Wieso nicht? Ich kann mich entsinnen, dass die Partei der Nichtwähler immer noch sehr groß ist.
Seit der Agenda 2010 bin ich aus Überzeugung einer aus ihren Reihen, von einem kurzen Intermezzo bei den Piraten mal abgesehen. Ich habe es satt, dass Politik in den Hinterzimmern gemacht wird, ich habe die Nase voll, dass über Politik nicht geredet wird, sondern nur noch entschieden. Ich hasse es, dass Inhalte von jetzt auf gleich mit der Kanzlermehrheit und notfalls der Vertrauensfrage durch das Parlament gejagt werden, ohne dass zuerst solide Voraussetzungen für diese Inhalte geschaffen werden und ich könnte mir in schöner Regelmäßigkeit danach den Kopf an der Wand blutig schlagen, wenn die Regierungen quer durch alle Couleur danach vor die Gerichten gezerrt werden, wo sie mit schöner Regelmäßigkeit ihre schludrig geknaupten Gesetze um die Ohren geschlagen bekommen und von meinem Steuergeld dann Nachbesserungen und/oder Entschädigungen zahlen dürfen.
Es verursacht mir Bauchgrimmen, dass ich alle vier Jahre um meine Meinung gefragt werde, gleichzeitig aber Hunderte von Lobbyisten in Berlin jeden Tag im Abgeordnetenhaus sich die Klinke in die Hand geben und ich möchte kotzen, wenn ich sehe, dass sich durch Mandat und Amt vernetzte Politiker ihren Abgang mit gutdotierten Wirtschaftspositionen vergolden lassen und dabei selbst das Feigenblatt einer Jahreskarenzzeit mit großem Krokodilstränen quittieren. Von den Nebeneinkünften während ihrer Mandatsausübung ganz zu schweigen.
Ich denke, es gibt gute Gründe für Politikverdrossenheit. Und wenn Politik nur noch im Elfenbeinturm hinter verschlossenen Türen stattfindet, dürfen sich die Ausführenden nicht wundern, wenn das Volk vor dem Tor sie nicht mehr versteht und eher denen zuhört, die seine Sprache besser (im Sinne von überhaupt noch) bedienen.