Petition A13 für Grundschullehrer_innen - Eure Meinung

  • ich fänd es klasse, wenn die Arbeiter und Bauern mehr bezahlt kriegen würden

    Auch da gibt es solche und solche. Sprich: Es gibt genug Arbeiter, die mehr haben als ein Lehrer, und es gibt auch genug Bauern, die sich als Agrarunternehmer (und Subventionsempfänger, eh klar!) eine goldene Nase verdienen. Nur wird man den Bauern nicht mit dem Porsche herumfahren sehen, weil ein Bauer das nicht macht. Ein Bauer fährt mit seinem uralten Benz in die Stadt, wo der Porsche dann in der gemieteten Garage wartet. Nicht lachen - isso. Und ja, ich kann dazu qualifiziert was sagen, danke der Nachfrage.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • momentan ist lehramt in den augen vieler ein berechenbarer, langweiliger weg für die mediokre masse, und dabei ist dieser job alles mögliche, aber wirklich nichts für dienstnachvorschrift achmirdochegalmachtmalichwartmalab.

    Da ist meiner Meinung nach ein "momentan" zu viel und ein "mittlerweile" zu wenig. Sprich: Ja, das Lehramt ist ein (mittlwerweile nicht mehr so sehr, aber immer noch) berechenbarer Weg und immer noch einer der Berufe mit der besten Work-Life-Cash-Balance. Und was die "mediokre Masse" angeht: Seid mal ehrlich zu Euch selbst und denkt an Euer Studium zurück - wie viele Kommilitonen waren wirklich an den mittelhochdeutschen Lautverschiebungen und den dichterischen Werken von Dafydd ap Gwyllim interessiert und wie viele brauchten einfach nur den Schein? Und wie viele gab es, die grundsätzlich einfach nur die Scheine brauchten und sich für ihr Fach bestenfalls mittelmäßig interessierten? Das sind dann halt die, die bei der Gedichtinterpretation in der Oberstufe erstmal Metrik und Reimschema untersuchen, weil sie ohne Handreichung nicht viel weiter kommen, aber was solls? Gute Lehrer können das trotzdem sein.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • meiner meinung nach: wenn sie von ihrem fach begeistert sind - ja, dann können auch mittelmäßige leute tolle lehrer sein. wenn nicht - dann nicht.

  • Ich verstehe jetzt nicht, warum du dich über andere stellst und mal so raus haust, dass der Grundschullehrer der wichtigste im Bildungssystem ist. Ich finde man sollte da nicht werten, weshalb ich grundsätzlich auch deiner Meinung bin, aber mit Forderungen in einem Forum wirst du auch nicht weit kommen.

  • spannend, wenn in den fünften Klassen eine Schieflage bei Schülern festgestellt wird, sind die Grundschullehrer einiger Grundschulen Schuld. Wenn an der Uni eine Schieflage festgestellt wird, liegt es am Lehrplan... Klar ...

    Ich hab mir gerade, nur aus Jux, mal den Lehrplan für die Grundschule angeschaut...und ohne Scheiß: Das was ich bei meinen Schülern vermisse müssten die eigentlich können. Wie geil wäre das denn, wenn das dann auch gemacht würde?
    Wenn du willst mache ich dir gerne eine Liste mit Dingen, die im Oberstufenunterricht Mathematik nicht mehr gemacht werden müssen, die aber für ein Universitätsstudium Mathematik vorausgesetzt werden (und in manchen anderen Bundesländern noch gemacht werden). Dafür machen wir tolle kompetenzorientierte Sachen, die kein Schwein braucht...weder im Studium, noch im echten Leben (was ja gerne die Begründung ist warum man das macht).

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Reicht meine Arbeit in einem Kinderheim für 6 Jahre (Zivildienst und während des Studiums auf 450€ Basis) mit Kindern von 3-18 Jahren? Reicht meine Erfahrung an einem Gymnasium mit ~70% Migrationshintergrund (Standortfaktor 5) für 1,5 Jahre? Wie viel Brennpunkt möchtest du noch haben? Oder geht es dir nur um die Grundschule? Ich glaube nämlich, dass ich die blöden Horrorstorys aka "Eltern kümmern sich nicht" mit dem Kinderheim um Welten überbieten kann. Aus der Zeit kann ich auch ein paar tolle Geschichten erzählen wie Grundschullehrer Kinder mit Problemen in der Schule "fördern", das ist wirklich nur anekdotisch, aber war ein wahrer Quell der Freude, echt tolles Freiarbeits- und Selbstlernmaterial und völlig überforderte Kinder.


    Wir haben so schwere Zeiten...q.q
    Die Eltern kümmern sich nicht...q.q
    Wie zum Teufel schaffen die das in Schulsystemen in die nicht so viel Geld reingepumpt wird? Wie haben die das mit traumatisierten Kindern nach dem 2. Weltkrieg geschafft? Das ist Bullshit...wir haben genauso gute oder schlechte Zeiten wie die meisten anderen Lehrer auch, aber das Problem ist einfach: Wenn ich von einem Kind fordere, dass es 100% Leistung gibt, dann gibt es vielleicht 90%...wenn ich 50% fordere, dann kommen vielleicht 40%...man muss den Kindern auch mal was zutrauen und einfach machen...das hat jetzt aber echt wenig mit dem Ursprungsthema zu tun. Wenn du dafür einen neuen Thread aufmachen willst... ;)
    Wenn ich einem Kind gar nicht abverlange, dass es irgendetwas lernen kann, warum zum Teufel sollte es das dann lernen? (aka Schreibschrift, 1x1 auswendig, Umgangsformen (z.B. Erwachsene nicht duzen, vor allem nicht mit Du und Nachname...was ist das denn für ein Unsinn?), Frustrationstoleranz (mal sitzen bleiben und arbeiten)). Das alles kann man auch Grundschulkindern beibringen. Beweis: Es hat jahrzehntelang funktioniert... 8|

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  • komm. ich habe meine ganze grundschulzeitlang klassenkameraden gehabt, die "du, frau blabla" gesagt haben. ich hatte solche klassenkameraden auch noch anfangs am gym. (mehr als 25 jahre her). ich habe jetzt fünfer, die das erstmal nicht hinbekommen ("du, frau kecks, schau mal..."), und manchmal rutscht ihnen auch noch in der 12 ein "wart mal" raus, statt ein "warten sie". ist das so schrecklich? ich finde nicht. wenn das die probleme sind, mit denen ihr bei euch ermsthaft kämpft, kann es so schlimm nicht sein. das ist in etwa auf dem level bis weihnachten in klasse 5, wo man tausendmal auf "unterstreicht das farbig" "mit welcher farbe?" beantworten muss.

  • Ich finde die Kleinen auch toll, gerade weil man denen relativ schnell beibringen kann was man möchte und die das auch sehr schnell vernünftig umgesetzt bekommen...die Mittelstufe dürfen dann gerne andere Kollegen übernehmen (ich mach's, aber ich bin von Hormonbombern nicht zu begeistert) und in der Oberstufe kann man dann schön fachlich arbeiten. Aber du hast dir jetzt echt das kleinste Problem herausgegriffen, oder? (auch wenn es meiner Meinung nach viel über die sprachlichen Kompetenzen der abgebenden Grundschulkollegen aussagt...entweder lasse ich mich mit Vornamen duzen oder mir Nachnamen siezen...alles andere war mal Kindergarten...)

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  • Die Grundschule soll Grundlagen beibringen, vor allem Lesen, Schreiben, Rechnen.


    Oft genug schafft "die Grundschule" das aber nicht. Die Ursachen sind vielfältig. Es kann an den modernen Methoden liegen, es kann an den heutigen Bedingungen (Elternhäusern) liegen, es kann an den Arbeitsbedingungen in den Grundschulen (Überlastung) liegen. Alles trägt seinen Teil dazu bei.


    Ich finde vor allem fehlt Zeit zum Üben, Üben, Üben ... Da wird so viel sinnvolles und unsinniges Anderes gemacht, aber am Ende der Grundschule sind die Basisfertigkeiten im Lesen, Schreiben, Rechnen eben nicht beigebracht worden und die weiterführenden Lehrer können nicht darauf aufbauen.


    Da sollte man nicht beleidigt sein, sondern mal nachdenken, warum das so ist.
    (Gerade lese ich von einer neuen Rechtschreibreform und bin einigermaßen fassungslos darüber - siehe mein Themenstrang dazu. Wie soll ich den Kindern noch vernünftig Rechtschreibung beibringen, wenn sie sich alle paar Jahre ändert. Ich erinnere mich gut an einen Diktattext mit dem Wort "Majonäse". Das haben wir geübt. Ich fand's gut. Nun ist es wieder falsch. Umsonst geübt. Und den Diktattext kann ich auch nicht mehr verwenden. :( )

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Das ist etwas, das wir schon lange bemängeln. Neulich ist meiner Kollegin der Kragen geplatzt, als die Schüler unserer neuen 5. Klasse zwar das kleine 1x1 nicht beherrschten und nicht schriftlich dividieren konnten, aber im NW-Unterricht stolz berichteten, Magnetismus habe man schon in der Grundschule gehabt. (Und das als herzensüberzeugte Physiklehrerin ...)
    Genauso meine Englisch-Kollegin: Sie kann den Erfolg des Englischunterrichts in der GS nicht erkennen. Im Gegenteil, die Schüler sind eher schlechter(!) geworden. Sie vermutet, dass die Kleinen in der 5. erst einmal völlig geschockt sind, dass sie nun Vokabeln und Grammatik lernen müssen.
    Wir merken sehr stark, dass die Kernkompetenzen (Leseverständnis, Rechtschreibung, Grundrechenarten, von der Tafel Abschreiben u.a.) nicht mehr vorhanden sind, dafür konnten unsere Fünftklässler präsentieren wie die Weltmeister! Da hätten sie sogar gestandenen Managern im Meeting etwas vorgemacht.


    Und ich möchte das nicht falsch verstanden wissen: Ich will den Job nicht machen müssen. Ich könnte das auch nicht. Meine Wohlfühlklassen beginnen so ab Jg. 8. Mir reicht es schon immer, meine Kinder von der Grundschule abzuholen, um mit einem latenten Tinnitus und dem sicheren Gefühl nach Hause zu gehen, dass ich den Job keine drei Wochen durchhalten würde.
    Ich finde das Grundschullehramt sehr anspruchsvoll. Aber die Kernlehrpläne sollten dringend überdacht werden, und auch das Maß an Offenem Unterricht, der ja doch meist nur den Starken nützt.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Ewig nur stiller Mitleser gewesen, aber nun muss ich doch auch mal was sagen.


    Grundschullehrer in Bayern arbeiten 28 Wochenstunden. Mehr als zum Beispiel Gymnasial- und Förderschullehrer.
    Grundschullehrer haben aber mittlerweile nicht selten Förderschulkinder in ihrer Klasse, die nach einem eigens für sie erstellten Förderplan unterrichtet werden, zusätzlich evtl. Flüchtlinge. Eine Förderschullehrkraft kommt sogar in sogenannten Koop-Klassen (zumindest in Bayern) nur stundenweise zur Unterstützung. Den Rest der Zeit arbeitet die Grundschullehrkraft alleine mit der Klasse.


    So.
    Nun haben wir: mehr Unterrichtsstunden, teilweise den Job einer Förderschullehrkraft (die dafür komischerweise mehr Geld bekommt, auch wenn sie weniger Schüler unterrichtet!), zusätzlich oft Kinder, die der deutschen Sprache gar nicht mächtig sind PARALLEL dazu, dass die ganz "normalen" Kinder auch ein Recht auf Unterricht haben.


    Und die Gymnasiallehrer hier, die ihre 24 Wochenstunden unterrichten, haben die Dreistigkeit, zu behaupten, wir würden die Kinder so schlecht vorbereiten, dass wir kein höheres Gehalt verdient hätten. Ernsthaft???


    Man sage mir bitte, inwiefern der Job eines Gymnasialkollegen mit den Fächern Sport / Erdkunde mehr Gehalt rechtfertigt. Korrekturen nicht sehr hoch, Schülerschaft relativ heterogen, Unterrichtsstunden weniger.


    P.S.: Ich muss mich korrigieren, das behaupten nicht alle Gymnasialkollegen hier. Aber meines Erachtens nach leider doch zu viele.

  • Tja. So ist das eben, wenn man in der elitären Situation ist, die Schüler-Crème abzuschöpfen, sich mit Problemfällen nicht lange rumschlagen zu müssen und allzu leicht eine der zahlreich vorhandenen A14-Stelle ergattern zu können. :aufgepasst:


    Ist aber auch ein Systemproblem, das bei uns inzwischen dazu führt, dass wir Mühe haben, SekII-Stellen zu besetzen. Sobald die Bewerber ein Angebot am Gymnasium haben, sagen sie uns ab. Expliziter Grund: Gesamtschule macht zu viel Arbeit.
    Klar, dass die Personalsituation an Grundschulen noch angespannter ist, wenn es dafür auch noch weniger Geld gibt.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Die Systemfrage dreigliedrig oder Gesamtschulsystem bringt es glaube ich nicht, weil die Elternschaft in keinem einzigen Bundesland zulassen wird, dass das Gymnasium angerührt wird. Dadurch gibt es in Deutschland nur extrem wenige wirkliche Gesamtschulen (in NRW: 1/3 HS-Empfehlung, 1/3 RS-Empfehlung, 1/3 GY-Empfehlung), ich kenne eine einzige an der ich auch sofort angefangen hätte, aber ansonsten muss man schon sehr idealistisch sein oder sehr schlechte Noten haben um sich das anzutun. Entweder hat man ein reines Gesamtschulsystem, aber Gesamtschule neben dem Gymnasium ist fast immer Resterampe.


    Von einer elitären Position würde ich aber auch nicht sprechen, wenn inzwischen 42% der Schüler in NRW aufs Gymnasium gehen ist das eher die neue Hauptschule (im Wortsinne)

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  • Ich meinte nicht die Frage nach dem richtigen Schulsystem. Ich meinte, dass kein Unterschied gemacht wird zwischen Gymnasiallehramt und Gesamtschullehramt Sek II. Wir haben dieselben Stunden zu leisten (in NRW 25,5) wie die Gymnasialkollegen, aber deutlich mehr Arbeit. Ich fände eine Entlastung durchaus angemessen, wenn ich den Arbeitsaufwand an der Gesamtschule mit dem am Gymnasium vergleiche. Und ich kann das vergleichen, weil ich an beiden Schulformen schon gearbeitet habe.


    Übrigens ist meine Gesamtschule eine "echte" Gesamtschule, mit sogar noch vorteilhafterer Schülerstruktur: 40% Gy/40% RS/20 HS+Förderschüler aller FS.
    Ich jammere also noch vergleichsweise auf hohem Niveau.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Jup.

    Falsch. Man darf sich halt nicht auf die "IQ-Tests" aus dem Internet stützen.


    Aus höherer (i.S.v. erweiterter Zahlenraum) mathematischer Sicht stimmt zwar das Argument, indem sich beliebige Polynomfunktionen entwickeln lassen. Jedoch bestehen die IQ-Test-Aufgaben aus dem Vorwort, dass nur die Grundrechenarten verwendet werden dürfen (was bei beliebigen Polynomfunktionen eben nicht mehr der Fall ist). Würde man die obige Folge mit 11, 11, 11, 11 fortsetzen, wäre das zwar mathematisch möglich, das Muster (+2) wurde aber nicht erkannt und die Folge wurde nicht mittels Grundrechenarten systematisch fortgesetzt.


    Mal abgesehen davon: Was ist Mathematik denn sonst, wenn nicht Mustererkennung?


    À+

    • Offizieller Beitrag

    Das Problem sind hier wie du schon schreibst nicht unfähigen Grundschullehrer, sondern die Lehrpläne und die Didaktiker:
    Es wird viel Wert auf "denkendes Rechnen" gelegt. Die Kinder sollen keine Rechenschritte auswendig lernen, sondern jeder soll genau verstehen, was er tut, genau den Zahlenraum überblicken und sich am besten Rechenstrategien selber erarbeiten. Wir haben ein Lehrwerk, in dem werden auf 2 Seiten oft 2 bis 3 verschiedene Rechenwege präsentiert. Danach kommt das "geschickte Rechnen". Das ist für alle Kinder, denen Mathe auch nur einen Hauch schwer fällt, eine Totalkatastrophe. Die sind ja froh, wenn sie einen Rechenweg (mechanisch) auswendig können. Und es ist schon eins der "leichteren" Werke.
    "Denkendes Rechnen" betrifft auch das kleine Einmaleins: Man lernt die "Blitzaufgaben" auswendig: mal 1, 2, 5, 10 und die Quadrataufgabe. Also 1x4, 2x4, 4x4, 5x4, 10x4 aus der 4er-Reihe. Den Rest kann man halbschriftlich ausrechnen: 9x4 = 10x4-1x4 = 40 - 4 = 36. 8x4 = 5x4 + 3x4 oder 10x4 - 2x4. Das Problem daran ist, dass das Abrufen der Blitzaufgaben am Anfang lange dauert. Danach kommen die anderen Schritte: Die Herleitungsaufgabe finden (könnten bei mir einige ohne Hilfe gar nicht), die Blitzaufgaben sicher ausrechnen, die Additions- bzw. Subtraktionsaufgabe lösen. Das dauert ewig und da es bei uns extrem viele Kinder mit Rechenproblemen gibt, müssen meine das auswenig lernen, den Kokolores mache ich nicht mit. Leider hilft das nicht flächendeckend. Einigen Eltern und Kindern ist es piepegal. Die Möglichkeiten im Unterricht sind ausgeschöft. Ich bin schon langsamer vorgegangen und habe mehr Möglichkeiten gelassen, um gezielt das 1x1 zu erlernen - um den Preis, dass wir einen Teil des Lehrplans dann nicht schaffen können, denn die Klasse ist leistungsschwach und langsam. Ferner wurde im Nachmittagsbereich von schulischer Seite mit den Kindern in den letzten 13 Monaten regelmäßig geübt. Es können nicht alle das 1x1.


    Dann kommt aber hinzu, dass bei vielen das Gedächtnis sehr schwach ist. Ich habe Kinder, bei denen liegt das Gedächtnis im Bereich, den normalerweise lernbehinderte Kinder haben (teilweise an der unteren Grenze), der Rest der Intelligenzleistungen im Normbereich. Die sind nicht lernbehindert, können sich aber kaum etwas merken. Ich habe einen Schüler, der bis heute die Namen der beiden Fachlehrerinnen nicht weiß. Es gibt Kinder, die nicht wissen, was das Sekretariat ist und wie man hinkommt, obwohl sie täglich vorbeilaufen und wir mehrmals gemeinsam dort waren, weil ich lange Zeit ja noch Hoffnung hatte, dass das nur vorübergehende Desorientierung ist.


    Es gibt natürlich auch Probleme in Deutsch, es werden regelmäßig Buchstabenverbindungen und die Wortarten vergessen. Da die meisten noch Schwierigkeiten haben, ganze Sätze zu sprechen, insbesondere Verben einzufügen (Einführung des "Prädikats" ist da sehr lustig), habe ich sogar die Einmaleinsreihen und die Definitionen für Wortarten mit der Klasse im Chor in ganzen Sätzen gesprochen, daneben Buchstaben beim Schreiben mitsprechen lassen. (Wir reden übrigens von einer 3. Klasse. Und ja, es werden welche ans Gymnasium gehen.) Das habe ich so nicht gelernt und es ist komisch, das so umzusetzen. Aber ich weiß nicht weiter. Unsere Sonderpädagogin und die LRS- und Sprachbildungs-Multiplikatorin können mir nicht weiterhelfen. Alle Fortbildungen bauen darauf auf, dass man normal aufnahmefähige Schüler hat, helfen mir konkret also auch nicht.


    Etwa einmal wöchentlich müssen wir wiederholen, woran man ein Schreibheft erkennt. Täglich fragt ein Kind, welches Datum sie in D schreiben sollen (das lange mit Tag und Monat, seit 2 Jahren). Danach fragt dann meist einer, ob hinter der Tageszahl ein Punkt kommt und ob der Wochentag tatsächlich mit g am Ende des Wortes geschrieben wird, der Tafeldienst habe so undeutlich geschrieben.



    Zurück zur Didaktik: Theoretisch sollen die Kinder nun Gesetzmäßigkeiten und Zusammenhänge selber erforschen. 24x4 ist das Doppelte von 12x4 oder 24x2. Das haben bei mir z.B. heute 3 geschafft. Eigentlich müsste ich nun mit allen diese Zusammenhänge gemeinsam besprechen und klären. Die Stunde fehlt dann aber wieder an anderen Stellen, denn es sind immer zu viele Themen für zu wenige Mathestunden.
    Dann werden in allen 4 Grundrechenarten die halbschriftlichen Varianten zuerst eingeführt und sollen so lange geübt werden, bis sie sitzen.
    Also: 435 + 283 = 435 + 200 + 80 + 3 = 635 + 80 + 3 = 715 + 3 = 718. Untereinander geschrieben. Sollte irgendwann im Kopf gehen. Wir haben es an unserer Schule abgeschafft, denn damit müssten wir den Mathestoff der 3. Klasse auf mindestens 2 Schuljahre strecken, damit es die meisten halbwegs können. Wir sind froh, wenn sie sich die schriftlichen Verfahren merken können - und benötigen dafür eine Reihe von Monaten Übungszeit.


    Weiter in der Didaktik: "Ideal" ist es ja, wenn jeder selbstständig dort arbeitet, wo er gerade ist und man ab und an zur Mathekonferenz zusammenkommt. Also Beispielsweise rechnen dann in einer typischen Mathestunde der 3. Klasse 2 Kinder bis 10, 2 bis 20, 8 bis 100, 4 üben das 1x1, 5 rechnen bis 1000 und 4 beschäftigen sich mit Knobelaufgaben, weil sie den Stoff schon beherrschen. Mit mir alleine. Ab und zu setzen sich alle zusammen und dann wird besprochen, wie man z.B. halbschriftlich multipliziert. Interessiert in der Gruppe ja quasi nur 13 Kinder, der Rest ist weit entfernt. Ich habe keinen Didaktiker gefunden, der das jemals in der Praxis gezeigt hätte. Das Problem, wenn man mit allen das gleiche macht ist aber, dass eine Reihe von Kindern Lücken ansammelt, weil sie eben die Aufgaben bis 20 oder das 1x1 wieder vergessen haben.


    Thema Magnetismus: Siehe Lehrplan. Bei uns drin. Verpflichtend. Da kann deine Kollegin viele neue Blusen kaufen oder geplatzte nähen, aber nützen tut es ihr nichts. In der Grundschule werden die Phänomene übrigens eher beobachtet und beschrieben. ("Magnete kleben aneinander". Bitte ein Dutzend Ersatzblusen in den Schrank legen) Die Krönung des Sachunterrichts ist ein Berliner Kinderforschungszentrum. Da werden Experimente zu einem Thema aufgebaut und die Kinder beschäftigen sich irgendwie. Ich war dort zur Fortbildung und es gab keine Informationen, was man an der Station genau tun soll. Auch auf Nachfrage nicht. Einfach mal ausprobieren und selber herausfinden, so lernen Kinder doch auch. Ich war dann mit einer 2. Klasse dort. Nach 30 Minuten haben sich die meisten mit ihrem Frühstück oder Toben beschäftigt, obwohl alle Erwachsenen versucht haben, sie wieder an die Experimente zu bekommen.
    Präsentieren: Pflicht im Lehrplan, bei uns ab Klasse 1/2.


    Ja, beim letzten Satz stimme ich dir zu. Leider bekommen wir gerade einen überarbeiteten Lehrplan. Der wird aus hier geäußerter Sekundarschullehrersicht aber eher noch schlechter als besser - allerdings gilt er bis Klasse 10, haben also alle was von.

  • Ich unterrichte Mathe seit 10 Jahren als Hauptfach. Ich lehre das Einmaleins sehr klassisch. Denkende Strategien werden kurz eingeführt und dann geht es um klassisches Auswendiglernen. Und das können sie es nicht mehr. Sie daddeln lieber stundenlang am PC,z.B.. Aufmerksamkeitsspanne und Gedächtnis einer Fliege. Komischerweise hauptsächlich Jungen.


    Aktuell habe ich eine 3. und eine 4. Klasse. In beiden Klassen lernen ein Drittel der Kinder einfach nicht das verdammte Einmaleins. Ich schreibe Elternbriefe, ich gebe extra HA- für das WE auf, ich frage ab etc etc... Aber sie machen einfach nicht ihre Aufgaben und sie lernen nicht. Also WAS soll ich noch tun?

  • ..krass. warum haben die alle kein langzeitgedächtnis? das klingt total pathologisch. ich meine, ist das dann nicht lb?

  • Es wird nicht jedes Kind was zu faul zum lernen ist, auf LB getestet. Ein paar wurden getestet und sind schwach, aber immer noch im Normalbereich.

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