Das Studium und die Selbstzweifel

  • Ich habe zwar nicht länger studiert (sondern tatsächlich 2 Semester unter der Regelstudienzeit), aber bei mir waren es genau diese Existenzängste die mich dazu gebracht haben voll durchzuziehen. Eine Finanzierung durch meine Eltern war nicht möglich und jobmäßig gab es keine reguläre Möglichkeit (vererbte studentische Hilfskraftarbeit und ein Studenten-jobmöglichkeiten-Verhältnis von 40:1 haben das jobben in der Unistadt so gut wie unmöglich gemacht).


    An der Uni an der ich studiert habe lag die durchschnittliche semesterzahl der LA-Studenten bei 16 (es gab auch nicht wenige mit 25+ Semester, das Höchste lag bei 36 Semester und noch 2 Jahre Studium in Sicht). Somit bist du mit 10 Semestern aufgrund deiner Situation noch komplett im "normalen" Bereich.


    Mach dir da nicht zu sehr den Kopf,im Referendariat wirst du dann vmtl auch auf 40+ Mitreferendarin treffen. Versuch jetzt noch so schnell es geht durchzuziehen und der Rest ist dann zweitrangig und je nach Bundesland auch Piepegal :)


    Also Kopf hoch und viel Erfolg!

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Ich kann dich gut verstehen und ich kann dich beruhigen. Ich habe mein Erstes Staatsexamen im 20. Semester gemacht. Dann etwa ein halbes Jahr als Honorarkraft gejobbt, dann meinen Vorbereitungsdienst absolviert und ich habe nahtlos eine Stelle bekommen. Es kommt auf die Semesterzahl, die du studiert hast, überhaupt nicht an. Es kommt darauf an, was du kannst. Wenn du kompetent bist, dann kriegst du auch eine Stelle :)

  • na, das wäre aber schön, wenn alle, die was können, auch eine stelle bekämen... bei uns kommen momentan in d-kombis am gym leute mit 1.2 nicht unter. und diese noten werden in bayern nicht verschenkt.

  • Ich danke euch erstmal allen für eure Antworten und Einschätzungen. Es ist zumindest "beruhigend" zu sehen, dass es auch Beispiele gibt von Leuten, die in ähnlichen Situationen waren. Auch wenn das natürlich keine Garantie für meinen persönlichen Fall ist, das ist mir klar. Und dass es generell mal Probleme geben wird bei der Stellenfindung, das weiß ich ja auch.


    Da fällt mir gerade noch etwas ein: Wie sieht es denn mit meiner Ausbildung und anschließenden Berufserfahrung aus? Könnte einem sowas ggf. positiv angerechnet werden oder ist es aufgrund eines komplett anderen Berufsfelds eigentlich zu vernachlässigen?


    Danke nochmal an alle!

  • Ich bin mir unsicher, wie genau es in Hessen abläuft, ich meine aber, dass die dort auch schulscharf (also ähnlich wie in der freien Wirtschaft mit Bewerbung an konkreten Schulen) und nicht nach Liste (ausschließlich Note der Examina entscheidet über Stellenangebot) einstellen...?
    Sprich: Du brauchst eine bestimmte Abschlussnote, um ins Verfahren zu kommen (Hessen hat, meine ich, auch einen NC für das Referendariat?), bei der Einstellung selber zählt in NRW z.B. aber eher dein Lebenslauf, wie du dich im Gespräch verkaufst und die Fächerkombi. Und da kann (!) ein Lebenslauf wie deiner für einen Lehrer sogar von Vorteil sein, wenn man sieht, dass du eine gestandene Person bist, die auch Lebenserfahrung mitbringt - sofern das alles vernünftig verarbeitet ist und man wirklich belastbar ist. Es muss also kein Hindernisgrund sein, sondern kann evtl. sogar genau deine Stärke sein.
    Und nicht alle gehen mit 24 ins Ref oder gar den Job (finde ich persönlich teilweise sogar extrem schwierig, wenn du selber kaum Lebenserfahrung hast, deine eigene Rolle noch nicht für dich wirklich klar hast und dann aber eine souveräne Lehrerrolle übernehmen sollst... kann klappen, gibt aber auch viele Fälle, die aus meiner Sicht zu jung in der Schule sind - zumindest für SI/II gesprochen, Thema Abgrenzung ist da beispielsweise manchmal problematisch).


    Also ruhig bleiben, gezielt an deinen Problemen arbeiten, möglichst gute Noten machen, soweit das im Rahmen ist, um sich alle Türen offen halten zu können und dann entspannt rangehen mit der Haltung "Ich habe schon etwas geleistet und habe schon vieles bewältigt und bin genau deshalb ein Gewinn".

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Als ich im Referendariat war, waren die meisten von uns etwas älter, aus den unterschiedlichsten Gründen. Und das hat nie jemanden interessiert. Am Ende zählen deine Fächer und deine Noten und nicht, was du vorher so getrieben hast... Ich glaube, der Älteste bei uns im Referendariat war sogar Anfang 50.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

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