Wie arbeite ich mit geistig behinderten Sch in Regelklasse?

  • Hallo Kollegen,



    habe seit Kurzem ein/e neuen Schüler/in in meiner Hauptschulklasse
    (Jahrgangsstufe 8/13- bis max. 15-jährige). Sie/Er kommt aus Osteuropa,
    ist geistig behindert (IQ wohl zwischen 60 und 75 - aber hier gibt es
    nichts offiziell deutsches) und spricht kein Wort deutsch, wird im
    Sommer 16.



    So wie der aktuelle Stand ist, bleibt sie/er in meiner Klasse, da ein
    anderweitiger Platz nicht gefunden wird und die Eltern (seit gewisser
    Zeit in D, Geschwister auch in D und sprechen halbwegs deutsch) das aus
    finanziellen Gründen auch nicht wollen.
    Wie fördere ich so ein Kind??????????? Ich habe zwei Schüler, die diese
    Sprache halbwegs sprechen, diese versuchen jeden Tag den gleichen (!)
    Arbeitsauftrag zu erklären. Sie/er merkt sich das nicht bzw. ihr/ihm
    gelingt das nicht, den Arbeitsauftrag umzusetzen. (z. B. verschiedene
    Farbklekse in der Muttersprache zu benennen, dies aufzuschreiben. Die
    Steigerung dann wäre: die deutsche Bezeichnung im Wörterbuch zu finden)
    Das Problem ist, ich habe noch weitere 17 Schüler während des
    Unterrichts, die ich betreuen muss und einige sind emotional-sozial
    zurückgeblieben, manche sind ehemalige Förderschüler, einen, der
    Probleme mit Drogen hat... eine Verwahrloste... einige "normale".
    Irgendwie funktioniert es gut, wir haben uns zusammengerauft aber ich
    weiß nicht, wie ich das Unterrichten einer/s fremdsprachigen geistig
    behinderten Kindes hinbekommen soll und dieses gut in die Gruppe zu
    integrieren.



    Meine Schüler sind frustriert, weil nix bei dem/der Neuen "hängen"
    bleibt und ich auch nicht wirklich einen Weg anbieten kann. Er/Sie kennt
    immer noch nicht die Namen... die Geduld der Kids ist klein (ich weiß),
    mein Problem ist, ich kann die Kids langsam immer schwerer motivieren,
    doch mit dem/der Neuen mehr Zeit zu verbringen oder beim Lernen zu
    helfen (Es bringt ja eh nichts... der/die lächelt ja nur...). Ich selber
    habe aber auch keinen Plan vom Unterrichten geistig behinderter
    Fremdsprachiger in einer deutschsprachigen großen Regelklasse. Ich
    vermute ganz stark, dass der/die Neue ihre Muttersprache spricht aber
    nicht schreiben kann. Die Handschrift ist sehr krakelig/gemalte
    Buchstaben. Ich habe nichts an Infos über das Lernverhalten, worauf ich
    aufbauen kann...



    Hat jemand Tipps, wo ich mir Infos holen kann??? Wo könnte ein/e solcher
    Schüler/in gut betreut werden??? Ich habe schon das Internet
    durchforstet. Ich finde nichts, was mir irgendwie weiter hilft.



    Vielleicht bekomme ich über das Forum hier Tipps. Herkömmliches
    Unterrichtsmaterial aus sogenannten Ü-Klassen habe ich vorliegen, leider
    greift das nicht bei der/dem Neuen. Mir tut das schon richtig leid.
    Er/sie braucht eine ganz andere individuellere Betreuung, eine
    Einführung in die Berufewelt... alles andere, nur nicht eine
    Hauptschul-Regel-Klasse...



    Über Informationen oder Rückmeldungen von weiteren Erfahrungen würde ich mich sehr freuen.



    Dankeschön für eure Zeit!!!

  • Hallo,


    es ist sehr schwierig, allgemeine Tipps für den Unterricht zu geben, da ich den Jungen leider nicht kenne. Habe aber evtl ein paar Anregungen:

    • Du könntest dich mit einer Förderschule für Kinder mit geistiger Behinderung in Verbindung setzen und dich ggf. dort beraten lassen (falls sich dort jemand findet)
    • Stichwort "Unterstützte Kommunikation" könnte u.U. interessant sein
    • Auf dieser Seite http://koeju.de/?page_id=282 gibt es das schulinterne Curriculum für das Fach Deutsch sowie für das Fach Mathematik mit m.E. tollen Tipps und Tricks für den Alltag

    Ansonsten: Sollte er tatsächlich einen IQ von um die 70 haben (habe jetzt mal den Mittelwert genommen), dann ist er ja im oberen Bereich der geistigen Behinderung und müsste noch vergleichsweise einiges schaffen (ausgehend vom Intellekt - weiß nicht inwiefern noch psychische Faktoren eine Rolle spielen).
    Ihr solltet das jedoch unbedingt abklären! Hat er denn offiziell einen Unterstützungsbedarf? Ansonsten würde er ja in einem offiziellen Verfahren zur Feststellung des Förderbedarfs gründlichst überprüft werden.


    P.S.: Habe jetzt genderunkorrekt einfach mal die männliche Form für deinen Schüler/ deine Schülerin verwendet ;)

  • Bevor du versuchst, irgendwelche Räder neu zu erfinden, würde ich den zuständigen MSD (wenn möglich gleich den von der örtlichen G-Schule) einschalten. In deinem speziellen Fall würde ich's einigermaßen dringend machen und recht schnell persönlichen (telefonischen) Kontakt mit den dortigen Kollegen aufnehmen und nicht auf den Dienstweg per Formular vertrauen. Die sollten dir wesentlich besser helfen können, als das hier je möglich sein wird - nix gegen das Forum, aber das ist scho a weng speziell :)


    Viele Grüße
    Holger

  • Hallo Wocky,


    danke für diese neuen Stichpunkte. Ich habe mir schon mal die Webseite angeschaut. Das ist auf den ersten Blick schon mal etwas Theoretisches. Ich überlege immer, wie ich die Dinge in meinen Unterricht packe, wie ich an solches Material kommen soll. Wann ich so etwas selber herstellen soll... keine Ahnung... Vor allem, wann ich den/die Schüler/in während meines eigentlichen Unterricht unterrichten soll. Ich habe echt noch keinen Plan, wie ich das im Unterricht umsetzen kann. Bisherige Idee: Die Piktogramme... aber ich weiß nicht ob die verstanden werden... es wird immer nur gelächelt.
    Dieses leidige Thema mit den offiziellen Testungen ist eine Wissenschaft. Die bei uns zuständigen Stellen, die einen offiziellen Test (wohl einen ohne Sprache, eher mit Bildern... keine Ahnung... nie so etwas in der Hand gehabt...) machen müssten, weisen sich gegenseitig diese Verantwortung/Aufgabe zu. Das ist wirklich seeehr hilfreich... Die eigentlich entsprechend passende Schule fühlt sich nur zuständig, wenn ein für diese Schule gültiger IQ gegeben ist, die Schule, die u. U. aufgenommen hätte, die wurde von den Eltern abgelehnt, da dort die Schüler nicht ins Bild passen (wohl zu anders)...
    Meine Kollegen sind froh, dass dieser Kelch an ihnen vorbei gegangen ist...
    Ich versuche nun irgendwie erst mal zu schauen, was der/die Jugendliche so kann... Es war allein ein langer Weg, dass ein Wörterbuch mitgebracht wurde. Das wurde zu einer regelrechten Chefsache... Ich wollte doch nur, dass die/der Schüler ein Wörterbuch mitbringt... eine Wissenschaft.
    Jetzt konnte ich sehen, dass das Wörterbuch wahrscheinlich zwecklos ist. Die Nutzung ist unklar. Wenn dann mit mir gemeinsam das Wort gesucht wird, wird immer nur genickt und gelächelt, dann schreibe ich das Wort in der Muttersprache des/der Schülerin selber heraus, dann suche ich das Wort in deutsch, dann schreibe ich das auch heraus, dann soll sie/er mit dem nächsten Wort (Farben sind gerade die Aufgabenstellung) selber erarbeiten... geht nicht, dann hilft Schüler, der bereits mit einer Aufgabe fertig ist... Letztendlich hat der/die fremdsprachige Jugendliche das gefundene Wort nicht herausgeschrieben, sondern im Wörterbuch mit Kuli unleserlich gemacht/durchgestrichen...
    Dann war der helfende Schüler frustriert, ich war erstaunt, auf die Idee wäre ich echt nicht gekommen... die Aufgabe ist wohl immer noch unklar. Was mache ich nur. Seit Januar bin ich auf dem Level... irgendwie finde ich keinen Zugang.


    Danke für die Informationen!

  • Ich glaube, du musst da penetrant nerven! Kenne leider nicht die Wege, die man in Bayern gehen muss. Aber ich würde an deiner Stelle die Schulleitung mit ins Boot holen, SonderpädagogInnen deiner Schule (falls vorhanden?), im Schulamt anrufen, Förderschulen kontaktieren etc. Gibt es so etwas wie ein Kompetenzzentrum für GL? Oder gewerkschaftliche GL Gruppen? Da muss auf jedenfall etwas passieren, dass jemand vom Fach mit dem Schüler vertraut wird. Ich weiß - viel Arbeit, aber wenn es endlich klappt, dann auch eine unheimliche Entlastung und natürlich nur gut für den Schüler!


    Daran führt wohl kein Weg vorbei!


    Bis dahin: Ich möchte keine Werbung machen - es gibt einen Stift, den man besprechen kann und bspw. für Vokabeltraining nutzen kann. MitschülerInnen könnten den Stift bspw. besprechen. Es gibt auch wieder einen anderen Stift, der schon besprochen ist und zu welchem Bücher existieren. Du kannst mich deswegen gerne mal anschreiben, falls dich das näher interessiert. Nutzen wir auch für unseren DaZ Unterricht.

  • Ist bei den Kind schon ein AO-SF gelaufen? Falls nein, sofort einleiten. Solche Kinder sind in einer Schule für GE meiner Meinung nach am besten aufgehoben. Dahingehend könnte man die Eltern beraten. Aus Erfahrung weiß ich, dass pol. Eltern von unserem Förderschulwesen keine Ahnung haben. Angesichts des Alters könnte es ja die Berufsschulpflicht in der Berufspraxisstufe eine GE Schule ableisten. Wo sonst? Mit 16 wäre die Schulpflicht in der Regelschule ja vorbei und was dann?

  • Hallo Rotherstein,


    ja, was ist dann mit 16. Man hat so den Eindruck, das Problem (weil so speziell) wird auch seitens der Schulleitung ausgesessen. Ich bekomme nichts in die Hand an Gutachten und Unterlagen. Das nervt sehr. Oben heißt es "auf die Nerven gehen"... die Mühlen der Beamten mahlen langsam...
    Hilf mir bitte, was ist ein AO-SF. Mit solchen Abkürzungen tu ich mich sehr schwer.


    Viele Grüße!

  • 1. Das Verfahren:
    Weiter oben wurde es benannt: MSD ("mobile soziale Dienste") einschalten.Die beraten dich bzgl. eines Förderpädagogischen Gutachtens, das es braucht, damit ein Kind die Förderschule besuchen kann.
    Das Kind ist schulpflichtig, es geht jetzt nur darum, ob die Eltern inklusion durchdrücken wollen, oder nicht.
    Da die Eltern vermutlich wenig über das deutsche Schulsystem wissen, könnt ihr sie vielleicht davon überzeugen, dass eine Förderschule der geeignetere Ort wäre, da eine angemessene Sprachförderung eher dort erfolgen kann und mit einem "Behindertenstatus" die Person überhaupt erst Chancen auf Betreuung im Job hat etc.pp.


    2. Der Alltag:
    Du hast aus einer schwierigen zusammegewürfelten Truppe eine Wahnsinnsklasse gemacht, die nicht nur richtig lernt sondern sich auch noch gegenseitig hilft!
    Mit deinen hohen Ansprüchen versuchst du gerade, ein Wunder zu bewirken.
    Gegenvorschlag zum Wunder: du gibst dem/der neuen SchülerIn Steckwürfel, Knete oder was zum Malen und lässt ihn/ sie einfach nur dabei sein.
    Du möchtest diesem Menschen so viel bieten, aber er hat vielleicht jahrelang keine Schule besucht oder eine ganz andere Schulform oder er ist vielleicht wesentlich leistungsschwächer, als die Eltern gerade zugeben. Packt die Wörterbücher weg- und bei Hauswirtschaft kann er/sie sich vielleicht dann wieder einbringen, so wie die Gleichaltrigen auch.

  • Hallo Dr. Oetker,


    vielen Dank für die Info, das Lob und die Motivation. Vielleicht sollte man manche Dinge laufen lassen... es entspannter angehen. Da hast du den Finger drauf.
    Wenn man für den/die Schüler/Lehrer zustehende Unterstützung einer Mittelschul/Hauptschulklasse haben will, muss man kämpfen kämpfen kämpfen... wenn ich hier an den MSD denke, an das mindestens 6-monatige Anstellen, dass die dann mal endlich kommen (können)... und wenn mal ne Klasse bei uns an der Schule gut läuft, dann kriegt derjenige Lehrer halt die Extra-Schmankerl... (z. B. Drogis oder aufgrund von Disziplinarausschuss von der Schule Geflogene, die neu bei mir zusortiert werden oder oder usw.)


    Aber so ein System kann ab einer bestimmten Belastung aus dem Gleichgewicht geraten und kippen... und ich denke, in meiner Klasse ist jetzt so ein Punkt, wo dies alles zusammenrutschen könnte... wenn ich es laufen lasse...


    Herrje... aber Hauptschulklassen können auch der Horror werden, wenn man an bestimmten Stellen dann los lässt... vor allem beim sozialen Gefüge... Das will man nicht wirklich.


    Viele Grüße!

  • Hilf mir bitte, was ist ein AO-SF. Mit solchen Abkürzungen tu ich mich sehr schwer.

    Also, eigentlich müsste ein Gutachten zur Feststellung des Sonderpädagogischen Förderbedarfs ( AO-SF) ( wenn schon eins gemacht würde in der Akte stehen. So wie es aussieht wird wohl noch keins gemacht worden sein. Dieses Gutachten stellt einen Förderbedarf fest. Dh. es entbindet dich unter Umständen davon mit diesen Kindern auch zielgleich arbeiten zu müssen. Bei geistigen Einschränkungen gibt es auch keine Noten, sondern Berichte.
    Ich schick dir mal einen LINK für NRW wie das so abläuft:
    https://www.duesseldorf.de/sch…ffnung_des_verfahrens.pdf


    Hier wird es für Bayern auch gut erklärt.


    https://books.google.de/books?…rbedarfs%20bayern&f=false



    Bei alle weiteren Fragen wird dir dein zuständiges Schulamt helfen. Hier gibt es auch die notwendigen Formulare zum download. Meine polnischen Eltern waren damals sehr froh, dass ihr Kind in einer Förderschule für geistige Entwicklung ( früher Schule für geistig Behinderte) gehen durfte. Sie wussten gar nicht, dass es hier in Deutschland so etwas gibt. Oft hift auch ein Besuch einer solchen Einrichtung.


    Warum hat deine Schulleitung keine Ahnung und lässt dich so im Regen stehen?
    Falls sich die Eltern mit aller Macht gegen eine Förderschule wehren, hättest zu zumindest Anspruch auch die Unterstützung eines Förderschullehrers, bei geistig Behinderten in der Regel auch eines Integrationshelfers, der das Kind durch den Schulalltag begleitet und dich auf jeden Fall entlastet.


    Wenn du den Förderbedarf nicht feststellen lässt, musst du das Kind zielgleich unterrichten :daumenrunter: Das geht gar nicht.


    Die Einleitung des Verfahrens dauert auch seine Zeit. Wir haben mit den anderen Förderschulen dann Kooperationsverträge geschlossen. Dh. das Kind ging dann probeweise für mehrere Wochen zur Schule und man konnte dann das Verfahren nahtlos mit der Übernahme laufen lassen. Die Frage ist nur welche Förderschule. Bei sehr starken geistigen Ausfällen eher Schule für geistige Entwicklung . Möglich wäre auch Förderschule Lernen. Aber da kannst du dich sicher von den in Frage kommenden Schulen beraten lassen. Lass doch einfach einen Kollegen oder Kollegin einer entsprechen Förderschule einfach im Unterricht hospitieren. Dann wird dir sicher schon geholfen. Das machen wir ganz oft. Ich habe im Moment einen Jungen in meiner Klasse( Förderschule Lernen), der auch dringend in die Schule für geistige Entwicklung muss. Ich habe einen Kollegen angefordert, er war einen Vormittag da, hat mir einen kurzen Bericht gerschrieben, den füge ich neben anderen Unterlagen jetzt zu dem Antrag auf einen Wechsel des Förderschwerpunktes bei und schicke das Ganze zum Schulamt in der Hoffnung, dass es zu Wohle des Kindes entscheiden wird und nicht den uneinsichtigen Eltern folgt.

  • Hallo Rotherstein,


    der Lesetipp ist sehr interessant. Ich schaue mir das an. Das Gutachten wird endlich gemacht. Habe es heute erfahren. Seit Anfang Januar hat sich mal was getan. Es hat sich eine Stelle für zuständig definiert.


    Warum meine Schulleitung sich so wahnsinnig schwer tut, dass weiß ich nicht. Teilweise lassen Antworten auf Nachfragen die diese tätigt bei zuständigen Stellen lange auf sich warten. Die Chefetage tut sich auch sehr schwer, Dinge aus der Hand zu geben, lässt sich nicht in die Karten gucken, sondern setzt einem immer vor vollendete Tatsachen. Ich kapiere nicht, was an Nachfragen und Rat suchen so geheimnisvoll ist. Offen mit Sachen umzugehen erleichtert allen den Schulalltag. Diese tut sich und uns damit seltenst einen Gefallen. Das ist eines von vielen Defiziten auf dieser Ebene und unsereins, Schüler wie Lehrer, badet das aus.


    Jetzt schau ich mal, was die dafür zuständige Schulpsychologin nun so testet. Abwarten und Tee trinken.... und ich werde gleich mal nachlesen in dieser Leseempfehlung.


    Vielen Dank für diese obige Information.

  • Schulpsycholgin? Bist du da sicher? Die kann eigentlich kein gerichtstaugliches Gutachten verfassen??????


    Bei uns wird das Verfahren immer von den beauftragten Sonderpädagen gemacht. In Bayern heißt er glaube ich machen das die Sonderpäd. Förderzentren. Für die Einleitung des Verfahrens brauchst du die Schulleitung eigentlich nicht. Sprich mit den Eltern. lass dir die Einverständniserklärung unterschreiben und es kann los gehen. Wie das geht findest du in den LINKS.


    Hier findest du auf jeden Fall Hilfe. Da brauchst du deine Schulleitung nicht. Vlt. kannst du sie beraten. Die scheinen ja auch keinen Plan zu haben:


    https://www.isb.bayern.de/foer…-dienste-msd/msd_konkret/

  • "Hallo Kollegen,


    ich bin seit zehn Jahren Triebwagenführer bei der Deutschen Bahn AG. Nun hat mein Arbeitgeber mit der Lufthansa fusioniert und ich soll ab nächster Woche einen Airbus A310 im innerdeutschen Linienverkehr fliegen. Hat jemand von Euch Infos, wie das geht und was ich dabei beachten muss? So wie es aussieht, bleibt es für mich dabei, weil kein anderes Personal für den Airbus aufzutreiben war. Vielen Dank für Eure Tipps!"


    - sorry, aber so in etwa liest sich für mich das Ausgangsposting. Wäre ich der betreffende Kollege, ich würde mich glattweg WEIGERN, dieses Kind zu unterrichten.


    MSWörd: Du KANNST aufgrund Deiner Ausbildung dieses Kind NICHT adäquat betreuen (geschweige denn beschulen oder fördern). Das Einzige, was Du tun kannst, ist diesen Schüler möglichst still zu beschäftigen. Und kein schlechtes Gewissen deswegen! Es ist nicht Deine Schuld, wenn er auf der Strecke bleibt.


    Selbst der hirnverbrannteste Knecht der Arbeitsagentur käme nicht auf die Idee, einen Müllwerker als Konditor oder einen Verwaltungsfachangestellten als Feinmechaniker vermitteln zu wollen. Aber in der Schule soll genau das gehen. Da kann man echt nur den Kopf schütteln.

    „Think of how stupid the average person is, and realize half of them are stupider than this.“ - George Carlin

  • Dass der Schüler, in dieser Klasse unter den Bedingungen nicht gefördert werden kann, leuchtet jedem ein und dass du keine Unterstützung bekommst, ist auch total daneben!


    Ich würde unter den Voraussetzungen Materialien mitbringen, mit denen sich der Schüler möglichst alleine beschäftigen kann. Jetzt weiß ich nicht, was der Schüler kann ob du darauf zurückgreifen kannst, ich hätte noch einiges im Keller (z.T. von meinen eigenen Kindern früher, was ich aufbewahrt habe) wie: Puzzles, Dominos, Sortierkästen, Bügelperlen oder Steckspiel (mit denen man Muster nachstecken kann oder nach Farben sortieren), Tangramspiel, Malvorlagen und Stifte anbieten, mit Wasserfarben malen lassen, Ton/Fimo, ein Heft mit Schwungübungen, Fehlersuchbilder, Seiten aus Vorschulheften, die nicht zu babyhaft aussehen, einfache Vorlagen ausschneiden lassen, Armbänder flechten, …


    Vielleicht habt ihr Fotos von allen Schüler/innen deiner Klasse, die man alle jeweils zweimal kopieren könnte. Dann könnte der Schüler oder mehrere Schüler zusammen die Fotos ausschneiden, auf Karten kleben und jeder Schüler schreibt seinen Namen darauf. Der Förderschüler könnte diese Fotokarten dann zuordnen (einfach den jeweiligen Schülern zuordnen, dazu muss man auch nicht lesen können, nur das Foto vergleichen und es dann z.B. an den Platz des betreffenden Schülers legen oder zwei gleiche Fotokarten zusammenlegen). Ich habe noch eine Vorschulmappe, da sind z.B. Bilder aus der Umwelt drin wie eine Bäckerei und es müssen die Dinge zugeordnet werden, die man beim Bäcker kaufen kann, so etwas wäre ebenfalls denkbar.
    Vielleicht kannst du alles mögliche an Materialien, mit denen man sich alleine beschäftigen kann, in eine Kiste legen.


    Eventuell könnte der Schüler Bilder ausschneiden, von Gegenständen, die es im Klassenraum gibt und diese aufkleben. Z.B. könntest du auf ein Blatt "Tisch" schreiben und darunter käme ein das Bild/Foto/Zeichnung eines Tisches, der in eurem Klassenraum steht oder eines so ähnlich aussehenden Tisches. Aufgabe für den Schüler wäre nun, aus Prospekten etc. Tische herauszusuchen, diese auszuschneiden und aufzukleben: fördert die Begriffs- und Kategoriebildung, feinmotorische Übung und ein neues Wort "Tisch" wird eingeführt.


    Für den Schüler fände ich in der Situation wichtig, dass er lernt, sich in seiner neuen Umgebung (Schule/Klasse) zu orientieren: Den Weg zu einem bestimmten Raum finden können (nicht unwichtig: den Weg zur Toilette alleine finden), das fällt ja vielen schwer! Eventuell könnte man da Mitschüler einspannen, die es als Abwechslung ganz nett finden, wenn sie zwischendurch mal aus dem Unterricht rausdürfen und z.B. den Weg zum Lehrerzimmer zeigen. Einmal hinlaufen, sagen, dass das das Lehrerzimmer ist und wieder zurück zum Klassenraum gehen. Wie man die Arbeitsaufträge begreifbar machen soll, weiß ich auch nicht, wenn keiner übersetzen kann.. gut wäre aber, wenn man den Schüler danach dazu bringt, den Weg dorthin alleine zu finden. Ggf. könnte man auf dem Weg dorthin mit Kreide Richtungspfeile auf den Boden malen oder Klebezettel anpinnen (müsste man allerdings wieder wegnehmen) und damit soll der Schüler selbst den Weg finden. Es könnte ja jeden Tag jemand anders den "Fremdenführer" spielen, dass sich da nicht jeder Mitschüler eignet, ist klar. -Bei Erstklässlern macht man häufig erstmal das Erkunden der Schule, des Klassenraums sowie Kennenlernen der Mitschüler. Oft werden Ich-bücher erstellt, in die man einklebt/malt/ankreuzt... welche/s Lieblingsfarbe-, -essen, -tier, -hobby etc. man hat, man notiert wie alt, groß etc. man ist, wieviel Geschwister man hat, wo man wohnt usw. So etwas könnte der Jugendliche vielleicht für sich erstellen.


    Wichtig sind auch Rituale, ggf. könnte der Schüler jeden Tag gleich beginnen, z.B. immer mit etwas, das leicht ist, so dass er weiß, dass er die Anforderung bewältigen kann, z.B. Mandala ausmalen. Danach nimmt sich der Schüler etwas aus seiner Materialkiste.


    Ein Stundenplan mit Bildern zu den Fächern (z.B. Ball und Barren für Sport) und einem Bild für die Pause, der Orientierung gibt, welches Fach man hat, wäre gut. Ist in der Klasse nicht jemand, der gerne malt und Bilder für die einzelnen Fächer etc. malen könnte? Alle 5 Wochentage auf ein einzelnes Blatt, diese 5 Blätter hintereinanderlegen, oben zwei Löcher rein, Band durch, so dass man es umschlagen kann, wie einen Kalender. So könnte man evtl. einen Stundenplan mit Bildern für den Schüler herstellen und jeweils seitlich eine Wäscheklammer an das Fach pinnen, das man gerade hat.


    Ein Computer mit Lernprogrammen wäre auch hilfreich, nur den habt ihr wahrscheinlich nicht in der Klasse? In meiner Schule gibt es für die Schüler genau null Computer, aber das ist ja zum Glück nicht überall so.


    Ich hoffe für dich und den Schüler, dass ihr bald Unterstützung bekommt und die Schule gewechselt werden kann.

  • Hallo Cat1970,


    vielen Dank für diese vielen Tipps. Ich schaue, wie ich davon einiges umsetzen kann. Das hilft mir.


    Das ist mir wirklich ein Rätsel, wie sich das die Schüler zuweisende Schulamt vorstellt, wie und wann man dies leisten soll... ich hoffe sehr für das Kind, das es jetzt, da nun endlich solche Tests laufen.( Schulpsychologin des Förderzentrums macht es ausnahmsweise!!!! eigentlich ist sie ja gar nicht dafür zuständig, sondern die Kollegin XY vom anderen Förderzentrum AB... Dies Kollegin XY behauptet aber das komplette Gegenteil... was mir nun wiederum Wurscht ist, so kann es ja nicht laufen... eigentlich ist das alles nur zum Schämen) Ich hoffe, dass es danach in eine der eigentlich passenderen Schulen zugewiesen werden kann.... sofern es die entsprechenden Kriterien erfüllt.

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