Hat jemand von Euch Erfahrung mit der Beschulung von Flüchtlingskindern, die weder Deutsch können noch alphabetisiert sind?
Was kann ich so einem Kind an Material bieten, während meine Klasse (5.) Fachunterricht hat? Die üblichen Hilfen für Flüchtlinge (Bildwörterbücher u.a.) funktionieren bei ihm ja nicht. Gibt es Arbeitsmaterial ohne Schrift? Das Kind kann ja nicht wochenlang nur malen, bis meine DAZ-Kollegin es hinreichend alphabetisiert hat.
Flüchtlingskind ohne Alphabetisierung
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Lass das Kind halt malen.
Die Kinder lernen, was sie können und wollen, wenn sie soweit sind.Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, dass die Kinder einfach bei den anderen sitzen und sehen, was die machen. Wenn die Kinder dann noch ein bisschen miteinander reden dürfen, kommt vieles von alleine. Unterstützend Material für den Schreibprozess, damit die Buchstaben gelernt werden.
Außerdem kann Grundschulmaterial sicherlich helfen. Anlauttabellen. Aber ein Kind ohne Alphabetisierung und Deutschkenntnisse braucht vor allem viel Aufmerksamkeit und Zuwendung.
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Ich sehe dies ähnlich wie Zreamo. Das Kind wird Zeit brauchen, sich in sein neues Leben einzufinden. Gib ihm einfach die Möglichkeit, das zu tun, was es möchte. Es wird viel von den anderen Kindern lernen, indem es dabei ist. Und zwischendurch kannst du mit ihm einfaches Sprachverständnis üben, z.B. kleine Aufträge geben wie "Verteile bitte die Arbeitsblätter" oder es etwas herumzeigen lassen. Und wenn es malen möchte, weil es eine Pause braucht von der intellektuellen Herausforderung in einem anderssprachigen Umfeld zu sein, lass es malen. Du kannst dann ja das Gemalte mit ihm verbalisieren.
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Im Prinzip sehe ich es auch so.
Nur Anlauttabellen nutzen hier gar nichts, weil die Kinder die Bilder ja nicht benennen können - sie müssten dazu ja die deutsche Bedeutung kennen. Eine Anlauttabelle in Landessprache haben evtl. die DaZ-Kolleginnen.
Ich habe unterschiedliche Erfahrung mit Flüchtlingskindern gemacht, die noch nicht Schreiben/Lesen konnten.
Einige sind sehr motiviert und schaffen es innerhalb kurzer Zeit den Stoff aufzuholen und konnten nach 1-2 Jahren der Regelklasse folgen.
Andere wiederum schaffene es nicht, fühlen sich nicht angesprochen, werde sozial auffällig und stören den Unterricht erheblich.
Diese Kinder einfach in Regelklassen zu setzten und die betroffenen Lehrkräfte damit weitgehen allein zu lassen - no go .
Aber dazu gibts ja hier schon genug Beiträge. -
Bei LÜK-Kästen gibt es z.B. Karten, bei denen Muster fortgesetzt werden müssen oder eben mit Rechenaufgaben -letzteres nur möglich, wenn das Kind Zahlen lesen kann. Auch bei Logico oder vermutlich bei Systemen mit Selbstkontrolle anderer Anbieter gibt es solche Aufgaben genauso. Ich hatte früher z.B. einen Sabefix-Kasten für die Kinder, die schon fertig mit ihren Aufgaben waren, da gab es einige Aufgaben zur Konzentrationsförderung, Förderung der visuellen Wahrnehmung etc.
Tangram, das Mitbringspiel von Ubongo, Camelot, Rush hour, Solitär, Puzzles, Sudokus, Dominos…
Zum Buchstabenlernen: Meiner Nichte habe ich mal ein (Bilder-)Buch geschenkt, das hieß "Mein schönstes Tier ABC". Auf jeder Seite ist ein Tier abgebildet, der Anfangsbuchstabe steht daneben sowie der Name des Tieres und ein Reim dazu. Man kann dann auf einen Knopf drücken und hört den Buchstaben, den Tiernamen und -ich glaube- das Tiergeräusch dazu. Da der Tiername und der Buchstabe vorgesprochen werden, kann man so den Namen des Tieres lernen und gleichzeitig den Laut (mit passendem Großbuchstaben) kennenlernen. Dazu Arbeitsblätter mit dem Buchstaben anbieten, bei dem das Schreiben geübt wird.
TipToi Bücher oder entsprechende Bücher von anderen Firmen sind ebenfalls sinnvoll. Meine Eltern geben zur Zeit Deutschkurse für Flüchtlinge und die Kirchengemeinde hat da einige für die Kinder angeschafft, mit denen sie schön außerhalb des Kurses lernen können. Die Wörter werden den Kindern durch den Stift "vorgelesen".
Meine Kinder hatten früher einen "Lerncomputer" von der Oma bekommen, dort wurde ein Bild z.B. von einem Apfel gezeigt und dann vorgesprochen "A wie Apfel" und man musste das "A" finden. Solche Spiele gibt es mit Sicherheit als App und im jeden Fall für den PC, Nintendo…was man evtl. greifbar hat.
Das Kind kann seinen Namen schreiben üben. Auch ohne verstanden zu haben, wie man liest, kann es einfach die Schreibewegung üben und festigen, wie der geschriebene Name aussieht (wie Schreibanfänger im Kindergartenalter das sonst machen).
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Vielen Dank für die Ratschläge!
LÜK, super Idee! Vorschul-LÜK und erste Rechen u. Schreibübungen habe ich noch von meinen Kindern zu Hause liegen! Die Sachen werde ich mal durchsehen. -
Schau doch auch mal über die Suchfunktion, es gab ja schon einige Threads zu DaZ Themen, in denen auch viele Tipps zusammen kamen.
An die Tiptoi Stifte kannst du auch einen Kopfhörer anschließen, es ist also wirklich auch im Klassenverband nutzbar, das Kind stört dann nicht. Wobei es natürlich sinnvoll wäre, die Wörter auch nachzusprechen.
Um sich die Anlauttabelle alleine zu erarbeiten, eignet sich auch hervorragend Lernsoftware, die es zu vielen Anlauttabellen oder im Gesamtpaket Kl. 1 gibt. Sofern ihr einen Laptop mit Kopfhörern habt, ist das eine super Sache. Alternativ kann ich auch die Arbeit mit der "Lernwerkstatt" (auch für Mathe) oder "Multidingsda" (Wortschatzerweiterung) empfehlen. Sehr hilfreich, vor allem, weil das Kind eben selbstständig damit arbeiten kann.
Die Zahlen bis 20 wird das Kind bestimmt recht schnell drauf haben, da würde ich einfach Material/Arbeitshefte aus Kl. 1 nehmen, wo Mengen-Zahlzuordnungen drin sind, die Schreibweise geübt wird usw.
Viel Erfolg!
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Mathe ist kein Problem. Dafür sorgt mein Kollege.
Ich frage mich bloß, was ich mit dem Kind in Fächern wie Politik oder Deutsch mache.
Ich habe jetzt mal ein Heftchen mit Vorübungen zum Schreiben heruntergeladen, in dem man verschiedene Sache nachspuren muss. Vielleicht macht ihr das Spaß und hilft ihr zugleich beim Schreibenlernen. -
Mathe ist kein Problem. Dafür sorgt mein Kollege.
Ich frage mich bloß, was ich mit dem Kind in Fächern wie Politik oder Deutsch mache.
Es kann doch auch während des Politikunterrichts an den Mathe- oder Deutschmaterialien arbeiten, das ist doch egal.
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