Wie werden Lehrer als Autoren von Schulbuchverlagen bezahlt? Eure Erfahrungen?

  • lilly, ernsthaft, du klingst so unglücklich.


    mein ref war hart, aber eine "gehirnwäsche" war es sicherlich nicht. ich kenne auch keinen lehrer, bei dem das so war. ich habe den eindruck, dass du deine eigene schlechte erfahrung/dein unglück/deine haltung/deine depression/wasauchimmer auf andere überträgst. change it, love it, or leave it. warum bist du denn noch lehrerin?

  • Mein Referendariat war für mich persönlich eigentlich ganz okay, ich habe mit Auszeichnung abgeschlossen (1,2) und immer sachliche Kritik und positive Bewertungen bekommen. Den ganzen Pädagogikseminarkram fand ich natürlich total ätzend und großteils puren Blödsinn, das nervt dann natürlich schon.
    Ich habe aber links und rechts bei Referendaren gesehen, wie die enorm malträtiert wurden. Und ganz ehrlich, wäre ich eines der Opfer (und ja, Seminarleitungen suchen sich Opfer bzw. machen gezielt Leute zu Opfern), hätte ich das Ganze nicht durchgezogen. Ich
    Was mich, trotz guter Noten, enorm angekotzt hat war, dass man zu einem Hungerlohn knechten musste, während andere Diplom-Absolventen schon mit ordentlichen Gehältern einstiegen. Mich stört wie schlecht die Arbeitsbedingungen an den Schulen sind, wie Lehrer unbezahlt Überstunden machen müssen und gezwungen wären krank zu feiern um auf einen angemessenenen Stundenlohn zu kommen. Mich stört, wie ein 1,0 Diplom und ein 1,2 zweites Staatsexamen nicht dazu führt, dass man ein gutes Gehalt oder gute Arbeitsbedingungen bekommt, während man mit solchen Abschlüssen in der Wirtschaft (es sei denn man war so dumm Lehramt zu studieren, weil man vorher nicht geahnt hat, wie sehr man ausgebeutet wird) Karriere machen könnte. Der Lehrerberuf ist ein Job für durchschnittliche Schüler, aber jeder, der ein 1er Abitur und Studium hinlegt ist besser beraten etwas anderes zu machen. Elite ist an der Schule einfach falsch.


    Mich stört einfach, dass der Dienstherr hervorragende Arbeitsleistung (und Qualifikation) verlangt und so oft auch bekommt, aber dafür nicht den Geldbeutel aufmachen möchte oder die Arbeitsbelastung (26 Schulstundenstunden pro Woche, ernsthaft?!) senkt. Ich habe eigentlich den Anspruch guten Unterricht zu machen und hänge mich da auch rein, aber immer mit dem Zähneknirschen, dass das in dem Beruf gute Arbeit nicht belohnt wird.
    Die Arbeit mit den Schülern an sich ist vollkommen in Ordnung, wäre das nicht so, würde ich tatsächlich hinschmeißen.


    Ich arbeite momentan daran von meinem eigenen Perfektionismus abzukommen, mehr Dödelunterricht einzubauen, weniger gut konzipierte Klausuren zu erstellen um der allseits vorhandenen Durschnittlichkeit entgegen zu kommen. Das nagt zwar an mir, weil ich eigentlich immer denke "Man könnte das aber besser so und so machen, eigentlich müsste man noch dies machen, damit das eine logischen Gang geht und den Tafelaufschrieb könnte ich auch optimieren etc.)", aber ich merke, dass man deutlich weniger Arbeitszeit aufbringen muss, wenn man eben nicht so viel Genauigkeit an den Tag legt und immer versucht eine Unterrichtseinheit perfekt auf die Beine zu stellen.
    Es ist ein Kampf zwischen eigenem Anspruch an eine logische, saubere Unterrichtsheit und dem Frust zu viel zu arbeiten auf der anderen Seite.


    Ich bin jemand, der gerne (deshalb auch im Studium die hervorragenden Noten) sehr genau und perfektionistisch ist, auf der anderen Seite dafür auch Anerkennung und Entlohnung dafür bekommt, wenn das, was gemacht wird, hohe Qualität hat. Im Lehrerberuf ist das aber "Perlen vor die Säue", der Dienstherr und auch der Schulleiter hat da überhaupt kein Interesse dran. Und selbst wenn, dann bekommt man auf die Schulter geklopft und ein paar warme Worte des Dankes, dass man die Projektwoche so toll organisiert hat, dafür stundenlang ein Konzept ausgearbeitet hat, zig Versuche ausprobiert und vorbereitet hat, und die Schüler den Eltern berichtet haben, was sie alles für tolle Experimente gemacht haben. Und ich mir sogar noch einbilde, dass es so durchdacht war, dass sie sogar sehr viel gelernt haben dabei.
    Bekomme ich deshalb A14? Nein. Dafür müsste ich Schulverwaltungsaufgaben übernehmen. Was bekommt eigentlich der Kollege vom Religionsprojekt? Die, die den 5. Klässlern als Arbeitsauftrag gegeben haben Szenen aus der Bibel nachzuspielen und die dann stundenlang nur beaufsichtigt haben, während die Schüler ihre Texte umgeschrieben und gelernt haben? (Und ja, das ist kein falscher Eindruck, Reli-Kollege X sagte selber, das sei die entspannteste Woche des Jahres für ihn). Ach, die bekommen das gleiche Gehalt. Aber naja, beim mündlichen Abi muss der besagte Kollege dann auch nicht 20 Prüfungen vorbereiten und abnehmen, fair oder?
    Was kann man als Konsequenz ziehen? Ich könnte auch nen Dödelprojekt machen: "Geht mal in den Computerraum, sucht Euch ein Thema aus der Chemie das Euch interessiert und erstellt dazu Plakate. Am Ende der Woche stellt ihr die dann vor in einem gallery walk". Zack, bin ich fertig mit der Vorbereitung und lauf die Woche bisschen durch den Computerraum. Könnte ich sicherlich machen.
    Aber da spricht irgdendwie mein eigener Perfektionismus dagegen. Noch. Aber je mehr ich mich ärger, desto eher bin ich glaube ich bereit den über Bord zu werden.
    Ihr, die ihr so glücklich seid an der Schule habt, so meine Hypothese, kein 1er Abitur und 1,0 Diplom gemacht. Ihr könnt gar nicht nachvollziehen wie es ist dann in so einem System wie der Schule gefangen zu sein, wo Leistung nach ganz anderen Maßstäben ("Möglichst auf jedem Schulfest rumlaufen, sich überall blicken lassen") gemessen wird. Wo man das Gefühl hat, dass man sein Potential nicht ausschöpfen kann und, wenn man es dann doch könnte, sprich sich auf fachlich guten Unterricht zu konzentrieren, Schüler bei Jugend forscht zu unterstützen etc., Leistungskurse zu führen, dann wird einem eine dödelige Klassenfahrt mit einer 6. Klasse aufgedrückt, dann wird man schief angesehen, wenn man die ARbeitszeit nicht dazu verwenden will um auf dem Schulkonzert rumzuhocken etc.


    Das System könnte gut sein, wenn man es denn richtig machen würde. Ich kann nur regelmässig Empfehlungen an meine sehr guten Schüler geben einen Bogen ums Lehramt zu machen. Den fachlich Schwachen hingegen lege ich es nahe, weil ich glaube, dass solche Schüler später in ihrer Durchschnittlichkeit auch als Lehrer an ihrer Arbeitsstelle glücklich würden.

  • Man ist nicht automatisch der bessere Lehrer, weil man seine Prüfungen mit 1,0 macht. Ich habe sogar eher andersrum die Erfahrung gemacht.

  • Ihr, die ihr so glücklich seid an der Schule habt, so meine Hypothese, kein 1er Abitur und 1,0 Diplom gemacht.

    Doch! Na nicht grade 1.0 aber jede Hürde mit der 1 vor dem Komma genommen. Das ist keine "Auszeichnung", wie Du es nennst, das sind nur Zahlen, die nicht besonders viel wert sind. Auf Lebensläufe kommt es viel mehr an, als auf Zeugnisse. ;)

  • Ein fundiertes Fachwissen beschleunigt die Unterrichtsvorbereitung enorm. Es hilft auch dabei, eine Reihe sinnvoll zu strukturieren.
    Das merke ich allein bei mir schon daran, dass ich zwei von drei Fächern wesentlich fundierter studiert habe, und das auch die Fächer sind, bei denen mir die Unterrichtsvorbereitung (und auch die Improvisation, sofern mal nötig) sehr viel leichter von der Hand geht.


    (Mag sein, dass einem das u.U. auch im Wege stehen kann, weil man die Probleme von Schülern nicht nachvollziehen kann, weil man sie selbst nicht hatte. Das trifft aber wohl nicht auf alle Fächer zu.)

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Mag sein, dass einem das u.U. auch im Wege stehen kann, weil man die Probleme von Schülern nicht nachvollziehen kann, weil man sie selbst nicht hatte.

    Dafür gibt es keine empirisch belegten Beweise. Ich hab mich während der Lehrerausbildung ein bisschen damit befasst, weil mir die (übrigens mehrheitlich deutschen!) Vorurteile gegen promovierte Lehrer ziemlich auf die Nerven gehen. Ich habe wirklich nichts gefunden, was zeigen würde, dass eine fundierte Fachausbildung gutem Unterricht im Weg steht. Wenn überhaupt ist das Gegenteil der Fall und keine (zusätzliche) pädagogische Ausbildung ist auch nachteilig. Wen wundert's bei so vielen Ländern und Bildungssystemen, in denen es gar keine extra Lehramtsstudiengänge sondern nur pädagogische Zusatzqualifikationen gibt. Meine persönliche Erfahrung deckt sich übrigens mit Deiner, ich finde auch es improvisiert sich leichter, je mehr man weiss. ;)


    Übrigens ist das alles grade off Topic. ;)

  • Die Vorurteile rühren, soweit ich sie mitbekomme, aber eher daher, dass SL davon ausgehen, dass Promovierte eigentlich eine wissenschaftl. Laufbahn geplant hatten und den Schuldienst nur als Notlösung nehmen. (Ist ja oft auch so. Das schließt aber meiner Erfahrung nach gute Arbeit als Lehrer gar nicht aus.)

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Ihr, die ihr so glücklich seid an der Schule habt, so meine Hypothese, kein 1er Abitur und 1,0 Diplom gemacht.

    ich habe ein 1.3 abitur gemacht. mein studium und das zweite examen habe ich mit auszeichnung bestanden.


    ich bin nachwievor sehr gerne lehrerin.


    deine these passt hinten und vorne nicht, sorry. spitzenleistung und freude am lehrersein/guter lehrer sein schließen sich in keiner weise aus. zumindest geht das mir so und die anderen sehr guten absolventen in meinem umfeld sehen das ähnlich.

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  • spitzenleistung und freude am lehrersein/guter lehrer sein schließen sich in keiner weise aus.

    Meine These ist: aus Minimalisten werden keine guten Lehrer. ;)

  • Noten sagen wenig über die Eignung für den Lehrberuf und die Zufriedenheit im Job aus, meine ich. Sehr wohl aber der Hang zum Perfektionismus, und da sehe ich mich selbst leider auch fehl am Platz in der Schule. Das hätte man aber vorher wissen können, denn in der Schule tut man im Wesentlichen nunmal nichts anderes, als sich mit dem "Unperfekten" auseinanderzusetzen und Defiziten entgegenzuarbeiten - und das noch unter oft zweifelhaften Arbeitsbedingungen. Ist eben so.

  • Was mich, trotz guter Noten, enorm angekotzt hat war, dass man zu einem Hungerlohn knechten musste, während andere Diplom-Absolventen schon mit ordentlichen Gehältern einstiegen.

    Tja, wärst du mal in die freie Wirtschaft gegangen. Oder hätte es mit deinem Studium keine "ordentliche Gehälter" mit Firmenwagen und eigener Sekretärin gegeben? Hätte es da überhaupt einen Job gegeben?

  • Das hätte man aber vorher wissen können, denn in der Schule tut man im Wesentlichen nunmal nichts anderes, als sich mit dem "Unperfekten" auseinanderzusetzen und Defiziten entgegenzuarbeiten

    Heisst das für Dich gilt "Lernen" = "Abbau von Defiziten"? Interessant.

  • Doch! Na nicht grade 1.0 aber jede Hürde mit der 1 vor dem Komma genommen. Das ist keine "Auszeichnung", wie Du es nennst, das sind nur Zahlen, die nicht besonders viel wert sind. Auf Lebensläufe kommt es viel mehr an, als auf Zeugnisse. ;)

    Naja, zumindest in den Lehramtsexamen kommt es mir subjektiv (ich betone: subjektiv) doch sehr vor, als ob jeder dritte mit einer 1,0 ,1,1 oder 1,2 um die Ecke kommt. In meinem Refjahrgang waren es auf alle Fälle schon vier Personen, die eine 1,0 hatten (1+2 Examen). Ich selbst konnte mich auch "ausgezeichnet" fühlen. Auf alle Fälle sind solche Noten aber lange kein Vergleich mit einer 1,0 in einem juristischen Examen.


    Grundsätzlich empfinde ich es heute auch nicht als Gradmesser für guten Unterricht - dann schon eher die Beobachtung, welche Kollegen häufiger um Rat gefragt werden.

    • Offizieller Beitrag

    ich habe ein 1.3 abitur gemacht. mein studium und das zweite examen habe ich mit auszeichnung bestanden.
    ich bin nachwievor sehr gerne lehrerin.


    deine these passt hinten und vorne nicht, sorry. spitzenleistung und freude am lehrersein/guter lehrer sein schließen sich in keiner weise aus. zumindest geht das mir so und die anderen sehr guten absolventen in meinem umfeld sehen das ähnlich.

    Hier gibt es genug promovierte, mit Auszeichnung diplomierte und andere mit exzellenten Examen, die gerne Lehrer sind.


    Wieso bist du es eigentlich überhaupt und dann noch so ungern, Firelilly? War dein Diplom für die freie Wirtschaft zu schlecht? Oder bist du da auch gleich motzend und fordernd aufgetreten? Hast du jemals schonmal versucht, dich zu fragen, was dein offensichtlich höher Frust mit DIR zu tun hat?

  • Naja, zumindest in den Lehramtsexamen kommt es mir subjektiv (ich betone: subjektiv) doch sehr vor, als ob jeder dritte mit einer 1,0 ,1,1 oder 1,2 um die Ecke kommt.

    Wie gut, dass ich kein Lehramtsexamen habe. ;)

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe im Jahr 2015 ein (!) Exemplar eines Fachbuchs verkauft (also nicht Lehrbuch), vom Ladenverkaufspreis 29,99€ kommen da letztendlich rund 7€ bei mir an ... reicht noch nicht zum Kündigen

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