Warum man aus Sachsen wegzieht - oder es nicht mehr besucht

  • Wieso nicht? Ich kann mich entsinnen, dass die Partei der Nichtwähler immer noch sehr groß ist.


    Seit der Agenda 2010 bin ich aus Überzeugung einer aus ihren Reihen, von einem kurzen Intermezzo bei den Piraten mal abgesehen. Ich habe es satt, dass Politik in den Hinterzimmern gemacht wird, ich habe die Nase voll, dass über Politik nicht geredet wird, sondern nur noch entschieden. Ich hasse es, dass Inhalte von jetzt auf gleich mit der Kanzlermehrheit und notfalls der Vertrauensfrage durch das Parlament gejagt werden, ohne dass zuerst solide Voraussetzungen für diese Inhalte geschaffen werden und ich könnte mir in schöner Regelmäßigkeit danach den Kopf an der Wand blutig schlagen, wenn die Regierungen quer durch alle Couleur danach vor die Gerichten gezerrt werden, wo sie mit schöner Regelmäßigkeit ihre schludrig geknaupten Gesetze um die Ohren geschlagen bekommen und von meinem Steuergeld dann Nachbesserungen und/oder Entschädigungen zahlen dürfen.


    Es verursacht mir Bauchgrimmen, dass ich alle vier Jahre um meine Meinung gefragt werde, gleichzeitig aber Hunderte von Lobbyisten in Berlin jeden Tag im Abgeordnetenhaus sich die Klinke in die Hand geben und ich möchte kotzen, wenn ich sehe, dass sich durch Mandat und Amt vernetzte Politiker ihren Abgang mit gutdotierten Wirtschaftspositionen vergolden lassen und dabei selbst das Feigenblatt einer Jahreskarenzzeit mit großem Krokodilstränen quittieren. Von den Nebeneinkünften während ihrer Mandatsausübung ganz zu schweigen.


    Ich denke, es gibt gute Gründe für Politikverdrossenheit. Und wenn Politik nur noch im Elfenbeinturm hinter verschlossenen Türen stattfindet, dürfen sich die Ausführenden nicht wundern, wenn das Volk vor dem Tor sie nicht mehr versteht und eher denen zuhört, die seine Sprache besser (im Sinne von überhaupt noch) bedienen.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Zitat

    "Schlechte Kandidaten werden gewählt von guten Bürgern, die nicht zur Wahl gehen."


    (Thomas Jefferson, 1743–1826, US-Präsident).

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Und noch eins:


    Zitat

    "Demokratie ist die schlechteste aller Regierungsformen - abgesehen von all den anderen Formen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind." Original engl.: "[No one pretends that democracy is perfect or all-wise. Indeed, it has been said that] democracy is the worst form of government except all those other forms that have been tried from time to time." Winston Churchill - Rede vor dem Unterhaus am 11. November 1947

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Wer behauptet, er habe keine Wahl und es sei egal, wer gewählt wird, sollte sich das Wahlergebnis in den Vereinigten Staaten im Jahr 2000 anschauen.
    https://de.wikipedia.org/wiki/…_Vereinigten_Staaten_2000



    538 Nichtwähler waren letztlich dafür verantwortlich, dass einige hunderttausend Menschen im Irak ihr Leben verloren.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Was überspitzt die gleiche Argumentation wäre, wenn man die damaligen Wähler der SPD dafür verantwortlich machen würde, dass die Hartz Gesetze in Kraft getreten sind. Womit wir beim Thema wären. Wenn ich eine Wahl habe (und nicht nur die Katze im Sack), dann gehe ich auch wieder an die Urne. Ansonsten nähern wir uns den Zuständen der DDR, als sich ab 15 Uhr Wahlsonntagsmittags die Rollkommandos durch die Hochhaussiedlungen geklingelt haben, um die letzten Verspäteten noch an die Urne zu treiben und ein Schelm ist, wer dabei weitergehende Parallelen erkennen sollte zwischen einer ehemaligen "Einheitspartei" und heutigen inhaltlich immer mehr ineinander verschwimmenden Parteiprofilen.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • ...weitergehende Parallelen erkennen sollte zwischen einer ehemaligen "Einheitspartei" und heutigen inhaltlich immer mehr ineinander verschwimmenden Parteiprofilen.

    <klugscheißmodus>
    Quatsch!
    Die Bezeichnung "Einheitpartei" kommt von der Vereinigung von SPD und KPD zur SED.
    Was du meinst ist die gemeinsame Wahlliste der Parteien der Nationalen Front (SED + Blockflöten).
    </klugscheißmodus>

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Karl-Dieter, eine seit Jahren sinkende Wahlbeteiligung ist natürlich keine Tatsache und auch kein Symptom von Politikverdrossenheit. Eine steigende Wahlbeteiligung ist erst seit der AFD wieder zu verzeichnen. Übrigens noch eine Tatsache, Umfrage haben ergeben, dass vor allem auch Nichtwähler AFD gewählt haben.

  • Wenn ich eins auf der letzten schulinternen Fortbildung gelernt habe, dann das:


    Der Lösung ist es egal, wie das Problem zustande gekommen ist. Man kann sich da jetzt totanalysieren oder halt eine Lösung finden.

  • Karl-Dieter, eine seit Jahren sinkende Wahlbeteiligung ist natürlich keine Tatsache und auch kein Symptom von Politikverdrossenheit.



    Eine steigende Wahlbeteiligung ist erst seit der AFD wieder zu verzeichnen.


    zum 1. Absatz: Eine sinkende Wahlbeteiligung ist natürlich Tatsache, kann und hat aber auch zig andere Ursachen. Wie kommst du darauf, dass eine sinkende Wahlbeteiligung zwangsläufig ein Symptom von Politikverdrossenheit ist?



    zum 2. Absatz: Anhand weniger Landtags- und Kommunalwahlen eine langfristige Tendenz auszumachen ist unseriöse Statistik. Im Übrigen falsifiziere ich deine Aussage durch die Landtagswahlen NRW, bei denen die Wahlbeteiligung von 2000 bis 2012 insgesamt angestiegen ist. Die AfD wurde 2013 gegründet.


    (In Brandenburg ist sie seit Gründung der AfD übrigens gesunken, was sagt das aus?)

  • Der Punkt ist ja, dass die Positionen, die die AfD vertritt, jetzt im Jahre 2016 eben nicht mehr zeitgemäss sind

    Ich stimme dir da natürlich zu. Aber es ändert nichts daran, dass Teile der Bevölkerung eben diese Positionen auch vertritt. Die Positionen, die Parteien vertreten, kommen ja nicht irgendwo durch Zauberhand her sondern sie artikulieren Interessen von Bevölkerungsteilen.

  • Also ich bin gerade von einer Kursfahrt nach Sachsen-Anhalt mit kurzem Abstecher nach Sachsen zurück gekommen.
    Allen Schülern (auch denen mit Migrationshintergrund) hat es gefallen und sie konnten ihren Horizont erweitern und Vorurteile abbauen.

  • ...stand der dinge vor ort: http://neuenormalitaet.de/ (ruhig das ganze blog durchgehen, es ist super und *kein* unreflektiertes bashing von wem auch immer. es benennt aber die dinge, die es beobachtet, recht klar und gibt auch zu, wenn es einfach keine passende beschreibung hat.)

Werbung