• Ach na kommt, ihr wisst genau um wen es geht. Meine Güte sind Lehrer wirklich so weltfremd.


    http://www.zeit.de/2015/47/int…e-bildung-herausforderung

    Glücklicherweise haben die meisten Lehrer nicht deinen Tunnelblick, der alle Probleme auf eine Ursache fokussiert, sondern sehen die Welt bunt und differenziert.
    Und das ist genau das Gegenteil von "weltfremd"

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Ob ich das so sehe, ist gar nicht von Bedeutung. Aber diese Menschen meinen besagte andere Menschen eben. Weltfremd ist für mich, wenn man so tut als wüsste man nicht, wen diese Menschen eigentlich meinen.


    Fossi, oh Asche auf mein Haupt. *lol* Ich glaube, auch dir ist klar, dass man im Netz und vor allem am Tablet, manchmal anders und schneller schreibt, als sonst.

  • Aber diese Menschen meinen besagte andere Menschen eben.

    ... und genau DIESE Menschen haben überhaupt nicht begriffen, gegen WEN sie gestimmt haben. Die Leavers haben gegen die EU gestimmt und nicht gegen angeblich nicht-integrierbare Flüchtlinge! Die Leavers haben unter anderem gegen die 15 % Wissenschaftler gestimmt, die in UK von Forschungsgeldern aus Brüssel abhängig sind. Da gibt es in UK keine DFG oder kein BMBF, die das mal eben auffangen könnten.

  • Unsere Westallieierten haben uns nach dem WKII keine direkte D zugetraut - und wir uns auch nicht.


    Der Haken ist, dass die Menschen gern mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten hätten. Die Mehrzahl der Schüler meiner Klassen fremdelt,
    wenn es um politische Themen geht (Das sind dann wohl die, die Xiam bei sich entlässt...). Viele haben das Gefühl, Politiker hätten abgehoben und mit
    ihnen nichts mehr zu tun.


    So treibt man sie in die Arme von AFD und Co.


    Das finde ich problematisch.


    In der Regel geht bei uns eine gewisse Klientel zu Wahlen und Abstimmungen (Beispiel Hamburg/Gesamtschulen und S21): Ältere und Gebildete (Gerontokratie und Politie)
    Die anderen sagen, sie könnten eh nichts ausrichten. Und der "Elite" ist das recht, so kommt der Mob gar nicht auf die Idee,
    mitbestimmen zu wollen. Und gibt seine Stimme nicht ab. Da freut sich die Elite und die bildungsfernen Schichten entwickeln so auch keine Lobby. Super, so kann man doch regieren.


    Ich habe damit Probleme.
    Auch damit, dass Entscheidungen vermeintlich richtig sein müssen - danach fragt Demokratie nicht,das erweist sich später.
    Ich will auch nicht die Variante mit dem Volontee generale als Diktatur, versteht mich nicht falsch.


    Aber auch Bildungsferne müssen wählen/abstimmen gehen dürfen.


    Und natürlich tragen sie die Verantwortung - und nun die Konsequenzen.


    Vielmehr macht mir Sorgen, dass die Informationen offenbar so emotional aufbereitet waren und nicht klar gemacht wurde, was von der Entscheidung abhängen kann.
    Den Schuh dürfen sich Politik und Medien anziehen. Wenn direkte Demokratie, dann mus klar sein, dass das Feld nur für sachliche Infos zur Verfügung steht. Ich denke, ein solches
    "Hassverbot" wäre die Grundlage gegen Desinformation.

  • Aber auch Bildungsferne müssen wählen/abstimmen gehen dürfen.

    ... aber nicht in Volksabstimmungen zu solchen Themen, wie es gerade in Grossbritannien geschehen ist und wie es vor 2 Jahren hier in der Schweiz geschehen ist. Das ist meine Meinung. Die Zusammenhänge in unserer globalisierten Gesellschaft sind derartig kompliziert geworden, dass ein Grossteil der Bevölkerung sie nicht mehr ausreichend durchschaut um darüber direkt entscheiden zu können. Volksabstimmungen kann man meinetwegen auf regionaler Ebene machen, wo die Leute über das entscheiden, was sie unmittelbar betrifft, aber um Himmels willen nicht (mehr) zu solchen Themen.

  • Volksabstimmungen kann man meinetwegen auf regionaler Ebene machen, wo die Leute über das entscheiden, was sie unmittelbar betrifft, aber um Himmels willen nicht (mehr) zu solchen Themen.

    Vielleicht hätte man eine Volksabstimmung mit dem Thema "Briten raus aus der EU?" mal EU-weit durchführen sollen. Da wären die Mehrheitsverhältnisse vielleicht andere. Die Briten selbst rudern ja schon wieder zurück, was ich füe eine glorreiche Seefahrernation schwer erträglich finde. Kalten Auges in den Untergang segeln, "nearer my god to thee" intonierend - DAS wäre Haltung!

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Der Abstimmungszeitpunkt war auch taktisch klug/dämlich (bitte nach Gusto/politischem Hintergrund ankreuzen) gewählt.


    Eine Abstimmung mit nationalistischem Hintergrund zu einem Zeitpunkt abzuhalten, wenn gleichzeitig durch die Fußballmeisterschaft nationale Gefühle und nationales Gedankengut sowie die Abgrenzung gegen andere Nationen hochkochen, ist sackblöd/strategisch schlau (bitte nach Gusto/politischem Hintergrund ankreuzen)

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Aber das dürfen sie doch?
    Versteh den Punkt nicht... sie fühlen sich abgehängt und gehen deswegen nicht wählen? Es verbietet ihnen doch keiner? Es hat ihnen nur keiner erklärt (bzw. sie verstehen nicht), dass sie sich damit mehr schaden als nutzen.


    Ansonsten fand ich den Hinweis richtig, dass solche weitreichenden Entscheidungen, wenn in direkter Wahl, dann bitte mit 2/3 Mehrheit und nicht einfacher Mehrheit sein sollten... so etwas sollte auf einer breiten Basis stehen, finde ich.

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Ansonsten fand ich den Hinweis richtig, dass solche weitreichenden Entscheidungen, wenn in direkter Wahl, dann bitte mit 2/3 Mehrheit und nicht einfacher Mehrheit sein sollten... so etwas sollte auf einer breiten Basis stehen, finde ich.

    Die Wahlbeteiligung bei dem Brexit-Referendum war höher als bei unseren Bundestagswahlen. Von Landtags- und Kommunalwahlen will ich nicht reden, von Europawahlen schon gar nicht.


    Der Vorsprung der Brexit-Befürworter betrug 1,4 Millionen Stimmen. Es sind schon deutsche Bundesregierungen und US-Präsidenten mit deutlich geringerem Vorsprung an die Macht gekommen.


    Also ich sehe eine sehr hohe demokratische Legitimation des Brexit. Die Briten haben sich nunmal so entschieden und nun gehen sie raus.


    Die von den frustrierten EU-Fans nun verbreitete Hetze gegen die Teile der britischen Bevölkerung, die überwiegend für den Brexit gestimmt haben (ältere Bürger, Bürger ohne Hochschulabschluss, Landbevölkerung) finde ich ziemlich abartig.

  • Volksabstimmungen kann man meinetwegen auf regionaler Ebene machen, wo die Leute über das entscheiden, was sie unmittelbar betrifft, aber um Himmels willen nicht (mehr) zu solchen Themen.

    Die EU-Mitgliedschaft meines Landes betrifft mich doch als Bürger unmittelbar.

  • Ich verstehe ehrlichgesagt die ganze Panik um den Brexit nicht.
    Und auch nicht, warum einige (u.a. EU-)Politiker die beleidigte Lebewurst spielen.


    Speziell beim Juncker habe ich den Eindruck, der ist beleidigt, weil ihm ein Backup für seine Steueroase wegfällt. ;)

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Die von den frustrierten EU-Fans nun verbreitete Hetze gegen die Teile der britischen Bevölkerung, die überwiegend für den Brexit gestimmt haben (ältere Bürger, Bürger ohne Hochschulabschluss, Landbevölkerung) finde ich ziemlich abartig.

    Es ist erschreckend, wie einige auch in diesem Forum meinen, dass eine wie auch immer definierte "Bildung" (Abitur? Hochschulabschluss? Promotion?) erst das "Recht" verleihen sollte, am demokratischen Prozess direkt teilnehmen zu dürfen (also nicht indirekt über "Repräsentanten"). Man kann diese Ansicht wohl kurz so zusammenfassen:


    "Stimmst du nicht ab, wie ich es für richtig halte, bist du zu blöd für die Demokratie."


    Totalitäre und anti-demokratische Ansichten scheinen inbesondere bei denen verbreitet zu sein, die sich für besonders progessiv und intellektuell halten.


    Gruß !

  • Es ist erschreckend, wie einige auch in diesem Forum meinen, dass eine wie auch immer definierte "Bildung" (Abitur? Hochschulabschluss? Promotion?) erst das "Recht" verleihen sollte, am demokratischen Prozess direkt teilnehmen zu dürfen (also nicht indirekt über "Repräsentanten"). Man kann diese Ansicht wohl kurz so zusammenfassen:
    "Stimmst du nicht ab, wie ich es für richtig halte, bist du zu blöd für die Demokratie."


    Totalitäre und anti-demokratische Ansichten scheinen inbesondere bei denen verbreitet zu sein, die sich für besonders progessiv und intellektuell halten.


    Gruß !

    Also, dann noch einmal zum mitmeißeln: Repräsentative Demokratie (also das Wählen von Abgeordneten, die sich dann in die Themen einarbeiten und darüber nach einer bestimmten politschen Grundhaltung abstimmen) IST Demokratie. Da kannst du gerne noch so oft im Dreieck springen und mit dem Fuß aufstampfen. Das wurde hier von allen, die du versuchst als Antidemokraten abzustempeln, als effizienteste und realistischste Form der Demokratie angesehen.
    Darüber hinaus wird niemand davon abgehalten, sich AKTIV in den politischen Gestaltungsprozess einzubringen, indem er/sie z.B. eine Partei gründet oder einer bestehenden Partei beitritt. Dann in eine Position zu gelangen, in der man Entscheidungen großer Tragweite mit trifft, erfordert natürlich Einarbeitung. Das ist aber auch genau die Hürde, die für Entscheidungen dieser Tragweite angemessen ist. Wer nicht bereit ist die zu nehmen... tja.


    Ich frage mich, was so schlimm daran ist, wenn die Mitwirkung am politische Gestaltungsprozess, der unser aller Schicksal und über das Wohl und Wehe von Millionen entscheidet, an die Bedingung geknüpft ist, sich mit eben dieser Entscheidung auch auseinander zu setzen.

  • Da kannst du gerne noch so oft im Dreieck springen und mit dem Fuß aufstampfen.

    Och Xiam, wie süß. Wenn die Sachargumente ausgehen, versucht man es mit Lächerlichmachen...


    Was ist denn bitteschön am Brexit-Votum zu kritisieren? Die Briten haben ganz demokratisch über den Verbleib in der EU abgestimmt. Da kannst du noch das ganze restliche Jahr aufheulen. Das ist und bleibt nun einmal Demokratie, auch wenn es mit deiner Vorstellung von Demokratie, in welcher der "ungebildete, pöbelnde Mob" (deine Aussage) nun einmal nicht so abgestimmt hat, wie es in dein Weltbild passt, übereinstimmt.


    Akzeptiere einfach, dass deine Ansicht nicht die einzig Wahre ist.

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Also, dann noch einmal zum mitmeißeln: Repräsentative Demokratie (also das Wählen von Abgeordneten, die sich dann in die Themen einarbeiten und darüber nach einer bestimmten politschen Grundhaltung abstimmen) IST Demokratie.

    Nunja, ein gewähltes Parlament kann durchaus politische Entscheidungen treffen, die offenkundig gegen den deutlichen Mehrheitswillen des Volkes gerichtet sind. Dafür gibt es auch viele Beispiele. Ich würde da schon in Frage stellen, ob so ein Machtmissbrauch von gewählten Volksvertretern gegen das eigene Volk noch mit dem Grundgedanken der Demokratie vereinbar ist, nämlich dass der Mehrheitswille des Volkes politisch umgesetzt wird.



    Zitat von Xiam

    Ich frage mich, was so schlimm daran ist, wenn die Mitwirkung am politische Gestaltungsprozess, der unser aller Schicksal und über das Wohl und Wehe von Millionen entscheidet, an die Bedingung geknüpft ist, sich mit eben dieser Entscheidung auch auseinander zu setzen.


    Dem Brexit-Referendum ging ein ausführlicher Wahlkampf über mehrere Monate in der gesamten britischen Öffentlichkeit voraus. Jeder Bürger hatte lange genug Zeit sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und für sich persönlich die Entscheidung zu treffen. Es mag sein, dass die Mehrheit der Briten nun zu einer anderen Entscheidung gelangt sind als Du. Das ist nunmal so in der Demokratie.

    • Offizieller Beitrag

    Im Internet kursiert ein Video, in dem eine junge Frau erklärt, warum sie für den Brexit gestimmt hat. Ich hoffe noch drauf, dass es ein Fake ist. Aber falls nicht, zeigt es sehr eindeutig, wie sich jemand mit dem Thema auseinandergesetzt hat.


    kl. gr. frosch


    P.S.: ich werde das Video hier aber nicht reinstellen, denn falls es kein Fake ist, tut mir die junge Frau schon ein wenig leid, wie sie sich in dem Video lächerlich macht.

  • @Claudius - genau dafür ist Demokratie gut - um seine Regierung gewaltfrei loswerden zu können.
    Das ist ihre Stärke.


    Demokratie ist kein Garant für gute Regierungen bei der repräsentativen Form oder richtigen Entscheidungen des Volkes bei direkter Demokratie.


    Es soll nur friedlich sein, das ist alles - mehr nicht.

  • Och Xiam, wie süß. Wenn die Sachargumente ausgehen, versucht man es mit Lächerlichmachen...
    Was ist denn bitteschön am Brexit-Votum zu kritisieren? Die Briten haben ganz demokratisch über den Verbleib in der EU abgestimmt. Da kannst du noch das ganze restliche Jahr aufheulen. Das ist und bleibt nun einmal Demokratie, auch wenn es mit deiner Vorstellung von Demokratie, in welcher der "ungebildete, pöbelnde Mob" (deine Aussage) nun einmal nicht so abgestimmt hat, wie es in dein Weltbild passt, übereinstimmt.


    Akzeptiere einfach, dass deine Ansicht nicht die einzig Wahre ist.

    Zitierst du mir bitte jetzt die Stelle, wo ich geschrieben habe, dass das Referendum nicht in meinen Sinne ausgegangen ist und dass ich dessen Ausgang nicht respektiere? Dankeschön.


    Mir ging es darum, deutlich zu machen, warum ich es allgemein für eine ziemlich dumme Idee halte, eine Entscheidung von so einer Tragweite dem Volk als Referendum vorzulegen und habe meine Bedenken mit Fakten rund um den Brexit illustriert. Ich möchte so etwas in Deutschland nicht und bin froh, dass es das hier nicht gibt.


    Ich habe nirgendwo geschrieben, dass man sich jetzt nicht an den Ausgang halten sollte. Ich mache jetzt wohl auch lieber nicht das Fass auf, dass die britische Regierung genau das gar nicht müsste, weil das Referendum nicht bindend ist. Nicht, dass du dann noch platzt vor Wut :D

    Nunja, ein gewähltes Parlament kann durchaus politische Entscheidungen treffen, die offenkundig gegen den deutlichen Mehrheitswillen des Volkes gerichtet sind. Dafür gibt es auch viele Beispiele. Ich würde da schon in Frage stellen, ob so ein Machtmissbrauch von gewählten Volksvertretern gegen das eigene Volk noch mit dem Grundgedanken der Demokratie vereinbar ist, nämlich dass der Mehrheitswille des Volkes politisch umgesetzt wird.

    Ja, das kann es. Und das ist auch gut so. Das muss sogar so sein. Ich entscheide mich auch ständig für Dinge, die nicht dem entsprechen, was ich eigentlich will, einfach, weil sie wichtig und notwendig sind. Eine Regierung muss unpopuläre Entscheidungen treffen, die das Volk gar nicht selbst treffen kann, weil sie Partikularinteressen entgegen stehen. Gerade um solcherlei Entscheidungen nach dem gründlichen (informierten) Abwägen des Für und Wider treffen zu können, leisten wir uns so teure Einrichtungen wie Bundes-, Länder und Kommunalparlamente.


    Würde man bei allen und jedem das Volk fragen, dann würden zwei Dinge passieren:
    1. Es käme zum politischen Stillstand, weil man immer ausreichend Leute finden wird, die gegen etwas sind. Es wird künftig keine Autobahn, keine Müllkippe, keine Flüchtlingsunterkunft mehr gebaut. Hinzu kommt, das Volk entscheidet nicht immer im Rahmen vom Grund- und Menschenrechten. Würdest du sagen, wenn die Mehrheit es will, dann müsste man Artikel 20 des Grundgesetzes abschaffen?


    2. Minderheiten wären nicht mehr geschützt. Minderheiten könnten ihre Rechte schon deswegen kaum noch durchsetzen, weil sie eben eine Minderheit sind. Homosexuelle z.B. wären vom Goodwill des Volkes abhängig, wenn es darum geht, sie Heterosexuellen rechtlich gleich zu stellen. Möchtest du in einem Land leben, in dem es heißt "Du kannst deine Recht nur so lange in Anspruch nehmen, wie wir, die Mehrheit, es dir erlauben"?


    Denkt man über all das nach, kann man eigentlich nur zu dem Schluss gelangen, dass konsequente Basisdemokratie eigentlich sehr undemokratisch ist. Als demokratischste Form einer Entscheidungsfindung kann man sie eigentlich nur dann bezeichnen, wenn man "Demokratie" allein als Entscheidungsfindungsprozess versteht. Demokratie ist aber so viel mehr. Demokratie ist das rechtstaatliche System, Demokratie ist Minderheitenschutz, Demokratie sind Grund- und Menschenrechte, Demokratie ist Gewaltenteilung, Demokratie ist gegenseitige Kontrolle der staatlichen Institutionen, und noch viel mehr.

    Dem Brexit-Referendum ging ein ausführlicher Wahlkampf über mehrere Monate in der gesamten britischen Öffentlichkeit voraus. Jeder Bürger hatte lange genug Zeit sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und für sich persönlich die Entscheidung zu treffen. Es mag sein, dass die Mehrheit der Briten nun zu einer anderen Entscheidung gelangt sind als Du. Das ist nunmal so in der Demokratie.

    Das Volk tut das aber nun einmal nicht. Das Volk lässt sich mit vermeintlich logischen Argumenten gerne von der einfachsten, bequemsten "Lösung" überzeugen. Das Volk sieht "hier sind viele Polen", das Volk hört "die Polen machen deine Arbeit für viel weniger Lohn als du verlangst", dem Volk wird von Hetzern erzählt "wenn du mit 'leave' stimmst, dürfen die Polen nicht mehr hier her" und auf der Grundlage stimmt das Volk dann ab. Schau dir doch mal die diversen Interviews an, die jetzt geführt wurden, in denen die Menschen erzählen, warum sie mit "leave" gestmmt haben. Umfassend informiert hat sich da kaum einer, die allermeisten geben einen einzigen Grund an, der zu ihrer Entscheidung geführt hat, viele sogar einen, der völlig absurd ist (siehe das von kl. gr. frosch angesprochene Video).


    Es ist traurig, dass man gerade einem Deutschen erklären muss, der aufgrund der Vergangenheit und Fehler seines Volkes dafür sensibilisiert sein müsste, wie verletzlich die demokratische Grundordnung ist, wenn man sie auf Gedeih und Verderb dem Volkswillen ausliefert, wenn auch man das aus dem ehrenvollen Anspruch heraus tut, alle an dem Entscheidungsprozess direkt zu beteiligen. Es ist blauäugig und naiv zu erwarten, dass sich auch nur der wesentliche Teil mit allem auseinander setzt. Entscheidungen, von denen so viel anhängt wie vom Brexit, darf man mMn nicht dem Volk überlassen, sondern die müssen von Leuten getroffen werden, die vom Volk beauftragt sind und die die Konsequenz ihrer Entscheidung auch überblicken.


    Ich wäre sofort für Basisdemokratie, wenn die Menschen so wären, wie sie dafür sein müssten. Direkte Demokratie geht von einem Idealbild des Menschen aus, das leider leider nicht der Realität entspricht. Und ja, leider muss man viele Menschen vor sich selbst schützen. Ich weiß, dass das politisch höchst unkorrekt ist, weil Menschen in unserer Gesellschaft mit 18 per Definition mündig, vernünftig und erwachsen sind. Gerade wir als Lehrer sollten doch aber eigentlich wissen, dass ein großer Teil das (noch) nicht ist und viele es leider auch nie werden. So lange diese Leute Entscheidungen treffen, die nur sie selbst betreffen, sollen sie auch selbst und alleine entscheiden. Sobald es aber um Entscheidungen geht, die den Kurs einer ganze Nation wesentlich beeinflussen, muss man einen Mechanismus installieren, der die Entscheidungen der tatsächlich Unmündigen abfedert, und den haben wir mit unserer repräsentativen Demokratie und darüber bin ich sehr glücklich.

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