Lehrersein in Berlin

  • Hallo an alle BerlinerInnen,


    ich habe gesehen, dass in Berlin Lehrer gesucht werden, die zwar nicht verbeamtet aber tariflich in etwa gleich bezahlt werden. Stimmt das so?
    Wenn man sich die Mieten anguckt, in den "hipperen" Bezirken, dann braucht man die Kohle ja auch ;)


    Für wen ist Verbeamtung möglich? Wie wäre ein Wechsel für eigene Kinder im Grundschulalter, weil Berlin ja eine 6-jährige Grundschule hat. Stellt der Übergang ein Problem dar? Interessiert z.B. die Gymnasialempfehlung aus einem anderen Bundesland? Was haltet ihr von Berlin- als Arbeitgeber und Wohnstadt? Welche Viertel sind geeignet für Familien?


    Würde mich über Nachricht freuen! (gerne auch per PN)

  • Wenn du auf die Verbeamtung scharf bist, wohn in Berlin und arbeite in Brandenburg. Ich meine mich zu erinnern, dass für bereits verbeamtete Lehrer eine Weiterführung des Beamtenstatus ermöglicht werden sollte. Ob es das nun gibt, weiß ich nicht. Nicht meine Baustelle ;)


    Berlin ist teurer geworden, ja. Wohnen kannst du überall - da gibt es pauschal keine Empfehlung. Kommt drauf an, welcher Typ du bist.


    Die Empfehlung für die weiterführende Schule kannst du in Ablage P verwahren. Mich hat jedenfalls die RS-Empfehlung meiner hinzugekommenen Schülerin nicht interessiert. Weiter gehts in Klasse 5 - was soll sonst sein? Allerdings gibt es in Berlin (und Brandenburg) einige Schulen, die schon ab Klasse 5 ein Gymnasium bilden. Die Fristen waren allerdings schon - wie es für zuziehende aussieht, weiß ich nicht.


    Ich war und bin gerne hier. Ist aber so ein Heimatding. Nur arbeiten...wollte ich lieber in Brandenburg. Noch so ein Heimatding.




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    Natürlich kannst du auch alles gleich wieder vergessen, was ich hier schreibe. Weil...naja...wirst schon sehen. Eigentlich habe ich gar keine Ahnung.

  • Ja, Berlin sucht Lehrer, vor allem aber im Grundschulbereich. Sek I und Sek II ist eben auch nicht unbedingt mit einer Stellengarantie, vielen gehen daher dann an die Grundschule, auch die Studienräte.


    Bezahlt wirst du auch da dann nach Abschluss und nicht nach Arbeitsort.


    Gezahlt wird aktuell in der höchsten Erfahrungsstufe bei Neueinstellung, aber es wird eben nicht mehr verbeamtet und du hast keine Möglichkeit mehr, mehr Geld als bei einer tariflichen Erhöhung zu erhalten.
    Bist also bereits oben.


    Hat alles Vor- und Nachteile. Ob man dort arbeiten will, hängt wohl in erster Linie von Schulleitung und Kollegium bzw. Schülern und Eltern ab.
    Das macht viel aus.


    Ob man in Brandenburg arbeiten will, muss man sich auch überlegen, vor allem, ob man verbeamtet werden will. Aber auch das ist wohl abhängig von s.o.


    Aktuell würde ich z.B. in Brandenburg verbeamtet nur genauso viel wie angestellt in Berlin bekommen durch Kinder- und Familienzuschlag.


    Empfehlungen interessieren uns in der Regel genauso wenig wie Zeugnisse von der vorherigen Schule.


    Wohnen in Berlin ist nicht meines. Ich brauche ein Eigenheim und ganz ehrlich, nicht zu den Berliner Preisen, da bin ich lieber 20 km weiter und dann zu vernünftigen Preisen, aber auch der Speckgürtel wird teurer.


    Umziehen für Kinder ist ja immer so eine Frage, aber wenn dann bietet sich nach der 4. oder der 6. Klasse eben an.



    Ich mache es also genau andersrum als immergut und finde es gut so und würde es auch immer wieder so machen und empfehlen.

  • Lehrermangel/Lehrerbedarf besteht insbesondere an den Grundschulen (Klasse 1bis 6), hier werden Quereinsteiger eingesetzt und Referendare erhaltenweitgehend Einstellungsgarantien.
    Lehrer aus anderen Bundesländern werden nur dann mit ihrem Beamtenstatus inden Berliner Schuldienst übernommen, wenn ihr Beamtenverhältnis bereits seit mindestensfünf Jahren besteht.
    Berlin zahlt angestellten Lehrerkräften eine Zulage, sodass man bereits beiBerufseinstieg in die höchste Einkommens-/Erfahrungsstufe eingruppiert wird.

    • Offizieller Beitrag

    Das mag nicht allgemein so gelten, aber mir wurde von drei Über- bzw. Rücksiedlern berichtet (alle haben den Beamtenstatus aus Hessen mitgenommen), dass sie es jetzt mit sehr autoritären Schulleitern zu tun hätten und auch insgesamt die Schulkulturen wenig demokratisch wären. Das können punktuelle Beobachtungen sein, aber es ist schon auffällig, wenn drei unterschiedliche Lehrer/innen das aus unterschiedlichen Schulen berichten.

  • Ich wohne nun einige Jahre in Sachsen liebe Leute, mich kann so schnell nichts mehr schocken, was verkrustete Strukturen und "mitteldeutschen Charme" angeht :schimpf: :sabber: Aber in Berlin gehts wenigstens lustig zu!

  • Ich wohne nun einige Jahre in Sachsen liebe Leute, mich kann so schnell nichts mehr schocken, was verkrustete Strukturen und "mitteldeutschen Charme" angeht :schimpf: :sabber: Aber in Berlin gehts wenigstens lustig zu!

    Dann wird dich da keine Überraschung erwarten, wobei ich immer das Gefühl habe hier gibt es eben doch noch den Unterschied zwischen Herkunft aus den alten und den neuen Bundesländern.
    Auch wenn das oft nicht gerne gehört wird.

    • Offizieller Beitrag

    Ich glaube, das ist gar nicht so bauchgefühlt und unerklärlich oder nur ein Vorurteil: es hat zu Zeiten der DDR keine (echte) Personalvertretung gegeben und keine Mitbestimmung, keine weitgehenden Rechte der Gesamtkonferenz und auch sonst nix, was eine demokratische Schulkultur hätte begründen und eintrainieren können. Das sind Dinge, die lange zum Wachsen brauchen und mit lange meine ich wirklich Jahrzehnte.
    Hier gab es eine Zeit, so berichten "alte" Personalräte, in denen die GeKo ein politischer Debattierclub war, echte Kämpfe ausgefochten wurden und in vielen Schulen Personalrats- und Gewerkschaftsarbeit einen unglaublichen Raum eingenommen haben.


    (leicht OT): Gut, ich als Freund der fomalen /juristischen Ebene mit Trillerpfeifenallergie bräuchte das jetzt auch nicht ;) und gestehe, dass ich auch in meiner Gewerkschaft manchmal die Augen rolle, wenn es "grundsätzlich" wird - aber das Gegenteil ist auch kontraproduktiv: die Ängstlichkeit, das Desinteresse, oder am schlimmsten - die Paarung aus beidem: aber ich bemerke mit Bedauern einen zunehmenden Fatalismus (und/oder Erschöpfung) bei den jungen Kollegen, und auch bei anderen - für die zum Beispiel eine gute Personalversammlung nur eine kurze ist (das Gleiche gilt für GeKos) - aber dann kriegst du eben auch nix mitbestimmt, wenn du einfach nur schnell nach Hause willst.
    Irgendwie kämpfe ich auch noch mit einer Strategie für das Mittelmaß: so viel Mitbestimmung wie nötig mit so viel Zeit und Information wie nötig ohne Vergrätzung des Kollegiums durch Dauerbeschallung zum Thema "man könnte/müsste/sollte noch". Ist wirklich schwierig. Die Fragen, bei denen man Mitbestimmungsrechte hat, bedürfen nunmal oft umfassenden Fachwissens, das muss man halt an den Lehrer bringen, sonst gibt's dumme Schnellschüsse oder ewig schwelende Konflikte.


    Wieder (OnT): auf einer überregionalen Arbeitsschutz-Schulung letztens traf ich Personalräte aus dem "Osten", mit denen ich mich in der Mittagspause darüber unterhielt, was denn an Schulen so alles qua Votum der GeKo oder Dienstvereinbarung (nicht) entschieden wurde. Ich habe Bauklötze gestaunt darüber, wie man dazu stand - nicht nur deren basses Estaunen über die Regelungen, die hierzulande an einigen Schulen vom Kollegium oder PR getroffen wurden, auch die Verwunderungen darüber, warum man sich das "traue". Ja: weil ich's DARF ?? Wir kamen da irgendwie nicht zusammen. Das mag eine Momentaufnahme oder ein punktueller Eindruck gewesen sein, aber ich glaub's irgendwie nicht. Bekomme das immer mal wieder bestätigt von "Auswanderern". Vor allem von Personalratsauswanderern.

  • nein, meike, das siehst du exakt richtig. ich erlebe das im ehrenamt (leistungssport) mit hauptamtlichen akteuren mit osthintergrund immer wieder. und wieder. und dann nochmal. die betreffenden funktionieren im vorgegebenen kontext ihrer funktion ganz toll. aber wenn sie selbst irgendwas neu definieren, aufgabenbereiche entwickeln und erproben, überhaupt bestehende grenzen ausreizen könnten, passiert ganz genau *nichts*. wird selbiges dann von oben nach langer warterei angeordnet per 'dienstanweisung' - flupps, läuft es. es ist so eine art mischung aus "nichts riskieren wollen" (obwohl sie nichts riskieren würden, sondern lediglich ihnen zugestandenen spielraum kreativ nutzen würden) und "das ist so nicht angeordnet worden". nur nicht auffallen, nur keinen fehler machen, sich immer hübsch bedeckt halten.


    ist imo sehr schade; da sind sehr, sehr kompetente leute dabei.

  • Ja Berlin sucht Lehrer und zahlt nicht schlecht - aber überlege dir bitte genau, ob du dir das antun willst. In vielen Schulen/Stadtvierteln ist das Clientel ja bekanntlich so, dass du dein Gehalt als Schmerzensgeld ansehen musst.


    Die Idee mit Brandenburg, die einer meiner Vorredner genannt hat, finde ich hingegen gut.

    • Offizieller Beitrag

    aber überlege dir bitte genau, ob du dir das antun willst. In vielen Schulen/Stadtvierteln ist das Clientel ja bekanntlich so, dass du dein Gehalt als Schmerzensgeld ansehen musst.

    Das wiederum hast Du aber in anderen Großstädten auch. Einen wichtigen unterschied macht allerdings hier auch, ob man von einer kompetenten Schulleitung unterstützt wird oder nicht.


  • ... Ich habe Bauklötze gestaunt darüber, wie man dazu stand - nicht nur deren basses Estaunen über die Regelungen, die hierzulande an einigen Schulen vom Kollegium oder PR getroffen wurden, auch die Verwunderungen darüber, warum man sich das "traue"...

    Es ist eine anerzogene, sehr sehr tief verwurzelte Angst. Mir haben das Kollegen auch direkt gesagt- das Gefühl, eine Stasiakte sei noch im Umlauf.

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