Wem geht / ging es im Referendariat auch so schlecht?

  • ich freue mich sehr, dass das Ganze gut für dich ausgegangen ist. Bleibe bitte wie du bist. Ich finde, dass du als Seminarsprecher absolut richtig gehandelt hast. Du hast nichts Verbotenes getan, sondern hast nach deinem Gewissen gehandelt. Ich ziehe sämtliche Hüte vor dir - ich wüsste nicht, ob ich deinen Mut gehabt hätte.


    Bleibt zu hoffen, dass der Fachleiter, der das verbrochen hat, nie wieder einen Referendar prüfen darf. Jemanden die Zukunft verbauen zu wollen weil er sein Amt als Seminarsprecher verantwortungsvoll ausführt - ich habe (bis ich diesem Thread gelesen habe) nicht gedacht, dass hierzulande sowas möglich ist.


    Dir nochmals alles Gute und viel Freude an deinem neuen Job.

  • Ich bezweifel, das die entsprechenden Personen mehr als einen dicken Anschiss abgreifen werden. Danach gehts vmtl in gleichem Posten nur nmit mehr "Aufsicht" weiter. ISt jedenfalls mein subjektives Gefühl das ich nach dem ganzen Verfahren so habe.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Hallo zusammen,


    ich weiß, der Faden ist älter, aber mir wurde gesagt, ich soll doch an passender Stelle schimpfen. Nun mach ich das auch.
    Momentan bin ich im Referendariat und kann bestätigen, dass es sowieso immer stressig ist von der Arbeitsbelastung her, wenn du dann aber zusätzlich mangelhaften Support hast von Mentoren und/oder Schulleitung und/oder Seminar, kann es u.U. von unschön bis zum blanken Horror werden.


    Ich erlebe da zur Zeit im Umfeld einige üble Vorfälle und selbst muss ich auch mit einigen Leuten klarkommen, die echt nicht ohne sind. Man muss ständig aufpassen kein falsches Wort zu sagen und es wird allgemein Perfektionismus erwartet - Fehler machen geht gar nicht. Da gefährdest du u.U. gleich deine berufliche Zukunft. Aber wiederum sehr abhängig vom Beurteiler - teilweise werden total verkorkste Stunden abgewunken und andere für Kleinigkeiten zerfetzt. Willkür würde das richtige Wort dafür sein.


    Es hat sich in den letzten 2 Jahren also offenbar nix grundlegend geändert. :daumenrunter:
    Augen zu und irgendwie durch...


    der Buntflieger

  • Ich bin ja immer dafür, nicht zu viel "Augen zu und durch" zu praktizieren, sondern auch hin und wieder mal Kritik zu äußern. In angemessener Form natürlich und in Maßen, um sich selbst keine Steine in den Weg zu legen, aber man darf ruhig auch mal etwas sagen.

  • Ich war im Referendariat an einer Stelle kurz davor, alles hinzuwerfen ... wegen eines Mentors (nicht wegen meiner Noten, nicht wegen der Arbeitsbelastung, sondern weil der mir das Gefühl gab, ich könne nichts und müsse ständig kontrolliert werden - und das im letzten Ausbildungsabschnitt nach zwei Lehrproben und Zwischenbeurteilungen, die alle sehr gut gelaufen waren).
    Davon abgesehen empfand ich die Zeit als stressig, aber von der Arbeitsbelastung durchaus machbar (bis auf das eine Halbjahr, in dem ich jeden Tag über vier Stunden im Zug verbrachte, weil ich keine Wochenendehe mehr führen wollte und mir auch die Wohnung am Ort der Einsatzschule nicht hätte leisten können).


    Nach 20 Jahren als Lehrer muss ich aber sagen, dass der Beruf nach dem Ref auf seine Art (fast) genau so stressig und unfair sein kann(!).


    Was besser ist: sichere Beamtenstelle und daher keine Existenzangst mehr, wenn eine Stunde nicht so läuft ... also nicht diese existentielle Abhängigkeit vom Wohlwollen. von der Willkür der "Übergeordneten".


    Was schlechter (oder genau so übel) ist: Ich hatte im Ref maximal 18 Unterrichtsstunden (das war schon genug) ... jetzt sind es 23. Und nein, es ist nicht komplett so, dass man den Unterricht ja irgendwann mal für alle Fächer und Jahrgangsstufen vorbereitet hat. Ich habe inzwischen altes G9, G8 und in der 5. Klasse neues G9 durch ... und noch viele neue Lehrpläne dazwischen. Davon abgesehen funktionieren Dinge, die vor 20 Jahren noch zu guten Ergebnissen mit Schülern führten, heute nicht mehr. Sicher, eine gewisse Routine ist da, aber ich hab schon das Gefühl, dass die 23 Stunden jetzt durchaus gleichwertig sind (bzgl. Arbeitsbelastung) mit ca. 14 Stunden im Referendariat. 5 Stunden mehr bedeuten ja auch 1-2 Klassen mehr und damit mehr Korrekturen.


    Unterrichtsbesuche finden immer noch statt (bei uns kommt der Chef unangekündigt) und auch da ist man abhängig und evtl. einer gewissen Willkür ausgeliefert. Klar, es geht nicht mehr um "Anstellung oder nicht", aber es geht um Beförderung ... und wer lässt sich schon gerne "für Kleinigkeiten zerfetzen"?


    Ich muss immer noch mit Leuten klar kommen, "die echt nicht ohne sind", bei denen man ständig aufpassen muss, kein falsches Wort zu sagen ... Schülereltern, Kollegen, Schulleitung ... nicht immer sind alle nette, umgängliche und faire Menschen.


    Perfektionismus wird immer noch erwartet, aber halt jetzt für 23 Unterrichtsstunden ... und kein "Referendarsbonus" mehr, den man ab und zu doch hat (auch von Eltern/Schülern etc).


    Oberstufenklausuren und Abitur hatte ich im Ref nicht ... das ist nochmal eine Hausnummer, was Arbeitsaufwand und Anspruch an Perfektion betrifft. Ebenso hatte ich keine Klassleitung mit Zeugniserstellung (einschließlich des Erstellens der Bemerkungen).


    Was die Fähigkeit betrifft, mit hohen Arbeits- / Stressbelastungspeaks umzugehen, ist das Ref durchaus eine realistische Vorbereitung auf den Beruf (mag jetzt jeder anders empfinden und ist sicher abhängig von den Fächern und der Schule, an der man arbeitet).


    Und auch nach 20 Jahren passiert es mir, dass ich mich überfordert fühle ... z.B. dank der Inklusion und ohne Fortbildung mit autistischen Kindern.


    Die Erfahrung, dass es Willkür gibt, dass nicht alles fair läuft ... die wird man wohl im Verlauf jedes Berufslebens machen.


    Evtl. bin ich aber, was mein jetziges Berufsleben betrifft, gerade auch etwas negativ drauf (Schuljahresendstress mit letzten Korrekturen und Zeugnisserstellung).

  • Ich kann das von meinem Vorredner im Großen und Ganzen unterschreiben, besonders diese Punkte hier:



    Dieses Gefühl des Ausgeliefertseins fand ich im Ref am schlimmsten, aber das ist teilweise nachher ja auch nicht anders: "So, Frapper (bis auf den Schulleiter duze ich alle), dann bekommst du nächtes Schuljahr diese (für dich neuen) Aufgaben." - "Wieso schon wieder ich … wieso nicht mal zur Abwechslung Kollege X??? Ich will das nicht!!!" - "Da sehen wir keine echte Alternative." Ende des ,offenen Gesprächs'. Gerechtigkeit ist etwas unterhalb der Kollegen, aber die SL kratzt das häufig recht wenig. Hauptsache, es wird (gut) erledigt.
    Nach solchen Tagen könnte ich auch gut und gerne den Laden abfackeln! :teufel: Deshalb stehe ich in der Planungsphase für das nächste Schuljahr eigentlich unter Dauerstrom. Wer weiß, mit was man jetzt wieder um die Ecke kommt.

    • Offizieller Beitrag

    Das Problem ist, dass die SL Leute braucht, die den Laden am Laufen halten und eben die Luschen und die Drückeberger im Kollegium mitziehen.
    Dass das auf Dauer nicht gut gehen kann, bedarf wohl keiner weiteren Erklärung. Aber dieser Punkt nervt mich persönlich ungemein.



    Es gibt KollegInnen, die seit zehn Jahren im Schuldienst sind, sich aber außer Stande fühlen, eine Studienfahrt selbst zu organisieren. Die hängen sich dann an die alten Hasen dran nach dem Motto "Duhuuuu, du hast doch schon mehrere Fahrten gemacht, können wir nicht gemeinsam mit unseren Kursen fahren...?" Später dann: "Duhuuuu, kannst Du das für meinen Kurs mitbuchen?" *Seufz*

  • @Bolzbold lol, ich kann's mir so richtig vorstellen.


    Dieses Jahr bin ich etwas unleidlicher geworden und habe mal einen entsprechenden Namen genannt, der eigentlich mit einer neuen Aufgabe lange überfällig ist. Da kamen dann aber von mehreren Leuten einzeln zurück: "Man soll sich nicht vergleichen." oder "Jemanden direkt namentlich zu nennen, geht eigentlich nicht und ist nicht nett." Mit Freundlichkeit kommt man aber auch nicht weiter … :hammer:
    Was mich immerhin freut, sind Kollegen, mit denen der Austausch und das gegenseitige Helfen funktioniert.

  • -Mit Kollegen klarkommen
    -Mit Vorgesetzten klarkommen
    -mit Arbeitsaufgaben klarkommen
    -mit Kritik klarkommen


    ...hört sich alles in allem nach Berufsleben an.

  • Ich habe das Ref als stressiger empfunden, die Jahre danach waren bzw, sind eine Wohltat, weil man täglich an der Schule war und sich den Psychoterror im Seminar ersparen konnte.


    Allerdings ist es tatsächlich nicht so, dass man mit bestandener Prüfung jeden Stress los ist. Da kommen Unterrichtsbesuche (bei uns ebenfalls unangekündigt), man will die Verbeamtung auf Lebenszeit so schnell wie möglich haben... Dann zittert man am Schuljahresende, welche Klassenstufe man im nächsten Jahr bekommen oder ob man als Mobile Reserve eingesetzt wird. Man hofft, dass der Stundenplan einigermaßen gut sein wird, und dass man angenehme Klassen bekommt, um es mal so auszudrücken. Also vieles, was man im Ref erlebt, nämlich zum Beispiel Abhängigkeit von der Entscheidung anderer und zu einem gewissen Grad auch Willkür, erlebt man im Schulalltag auch.

  • Also vieles, was man im Ref erlebt, nämlich zum Beispiel Abhängigkeit von der Entscheidung anderer und zu einem gewissen Grad auch Willkür, erlebt man im Schulalltag auch.

    Nun ja, die Entscheidung für das Beamtendasein geht nun mal einher mit der Preisgabe so gut wie aller Arbeitnehmerrechte und -schutzverordnungen. Das ist der Preis, den man für die vergleichsweise exorbitante Versorgung zu bezahlen hat. Viele angehende LehrerInnen glauben halt, sie dürften Beamte werden, weil der Staat sie so lieb hat oder wegen dieser ominösen "hoheitlichen Aufgaben" (die aber angestellte Lehrer - nanu? - genau im gleichen Maß erfüllen dürfen).


    OT: Es würde mich mal interessieren (weil wir die Diskussion gestern im Kollegium hatten), wie in Bundesländern ohne verbeamtete Lehrer mehrtägige Klassenfahrten durchgeführt werden. Das geht nämlich nur unter gröblichster Missachtung des ArbZG, das hinsichtlich der täglichen Höchstarbeitsdauer (10 Stunden) so gut wie keine Ausnahmen kennt. Meine Vermutung: Es finden sich immer genügend KollegInnen, die die Bestimmungen nicht kennen, im Sinne der Schüler ignorieren oder sich vom SL (fester Blick, entschiedener Tonfall) einreden lassen, sie müssten trotzdem.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • ...
    OT: Es würde mich mal interessieren (weil wir die Diskussion gestern im Kollegium hatten), wie in Bundesländern ohne verbeamtete Lehrer mehrtägige Klassenfahrten durchgeführt werden. Das geht nämlich nur unter gröblichster Missachtung des ArbZG, das hinsichtlich der täglichen Höchstarbeitsdauer (10 Stunden) so gut wie keine Ausnahmen kennt. Meine Vermutung: Es finden sich immer genügend KollegInnen, die die Bestimmungen nicht kennen, im Sinne der Schüler ignorieren oder sich vom SL (fester Blick, entschiedener Tonfall) einreden lassen, sie müssten trotzdem.

    Du wirst es nicht glauben, die LehrerInnen streiten sich darum, welche Klasse fahren DARF.

  • Du wirst es nicht glauben, die LehrerInnen streiten sich darum, welche Klasse fahren DARF.

    Doch, das glaub ich unbesehen. Ich kenn doch unsere Rasse.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Da würde ein Blick in das Dienstrecht helfen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das dort geregelt ist.

    Schönes Beispiel für einen Syllogismus.


    Obersatz: "Dienstrecht" (das per definitonem nicht auf Angestellte anwendbar ist, weil sie keinen Dienst leisten) ist Landesrecht, das ArbZG ist Bundesrecht.
    Untersatz: Bundesrecht bricht Landesrecht.
    Schlussfolgerung: Also kann das ArbZG nicht von irgendeinem dahergelaufenen "Dienstrecht" ausgehebelt werden.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • bei welchem Thema sind wir denn eigentlich, ich sehe hier nur recht undifferenziertes Gejammer.


    Mal die umgekehrte Sichtweise, auch undifferenziert. Ich hoffe, nie und nimmer trifft das Folgende auf irgendwen komplett zu, aber ich jammer jetzt auch einfach drauflos:


    Als Mentorin erlebe ich zum Beispiel, dass ReferendarInnen keine Lust haben. Auf jedes "hey, guck mal was n tolles Projekt das wär!" kommt ein "Ach nee, das ist doof, das ist langweilig, das interessiert die Schüler doch gar nicht." Gleichzeitig kommen natürlich keine eigenen brauchbaren Vorschläge. "Da ist mir nichts eingefallen, deswegen hab ich einfach gar nichts mitgebracht." Oft gepaart mit dem Vorwurf: "naja, ich bin ja erst seit x Monaten dabei, woher soll ich da tolle Ideen nehmen?" Dann werden Kopiervorlagen gekauft und 1:1 übernommen. Auf den Hinweis, diese zu untersuchen, zu bewerten, auf Unterrichtsziele und didaktischen Aufbau abzuklopfen kommt genau nüscht, selbst beim Stoßen mit der Nase darauf.
    Und dann meinen sie, diese Referendare, dass sie keine Aufgaben neben dem Unterrichten schaffen könnten und müssten. Elternabend? Saß ich doch schon mal auf einem, kenne ich. Hab außerdem den Termin leider vergessen. Betriebsbesichtigung organisieren? Hm, mal schauen. Am Schluss soll natürlich eine 1 vom Schulleiter kommen, der Refkollege an der Soundsoschule habe schließlich auch eine bekommen und wie solle man sich so denn bewerben?


    Zur Mentorenstunde: ich bekomme eine Entlastungsstunde, die wir wöchentlich abarbeiten. Dort besprechen wir dann aktuelle Probleme, anfangs jede Stunde. Unterrichtsentwürfe vor Prüfungen gegenlesen tut der Mentor dann abends in seiner Freizeit. Disziplinprobleme besprechen und Hinweise geben, wie diese auszumerzen wären ebenfalls. Auch da kommt dann leider oft nichts. "Ach, hoffentlich ist der Schüler zur Prüfung krank, der ist ja so schwierig". Eltern anrufen? Trau ich mich nicht. Tadel ausstellen? Was bringt denn das. Austausch mit Kollegen oder Schulleiter zum Ref- ebenfalls in der Freizeit. Gutachten schreiben: genauso. Mal bei einem anderen Ref in der Stunde drinsitzen, um Feedback zu geben: freiwillig.


    Auch beliebt ist das Besserwissen. Nach rund 10 Jahren weiß ich ziemlich genau, wie unsere Schüler ticken. Ich weiß ganz einfach, was hundertpro nicht funktioniert. Aber der Ref muss natürlich selbst draufkommen, er glaubt ganz einfach nicht, was ich ihm sage.
    Ich sage weiterhin nicht, dass mein Weg der einzig richtige ist, sondern explizit, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, mit Konflikten umzugehen, fordere dazu auf, sich mehrere Kollegen im Unterricht anzusehen, um sich das mitzunehmen, was am ehesten dem Ref entspricht. Ende vom Lied: Der Reffi sagt in leicht verschwörerischem Ton, dass der Kollege aber lasch sei, der aber zu streng, der aber langweiligen Unterricht mache und die aber an den Kinder vorbeiunterrichte oder die Schüler bei diesem Kollegen aber unruhig seien... Referendare sitzen bei Hospitationen wie Schüler hinten drin, analysieren gar nichts sondern kritisieren stets das, was ihnen spontan mal so negativ auffiel.
    Vertretungsunterricht müssen sie überhaupt nicht machen. Dadurch lernen sie nicht, mit den schwierigen Klassen klarzukommen, sondern denken, alles sei total easy, weil der Mentor sie ja in die "eigene" Klasse eingeführt hat, die erste Zeit mit drin saß und ständig im Hintergrund dafür sorgt, dass der Laden läuft.


    ReferendarInnen müssen lediglich rund 12 Stunden unterrichten. Selbst das ist ihnen zu viel. Vor allem, wer keine Kinder hat und nachmittags erst mal schlafen oder Sport machen kann, seufzt gerne, wie viel Arbeit doch alles ist und wie lang er an diesem und jenem Text saß. Vielleicht weil er denkt, dann werde die Schulleiternote besser, wenn er oft genug verlautbart, dass er ja seine Arbeit gemacht habe und nicht nur am See lag? Kinder, es gibt Alleinerziehende, die Vollzeit arbeiten, es gibt Arbeit am Fließband, im Stahlguss, normale Azubis bekommen 400 Euro im Monat und müssen wochenlang denselben Handgriff üben. Heult doch bitte nicht so viel rum.


    Die Rechtschreibung ist eine Katastrophe. Wie kann jemand durchs Studium kommen, ohne die gängigen Rechtschreibregeln zu beherrschen oder wenigstens nachzuschlagen, wenn er/sie sich unsicher ist?
    Selbsterstellte Arbeitsblätter enthalten Fehler, sind nicht kindgerecht. Ist alles ein Lernprozess, klar. Nur leider kommt kein "hey, was muss ich machen, damit die Kids meine Texte verstehen?", sondern nur ein Augenrollen und keine Veränderung am Text. In den Hospitationsstunden durchs Seminar dann das böse Erwachen. Oder Glück, dass der Außenstehende die Probleme übersieht, gepaart mit überschätzter Eigenwahrnehmung, dass man doch alles prima gemacht habe. Das Seminar übrigens erlebe ich oft als sehr tolerant. Sie sehen sehr viele Berufseinsteiger, haben Verständnis für alles und steigen immer mit etwas Positivem ein.


    Die Kriterienlisten zur Unterrichtsbeurteilung sind sehr detailliert. Noten mitnichten aus dem hohlen Bauch.
    Meine Ansprüche sind meist wesentlich knapper: Was ist dein Ziel? und wie willst du dorthinkommen? Auch das dauert lange, lange Zeit, bis der Knackpunkt wirklich klar wird. Tafelbilder sind übrigens keine Sammlung von Schülerantworten, sie müssen vor dem Unterricht strukturiert werden. Die Überschrift, jede Farbe, der Aufbau, jede Wortwahl, einfach alles an der Tafel hat seinen Sinn. Glaubt der Referendar einfach nicht. Sieht doch alles so leicht aus, wenn der Mentor was hinschmiert.


    Dazu: sei konsequent in dem, was du den Schülern sagst. Nein, sie dürfen nicht nebenher Briefchen schreiben, nein sie dürfen nicht hinten über deinen Unterricht/ deine Klamotten lästern. Was machst du, wenn einer vor Wut seine Schere durch den Raum schmeißt? Was machst du, damit er sie möglichst gar nicht erst wirft? Ach so, das hast du gar nicht mitbekommen? Na klar, entschuldige, du bist mit dem Stundenverlauf so beschäftigt, dass du nicht mehr mitbekommst, was die Schüler machen.


    Natürlich dazu der Vorwurf: "weißt du wohl nicht mehr, wie es dir damals im Ref erging?" ja, das weiß ich noch. Und meine Mentoren und Seminarleiter waren sehr unterschiedlich. Sie legten auf verschiedene Schwerpunkte wert, sie kritisierten verschieden, sie waren grundverschiedene Menschen. Und wenn ihnen etwas wichtig war, haben sie mir das gesagt. Nicht immer habe ich das sofort verstanden, manches erst Jahre später. Aber letztlich ging es um dasselbe: wir, deine Ausbilder, haben den Anspruch, einen guten Lehrer aus dir zu machen. Desinteresse habe ich nie wahrgenommen.


    Menschen sind verschieden, auch Referendare und Mentoren. Ich sehe es nicht ein, die Erfahrungen einzelner Personen, als allgemeingültige Bewertung des Systems der Lehrerausbildung stehen zu lassen.


    Wer sich "zerfleischt" fühlt, soll doch mal bitte schildern, worin genau das "Zerfleischen" besteht. Kriegt der Referendar dann gesagt, er sei ein Idiot, der niemals das Zeug dazu hat, Lehrer zu werden? Jou, dann unterstütze ich gern dabei, Ungerechtigkeiten zu bekämpfen. Ich sage dem Seminar meine Meinung, verteidige vorm Schulleiter, nehme vor Eltern in Schutz. Ein lulliges "alle sind so doof zu mir" ist einfach nur traurig und erinnert mich an einige (nicht alle, manche sind emotional schon weiter) meiner Schüler, die es nicht aushalten, im Praktikum mal ein Regal einzuräumen und dann beleidigt sind, wenn der Filialleiter ein "unselbständig" ankreuzt.


    Ihr Referendare, bringt euch als Menschen ein. Fragt nach, nehmt einen Rat von jemandem an, der alle Fehler schon einmal gemacht hat. Schließt die Schüler ins Herz. Bringt das mit, was ihr liebt um es an die Kids weiterzugeben. Das muss nicht das Klavierspielen auf dem Abschluss einer fremden Klasse sein. Kann es aber, wenn ihr gern Klavier spielt. Wartet nicht immer auf Lob, sondern macht mal einfach etwas, weil ihr Bock drauf habt. Seht nicht immer alles als Schikane, sondern dass ihr noch lernen müsst, was bei anderen so leicht aussieht. Etwa so wie ganz Deutschland weiß, wie "wir" Weltmeister geworden wären, wenn wir bloß alle selbst auf dem Platz gestanden hätten ;)

  • Ich unterschreibe alles, was Krabappel im vorigen Beitrag geschrieben hat, ich beobachte dies auch bei vielen unserer Referendarinnen und Referendare.
    Erschreckend finde ich, dass in den vergangenen Jahren die Zahl der Referendarinnen und Referendare, denen man nach dem ersten begleiteten Abschnitt keinen selbstständigen Unterricht zutrauen kann, stark zunimmt!


    Etwas überspritzt, aber durchaus mit Besorgnis, will ich formulieren:
    Woher kommts? Nun, ehemalige Schüler werden Referendare, die auf die aktuellen Schüler einwirken.
    Wohin führts? Diese Referendare werden dann Lehrer, die die neuen Referendare ausbilden, welche wieder auf Schüler einwirken *OhGott*!


    P.S.: normalerweise bin ich kein glühender Verfechter von "früher war alles besser"...

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