsch solltest Du auch noch mal überdenken. Nicht wegen der Korrekturbelastung - die liegt nämlich für D-Absolventen momentan und sicher noch für einige Zeit bei nahe null.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Also in erster Linie würde ich auch danach gehen, welche Fächer mir liegen und wo ich wirklich Lust drauf habe, und nicht nach den Einstellungschancen. Du wirst das Fach jahrzehntelang unterrichten, und da sollte man motiviert sein und im Idealfall auch irgendwo für das Fach "brennen". Die Einstellungsprognosen können sich ohnehin nochmal ändern, bis du mit dem Ref fertig bist. Mir wurde z.B. zu Beginn des Studiums nahegelegt, doch Latein zu studieren, da damals Lateinlehrermangel bestand. Ich habe mich zum Glück dagegen entschieden, und voilà, jetzt wo ich fertig bin gibt es kaum Bedarf für Latein. Auch sehe ich die Einstellungschancen mit Deutsch/Englisch oder Deutsch/Ethik nicht ganz so schwarz. Ich kenne mehrere Leute, die dieses Jahr ihr Ref in BW (Gym) mit Deutsch beendet haben (die eine just mit der Kombi Deutsch/Englisch) und eine Stelle bekommen haben. Hängt natürlich auch von der regionalen Einsatzbereitschaft und dem Notenschnitt ab.
    --> Wenn es dir wichtiger ist, deine Lieblingsfächer zu unterrichten, musst du evtl. damit rechnen, dich in anderen Bundesländern, auch weniger beliebten Ecken oder evtl. anderen Schulformen (z.B. Gemeinschaftsschule) bewerben zu müssen.
    --> Wenn es dir wichtiger ist, in deiner Wunschregion zu bleiben, dann gehe danach, welche Fächer gesucht sind, und/oder bemühe dich um ein extrem gutes Examen. (Was allerdings wiederum oft nur zum Teil in der eigenen Hand liegt, siehe Prüferwillkür bei mündlichen Prüfungen, unterschiedliche Ansprüche der Schulleiter im Bezug aufs Gutachten, stark unterschiedliche Ansprüche je nachdem welchen Fachleiter man im Ref erwischt und wie gerade die Tagesform bei Lehrproben ist etc...)

Werbung