Petition A13 für Grundschullehrer_innen - Eure Meinung

  • Das sind keine Themen, die ich in der Grundschule wieder "herauskotze" (in der Regel auch nicht in SEK II), aber mein Sinn für mathematische Zusammenhänge wurde geschärft. Und das hilft mir, auch das kleine Einmaleins aus verschiedenen Blickwinkeln didaktisch aufzubereiten, damit möglichst alle Kiddies damit klarkommen.

    Es ist ja nun mal eine Tatsache, dass unsere Fachmaturandinnen und -maturanden das auch können. Es ist auch eine Tatsache, dass ein deutscher Chemielehrer ein geringeres Fachwissen hat, als ich, sofern er auf Lehramt studiert hat. Trotzdem können die meisten deutschen Kollegen auf fachlicher Ebene ebenso erfolgreich unterrichten wie ich. Wie es auf der wissenschaftspropädeutischen Ebene ausschaut, weiss ich nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass es da messbare Unterschiede gibt, ist aber reine Spekulation. So und so spielt das wenn überhaupt nur in der Oberstufe eine Rolle.


    Ohne Dir oder sonst jemandem hier zu nahe treten zu wollen - ich glaube, ihr überschätzt euch an diesem Punkt ein bisschen. Ich muss als Chemikerin auch Mathe können. Ich musste im Studium aber nicht mit den Hauptfach-Mathematikern zusammen in der Vorlesung sitzen, das mussten nur die Physiker. Für mich als Chemikerin wäre das auch nicht zielgerichtet gewesen. Wir hatten unsere eigene Mathe-Vorlesung zusammen mit den Pharmazeuten und Geowissenschaftlern. Eine Stufe drunter kamen dann die Biologen und noch eine Stufe drunter die Mediziner. Du musst auch als Grundschullehrer nicht die eierlegende Wollmilchsau in allen Fachbereichen sein, um erfolgreich unterrichten zu können.

  • Wenn 90.000 CHF gleich 60.000 € wären, stünde der Euro schon einige Nuancen besser da als jetzt, meinst Du nicht? Momentan ist der Kurs bei 1,08.

    Ach so ja ... Ich rechne natürlich mit der Kaufkraft des Frankens. Den Wechselkurs kenne ich, klar, aber davon wird der Käse in der Schweiz auch nicht billiger und auch nicht meine Miete. Diese exzessiven Wochenend-Einkaufs-Ausflüge nach Deutschland haben wir schon lange aufgegeben. Ich radle nur noch dann nach Weil oder Lörrach, wenn ich was brauche, das es hier in Basel schlicht nicht gibt - vernünftiges Hasen-Einstreu z. B. ;)

  • So lese er Beitrag Nr. 40, 80, 90 und 93

    Nr.93 war meiner und ist offensichtlich missverstanden worden. Die Tatsache, dass ich das Studium, so wie ich es erlebt habe und so wie es hier zum Teil auch beschrieben wurde als völlig unzureichend empfinde, bedeutet eben nicht, dass es unnötig ist und abgeschafft gehört, sondern schlicht, dass es deutlich verbessert werden müsste. Mehr Praxisbezug ja, aber mit fundiertem theoretischen Hintergrund! Und in diesen Bereichen darf es gerne deutlich umfangreicher und um einiges anspruchsvoller werden, schlicht weil die Anforderungen in den Schulen immer anspruchsvoller werden. Die andere Alternative wäre in der Tat, bestimmte Aufgabenbereiche einfach mal an Experten abzugeben: also an allen Schulen fest installierte Sonderpädagogen (in ausreichender Zahl!!!), Schulpsychologen, Sozialarbeiter, Lernthearapeuten usw. (in Finnland soll es sogar Schulkrankenschwestern geben....). Solange das aber nicht der Fall ist (also vermutlich für immer) und die Grundschullehrer das alles mitleisten sollen, sollten sie auch die entsprechenden Qualifiaktionen dafür erweben können.


    Und nur für den Fall, dass auch das hier:


    Es ist übrigens nicht gerade günstig von Grundschulpädagogen, hier lautstark zu verkünden, dass sie im Studium nix Brauchbares gelernt hätten und es vor allem darum ginge, mit kleinen Kindern klarzukommen. Das zeigt umso mehr, dass es eben nicht ausreicht, einen Realschulabschluss zu haben. Ohne jemandem auf die Füße treten zu wollen...

    sich auf meine Beitrag bezog (was ich nur schwer nachvollziehen könnte, aber vielleicht irre ich mich ja auch, andereseits weiß ich nicht, wer sonst gemeint sein könnte...):


    Ich habe in meine Studium mit Sicherheit nicht "nix Brauchbares" gelernt. Aber mit Sicherheit nicht genug. Ich habe durchaus das Grundhandwerkszeug gelernt und wie man Unterricht plant und durchführt. Aber das reicht angesichts der komplexen sich stetig erweiternden Aufgaben eben nicht aus.
    Ich habe aber vor allem gelernt mir gezielt, selbständig immer neues Wissen anzueignen, Dinge immer wieder zu hinterfragen (und eben nicht blindlings das erstbeste Lehrerhandbuch zu greifen und brav abzuarbeiten). Ich habe gelernt meine Arbeit immer wieder zu reflektieren und weiterzuentwickeln. Und ich habe im Studium auch das Fundament bekommen um dieses neue Wissen einordnen zu können. Ich finde das ist eine Menge.
    Ich empfehle auch nochmal den Beitrag von Conni (Nr.52) nachzulesen. Das deckt sich exakt mit meinen Erfahrungen (vermutlich weil man als Berliner eher mal damit in Berührung kommt). Studium bedeutet eben nicht nur die Vermittlung von reinem Fachwissen, sondern sollte auch die Fähigkeit zu lebenslangem Lernen und kritischem Denken befördern.

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • @ Karl-Dieter
    Nun - hältst du 35% Männeranteil für paritätisch?


    Dass unsere Schulqualität an den Grundschulen nicht ganzu den Bach runter geht, liegt imho daran, dass die Kolleginnen an der GS in der Regel als Teilzeitkräfte für 50-75% von A12 mehr als 150% Leistung bringen. Sie bringen den Jungs auch wunderbar das Häkeln, Weben und Stricken bei. Das sind für unsere zukünftigen Handwerker und Ingenieure auch die zentralen Fähigkeiten ;-). Sobald einer der Jungs sich geschlechtskonform mit Raufen, Kräftemessen und Bäumeklettern befasst, bekommt er Ritalin. Da haben männliche Lehrerkollegen mehr Gespür.


    Dass ein Fachkollege am Gymnasium mehr Vorbereitungszeit als ein GS- oder HS-Kollege benötigt, halte ich für eine Mär. In der Regel unterrichtet ein Gymnasialkollege seit Jahren dieselbe Klassenstufe in einem Fach - oft mehrere Klassen parallel.
    Als GS- oder HS-Lehrer bist du (wie in meinem Profil bemerkt) Zehnkämpfer. Der Klassenlehrer unterrichtet aus pädagogischen Gründen so viele Fächer in der Klasse wie möglich - und möglichst über einen Zeitraum von 2-3 Jahren. Das bedeutet für mich:
    Vorbereitung über mehrere Klassenstufen in Deutsch, Mathe, Englisch, Physik, Chemie, Biologie, Technik, Informatik, Wirtschaftslehre, Berufskunde und Geschichte, dazu verschiedene Aufgaben in der Schulverwaltung.
    Und das mit einem um 2 Stunden höheren Deputat als die Gymnasialkollegen und 600 €umel weniger als ein Oberstudienrat - bzw. Fachleiter.
    Bevor nun einer meint: "Hättest ja auch haben können..." - ich wollte an der Hauptschule arbeiten.
    Und - ich gebe zu - bei der Berufsentscheidung habe ich mehr auf die Aufgabe, als auf die zu erwartende Alimentierung geachtet.
    Was jedoch ncht bedeutet, dass meine Arbeit ein geringeres Gehalt rechtfertigt.
    Spannend wird es in absehbarer Zeit in Ba-Wü. Es gibt nun keine eigenständige Ausbildung zum GHS-Lehrer mehr. Lehrer für HS, RS und GMS werden als Sekundarlehrer ausgebildet. Dadurch werden zukünftig junge Kollegen an die Schulen kommen, die (mit A13) mehr als die altgedienten Hauptschullehrer verdienen werden und in derselben Gehaltsklasse wie die Schulleiter agieren. Im Gegenzug war für Grundschulkollegen schon eine Absenkung auf A11 angedacht, die aber wohl wieder vom Tisch ist.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Wollsocken, richtig das reine Fachwissen ist als Grundschullehrer vielleichtschnell aufholbar (deswegen dürfen wir ja auch nahezu alles unterrichten), aber die Methodik, Didaktik und v.a. wie man mit der Heterogenität umgeht, DAS muss man lernen.


    Dass 9+5=14 ist, ist hier wohl jedem klar. Aber was man tut, wenn ein Kind das partout nicht begreifen möchte. Dafür benötigt man ein Grundwissen. Das gilt natürlich für viele Fächer. Da das Klassenlehrerprinzip aber auch sehr wichtig ist, muss man da leider ein paar Kompromisse eingehen und fachfremd unterrichten.


    Ich habe 12 Jungs in meiner Klasse, alle haben große Schwierigkeiten im emotional-sozialen Bereich. Da sie mich als Bezugsperson haben, kriegen wir es gerade so hin, dass der Schulalltag laufen kann. Mir graut bei der Hälfte sehr vor dem Wechsel nächstes Jahr...


  • ...Sie bringen den Jungs auch wunderbar das Häkeln, Weben und Stricken bei. Das sind für unsere zukünftigen Handwerker und Ingenieure auch die zentralen Fähigkeiten ;-). Sobald einer der Jungs sich geschlechtskonform mit Raufen, Kräftemessen und Bäumeklettern befasst, bekommt er Ritalin. Da haben männliche Lehrerkollegen mehr Gespür.

    Puh... die Aussage solltest du aber nochmal überdenken.
    Auch wenn du das sicherlich mit einem Augenzwinkern meinst.

  • Die andere Alternative wäre in der Tat, bestimmte Aufgabenbereiche einfach mal an Experten abzugeben: also an allen Schulen fest installierte Sonderpädagogen (in ausreichender Zahl!!!), Schulpsychologen, Sozialarbeiter, Lernthearapeuten usw. (in Finnland soll es sogar Schulkrankenschwestern geben....). Solange das aber nicht der Fall ist (also vermutlich für immer) und die Grundschullehrer das alles mitleisten sollen, sollten sie auch die entsprechenden Qualifiaktionen dafür erweben können.

    Genau DAS ist meine Meinung. :) Mir erscheint es viel vernünftiger, so ein komplexes Thema wie das Unterrichten und Erziehen von Grundschulkindern unter mehreren Experten aufzuteilen. Später in der Oberstufe wird der Fachunterricht dann ja auch unter mehreren Experten aufgeteilt. Wenn ein Schüler mit Depressionen oder Essstörungen zu mir kommt, beschränkt sich meine Aufgabe allein auf das Verweisen an entsprechende Experten. Ich werde niemals therapeutisch oder psychologisch-beratend aktiv, weil ich das gar nicht kann!



    Dass ein Fachkollege am Gymnasium mehr Vorbereitungszeit als ein GS- oder HS-Kollege benötigt, halte ich für eine Mär. In der Regel unterrichtet ein Gymnasialkollege seit Jahren dieselbe Klassenstufe in einem Fach - oft mehrere Klassen parallel.

    Jetzt begehst Du genau den Fehler, den Du mir vorhin versucht hast vorzuwerfen - Du schreibst über Dinge, die Du aus Deiner persönlichen Erfahrung nicht beurteilen kannst. Kleine Anmerkung an dieser Stelle: Meine Schwiegereltern in spe sind (mittlerweile pensionierte) Grundschullehrer ;)


    Es ist richtig, dass sich das Kerncurriclulum im Fach Chemie nicht ändert. Genauso wenig ändert sich aber das 1 x 1, das Du an der Grundschule beibringen musst. Nun habe ich aber gerade ein wirklich anstrengendes und anspruchsvolles Semester mit Projektarbeit in einer Schwerpunktfach-Klasse hinter mir. Die Projektberichte, die unsere Schüler da abgeben müssen, müssen den formalen Vorgaben einer wissenschaftlichen Arbeit, wie sie auch an der Uni geschrieben wird, entsprechen. Wenn so eine Projektarbeit gut gelungen ist, ähnelt sie im Umfang und in der Qualität tatsächlich einer Bachelor-Arbeit. Das ist absolut nicht übertrieben! Ich hab an der Uni Bachelor-Studenten betreut und habe genau jetzt einen Projektbericht auf dem Tisch liegen, der dem in der Qualität in fast nichts nachsteht.


    Da es für unsere Schüler das erste mal in ihrem Leben ist, dass sie so eine Arbeit angehen müssen, muss ich als betreuende Lehrperson natürlich extrem viel helfen. Die haben keine Erfahrung und auch noch nicht das nötige Fachwissen, um ihre Versuche wirklich selbständig planen zu können. Sie brüten also erst mal eine Idee aus und ich muss ihnen dann sagen, ob das praktisch umsetzbar ist oder nicht und wie wir das dann tatsächlich angehen. Diesen Teil meiner Arbeit finde ich extrem spannend gerade weil er überhaupt nichts mit irgendwelchen Routinen zu tun hat!


    Wir haben auch jedes Jahr 1 oder 2 Maturarbeiten im naturwissenschaftlichen Bereich dabei, bei denen ich mir denke ... meine Güte, die Arbeit könnte man jetzt direkt an der Uni schon abgeben, so schlau war ich selbst als Schülerin irgendwie nicht.


    Übrigens finde ich die Diskussion, wie wir sie jetzt führen, äusserst spannend und vor allem auch konstruktiv. :)


  • Da es für unsere Schüler das erste mal in ihrem Leben ist, dass sie so eine Arbeit angehen müssen, muss ich als betreuende Lehrperson natürlich extrem viel helfen. ...


    Wir haben auch jedes Jahr 1 oder 2 Maturarbeiten im naturwissenschaftlichen Bereich dabei, bei denen ich mir denke ... meine Güte, die Arbeit könnte man jetzt direkt an der Uni schon abgeben, so schlau war ich selbst als Schülerin irgendwie nicht.

    1. Wenn deine Schüler Arbeiten schreiben, die wissenschaftlichen Kriterien genügen müssen, wieso rechtfertigt das ein höheres Gehalt für Oberschullehrer? Grundschullehrer haben auch studiert, sie haben also wissenschaftliche Arbeiten geschrieben und zudem eine Menge Didaktik gehabt und könnten deine Schüler genauso dabei begleiten, diese Arbeiten zu verfassen.


    2. Auch hier- was hat das mit dem Ausgangsthema zu tun, ob man diese Petition unterschreiben soll, oder nicht? diese intelligenten Schüler haben bereits in einer Grundschule gesessen. Ihre Intelligenz haben sie geerbt, nicht am Gymnasium erworben.


    Deine Begründung, die immer wieder kommt: "hier reicht doch der Realschulabschluss auch" (was übrigens so nicht stimmt, ich habe eben nachgesehen) lässt keine Rückschlüsse über Qualität von Unterricht zu. Außerdem wissen wir nicht, wo die Lehrinhalte der schweizerischen Elementarpädagogen herkommen. Vermutlich doch auch von Hochschulen? und darum gehts: Pädagogik ist eine Wissenschaft, Pädagogik muss universitär bleiben und Gehälter von Lehrern deswegen gleichwertig.

  • Je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr komme ich zur Überzeugung, dass im Besoldungssystem unserer Schulen etwas grundlegend falsch läuft.
    Um möglichst viele Kinder für unsere Wissensgesellschaft 'fit' zu machen, muss die Basisausbildung optimal sein. Diese findet in der Grundschule statt. Dort sollten die fähigsten Lehrer und besten Köpfe unsere Kinder unterrichten.
    Dazu muss jedoch das Gehalt einen Anreiz bieten, diese wichtige Aufgabe zu übernehmen - denn diese Köpfe werden auf dem 'Markt' umworben.
    Daher: A15 und optimale Ausbildung für Grundschullehrer!

    Ähnliches hat meine Mutter auch gerade gesagt, dass doch die anderen davon profitieren und bei besserer Arbeit auch mehr ankommt und das etwas wert wäre. Übrigens Sek I Lehrerin mit A13 ;)

  • Da es für unsere Schüler das erste mal in ihrem Leben ist, dass sie so eine Arbeit angehen müssen, muss ich als betreuende Lehrperson natürlich extrem viel helfen. Die haben keine Erfahrung und auch noch nicht das nötige Fachwissen, um ihre Versuche wirklich selbständig planen zu können. Sie brüten also erst mal eine Idee aus und ich muss ihnen dann sagen, ob das praktisch umsetzbar ist oder nicht und wie wir das dann tatsächlich angehen. Diesen Teil meiner Arbeit finde ich extrem spannend gerade weil er überhaupt nichts mit irgendwelchen Routinen zu tun hat!

    Ja und genau diese Situation haben wir an der Grundschule auch ständig! Nur begegnen halt einem Sechsjährigen andere Inhalte und Anforderungen das erste mal im Leben als deinen Schülern.


    Ansonsten wollte ich noch darauf hinweisen, dass


    Meine Schwiegereltern in spe sind (mittlerweile pensionierte) Grundschullehrer


    eben auch keine persönliche Erfahrung ist. Zumal sich der Beruf des Grundschullehrers in stetigem Wandel befindet. Interessant dazu sind Gespräche mit älteren Kollegen (wie sahen ihre Aufgaben früher aus und wie heute....).
    Ich würde mir insgesamt wirklich mehr Vorsicht wünschen, wenn es darum geht, beurteilen zu wollen, wessen Tätigkeit in der Realität wie aussieht. Ich habe keine Ahnung ob die Arbeit am Gymnasium anspruchsvoller, zeitintensiver, anstrengender, was auch immer ist als meine, weil ich nicht am Gymnasium arbeite! Wenn dann aber ein Gymnasiallehrer mir versichert, dass er einen anspruchsvollen, zeitintensiven und anstrengenden Job hat, dann glaube ich ihm das doch erstmal. Mit Sicherheit kann er das besser beurteilen als ich. Umgekehrt möchte ich aber auch, dass man mir glaubt, wenn ich sage, mein Job ist anspruchsvoll, zeitintensiv und anstrengend. Ich finde es schon schlimm genug, dass man sich regelmäßig von Nichtlehrern erklären lassen muss, wie die Arbeit, die man tagtäglich leistet in Wahrheit aussieht, aber von anderen Lehrern finde ich das schlicht befremdlich.

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

    • Offizieller Beitrag

    Umgekehrt möchte ich aber auch, dass man mir glaubt, wenn ich sage, mein Job ist anspruchsvoll, zeitintensiv und anstrengend. Ich finde es schon schlimm genug, dass man sich regelmäßig von Nichtlehrern erklären lassen muss, wie die Arbeit, die man tagtäglich leistet in Wahrheit aussieht, aber von anderen Lehrern finde ich das schlicht befremdlich.


    Ein nettes Erlebnis heute morgen.
    Telefonat mit meiner Mutter. Ich unterrichte seit jetzt mindestens 7 Jahren (also seit 7 Jahren durchgehen mit mindestens 80%-Stelle, Ref oder Planstelle, davor auch schon mal hier und da Kurse), der Lehrerjob ist aber für meine Eltern scheinbar immer wieder "ach, du hast nichts zu tun, deine arme Schwester, SIE hat viel Arbeit".
    Ich versuche, das Telefonat, nett aber deutlich zu verkürzen, ich habe echt was zu tun, noch 65 Arbeiten auf dem Schreibtisch, 35 davon Oberstufe.
    "Was? 20 Minuten pro Arbeit? das ist doch viiiiiel zu vielll"
    "Nein, 20 Minuten ist für die Mittelstufe, 2. Lernjahr Fremdsprache. In der Oberstufe anderes Fach sind es locker 30-40 Minuten."
    "Aber wann korrigierst du denn das alles?"


    Unglaublich. Wenn selbst Menschen, die das mit am nächsten erleben, sowas noch denken.


    PS: ich könnte die selbe Geschichte als Grundschullehrerin mit "ich muss noch 180 Schreibimpulse-Bildergeschichten ausschneiden / auf unterschiedlichen Papierfarben kopieren / laminieren, sowie differenzierte Mathe-Stationen konzipieren" schreiben. Es war also kein "ich Gym-Lehrerin habe viel zu tun", sondern: draußen kann sich scheinbar kein Mensch nur vorstellen, was wir außerhalb des Klassenzimmers leisten".

  • (was übrigens so nicht stimmt, ich habe eben nachgesehen)

    Jeder, der die Fachmatura mit Berufsfeld Pädagogik abgeschlossen hat, kann sich an der PH für das Studium auf Primar-Lehramt einschreiben. So ist es nun mal. Aber schön, dass Du mir erklären kannst, wie unsere Schülerinnen und Schüler der FMS zu ihren Berufen kommen, davon habe ich als an dieser Schulstufe unterrichtende Lehrperson natürlich keine Ahnung.



    Grundschullehrer haben auch studiert, sie haben also wissenschaftliche Arbeiten geschrieben und zudem eine Menge Didaktik gehabt und könnten deine Schüler genauso dabei begleiten, diese Arbeiten zu verfassen.

    Nein, können sie nicht. Können sie ganz einfach nicht. Punkt. Ich behaupte hier ja wohl auch nicht, dass ich einem Erstklässler das Lesen und Schreiben beibringen könnte. Kann ich nicht. Punkt.



    Umgekehrt möchte ich aber auch, dass man mir glaubt, wenn ich sage, mein Job ist anspruchsvoll, zeitintensiv und anstrengend.

    Glaube ich Dir doch. Ich habe das, worauf Du Dich im Zitat beziehst, nur geschrieben, weil uns Gymnasiallehrern jetzt schon zum x.ten mal unterstellt wird, wir würden jedes Jahr den gleichen Schmu mit den gleichen vergilbten Kopien in 5 Parallelklassen unterrichten.


    Nun gut. Ich steige aus der Diskussion hier endgültig aus. Mir wird ja doch nur jedes mal wieder unterstellt, ich würde meine Kolleginnen und Kollegen an den Primar- bzw. Grundschulen nicht ausreichend wertschätzen und würde versuchen, mich intellektuell zu erheben. Da kann nicht noch 3 x schreiben, dass es nicht so ist - nützt nichts.

  • PS: ich könnte die selbe Geschichte als Grundschullehrerin mit "ich muss noch 180 Schreibimpulse-Bildergeschichten ausschneiden / auf unterschiedlichen Papierfarben kopieren / laminieren, sowie differenzierte Mathe-Stationen konzipieren" schreiben.

    Und was dabei ist jetzt genau die Begründung für A13?


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Glaube ich Dir doch.

    Ja, das weiß ich und ich glaube dir umgekehrt auch, dass du deine Vorschläge nicht abwertend meinst (habe ich in der Tat auch nie so gelesen). Dennoch muss dir auch klar sein, dass die Meinung, man benötige für Grundschullehramt kein Abitur/Studium bedeutet, dass diese Aufgabe weniger anspruchsvoll ist, schneller zu erlernen und geringere geistige Fähigkeiten erfordert. Das sehe ich in der Tat anders.
    Die Bitte um mehr Vorsicht beim Urteilen über andere bezog sich aber nicht direkt auf dich (na gut vielleicht so'n ganz kleines bisschen auch) sondern ganz allgemein auf diverse andere Beiträge hier, z.B. diesen:


    Also wenn's für alle das Gleiche gibt, will ich dann auch meine pünktlichen Feierabend haben und mit nicht mehr die Abende, Wochenenden, Ferien und Feiertage mit ewig währenden Klausur-Korrekturen verbringen. Und wir machen dann alle paar Jahre Ringtausch: Die GruMis nehmen die Abitur-Prüfungen ab und ich fahre währendessen mit den Kiddies in den Zoo.

    Solche Äußerungen finde ich in der Tat abwertend.

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Angeblich haben ja auch alle Erzieherinnen Realschulabschluss. Das mag ich bei dem Sprach- und leider teilweise auch Denkvermögen nicht glauben. Sorry, dass ich auf dem Thema rumreite, aber mit 2 Kindern hab ich da schon so einiges nicht fassbares erlebt.

  • @ Anja82
    Kann ich dir nur zustimmen. Wenn wir sehen, aus welchen Kindergärten unsere zukünftigen Erstis kommen, wissen wir in der Regel schon Bescheid.
    Und gerade im KIGA werden so wichtige Grundsteine gelegt.

    Ich bin Grundschullehrer, ich muss nicht die Welt retten!!!

  • Da ja hier konsensmäßig offenbar gilt: "Je jünger die Kinder, desto wichtiger die pädagogische Arbeit", schlage ich Folgendes vor:


    A16 für die Erzieherinnen in den Kitas
    A15 für die Grundschullehrkräfte
    A14 für die Sek I-Lehrer
    A13 für die Gymnasiallehrer
    A12 für die Junior-Profs
    A11 für die regulären Uni-Profs


    In einer Zeit des Negativ-Zinses sollte auch das möglich sein.


    Gruß !

  • Albern, schade, dass du nicht in der Lage bist sachlich zu diskutieren.


    Ja ich bin dafür, dass Erzieher wesentlich besser gebildet sind und ausgebildet werden. Konsequenterweise dann auch mit mehr Gehalt. Bei allen Lehrergruppen sehe ich zwar unterschiedliche Schwerpunkte in der Arbeit, aber kein Lehramt, welches deutlich mehr arbeitet als andere. Also daher gleiche Bezahlung für alle.


    Bei uns wird in naher Zukunft die Konrektorenstelle zwangbesetzt, weil sich seit 5! Jahren niemand findet. Und warum sollte ich das auch machen? Damit ich genauso viel verdiene, wie unsere Sonderpädagogin?

Werbung