• Boris Johnson, einer der wichtigsten Brexit-Befürworter, erklärt er wolle nicht die Nachfolge von Cameron antreten und Premierminister werden.


    Was soll man nun davon halten? Die das Referendum herbeigeführt haben, drücken sich jetzt um seine Umsetzung herum.

    Es gibt kandidieren 5 Politiker für die Nachfolge von Cameron, darunter 3 exponierte Brexit-Befürworter und zwei Brexit-Gegner, wovon die eine aber bereits angekündigt hat den mehrheitlich gewollten Brexit ohne irgendwelche Tricks politisch umzusetzen.

    • Offizieller Beitrag

    Claudius, Unsinn. Die von denen ich oben redete, haben gewählt, deswegen sind sie so enttäuscht und die Familien zerstritten. Lies halt den Beitrag nochmal.


    Mal davon ab, dass der Punkt meines Beitrags ein anderer, nämlich die unbestreitbar traurigen Konsequenzen war - der Anstieg offenen Fremdenhasses und die Spaltung der Gesellschaft. See above.

  • Die steigende Tendenz, dass man Angst vor Überfremdung hat, scheint ja eine Tendenz in ganz Europa, inklusive Deutschland. Das sollte man schon man ersthaft hinterfragen, warum das so ist. Und man komme mir jetzt nicht mit den vielen neuen Populisten. Die gab es immer mal wieder (Schill in HH z.B.). Diese ansteigende Tendenz zu Fremdenhass, bzw. Angst vor Überfremdung ist ein Phämomen in ganz Europa.

  • Hmm ... vielleicht ist es uns seit dem 2. WK zu lange zu gut gegangen? Jetzt geht es halt nicht mehr ganz so gut und dann muss eben einer Schuld haben. Ist das nicht menschlich, anderen die Schuld fürs eigene "Elend" zu geben?


    Radio SRF hatte vor ein paar Wochen mal eine Sonderwoche zum Thema "Migration". Der Berichterstattung zufolge leben in der Schweiz derzeit etwa 25 % Bürger ohne Schweizer Pass, etwa 35 % sind nicht in der Schweiz geboren und wenn man noch in die Eltern-Generation zurück geht, haben über 50 % einen "Migrationshintergrund". Da frage ich mich schon regelmässig, wer hier eigentlich gegen wen abstimmt.


    Die Briten wiederum, die haben sich bis vor kurzem ja noch gegenseitig umgebracht bzw. Briten gegen Iren eben. Das scheinen mir viele bei der ganzen Brexit-Diskussion völlig zu vergessen, dass in diesem Land völlig unabhängig von der EU seit vielen Jahren und Jahrzehnten schon separatistische Kräfte am Rumoren sind. Ich bin nun wirklich gespannt, wie es mit den Schotten weitergeht. Und den Nordiren ...

  • Ich habe schon den Eindruck, dass vor allem Angst vor dem Islam und dessen Kultur, vor diesen Einwanderern herrscht. Wie sind da die Werte aus der Schweiz?

  • Die Schweizer fürchten sich vor allem vor Deutschen, die machen nämliche die Löhne und Mietpreise kaputt! ;) Spass beiseite ... man fürchtet sich hauptsächlich in der Ost- und Zentralschweiz vor dem Islam. Weil man den dort nicht kennt. Hier in Basel ist eigentlich alles schick. Hier steht Kirche neben Synagoge neben Moschee. Letztere dank der Zentral- und Ostschweizer natürlich ohne Minarett. Aber eigentlich sind die Eritreer gerade an allem schuld, was so Böses passiert. Syrer & Co. kommen ja nicht so viele, also kann man sich vor denen schlecht fürchten.

  • Heute erzählte gerade eine Mutter, dass ihre volljährige Tochter in die Schweiz ausgewandert ist und es sehr schwer war einen Job als PTA zu bekommen, weil sie Deutsche ist. :D Wenn das mal nicht Fremdenhass ist. :D

  • Claudius, Unsinn. Die von denen ich oben redete, haben gewählt, deswegen sind sie so enttäuscht und die Familien zerstritten. Lies halt den Beitrag nochmal.


    Das ist doch vollkommen normal. Wenn man sich an einer Wahl beteiligt und zur unterlegenen Minderheit gehört, dann ist man eben enttäuscht. Damit muss man dann als Demokrat eben leben und den Mehrheitswillen anerkennen.


    Wir hatten schon viele Bundestags- und Landtagswahlen, die wesentlich knapper ausgegangen sind als dieses Brexit-Referendum.

    • Offizieller Beitrag

    Das ist doch vollkommen normal.

    Nein. Das ist nicht vollkommen normal. Die Engländer haben schon viele Wahlen hinter sich, bei denen viele Menschen innerhalb von Familien anders gewähl haben, und es nicht annähernd (!) zu den Verwerfungen geführt hat, die jetzt landesweit der Fall sind. Verfolgt man halt mal die englische Presse oder spricht mit den Leuten, kann man das unschwer sehen. Das liegt daran, dass diese Hasskampagne erheblich anders war als die Wahlkampagnen, die man bisher gewohnt war - sie wurde auf dem Rücken der Immigranten geführt aber auch immer mit dem Unterton "Landesverräter!" in Bezug auf die Nicht-leave voters. Die Schäden sind ergeblich.


    Es hat auch bisher nach Wahlen nie einen solchen Anstieg an rassistisch motivierter Gewalt gegeben - ich hab's oben schon xmal verlinkt, aber gerne nochmal auf Deutsch:
    http://www.zeit.de/politik/aus…denfeindliche-uebergriffe

    Zitat

    Während die Politiker in Großbritannien den EU-Austritt eher hinauszögern wollen, kann es manchen Brexit-Befürwortern gar nicht schnell genug gehen: Sie wollen vor allem Konsequenzen beim Thema Einwanderung sehen – und werden offenbar selbst aktiv. Aus allen Teilen des Landes berichten Briten von verbalen und physischen Übergriffen auf Mitbürger mit Migrationshintergrund. Von einer "Welle des Hasses" schreibt die Zeitung The Independent.


    "Verlasst die EU/Kein Polnisches Ungeziefer mehr", stand auf Englisch und auf Polnisch auf sorgfältig laminierten Zetteln, die im südost-englischen Cambridgeshire nach dem Referendum vor einer Grundschule und in Briefkästen von Familien mit polnischen Namen gefunden wurden. Auch im weltoffenen London wurde die polnische Community zur Zielscheibe: Ein Kulturzentrum im Westen der Stadt wurde am Wochenende laut Polizeiangaben mit fremdenfeindlichen Graffitis beschmiert.


    Die Einwanderung aus Osteuropa war im Wahlkampf vor dem EU-Referendum am vergangenen Donnerstag eines der Kernthemen der Leave-Kampagne gewesen. Auch nach dem Sieg der Austrittsbefürworter hat sich der Ton von Boulevardmedien wie der konservativen Sun nicht geändert: "Straßen voller polnischer Läden, Kinder, die kein Englisch sprechen ... aber der Union Jack weht jetzt wieder!", kommentierte die Zeitung das Ergebnis.


    http://www.derwesten.de/politi…ritannien-id11962273.html

  • Nun ja, die Polen in GB sind doch eher katholisch, oder? Das kann kaum Angst vor dem Islam sein...


    Und die Polen sind jetzt auch nicht so als Terroristen bekannt, das kann es auch nicht sein.


    Ich erinnere mich noch gut daran, dass es in den neuen Ländern viele Versammlungen von Selbstständigen gab, die beklagten, dass Polen ihre
    Dienstleistungen günstig und gut anböten - günstiger als die alteingesessenen Betriebe.


    Auch wir haben uns bei Umbauarbeiten für ein Angebot eines polnischen Betriebes entschieden - der Preis war günstig, die Arbeit gut, bei der Begehung der
    zu machenden Arbeiten war der junge Mann sehr informativ und um Problemlösungen bemüht. Die alteingesessenen Betriebe haben tw. nicht genau nachgemessen, waren wurstig, unfreundlich, haben auf Fragen nicht geantwortet oder vor sich hin gebrummelt. Spezialwünsche, z.B. zwei Angebote mit einer Alternative zu erstellen, wurden nicht erfüllt. Fixpreise waren gar nicht möglich. Den polnischen Betrieb habe ich als freundlich, pünktlich, flexibel, handwerklich fit und günstig wahrgenommen. Wir waren sehr zufrieden.


    Wenn das den Briten auch so geht wundert mich das Ganze nicht. Da muss man sich als Alteigesessener immer wieder neu auf die Kundschaft einstellen oder wird eben verdrängt. Das tut sicher weh.

  • Naja ich kann die Ängste schon verstehen. Mein Mann arbeitet im Baugewerbe, da kriegt man viel mit. Eine bekannte große Baufirma in Hamburg (eigentlich bekannt dafür, dass sie recht gut zahlen) umgeht inzwischen den Mindestlohn indem nur noch Subunternehmer aus dem Ausland, auch hier v.a. Polen, beauftragt werden. Inzwischen ist im Hochbaubereich kaum noch ein deutscher Arbeiter beschäftigt, die wurden alle entlassen. Die Wenigen, sollen jetzt dafür sorgen, dass es mit den Subunternehmern klappt.


    Die Existensangst ist massiv.



    ´Meike: Aber ähnliche Zustände gab es ja auch hier bei uns. Das Flüchtlingsthema hat doch auch hier Gräben in Familien und Freundeskreise gerissen Ich kann mich erinnern, dass das auch großes Thema in den Medien war.

  • Naja ich kann die Ängste schon verstehen.

    Angst vor was? vor "den Polen", "der EU"? "dem Ausländer als solchem"?


    Mit dem einleitenden "naja" bagatellisierst du Fremdenfeindlichkeit. Dass eine Firma keinen Mindestlohn zahlt und Mitarbeiter entlässt muss sich politisch lösen lassen, das ist kein Argument für oder gegen einen EU-Ausstieg.

  • Ich kann die Zukunftsangst der Menschen verstehen. Als kleiner Bauarbeiter siehst du deinen Job und das Geld am Ende des Monats und nicht evenutelle politische Lösungen, die in den letzen Jahren nicht in Sicht gekommen sind, sondern es wurde eher konsequent schlechter.4


    Ich möchte mal die Lehrer sehen, wenn plötzlich massenweise Lehrer aus dem Ausland für die Hälfte eingestellt werden würde. Wir sitzen doch recht bequem in unseren Sesseln. Wie gesagt, ich habe meinen Mann im Baugewerbe, er ist Bauleiter. Und der Trend geht seit Jahren immer mehr in diese Richtung und leider findet Politik keine wirklichen Lösungen.

  • Deswegen bin ich auch gegen Referenden dieser Art.


    Ich kenne übrigens genug Leute, die in der Altenpflege, oder zum Putzen Leute aus Osteuropa (schwarz) beschäftigen. Die meisten Menschen sind nunmal auf ihren momentanen Vorteil bedacht, da ist es müßig, sie über Entscheidungen von politischer Tragweite mal eben fix nach ihrer Meinung zu fragen.

  • Diese Sicherheit lässt sich sogar relativ leicht wiederherstellen - auch im Zeitalter der Globalisierung:


    - politisch dadurch, dass neben dem Preis auch die Qualität und entsprechende andere Kriterien (Referenzen) zählen müssen bei Ausschreibungen
    - persönlich durch klare Ansagen der Geschäftsleitung: keine Entlassungen, wenn wir die (machbaren) Ziele erreichen (Porsche hat es vorgemacht)
    - stärkere Qualifizierung der MA, Zeit für Gesundheitsvorsorge, Jobs/Arbeitszeitregelungen für Ältere - den Menschen die Angst vor der Zukunft nehmen durch lebenslanges Lernen
    - Persönliche Bestätigung durch eine gut ausgebildete mittlere Managementebene, die MA ermutigt und die Stärken der MA sieht.
    - klares Votum des Mittelstands für Innovationen und Dienstleistungsmentalität,um Kunden zu gewinnen - dafür auch stärkere Stütze der Banken für den Mittelstand (Zwischenfinanzierungen etc.)
    - Beteiligung der MA an der Firma (Aktien etc.) (Das würde auch die Beurteilungskompetenz der Menschen fördern!)


    Ist alles nicht neu, wird aber kaum konsequent gemacht.
    Kommt aber. Da bin ich sicher. Dann, wenn die Fachkräfte wirklich ausgehen, man die Älteren braucht und Schwächere qualifizieren muss.
    Und dann ensteht auch eine Konkurrenz der AG um die besten AN.
    Und dann entsteht so etwas wie Sicherheit.

  • Ich kann die Zukunftsangst der Menschen verstehen. Als kleiner Bauarbeiter siehst du deinen Job und das Geld am Ende des Monats und nicht evenutelle politische Lösungen, die in den letzen Jahren nicht in Sicht gekommen sind, sondern es wurde eher konsequent schlechter.4


    Ich möchte mal die Lehrer sehen, wenn plötzlich massenweise Lehrer aus dem Ausland für die Hälfte eingestellt werden würde. Wir sitzen doch recht bequem in unseren Sesseln. Wie gesagt, ich habe meinen Mann im Baugewerbe, er ist Bauleiter. Und der Trend geht seit Jahren immer mehr in diese Richtung und leider findet Politik keine wirklichen Lösungen.

    Danke für diesen Beitrag. Viele Lehrer sitzen leider in ihrem weltfremden Elfenbeinturm, geniessen ihre Privilegien wie die lebenslange Jobgarantie und ziehen dann überheblich und arrogant über "den Pöbel" oder "den Mob" her (womit sie in der Regel alle Menschen ohne akademische Bildung meinen), der Angst um seine Jobs hat aufgrund von wachsender Billiglohnkonkurrenz aus dem Ausland.

  • Viele Lehrer sitzen leider in ihrem weltfremden Elfenbeinturm, geniessen ihre Privilegien wie die lebenslange Jobgarantie und ziehen dann überheblich und arrogant über "den Pöbel" oder "den Mob" her (womit sie in der Regel alle Menschen ohne akademische Bildung meinen), der Angst um seine Jobs hat aufgrund von wachsender Billiglohnkonkurrenz aus dem Ausland.

    Mhmh, bestimmt eine zutreffende Analyse. Ich bin aber dankbar, dass es trotzdem noch vereinzelt aufrichtige, realistische, mitfühlende, liberale, christliche, weltoffene, um das Wohl aller besorgte Menschen gibt, die allen anderen ignoranten Turmbewohnern den Spiegel der Toleranz vorhalten :top:

  • Die Mitarbeiter sind qualifiziert, eben deshalb verlangen sie ja durchweg viel mehr als die Konkurrenz aus Polen. Und große Firmen wie Porsche können das vielleicht sagen, normale Unternehmen eben nicht. Die Konkurrenz im Baugewerbe ist riesig...


    Die wenigen Deutschen die behalten werden, machen eine Art "kleinen" Vorarbeiter, die Buddelarbeiten machen eben die Niedriglöhner. Da muss ja auch nicht gedacht werden, böse gesagt... Beispiele aus dem Tiefbau...


    Wenn ich allein daran denke wie unsere Sanierung der Schule ausgeschrieben wurde. Die zur Verfügung gestellte Summe war ein Witz, keins der Unternehmen kam auch nur annähernd da ran.

  • Viele Lehrer sitzen leider in ihrem weltfremden Elfenbeinturm, geniessen ihre Privilegien wie die lebenslange Jobgarantie

    Ich musste beim Vorstellungsgespräch meiner Schulleitung durchaus plausibel machen, warum sie nun gerade mich einstellen sollen und nicht einen der 5 Mitbewerber. Ich habe auch keine lebenslange Jobgarantie. Aber Du hast recht, mit dem Beamtentum ist das im Prinzip so (zumindest die Jobgarantie). Finde ich falsch. Ich finde, dass es in jedem Job eine gewisse Leistungsorientierung geben sollte. Nur bevor es einer falsch versteht - nein, ich denke nicht, dass wir nach Schülerleistungen bezahlt werden sollten oder sowas ;)



    Heute erzählte gerade eine Mutter, dass ihre volljährige Tochter in die Schweiz ausgewandert ist und es sehr schwer war einen Job als PTA zu bekommen, weil sie Deutsche ist.

    Das wundert mich nicht. In einem Ausbildungsberuf steht sie natürlich in direkter Konkurrenz zu den sehr gut ausgebildeten schweizer Kollegen. Wir Akademiker werden nicht so direkt angefeindet, da die Schweiz davon selbst zu wenige ausbildet und tatsächlich drauf angewiesen ist, dass die doofen Deutschen und Franzosen fleissig Doktores nachproduzieren, die dann hier die Chefsessel bei der Novartis und der Roche vollpupsen (oder eben auch Lehrer-Sessel ;) ).



    Naja ich kann die Ängste schon verstehen. Mein Mann arbeitet im Baugewerbe, da kriegt man viel mit. Eine bekannte große Baufirma in Hamburg (eigentlich bekannt dafür, dass sie recht gut zahlen) umgeht inzwischen den Mindestlohn indem nur noch Subunternehmer aus dem Ausland, auch hier v.a. Polen, beauftragt werden.

    Ich kann diese Ängste auch verstehen. Aber wenn Du mal den Beitrag Nr. 130 von Stille Mitleserin liest, verstehst Du wahrscheinlich auch, dass diese Probleme durchaus hausgemacht sind. Das bestätigt irgendwie meine Hypothese mit dem "es ging uns viel zu lange zu gut". Wenn die bösen Polen die Jobs nun nicht nur billiger sondern oh Wunder auch noch besser machen, dann muss man selber eben nachlegen um die höheren Ausbildungs-, Personal-, Material-, ... -kosten rechtfertigen zu können. Man kann sich heute als Handwerker eben nicht mehr drauf verlassen, dass man Aufträge aus der Nachbarschaft bekommt, weil das immer schon so war. "War immer schon so" ist kein Qualitätsmerkmal.

  • Viele Lehrer sitzen leider in ihrem weltfremden Elfenbeinturm, geniessen ihre Privilegien wie die lebenslange Jobgarantie...

    Wer als Lehrer (oder allgemein als Beamter) meint, der Status quo (und insbesondere die Höhe der Pensionen) ließe sich über die nächsten Jahrzehnten beibehalten, der hat den Schuss nicht gehört.


    Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall.


    ps: In Österreich darf der "Mob" per Direktwahl seinen Bundespräsidenten ein zweites Mal wählen. Die erste Wahl (in welcher der Kandidat der österreichischen Grünen gewann) wurde wegen formaler Mängel für ungültig erklärt.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    Einmal editiert, zuletzt von Mikael ()

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