Petition A13 für Grundschullehrer_innen - Eure Meinung

  • Da das als Aufhänger für die Petition genommen wird: Wieso ist das eigentlich so?

    Herr Rau, ich vermute, dass Frauen bessere Nerven für die Sorgen, Belange, Unaufmerksamkeiten und sonstigen Freuden KLEINER KINDER haben als Männer und dass das deshalb so ist.
    Schau mal in die KiTas.... Da sieht es doch nicht anders aus.

  • Mein Studium geht von Klasse 1-10. Warum werde ich dann also nur auf Grundschulniveau bezahlt? Dazu saß ich in denselben fachwissenschaftlichen Mathe-Seminaren, wie die Gym-Kollegen.


    Warum ist die Frauenquote bei 90%? Weniger Aufstiegschancen (maximal die Schulleitung, keine Abteilungsleitungen etc., weniger Prestige (Männern ja durchaus wichtig) es kommt eben nicht so an, wenn man sagt, dass man Grundschullehrer ist oder eben Gymnasiallehrer, weniger Geld, und dann vielleicht noch der hohe Erziehungsanteil.

    Da saß ich auch... ;) Und ich will mal auf eine Gymnasialkollegin zu sprechen kommen, die vor zwei Jahren an unserer Gemeinschaftsschule nach längerer Gymnasialtätigkeit mit einer ähnlich arroganten Einstellung aufschlug, wie sie hier einige Herrschaften haben. Um es kurz zu machen: mittlerweile hört man davon nichts mehr bei ihr, ganz im Gegenteil, sie äußert mittlerweile auch Unverständnis über die ungleichen Bedingungen für Lehrer... und schüttelt über ihr anfängliches Auftreten nur noch selbst den Kopf. Mein Bruder unterrichtet Mathe und Englisch auch in der Oberstufe, der jammert allenfalls darüber, dass Korrekturen so gehäuft anfallen, sieht aber das er in anderen Zeiten mehr Luft hat.

    Sei immer du selbst! Außer, du kannst ein Einhorn sein - dann sei ein Einhorn! :verliebt:

  • All diese Professoren, die diese kleinen Kleinigkeiten das Beibringen von 1+1 noch beibringen. Ob da die anderen Profs auch so arrogant hinunter gucken?


    Man sieht an nicht ausgebildeten Mathe-Fachkräften, wie ein fehlendes Studium eben in die Hose gehen kann. Mathe in der Grundschule, Rechnen lernen, ist eben nicht nur 1+1.

    Das gilt aber nicht nur für Mathe, sondern auch in besonderer Form für Englisch und Deutsch - da tun sich Abgründe auf, wenn Schüler in die fünfte Klasse kommen und fachfremd Englisch oder Deutsch unterrichtet wurde...

    Sei immer du selbst! Außer, du kannst ein Einhorn sein - dann sei ein Einhorn! :verliebt:

    • Offizieller Beitrag

    Das Fachstudium ist - oder war, vor der Modularisierung (?) - einem Diplom oder Magisterstudium asbolut vergleichbar. Das stimmt. So what?? : die inhaltliche Leistung ist im Abitur und in den Prüfungen nun wirklich sowas von lauwarmes Wasser. Von dem, was ich im Studium im Bereich Sprachphilosphie und -logik, Neurolinguistik, formaler und mathematischer Linguistik sowie Mediävistik und so weiter geleistet habe, brauche ich genau nullkommajosef Prozent im Beruf. Das hab ich nur gemacht, weil's da war, weil's interessant war, weil ich's wollte und konnte - und zum Teil musste. Vielleicht kommt daher heute etwas der Sicherheit, die ich habe, wenn Schüler mal aus der Lameng fragen und Interesse über das Geforderte hinaus haben (wie oft kommt das genau vor?) - aber zum Überleben braucht man's nu wirklich nicht.


    Und die inhaltliche "Leistung" im Bereich Abitur ist echt knöcheltiefes, lauwarmes Wasser. Es ist mir genau noch nie passiert, dass da Aufgaben oder Themen drankommen, die irgendwie unter für mich (oder die Kollegen) "schwierig" fallen. Und, sorry, Faust oder Shakespeare kapieren ist für mich kein herausfordernder Auftrag. Und für meinen Mann ist die Schulmathemathik ein Witz. Für meinen guten Freund die Schulphysik und Chemie. Und wenn das für jemanden nach dem Studium eine Herausforderung sein sollte - ist es sein Problem.


    Abiturvorbereitung ist viel Arbeit. Keine inhaltlich unbewältigbar schwierige, aber richtig viel. Das ist die Arbeit bei den Grundschullehrern auch, auf anderen Gebieten: Differenzieren, Fördern, Berichte, endlose Elternarbeit, Materialorgien, Inklusion, nochmal Inklusion, heterogenste Klassen, individualisierte Anforderungen, Diagnosen, Tests, Lernstandserhebungen, Beratung, ....
    Ich hab Korrekturen ohne Ende. Der Kunst- und Erdkundekollege bei uns eher nicht. Der Sport- und Ethikkollege auch nicht. Die Grundschullehrerin aus der 4. eher schon.
    Ich hab Gymnaisalschüler (überwiegend) und die Grundschulkollegin hat alles. Aber sowas von alles. Absolut alles-alles-alles. Dazu braucht sie enorm viel Fachwissen, vom Spracherwerb (Muttersprache) über Spracherwerb (nicht-Muttersprache), Motorik, Pädagogik, Logopädie, Psychologie, Sozialpädagogik, Diagnostik, Begabungsforschung, Erziehungswissenschaften, Lerntheorie, Hirnforschung...xyz. Ich hatte da insgesamt drei Veranstaltungen in den Erziehungswissenschaften oder so. Wenn's hoch kommt. Welche Seminare sind da "wertvoller"? Und warum?
    Ich sitze viel am Schreibtisch nach dem Unterricht. Meine Grundschulkolleginnen auch. In den Ferien nicht so viel wie ich - aber auch nicht weniger als oben genannter Kunst&Erdkundekollege.
    Ich habe Pausen auch während meines Unterrichts. Manchmal. Wenn alle arbeiten. Dann geh ich im Kopf mal ne Einkaufsliste durch und guck aus dem Fenster. Meine Grundschulkollegen haben das nie. Aber nie-nie-nie. "Frau LEEEHRERIIIN? Mein Blatt ist auf den Boden gefallen und der Fritz hat's aufgehoooben."
    Die Arbeitsbedingungen in den GSen hierzulande sind ... ich weiß gar kein Adjektiv dafür. In kleinen Systemen kann man nicht fehlen, dann ist sofort Weltuntergang, Daueraufsicht - immerimmerimmer, Durcharbeiten ohne Pause, kaum Stundendeputate für Zusatzaufgaben (bei uns kriegt man doch für jeden Furz ne A14, da lachen die Grundschulleute drüber: die machen diese Aufgaben schon IMMER einfach so on top: Bibliothek, AGs, Beratung, Steuergruppen, Fortbildung, Inklusion, Fordern, Fördern...). Mittlerweile sind diese Systeme weder einfach zu leiten noch ist es trivial, darin zu arbeiten: also eben nicht wie das gute alte Gerücht "morgens hingehen, was mit Kindern machen und mittags wieder heimgehen". Die Belastungen entsprechen denen an anderen Schulen, die Komplexität ebenfalls.


    Ich kenne nur Gymnasiallehrer, die Grundschullehrern gegenüber so eine herablassende Haltung haben, die selbst nicht wirklich mit welchen (oder deren Arbeit) zu tun haben (oder nur mit so lauwarmen Exemplaren, die wir aber auch haben).
    Ich habe mit Grundschulen zu tun. Und mein Respekt wächst jährlich. Und natürlich unterschreibe ich so eine Petition.


    Vor allem aber - und das ist für mich neben dem wie ich finde völlig überzogenen "Qualität des Studiums"-Gedöns die viel, viel wichtigere Frage: ich wundere mich auch jetzt wieder darüber, wo diese unsägliche Haltung herkommt: "Wenn es einem anderen besser gehen soll, wird mir was weggenommen". Ichichichcih, ich will aber mehr haben als du! Und dafür finde ich Argumente, bis ich nen Riss in der neuronalen Vernetzung habe.
    Oder: "Die sollen unten bleiben, dann bin ich weiter oben"!


    Diese Haltung finde ich so arm. Richtig, richtig arm. Wozu braucht man das? Für's Ego?
    Die Frage konnte mir noch nie einer derer, mit denen ich mich über dieses Thema gerne fetze, beantworten. Bei mir kristallisiert sich langsam eine Antwort raus, die was mit Dünkel, Sebstüberschätzung, Missgunst oder einfach Ignoranz zu tun hat. Irgendwas davon wird's schon sein.


    A 13 für alle! :cash: :cash:

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Schließe mich dem an: Danke an Meike für diesen Beitrag!!!! Spricht mir aus der Seele, erspart mir gerade viel Schreibarbeit und hätte ich so schön nicht formulieren können.
    Zu dieser Frage:


    Vor allem aber - und das ist für mich neben dem wie ich finde völlig überzogenen "Qualität des Studiums"-Gedöns die viel, viel wichtigere Frage: ich wundere mich auch jetzt wieder darüber, wo diese unsägliche Haltung herkommt: "Wenn es einem anderen besser gehen soll, wird mir was weggenommen". Ichichichcih, ich will aber mehr haben als du! Und dafür finde ich Argumente, bis ich nen Riss in der neuronalen Vernetzung habe.
    Oder: "Die sollen unten bleiben, dann bin ich weiter oben"!

    empfehle ich mal Kohlberg zu lesen (Stufen der Moralentwicklung). Sehr erhellend kann ich nur sagen.
    Ein interessanter Nebeneffekt, der sich nach jahrelanger Arbeit mit kleinen Kindern einstellt, ist übrigends der, dass es einem irgendwann sofort ins Auge springt, wenn sich Erwachsene in ihren Argumentationen genau auf demselben Level bewegen. Zwischen der heutigen Bauklötze-Debatte meiner Erstklässler und einigen der hier dargebrachten "Argumente" sehe ich auch schon wieder erstaunliche Parallelen...

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Oh Gott wie peinlich, jetzt habe ich auf meinen eigenen "mag ich" Button gedrückt... wollte eigentlich was anderes anklicken (weiß aber nicht mal genau was eigentlich...) ... soviel zur Verfassung eines durchschnittlichen Grundschullehrers am Ende einer Schulwoche. Ich fürchte es gibt keine Möglichkeit, das wieder rückgängig zu machen, oder...? Peinlich.

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Ich fürchte es gibt keine Möglichkeit, das wieder rückgängig zu machen, oder...? Peinlich.

    :rofl: Doch doch ... Du musst einfach wieder auf den "Like"-Knopf drücken, dann hast Du "entliked".

  • Ein interessanter Nebeneffekt, der sich nach jahrelanger Arbeit mit kleinen Kindern einstellt, ist übrigends der, dass es einem irgendwann sofort ins Auge springt, wenn sich Erwachsene in ihren Argumentationen genau auf demselben Level bewegen.

    Korrelieren bei dir diese Erwachsene auch stärker mit der Menge finanziell besser gestellter Eltern? Kapitalismus ist schon was feines.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • An Wollsocken: Oh Danke, da bin ich erleichtert.


    An Thamiel: Interessante Frage, da müsste ich mal länger drüber nachdenken.

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

    Einmal editiert, zuletzt von icke ()

  • Firelilly, ich werd mich jetzt nicht zu allem von dir äußern, das ist mir gerade gelinde gesagt die Zeit nicht wert.


    Aber:
    1. Leg deine unberechtigte Arroganz bitte ganz fix ab. Abi-Klausuren und die Unterrichtsvorbereitung für Leitungsuse etc sind nicht Ohne. Da geh ich vollkommen mit. Aber warum verflucht nochmal verdient ein Realschullehrer in Deutschland immer noch weniger als ein Gymnasiallehrer, OBWOHL die meisten Gymlehrer genau wissen, das sie mit ihrer Arbeitseinstellung Wasser saufen gehen würden an eineer Realschule oder sogar an einer Hauptschule?
    Wir leisten alle pädagogische Arbeit und Bildugnsarbeit, dafür werden wir bezahlt.
    Warum kann ich aber als Gymnasiallehrer, der ich per 1. Staatsexamen nun mal bin, mich hinstellen und mehr Geld bekommen, OBWOHL ich an einer ISS (Hauptschulcharakter) arbeite und OBWOHL ich ein fachlich fundierteres Studium abgeschloßen habe als meinetwegen ein Hauptschullehrer? Warum kann ich als Gym-Lehrer an eine Grundschule gehen und kriege das Gehalt eines Gymlehrers?
    Als Gymlehrer kannst du an einer Haupt- und Realschule arbeiten und hast vmtl. im ersten Jahr nochmal Lehgeld zu bezahlen, weil du mit Goldener Käfig Gehabe nicht weit kommst bei den Schülern. Als Realschullehrer kann man (rein theoretisch) auch eine Abiturklasse unterrichten, man muss sich drauf vorbereiten und Neues lernen.
    Wenn ich mir anschaue, was meine ehemalige Mitbewohnerin alles in der Grundschule leisten muss für nen "Hungerlohn": Förderberichte, Elterngespräche, Entwicklungsgespräche, viel mehr Konferenzen etc. etc. etc.


    2. Denk doch bitte mal an die Gym-Kollegen, die so arrogant rumstolzieren und meinen sie wären was Besseres und dabei gleichzeitig didaktische Nieten sind. Da bringt uns unser super Fachstudium Nischt.


    3. Wenn ich mir anschaue, was alles mit mir im Ref saß an "Gymnasiallehrer": Leute die ein wunderbares Fachstudium gemacht haben und von Tuten und Blasen keine Ahnung hatten.


    4. Denk mal über Folgendes nach: Was machst du, wenn die Grundschullehrer das gymnasiale "Schülermaterial" nicht vernünftig erziehen und grundbilden? Einen Teil der Kinder kannst du dann evtl noch an eine Haupt- oder Realschule verfrachten und der Rest, der vlt. die Noten mit bringt aber erzieherisch nichts beigebracht bekommen hat? Was machst du mit denen als Gym-Lehrer?


    5. Ich habe durch meine Arbeit im wissenschaftlichen Bereich und während meiner Promotion einige Glanzmenschen der Gymnasiallehrer kennen lernen dürfen, die sich in der akademischen Welt versucht haben und auf Standesdünkel machen wollten. Bei Vorstellungen "Ich bin aber Frau Studienrätin soundso" oder "Ich bin aber Frau Dr. Oberstudiendirektorin" waren da keine Seltenheit. Augenrollen und Belächeln der wissenschaftlichen Kollegen ebensowenig, denn oftmals war es einfach nur im O-Ton: Ich habe keine richtige Fachausbildung sondern nur so eine Dreiviertel, deswegen bestehe ich jetzt auf meinem Studienrat.....
    Wir hatten in einem meiner Forschungsprojekte einen Prof. der dann regelmäßig sagte "Schön, kauf dir nen Keks und geh mit den Kindern spielen, die richtigen Wissenschaftler fangen jetzt mal mit der Arbeit an.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
    • Offizieller Beitrag

    Vielen Dank, Meike! Dem ist nichts hinzuzufügen.


    Doch, eins noch: Ich kenne sie, die Lehrerinnen, die nach der 10. Klasse eine "Fachschulbildung" zur Grundschullehrerin machten. Sie haben gelernt, den damals gültigen Lehrplan nach einer Handreichung, die Stunde für Stunde vorgibt, durchzuführen. Zusätzlich haben sie viel Erziehung und Psychologie gelernt. Eine Reihe von ihnen erlebe ich als sehr gefordert, wenn es darum geht, den neuen Rahmenlehrplan oder ein anderes Lehrwerk zu verwenden. "Du musst mir dann erklären, wie wir mit den Heften arbeiten sollen!" (Ich unterrichte Mathematik offiziell "fachfremd", weil ich es "nur" mit allen anderen Lehramtsstudenten im gleichen Hörsaal studiert habe, aber das 1. Staatsexamen nie abgelegt und damit auch keinen Vorbereitungsdienst in dem Fach gemacht habe. Bis auf 3 Seminare musste ich mir die gesamte Didaktik alleine und in wenigen verfügbaren Fortbildungen aneignen. Wenn einer Expertin wäre, dann die Kollegin, die sich aber nicht mehr als solche fühlt, sobald sie etwas Neues selbstständig lesen oder erarbeiten soll.) Eine dieser Kolleginnen möchte sogar bei mir hospitieren, weil sie sich anschauen möchte, wie man 2fach (!) differenziert.
    Ich halte ein Studium für Grundschullehrer - besonderes in Anbetracht der oben genannten vielfältigen fachlich-erzieherisch-psychologisch-therapeutisch-logopädischen etc. Aufgaben, die sich ständig ändern und ständige Anpassungsfähigkeit und großes autodidaktisches Können erfordern - für unbedingt notwendig.

  • Das Gender-Argument zählt für mich nicht, weil jeder seinen Beruf frei wählen kann.


    Ich bin dennoch für A13 für Grundschullehrer.
    Die Grundschullehrer, die ich kenne, arbeiten deutlich mehr als die mir bekannten S1/S2-Kollegen.
    Die Schülerschaft ist deutlich heterogener und erfordert mehr Differenzierung als in den anderen Schulstufen.
    Das spiegelt sich z.B. in offenerem, stärker kompetenz- und handlungsorientiertem Unterricht wieder, der viele Stunden Vorbereitung und Materialerstellung erforderlich macht.


    Die fachlichen Anforderungen im engen Sinn mögen im Alltag vielleicht geringer sein, wenn man fachlich mit Fachinhalt gleich setzt. Sobald man sich die fachdidaktischen und methodischen Anforderungen ansieht, kehrt sich das aber um. Von den pädagogischen Herausforderungen will ich gar nicht reden....
    Insofern hat das Professionswissen vielleicht andere Schwerpunkte, ist aber sicher gleichwertig zu dem anderer Lehrämter.


    Mit dem Studium-Argument kann ich nicht viel anfangen. Es ist egal, wie sich das nennt. Entscheidend ist die Qualifikation, die dabei erworben wird und wie diese angewendet wird. Hier in NRW studieren übrigens alle Lehrer und die Studiengänge sind zum Teil sogar recht ähnlich.


    Das von Firelilly genannte Leistungskurs-Argument kann ich persönlich nicht nachvollziehen. Ich finde es leichter Unterricht vorzubereiten bei dem ich viele Wochenstunden zur Verfügung habe. Der fachinhaltliche Anspruch fordert mich nicht. Sämtlicher Schulstoff ist doch ziemlich trivial, wenn man studiert hat. Zumindest ist das in meinen Fächern so.


    Insgesamt sehe ich keine stichhaltigen Gründe, die eine schlechtere Besoldung der Grundschullehrer bei höherer Pflichtstundenzahl und eingeschränkteren Aufstiegschancen rechtfertigen. Von daher sollte das dringend angepasst werden.

  • (Beinahe) volle Zustimmung zu Meikes Post. Die Aussagen zur Problematik der Besoldung von Grundschullehrern und zur mangelnden Solidarität zwischen Lehrämtern kann ich nur unterschreiben. Allerdings würde ich der folgenden Aussage widersprechen wollen:

    Von dem, was ich im Studium im Bereich Sprachphilosphie und -logik, Neurolinguistik, formaler und mathematischer Linguistik sowie Mediävistik und so weiter geleistet habe, brauche ich genau nullkommajosef Prozent im Beruf. Das hab ich nur gemacht, weil's da war, weil's interessant war, weil ich's wollte und konnte - und zum Teil musste. Vielleicht kommt daher heute etwas der Sicherheit, die ich habe, wenn Schüler mal aus der Lameng fragen und Interesse über das Geforderte hinaus haben (wie oft kommt das genau vor?) - aber zum Überleben braucht man's nu wirklich nicht.

    Ich brauche die Inhalte meines Studiums natürlich nicht "zum Überleben" im Unterricht. Aber das Fachstudium stellt für mich schon eine unverzichtbare Grundlage meiner Arbeit dar. Die konkreten Inhalte aus dem Hauptseminar "Frühneuhochdeutsche Bibelübersetzungen" und aus dem Proseminar "Barockes Jesuitendrama" brauche ich tatsächlich nicht; dazu kommen auch eher selten sponaten Fragen aus der Klasse. Aber auch über diese Seminare habe ich gelernt, wie Sprache und Literatur funktionieren. Und dieses Grundverständnis ist meines Erachtens nach unabdingbar, um dann auch die trivialen Unterrichtsinhalte wie "Verbkonjugation" oder "Lyrik des Expressionismus" didaktisch aufzubereiten. Nur indem ich das große Ganze im Blick habe, kann ich festlegen, welche Aspekte eine Themas wichtig sind - auch für spätere Themen oder sogar für andere Fächer, und antizipieren, wo mögliche Schwierigkeiten liegen.


    Ich gehe übrigens davon aus, dass das in der Grundschule ähnlich ist. Da ist vielleicht das barocke Jesuitendrama nochmal ein wenig unwichtiger, aber das fach- und erziehungswissenschaftliche Grundverständnis muss doch auch hier die Grundlage für die Unterrichtsvorbereitung sein. Also: Grundschullehramt muss unbedingt an der Uni bleiben. Und die Besoldung muss angepasst werden.

  • Hab jetzt alles nur quergelesen. Vielleicht war dieser Aspekt auch schon genannt:
    Berichtszeugnisse!
    (Je Schüler ein 2-seitiges Wort-Gutachten. Bei 28-30 Schülern sitzt man da seine Zeit. -in Bayern)


    Die Gymnasiallehrer tragen nur ein paar Noten in die Zeugnis-Maske ein.

    • Offizieller Beitrag

    WillG, Mir ging's auch nicht um nicht "brauchen" im Kompetenzsinne, da kann man's schon gebrauchen, sondern um direktes, anwendbares Brauchen des Fachwissens. Wegen der angeblichen "inhaltlichen Herausforderung" im Schulbetrieb, die angeblich ein höheres Gehalt rechtfertigt. Du weißt schon.


    Nicht mehr an WillG: Ich halte übrigens umgekehrt auch nichts vom arrogante-Gymnasiallehrer-bashing, das ich hier auch zum Teil etwas verallgemeinernd raushöre: das hilft genauso wenig weiter. Die stehen überwiegend schon lange nicht mehr nur Halbwissend dozierend vor Klassen rum. Und viele haben ein hervorragendes Fachwissen, weil sie es haben WOLLEN. Und gute pädagogische Kompetenzen, oft autodidaktisch erworben.


    Für mich ist der springende Punkt immer noch der, den ich oben genannt habe: die ätzende Haltung der Missgunst und der Abgrenzungswille gegen vermeintliche "Gegner".

  • Interessant, dass sich ausgerechnet die Gymnasialkollegen so viel mehr gefordert und qualifiziert fühlen.


    Wer doch wirklich die A***-Karte hat, sind wir Gesamtschullehrer Sek II/I. Wir haben vom geistig Behinderten bis zum Hochbegabten die ganze Bandbreite in den Klassen 5–10 sitzen, wir differenzieren hier auf mindestens 2, meist mehr Niveaustufen, und zwar in allen Stunden, wir haben psychische und soziale Problemlfälle, nebenbei noch teilweise unalphabetisierte Flüchtlinge in den Klassen UND geben Leistungskurse und prüfen im Abitur. Dafür wird unserer Schulform auch nur ein Bruchteil der A14-Stellen zugesprochen, die ein Gymnasium hat.
    Wir arbeiten uns kaputt ohne Aufstiegschancen und mit der Arroganz der Gymnasialkollegen vor Augen, die meist von Differenzierung nichts wissen wollen und die problematischen Schüler einfach abschulen.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.


  • Vor allem aber - und das ist für mich neben dem wie ich finde völlig überzogenen "Qualität des Studiums"-Gedöns die viel, viel wichtigere Frage: ich wundere mich auch jetzt wieder darüber, wo diese unsägliche Haltung herkommt: "Wenn es einem anderen besser gehen soll, wird mir was weggenommen". Ichichichcih, ich will aber mehr haben als du! Und dafür finde ich Argumente, bis ich nen Riss in der neuronalen Vernetzung habe.

    :rotfl:


    Ich konnte nicht mal ein Argument dafür finden. Aber den Riss konnte ich hören...


    Im Ernst, wer schon mal versucht hat, einem 9-Jährigen die schriftliche Division so zu erklären, dass er das Prinzip wirklich versteht, hat nichts Geringeres geleistet, als einer, der einem Elftklässler plausibel erklärt, was es mit Kurvendiskussionen auf sich hat.


    Je länger ich darüber nachdenke, desto weniger Unterschiede sehe ich in den verschiedenen Schularten. Didaktisches Aufbereiten bleibt didaktisches Aufbereiten, Lehren bleibt Lehren. Lediglich das selbständige Arbeiten nimmt mit Alter und Selektion zu.

  • :rotfl:
    Im Ernst, wer schon mal versucht hat, einem 9-Jährigen die schriftliche Division so zu erklären, dass er das Prinzip wirklich versteht


    ...und dazu rapt (rappt?)
    ...und Turnübungen durchführt, damit sich Eselsbrücken über die Reihenfolge der Schritte einprägen
    ...und hinsetzt und für die Kinder, die es auch so nicht verstehen, zeilenweise bunte Kästchen mit Textmarker markiert
    ...nach einigen Tage die Schnauze voll hat und ein Programm für 60 Euro kauft, damit es schneller geht

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