Mögliche Wege zum Lehrerberuf

  • Hallo zusammen,


    ich bin neu hier und hoffe, dass mir hier der ein oder andere helfen kann.


    Im Moment wohne ich in Bayern und mein Ziel ist es Lehrer zu werden. Allerdings greifen die aktuellen Sondermaßnahmen des bayerischen Kultusministeriums zum Erwerb der Lehrbefähigung für berufliche Schulen in meinem Fall nicht, da ich Ingenieur der Fachrichtungen Elektro- und Informationstechnik bin.


    Nachdem es letztes Jahr eine Sondermaßnahme für Ingenieure in meinem Bereich gab, deren Bewerbungsfrist leider bereits Ende Januar 2016 war, war ich erst recht zuversichtlich, dass es auch in Zukunft eine derartige Sondermaßnahme geben wird. Zumindest heißt es in der aktuellen Lehrerbedarfsprognose: "In den beruflichen Fachrichtungen Metalltechnik sowie Elektro- und Informationstechnik wird auch in den nächsten Jahren von einem erhöhten Einstellungsbedarf ausgegangen."


    Leider scheint das nicht der Fall zu sein.


    Kann mir jemand von euch sagen, welche Wege es grundsätzlich für jemanden in meiner Situation gibt, um Lehrer zu werden?
    Gibt es überhaupt Alternativen für einen Seiteneinstieg?

  • Bayern ist da soweit ich mitbekommen habe im Moment restriktiv. schau mal in BaWü. Die suchen Leute mit deinem Profil. Es wird sogar ein Anwärtersonderzuschlag gezahlt



    Info Direkteinstieg:
    https://www.lehrer-online-bw.d…seite/lobw/Direkteinstieg


    Voraussetzungen für einen Seiteneinstieg:
    https://www.lehrer-online-bw.d…Seiteneinstieg%202017.pdf

    https://www.lehrer-online-bw.d…Seiteneinstieg%202017.pdf

  • oder du holst halt den Master in Berufspädagogik nach. Normalerweise müsste dir alles vom Ingenieur angerechnet werden und du musst nur Pädagogik (ggf. noch ein Zweitfach) nachholen. Das sollte man in 1,5 bis 2 Jahren schaffen können.

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

  • Vielen Dank für eure Antworten!

    Bayern ist da soweit ich mitbekommen habe im Moment restriktiv. schau mal in BaWü. Die suchen Leute mit deinem Profil. Es wird sogar ein Anwärtersonderzuschlag gezahlt

    Hab tatsächlich schon in BaWü geschaut. Das mit dem Anwärtersonderzuschlag wusste ich bis jetzt allerdings noch nicht.


    Kann ich denn irgendwo nachschauen wo die Seminarschulen in BaWü sind an denen ich landen könnte?
    In BaWü gefällt's mir eigentlich auch sehr gut... Dennoch, wie schätzt ihr die Chancen ein nach einem in BaWü absolvierten Referendariat zurück nach Bayern zu kommen?


    Ich seh grad... da gibt's ja einen großen Unterschied in BaWü zwischen einem Seiteneinstieg und einem Direkteinstieg!
    Das mit dem Direkteinstieg hatte ich bis jetzt noch gar nicht auf dem Radar! Danke Martin!


    Das sollte man in 1,5 bis 2 Jahren schaffen können.

    Mit dem Master in Berufspädagogik geht leider das Problem einher, dass ich in der Zeit vollständig auf ein regelmäßiges Gehalt verzichten müsste.

  • sehr viele studierende arbeiten 50% neben dem studium. das geht schon. viel zeit zum geldausgeben bleibt ja eh nicht ;).

  • dilbert:
    Da ich den Seiteneinstieg gemacht habe, kann ich Dir nur darüber gesicherte Informationen geben. Beim Direkteinstieg weiss ich nur grobe Punkte.



    Seiteneinstieg: Referendariat wie alle Lehrämtler. Danach hat man das zweite Staatsexamen.
    Vorteil:
    Man startet im ersten halben Jahr relativ langsam und muss erst nach und nach eigenständigen Unterrricht übernehmen.
    Man wird also nicht ganz so hart ins kalte Wasser geschmissen. Ausserdem ist man nicht an eine Schule gebunden und kann sich am Ende des Refs. an den Wunschschulen/Orten bewerben.


    Nachteil: Geringere Bezahlung




    Direkteinstieg: Man beginnt ab Anfang mit ca 18 Stunden (bin nicht ganz sicher) Unterricht die Woche. Wird also ins Kalte Wasser geworfen.


    Vorteil: Von Anfang an ganz gutes Geld
    Nachteil: Am Anfang recht stressig. Dauer glaube ich 2 Jahre. Danach ist man auch an die ausbildende Schule gebunden für ein paar Jahre.


    Spezielle Seminarschulen gibts nicht. Du kannst bei der Bewerbung für den Seiteneinstieg angeben, welches Seminar und welche Schulen du präferierst. Für Dich würden gewerbliche Schulen in Frage kommen.
    Beim Direkteinstieg musst Du Dich wohl direkt auf schulbezogene Stellen bewerben. Selbst wenns grad keine gibt, suche Dir im Zweifel einfach mal ein paar Schulen aus und schicke Initiativbewerbungen ab. Ich wette mit Dir: Falls Du die formalen Kriterien erfüllst, wird die Hälfte der Schulen, welche Du anschreibst, Interesse an Dir haben und Weiteres mit dem RP in die Wege leiten...


    Den Anwärtersonderzuschlag bekommt man glaube ich auch beim Seiteneinstieg (müsstest aber selbst nochmal nachhacken). Grundsätzlich ist es wohl möglich nach dem zweiten Staatsexamen in BaWü in andere Bundesländer zu wechseln. Hatte auch einige Referendarskollegen, bei denen das geklappt hat...

  • Mit dem Master in Berufspädagogik geht leider das Problem einher, dass ich in der Zeit vollständig auf ein regelmäßiges Gehalt verzichten müsste.



    Veronica Mars schrieb:

    ist doch kein Problem, du hast ja schließlich schon einen Abschluss, mit dem man gutes Geld verdienen kann. Ich hab neben dem Studium 20 Stunden in der Woche gearbeitet und in den Semesterferien noch mehr. Da kann man schon von leben.


    P.S. an meiner Schule sind derzeit einige Metall-Quereinsteiger und die tun sich so ohne pädagogischen Hintergrund doch recht schwer.

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

  • dilbert:
    Da ich den Seiteneinstieg gemacht habe, kann ich Dir nur darüber gesicherte Informationen geben. Beim Direkteinstieg weiss ich nur grobe Punkte.



    ...

    Vielen Dank Martin für deine ausführliche Antwort! Versteh ich das dann richtig, dass man als Direkteinsteiger im Vergleich zum Seiteneinsteiger später das "Problem" hat, dass man nicht das 2. Staatsexamen hat und demzufolge nicht so flexibel ist?


    Wenn ich's jetzt richtig verstanden hab bekommt man tatsächlich auch beim Seiteneinstieg diesen Anwärtersonderzuschlag! Ich hab das ja total unterschätzt.


    Also zum aktuellen Zeitpunkt würde ich tatsächlich zu einem Seiteneinstieg in BaWü tendieren. Ich mag das Land ja auch... Tübingen... Heidelberg... Künzelsau... da lässt's sich doch aushalten! ;)



    Spezielle Seminarschulen gibts nicht. Du kannst bei der Bewerbung für den Seiteneinstieg angeben, welches Seminar und welche Schulen du präferierst. Für Dich würden gewerbliche Schulen in Frage kommen.

    Was meinst du damit, dass man ein Seminar präferieren kann? Inwieweit hat man da Wahlmöglichkeiten?



    P.S. an meiner Schule sind derzeit einige Metall-Quereinsteiger und die tun sich so ohne pädagogischen Hintergrund doch recht schwer.

    Vielen Dank Veronica! Ich hab während meines Studiums auch immer gearbeitet und du hast Recht, das geht ganz gut. Trotzdem kann mir ja keiner sagen, wie die Situation aussieht, wenn ich dann den Master fertig hab. Deswegen ist mir der Weg direkt an die Schule bzw. direkt ins Referendariat lieber denke ich. Schließlich müsste ich ja selbst wenn ich den Master in Berufspädagogik noch mache danach trotzdem erstmal ins Referendariat oder?

  • dilbert:
    Ich bin mir relativ sicher, dass man nach dem Direkteinstieg auch das 2. Staatsexamen hat. Erfrage das zur Sicherheit aber mal selbst beim RP!


    Wenn Du dich für den Seiteneinstieg bewirbst, kanns aus ein paar Seminaren auswählen und Wunschschulen nennen. Klappt dann meist, aber nicht unbedingt.


    Wegen dem fehlenden pädagogischen Hintergrund hatte ich am Anfang auch Bammel. Hatte während dem Studium nur 2 Semester Pädagogik als Wahlfach im Grundstudium. Waren meiner Meinung nach "sinnlose" oder praxisferne Theorien und ich wusste eigentlich nichts mehr davon (außer vielleicht den Pawlowschen Hund ;) ).
    Am Seminar habe ich dann studierte Lehramtler kennengelernt. Die waren eigentlich meist auch von der an der Uni vermittelten Pädagogik enttäuscht. Während dem Ref. am Seminar bekommt man dafür wertvolle Praxistipps und die sind meiner Ansicht nach viel wertvoller! Wie das beim Direkteinstieg ist, kann ich dir aber nicht sagen. Allgemein solltest die Bereitschaft haben, dich bei Bedarf auch mal in ein Thema (Classroom Management...) einzulesen. Wenn dazu noch die persönliche Eignung für den Beruf dazukommt und Du mit Jugendlichen kannst, ist ein Seiteneinstieg machbar. Es kochen alle nur mit Wasser. Das ist in der Wirtschaft nicht anderst als im Lehramt....

  • Vielen Dank Martin123!
    Ich bin gespannt was draus wird... Konzentriere mich jetzt auf den Seiteneinstieg und hab parallel noch Kontakt mit meiner Uni aufgenommen bzgl. einem Masterstudium Berufspädagogik Technik. Mir wird so wie es aussieht sehr viel angerechnet, so dass ich den Master in 2 Semestern machen könnte. Das ist zumindest mal ein Plan B... :D


    Pawlowscher Hund? Damit kann ich jetzt nicht viel anfangen .... :D Aber mit Jugendlichen kann ich definitiv und mir macht's auch extrem viel Spaß technisches Wissen zu vermitteln...

  • Wegen dem fehlenden pädagogischen Hintergrund hatte ich am Anfang auch Bammel. Hatte während dem Studium nur 2 Semester Pädagogik als Wahlfach im Grundstudium. Waren meiner Meinung nach "sinnlose" oder praxisferne Theorien und ich wusste eigentlich nichts mehr davon (außer vielleicht den Pawlowschen Hund ).
    Am Seminar habe ich dann studierte Lehramtler kennengelernt. Die waren eigentlich meist auch von der an der Uni vermittelten Pädagogik enttäuscht. Während dem Ref. am Seminar bekommt man dafür wertvolle Praxistipps und die sind meiner Ansicht nach viel wertvoller!

    Das liegt vor allem daran, dass universitäre Pädagogik in etwa so ist wie alternative Medizin. Man denkt sich irgendwelche ideologisch geprägten Erklärungsmodelle aus, der nächste, der promoviert, schreibt darauf basierend wieder irgendenen Stuss zusammen und am Ende hat man etwas, was auf den ersten Blick attraktiv klingt, bei genauerer Analyse aber nicht hieb- und stichfest ist.


    Die wenigen empirischen Untersuchungen, die wir kennengelernt haben, die es anscheinend in der Pädagogik doch auch neben dem ideologischen Gebrabbel gibt, waren dann von der Durchführung her so schlecht, dass man nur den Kopf auf die Tischplatte hauen konnte.
    Vergiss Pädagogik. Entweder ein bisschen mit Psychologie beschäftigen (und da bitte auch keine Tiefenpsychologie anschauen, das ist genauso ein ideologischer bullshit) oder einfach gleich dem angeborenen Gespür vertrauen.
    Und ja, am meisten gelernt hat man von den Mentoren im Ref. Und durch Selbstreflektion nach gelungenen und misslungenen Stunden.

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