• Hallo zusammen,
    davon abgesehen dass ich nun meine EU-Unterlagen ganz flink überarbeiten muss
    bin ich erstaunt, wie Europa-kritisch die Foreneinträge auch bei den großen Blättern ausfallen.


    Holla, hab ich da was übersehen? Auf meinem Elfenbeintürmchen nichts mitbekommen?
    Wir Deutschen sind doch die großen Profiteure der EU, gemeinsam mit den Nehmerländern, die plötzlich alle rauswollen..


    Bin irritiert. Helft mir.

  • Foren zeigen weniger ein Gesamtbild der Meinung, sondern oft nur die Meinung derjenigen, die am lautesten schreien können. Ähnlich wie bei Amazon in den Bewertungen - dort schreiben auch eher die Leute, die was negatives zu sagen haben als diejenigen, die was positives zu sagen haben.

  • Das war mal Demokratie .
    Ich würde mir durchaus wünschen auch mal direkt gefragt zu werden...


    Wenns funktioniert wird das Begehrlichkeiten wecken....

  • Und ich möchte keine direkte Demokratie, weil ich nicht möchte, dass ein ungebildeter, pöbelnder Mob, der von Demagogen relativ leicht gegen etwas aufgehetzt werden kann, über so wichtige Angelegenheiten entscheiden darf. Tatsache ist ja nun mal, dass es immer einfach ist, sich gegen etwas zu entscheiden, was man als "Sündenbock" für persönlich so empfundene Ungerechtigkeiten hernimmt. Fragt man die gleichen Leute nach Alternativen, werden die Stimmen schon viel leiser.


    Die Statistiken des Referendums zeigen erschreckendes. Für "leave" haben in erster Linie die älteren Bevölkerungsteile (die im Zweifel mit ihrer Fehlentscheidung nicht mehr lange zu leben hätten), vor allem aber die weniger gebildeten Schichten gestimmt. Die jungen und gebildeteren Briten haben deutlich mehrheitlich für "remain" gestimmt.


    Was macht man da nur draus? Bei den Alten hat sich anscheinend die Ansicht "Früher war alles besser" durchgesetzt. Viel schlimmer finde ich jedoch, dass von den bildungsfernen Menschen, denen der Weitblick für die Konsequenzen ihrer Entscheidungen fehlt, so eine wichtige Angelegenheit offenbar genutzt wurde, um der Regierung Cameron mal einen Denkzettel zu verpassen.


    Für Großbritannien wird das weitreichende, böse Folgen haben. Die Landwirtschaft des UK ist stark abhängig von EU-Subventionen, die jetzt ab 2018 nicht mehr fließen werden. Und das, wo die britischen Bauern eher deutlich billiger produzieren müssten, weil ihnen auch der EU-Binnenmarkt nicht mehr zur Verfügung steht. Schätzungsweise 2/3 der landwirtschaftlichen Betriebe wird nach heutigen Schätzungen verschwinden. Banken müssen sich überlegen, ob der Finanzplatz London für sie noch attraktiv ist, denn Geschäfte in der EU dürfen sie nur machen, wenn sie ihren Sitz in einem Mitgliedsstaat haben. Und das sind nur die offensichtlichsten Folgen.


    Viva Britannia...

  • Ich mache mir bzgl. der Folgen des Brexit auch mehr Sorgen um GB als um den Rest der EU.
    Insgesamt ist die britische EU-Unlust nur eines der vielen Probleme, die die EU derzeit hat (und die sie hoffentlich zu lösen imstande sein wird).

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Zitat von Stille Mitleserin

    ...
    davon abgesehen dass ich nun meine EU-Unterlagen ganz flink überarbeiten muss
    ...

    Wirklich? Was für eine Glaskugel hast du?
    Oder: Welche nun als falsch entlarvten Zukunftsvorhersagen sind in deinen Unterlagen zu finden?

  • Und ich möchte keine direkte Demokratie, weil ich nicht möchte, dass ein ungebildeter, pöbelnder Mob, der von Demagogen relativ leicht gegen etwas aufgehetzt werden kann, über so wichtige Angelegenheiten entscheiden darf.

    Da hat einer nicht verstanden, was "Demokratie" eigentlich bedeutet: Herrschaft des Volkes. Dein "ungebildeter, pöbelnder Mob" ist der eigentliche Souverän. Steht sogar im Grundgesetz: "Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus." (Art. 20 Abs. 2 GG).


    Deine Äußerung ist sowohl demokratiefeindlich als auch menschenverachtend.

  • @ xiam


    Dann sind also alle die für den brexit gestimmt haben soziale Unterschicht die keine Stimme haben sollten...


    Was für ein Gedanke..Du entscheidest wer abstimmen darf...Klar..Nur die, die deiner Meinung sind?...


    Jaja hier in Deutschland geht das ja ganz leicht..Hier wird bei allen nicht Mainstream Meinungen die rechte Keule geschwungen und alle sind mundtot...

  • ich finde vor allem die Mehrheitsverhältnisse übel. Was kam jetzt endgültig raus? 52 zu 48? Es hat schon einen guten Grund, warum bei uns Verfassungsänderungen nur mit 2/3 Mehrheit gehen.


    Ansonsten denke ich, dass es für Europa vielleicht sogar ganz gut ist. Sozusagen ein Weckruf für dringend nötige Reformen. Für GB könnte es übel enden, wenn die seperatistischen Nordiren und Schotten die Spaltung vorantreiben.

    Sei konsequent, dabei kein Arsch und bleib authentisch. (DpB):aufgepasst:

  • Veronica wenn 52 für Bleiben gewesen wären, wären die Argumentationen ähnlich gelaufen?
    52% sind also eher bildungsfern oder alt. Gewagte These. Oder sollte man jetzt alte und blöde am besten gar nicht mehr wählen lassen?


    Eine ähnliche Diskussion über Volksabstimmungen lief ja gerade vor Kurzem im deutschen Bundestag, auch übetragen im Fernsehen. Auch da war der Tenor der großen Parteien, dass man dem blöden Volk solche wichtigen Entscheidungen nicht zutrauen dürfe.


    Fakt ist, irgendetwas macht das Volk in Europa unzufrieden und vielleicht sollten Regierungen mal anfangen, zu schauen was das ist. Sich jedes Jahr die Diäten zu erhöhen und dem Volk was von Sparen zu erzählen, das gab es auch schon zu anderen Zeiten...



    Zum Beispiel: Die EU verzettelt sich in Vorschriften über Vorschriften. Und die setzt man auch knallhart durch. Da wird über Krümmungsgrade von Gurken diskutiert etc. Aber in der größten Krise seit langem, was war da von der EU zu hören und zu sehen? Nichts, höchstens Drohungen, die sich als heiße Luft entpuppen.


    GB war nur der Anfang und die Deutschen werden am längsten an der EU festhalten und am meisten drauf zahlen... Meine Meinung.

  • Ach naja, das machen doch alle Politiker. Ich erinnere mich an eine Angela Merkel, die sagte, dass es mit ihr keine allgemeine Autobahnmaut geben wird. Meines Wissens ist diese bereits in der Planung.




    Passender Witz dazu:


    Angela Merkel kommt in den Himmel. Dort trifft sie einen Engel. Der Engel spricht:


    "Wir werden dir die Wahl geben: Einen Tag wirst du in der Hölle sein und einen Tag im Paradies. Dann kannst du dir auswählen, wohin du willst." Angela Merkel findet das fair. Sie fährt als erstes in die Hölle: Dort sieht sie alle Freunde, diese begrüßen sie, spielen Golf, sitzen am Schwimmbad, im Restaurant, die Leute essen, trinken, hören Musik, spielen Karten und auch der Satan sitzt und lacht mit ihnen, abends Tanzerei, man amüsiert sich.


    Am nächsten Tag kommt sie ins Paradies. Dort sieht sie die Leute wie sie auf weißen Wolken sitzen, sie hören Musik,alles ist ruhig und gemütlich.


    Einen Tag später kommt der Engel und fragt: "Hast du dich entschlossen?" Angela Merkel sagt: "Ja. Obwohl es im Paradies angenehm ist, will ich in die Hölle, dort tut sich was." Der Engel nimmt sie wieder mit nach unten, klopft auf die Tür und in einer Sekunde ziehen 2 Hände Angela Merkel rein. Sie steht mitten in der Wüste, es ist quälend heiß, ihre Freunde tragen zerrissene Kleidung und sammeln Mist. Der Satan kommt, gibt ihr eine Tüte und sagt ihr, sie solle Mist sammeln.


    "Was ist mit dem Golfplatz, mit dem Restaurant, mit dem Schwimmbad, mit der Musik passiert?" fragt Angela Merkel völlig verwirrt.


    Antwortet der Satan: "Gestern war vor der Wahl - heute ist nach der Wahl..."

  • Anja: Genau. Wenn die 52% für Bleiben gewesen wäre, wäre diese Argumentation ähnlich verlaufen. Es ging hier um eine langfristig unumkehrbare Richtungsänderung, nicht um einen Steuersatz, der morgen wieder angepasst werden kann. GB ist fast cleavage-mäßig paritätisch geteilt. Das ist der worst case, denn die Hälfte des Landes ist mit der Entscheidung unzufrieden und wird Konsequenzen fordern, bzw. tut das bereits. Es ist keine Trennung quer durch alle Bevölkerungsschichten, sondern eine entlang gesellschaftlicher Trennlinien. Die Gefahr, dass sich diese Trennlinien auch nach außen wirksam etablieren, ist nicht geringer geworden.


    Ich lehne mich jetzt etwas aus dem Fenster, wenn ich das sage, aber ich denke, dass in spätestens 10 Jahren GB in seinen jetzigen äußeren Grenzen nicht mehr existieren wird.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

    • Offizieller Beitrag

    Da würde ich mich Thamiel anschließen wollen.
    Cameron droht, als derjenige in die Geschichte einzugehen, der sich gnadenlos verkalkuliert hat und damit die Einheit des Vereinigten Königreichs aufs Spiel gesetzt hat.
    Falls sich die Schotten nun doch unabhängig erklären, um in der EU zu bleiben, hätte Cameron seinem Land einen Bärendienst erwiesen. Dann könnte der Hadrianswall "reaktiviert" werden.
    Im Falle Nordirlands bin ich da skeptischer, weil sich die Iren nicht gegen die englischstämmige Mehrheit durchsetzen können werden - zumindest nicht ohne erneuten Bürgerkrieg.


    Die Briten haben sich da meines Erachtens ein ziemliches Eigentor geschossen - es sei denn, sie wollen 51. und größter Staat der USA werden...

    • Offizieller Beitrag

    http://www.bilder-upload.eu/sh…ile=efa378-1466791760.jpg


    [Blockierte Grafik: http://www.bilder-upload.eu/thumb/efa378-1466791760.jpg]



    Ich fand direkte Demokratie bis vor so etwas 5 Jahren eine gute Idee. Da dachte ich aber auch noch, dass auch der einfachst gestrickte Mensch (und damit meine ich jetzt nicht den fehlenden akademischen Bildungsgrad!) so weit differenzieren kann, dass man ihm politische Entscheidungen anvertrauen kann. Minus ein paar Irre. Ich hatte ein gewisses Vertrauen in die Schwarmintelligenz. Fand viele Vorstellungen von direkterer Demokratie ansprechend.


    Davon rücke ich jetzt langsam ab.


    Ich sehe, dass doch von mehr Menschen, als ich dachte, nur über Bauchgefühle wie Hass, Wut, Angst, Enttäuschung gewählt wird, als über rationale Betrachtung der Fakten, Prognosen und logischen Ableitungen daraus. Das (rein bauchgefühlte Wählen) nicht zu tun, hatte ich den Menschen, wenn's drauf ankommt, immer zugetraut. Genau wie ich einen doch mittlerweile recht nenneswerten Grundkonsens über gemeinsame Werte annahm, im Großen und Ganzen.


    Menschen, die mir erzählten, wie durchseucht die Gesellschaft - durchaus auch in akademischen Kreisen -von dumpfem Hass, undifferenzierter Angst, reflexartigen Handlungen aus nationaler und persönlicher Arroganz, Selbstüberhöhung, Rassismus, Sexismus, Beißtrieb und Ego - sei, habe ich immer für Übertreiber gehalten und dafür plädiert, dem "Volk" mehr zuzutrauen. Dann habe ich die zunehmende Polarisierung der Gesellschaft beobachtet, die wachsenden Verschwörungstheorien, die sich immerw eiter abgrenzenden Filter-Bubble-Kreise, die neue Rechte, die Reichsdeutschen, die Chemtrailgläubigen, die Fanatiker, Extremisten, Aluhutträger - die sich immer neue Anhänger ranziehen, an die Aufklärung nicht mehr rankommt, die auf angsterfüllten Privatplaneten leben. Ich stehe dem Konzept des Referendums als bindendem "Vertrag" zunehmend kritisch gegenüber. Und auch anderen Formen der direkten Demokratie.


    Jetzt muss ich mir sowas angucken: "Huch - ich wusste doch gar nicht, was ich tat?" :/
    http://www.standard.co.uk/news…d-to-remain-a3280361.html

  • Ich versuche mal, meine verwirrten Gedanken etwas zu strukturieren:


    1. Dass die Briten noch nie EU-Fans waren ist nichts Neues - darum ja auch das Referendum, das als Erpressung gedacht war.


    Der Souverän ist das Volk in einer Demokratie, darum ist das Ergebnis zu respektieren.
    Aber wie hat man den Menschen weismachen können, dass alles besser wird ohne EU?
    Die zwei Hauptziele werden die Brexit-Befürworter nicht erreichen können:
    - Keine Zahlungen mehr an die EU - Norwegen und die Schweiz zahlen dafür, im Binnenmarkt mitzuhandeln. Sie kaufen sich quasi in den Markt ein. Das müsste GB auch.
    - Keine polnischen Klempner mehr - Die EU wird bei einem Handelsabkommen Freizügigkeit für seine Mitglieder verlangen - und auch erst dann Freizügigkeoit für die Briten gewähren, die in der EU leben. Also maximal eine Änderung zu Schweizer Verhältnissen, bei denen man eine Arbeit oder Vermögen nachweisen muss, abewr nicht, dass man kein Pole ist.


    Im Gegenteil könnten sich die Kosten für GB sogar erhöhen und es besteht die Gefahr, dass Schottland, Nordirland und Gibraltar ihre Unabhängigkeit vorantreiben. Und wenn das nicht funktioniert: die Nordiren haben wohl noch immer den Bau dir deine Bombe-Baukasten im Keller liegen...


    Hat das niemand den Menschen gesagt?


    Und jetzt, unter eben diesen Vorzeichen, lese ich Statistiken, bei denen sogar in den Nehmerländern ein Referendum knapp ausgehen könnte - in Polen leben noch die größten EU-Befürworter mit gerade mal 68 %....


    Und in Deutschland könnte das Ergebnis ähnlich wie in GB aussehen. Mich schockiert das. Merken die Menschen nicht, dass es uns verdammt gut geht? So ziemlich als Einzige?
    Dass wir eine relativ geringe Jugendarbeitslosenquote haben, genug Arbeit (für Qualifizierte) und auf sehr hohem Niveau jammern?


    Wo ist der Konsens geblieben, dass nur reiche Nachbarn unseren Reichtum halten werden, dass Friede und Demokratie ein hohes Gut sind?


    Die EU hat Fehler gemacht und sich im Kleinklein verloren - mit der (schon sehr alten) Gurkenkrümmung.
    Aber viele neue Vorschriften begrüße ich - Kennzeichnung von Lebensmitteln - oder wollt ihr nicht wissen, woher euer Futter kommt und wie alt es ist?
    Oder man kauft ein technisches Produkt und es ist nicht kompatibel mit den inländischen Produkten (wo wir wieder beim Klempner in GB wären, wo kontinentale Waren mal begehrt waren - und Fallrohre, die nicht außen am Haus entlangführen und beim Platzen hässliche Flecken hinterlassen), von Werkzeug und Maschinenteilen rede ich mal gar nicht.


    Das ist wichtig für den Außenhandel, nur mit Normen funktioniert das. Ich wüsste nicht, was daran falsch sein soll.
    Natürlich nervt mich auch, wenn mir von Maltesern erklärt wird, wir wüssten nicht wie Inklusion funktioniert - klar, auf Malta hat jedes behinderte Kind eine eigene Hilfskraft für die komplette Stundenzahl und es gibt auch einfache Hilfsjobs für einfache Menschen, z.B bei der Müllabfuhr, die jeden Tag vor allen Häusern der Insel den Müll (in kleine Plastiktüten gepackt) abholt. Das braucht viele Mitarbeiter. Klar werde ich da neidisch, wenn ich weiß, dass das nur mit EU-Geldern funktioniert.


    Aber war Europa nicht so gedacht? Auch wir könnten uns das leisten, jetzt bei den Flüchtlingen ist ja auch Geld für viele Lehrer da. Alles eine Frage der Prioritäten.

  • Ich fand direkte Demokratie bis vor so etwas 5 Jahren eine gute Idee.

    Ich auch - bis ich vor 5 Jahren in die Schweiz gezogen bin. ;) Ich zähle auf die Schotten! Ich halte es für fast sicher, dass es in Schottland ein erneutes Referendum zur Unabhängigkeit geben wird und dann werden die nen Strich unter die Sache ziehen. Ein eigenes Parlament und eine eigene Währung haben sie eh schon.


    Ich weiss seit ich hier lebe die EU mehr zu schätzen denn je. Es ist so entsetzlich mühsam sich über Einfuhrbeschränkungen und Aufenthaltsgenehmigungen Gedanken zu machen. Was für eine elende Zeitverschwendung. Wie toll ist das dagegen, einfach Europäer zu sein und wie schade ist es, dass eine knappe Mehrheit der Briten so leider nicht denkt.

  • Ich sehe, dass doch von mehr Menschen, als ich dachte, nur über Bauchgefühle wie Hass, Wut, Angst, Enttäuschung gewählt wird, als über rationale Betrachtung der Fakten, Prognosen und logischen Ableitungen daraus. Das (rein bauchgefühlte Wählen) nicht zu tun, hatte ich den Menschen, wenn's drauf ankommt, immer zugetraut. Genau wie ich einen doch mittlerweile recht nenneswerten Grundkonsens über gemeinsame Werte annahm, im Großen und Ganzen.

    Ich war ebenfalls lange Zeit Verfechter einer direkten Demokratie. Diese Regierungsform setzt jedoch voraus, dass mündige, informierte Bürger über Entscheidungen abstimmen.
    An unserer Schule führen wir regelmäßig Zeitungsprojekte diurch, um die Schüler an die Tageszeitung heranzuführen - und ich bin jedes Mal erschrocken, in wie wenigen Haushalten die Tageszeitung überhaupt noch eine Informationsquelle darstellt - zumindest bei unserem Klientel.
    Auch die öffentlich-rechtlichen Sender werden nicht als Informationsquelle benutzt. Heute wird gestreamt, in Foren gesurft oder Privatsender informieren über die Entwicklung der Familienstrukturen der Königshäuser.


    Churchill hatte ein wahres Wort gesprochen, als er sagte:


    "[No one pretends that democracy is perfect or all-wise. Indeed, it has been said that] democracy is the worst form of government except all those other forms that have been tried from time to time." -

    Mir ist es lieber, Entscheidungen werden über Wochen und Monate als Kompromisse in informierten Gremien getroffen, als über Bauchentscheidungen einer (eventuell durch Falschinformationen) schlecht informierten oder manipulierten Masse.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • ch war ebenfalls lange Zeit Verfechter einer direkten Demokratie. Diese Regierungsform setzt jedoch voraus, dass mündige, informierte Bürger über Entscheidungen abstimmen.

    Und genau hier ist das Problem! Solange Menschen sich nicht selbst informieren, sondern irgendwelchen rechten Populisten hinterher rennen, bin ich sehr froh, dass es in Deutschland keine direkte Demokratie gibt.


    Zur beliebten Gurkenkrümmung: Die entsprechende Verordnung gilt schon länger nicht mehr - sie war äußerst beliebt bei Großhändlern und Bauern, da man einen einheitlichen Standard hatte.

  • Da hat einer nicht verstanden, was "Demokratie" eigentlich bedeutet: Herrschaft des Volkes. Dein "ungebildeter, pöbelnder Mob" ist der eigentliche Souverän. Steht sogar im Grundgesetz: "Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus." (Art. 20 Abs. 2 GG).
    Deine Äußerung ist sowohl demokratiefeindlich als auch menschenverachtend.

    Tja, das mag dir nicht gefallen, im Endeffekt ist es aber leider so. Nur weil eine Mehrheit etwas will, muss das noch lange nicht bedeuten, dass diese Entscheidung auch die richtige ist, wenn die Mehrheit leider nicht in der Lage oder nicht gewillt ist, sich über die Hintergründe solch einer weitreichenden Entscheidung zu informieren.


    Schau in die Statistiken zum Referendum, da steht leider schwarz auf weiß genau das, was ich schrieb: Eine Mehrheit der bildungsfernen Masse hat hier nach Bauchgefühl und Gemütszustand etwas entschieden, was genau diese Menschen selbst in arge Bedrängnis bringen wird, wenn erst Firmen aus GB abwandern und Massenentlassungen in genau diesen Bevölkerungsschichten die Folge sind. Die dummen Kälber haben ihren Tod selbst gewählt.


    Mag politisch höchst inkorrekt sein, aber die Welt ist leider nicht immer politisch korrekt. Im übrigen wäre ich an deiner Stelle deutlich zurückhaltender damit, anderen vorzuwerfen, nicht verstanden zu haben, was Demokratie bedeutet. Demokratie ist viel mehr als alle zu fragen, was sie wollen. Demokratie ist Minderheitenschutz. Demokratie ist die Pflicht, sich vor Entscheidungen zu informieren. Demokratie ist Mündigkeit des einzelnen. Demokratie ist auch mal eine unegoistische Entscheidung für das Wohl des größeren Ganzen zu treffen. Insofern ist die repräsentative Demokratie unseres Staates deutlich besser und auch realpolitisch viel erfolgversprechender und effizienter, als die von dir geforderte direkte Demokratie. Es ist immer leichter, eine Mehrheit gegen etwas zu mobilisieren, als für etwas. Für etwas zu sein, bedeutet nämlich, sich dafür einzusetzen.


    Ich schließe mich Meike vollumfänglich an. Ich war früher ein Freund des Mottos "mehr Demokratie wagen" und bin heute einer seiner schärfsten Gegner. Manche Menschen können mit der Verantwortung, die sie als Demokraten haben, leider nicht umgehen. Und diese dürfen damit auch nicht umgehen. Ich gebe auch niemandem eine Pistole in die Hand, der nicht absehen kann, was passiert, wenn er den Abzug zieht.


    Wo habe ich geschrieben, dass diese Leute alle keine Stimme haben sollen? Wo habe ich geschrieben, dass ICH entscheide, wer abstimmen darf? Ich kann deine Wut ja nachvollziehen (die offenbar darauf resultiert, dass meine Meinung dir nicht passt), aber bitte diskutiere mit Fakten und nicht, indem du mir Dinge in den Mund legst, die ich weder geschrieben noch gemeint habe.


    Ich bin Verfechter der repräsentativen Demokratie. Die Menschen, die nicht bereit sind oder auch nicht in der Lage sind, eine Entscheidung vollumfänglich zu überblicken, lassen das im Parlament ihren Abgeordneten, den sie vorher über Wahlen nach ihren politischen Interessen her dorthin entsandt haben, entscheiden und abstimmen. Wer selbst gestalten will und sich in den Prozess aktiv einbringen möchte, der kann das auch tun, muss aber zeigen, dass er Ahnung von dem hat, was er da tut, indem er selbst eine Partei gründet und sich wählen lässt oder sich in bestehenden politischen Strukturen nach oben arbeitet.


    Den Vorwurf der "Nazikeule" lasse ich mal bis auf folgendes unkommentiert: Er sagt mehr über dich als über mich aus.

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