Lehramt Chemie und Latein für Gymnasien - wo habe ich die besten Chancen?

  • Guten Tag! :)


    Ich bin neu hier und noch Schülerin der 11. Klasse eines humanistischen Gymnasiums (momentaner Abischnitt läge bei 1,2). Seit der Grundschule möchte ich Lehrerin werden, der Wunsch hat sich bis heute nicht geändert. Ich durfte schon einige Male meine Klasse unterrichten und bald bekomme ich auch die Möglichkeit, dies in einer mir fremden Klasse zu tun. Mir macht das sehr großen Spaß, erklären kann ich laut anderen Leuten auch und viele sagen mir, dass das Lehramt ideal für mich ist. Das bestärkt mich sehr in meinem Vorhaben, Lehrerin zu werden.


    Ich möchte Latein (habe ich seit Klasse 5, ist mein drittes Prüfungsfach im Abitur) und Chemie (Leistungskurs) auf Lehramt studieren. Möglichst nicht in Berlin, dort gehe ich zur Schule; auch unterrichten möchte ich in einem anderen Bundesland. Mein Graecum erhalte ich mit dem Abitur, dieses ist ja Pflicht für ein Lateinstudium - dies fällt also weg, d.h. ich muss es nicht nachholen.


    Nun habe ich mir einige Prognosen durchgelesen und erfahren, dass ich in NRW mit dieser (leider ziemlich seltenen) Kombination die besten Chancen hatte, sowohl in Sek I als auch in Sek II.


    Ist hier zufällig ein/e Lehrer/in auf NRW unterwegs - vorzugsweise natürlich mit den o.g. Fächern - und könnte mir mitteilen, ob dies stimmt und in welcher Stadt / Uni in NRW man dies studieren könnte? Im Zweifel würde ich auch an der HU Berlin studieren und anschließend nach NRW gehen. Geht das überhaupt? Verbeamtet werden kann man nicht; ich habe auch leider keine Verwandten in NRW, weshalb das mit der Wohnung schwierig wird; zudem gibt es ja auch Studiengebühren und durch Nachhilfe allein (gebe bereits jahrelang Mathe- und Latein-, bald auch Altgriechisch-Nachhilfe) kann man diese Kosten nicht decken.


    Könnt ihr mir vielleicht etwas dazu schreiben? Ich wäre euch sehr dankbar, wenn ihr mir gute Ratschläge diesbezüglich geben könntet und bin auch offen für andere Ideen, was die Wahl des Bundeslandes angeht - die Fächerkombination bleibt aber! ;)


    Vielen Dank im Voraus!


    Liebe Grüße von einer etwas verzweifelten Schülerin :gruss:

  • Hallo,
    die Kombination wäre in Schleswig-Holstein sehr gut. Im Moment scheint es einen relativen Mangel an Chemielehrkräften zu geben und ich glaube auch in Latein ist der Markt nicht überschwemmt. Ich wage mal zu behaupten, dass diese Fächerkombination in eigentlich allen Bundesländern ganz gute Chancen hat, weil es Fächer sind die nicht jeder kann (oder will). Dir fehlen mit Latein / Chemie Synergieeffekte die Du mit Bio / Chemie oder Physik / Chemie und eventuell bei Latein + andere Sprachen oder Geschichte hättest. Aber das ist ja nur ein kleiner Randfaktor. Toll ist glaube ich für Schulleiter, dass Du mit Chemie / Latein eine ungewöhnliche Kombi hättest die Dich in der Stundenplanung sehr flexibel und damit wertvoll macht.


    Das mit dem Abiturschnitt stimmt einen natürlich etwas traurig, wenn man bedenkt, dass es dir nichts bringen wird. 1,2 ist echt toll, ich hatte damals "nur" 1,3 im Abitur und trotzdem dadurch prinzipiell alle Möglichkeiten. Das große Problem was Du Dir mit Deinem Berufsweg aufhalst ist, dass dein sehr guter Abiturschnitt nahezu vollkommen unnötig ist. Während in allen anderen beruflichen Richtungen sehr gute Abschlüsse die Basis für Karriere sein können (Scouts suchen sich sehr gute Chemie-Studenten etc.) und in der Regel Leute mit sehr gutem Abitur und anschließend sehr gutem Studium dann auch in deutlich besser bezahlte Positionen kommen, ist es beim Lehrerberuf vergebene Liebesmüh. Ein Spitzenabitur ermöglicht es auch in große Unternehmen zu kommen, denn die suchen die Elite.
    Ob Du Dein Abi mit 1,2 machst oder mit 3,0 macht in dem Lehrerberuf keinen Unterschied. Bezahlt wirst Du nach A13 unabhängig von deinen vorherigen Leistungen und übrigens auch unabhängig von deiner Leistung im Beruf.
    Du kannst den besten Unterricht machen, ein richtiger top Elite Lehrer sein, Du bekommst dasselbe Gehalt wie der Kollege, der seinen Schülern kaum was vermittelt und alles mit Minimum Einsatz zuwege bringt. Jemand, der in einem großen Unternehmen durch Top Leistungen auffällt, wird deutliche Gehaltssteigerungen geltend machen können.
    Ich sage das nur, weil das für Top Leute (zu denen Du mit deinem 1,2 Abi vermutlich gehören wirst) durchaus eine Quelle des Frusts sein kann. Mit 1,2 stehen dir auch Elitestudiengänge (auch im Bereich der Chemie ählichen Fächer wie Molekulare Medizin, Nanoscience usw.) offen, in denen Du aus Deinem Potential was machen könntest. So etwas sollte man sich auch bewusst machen, wenn man in einen Gleichmacherberuf geht.
    Es hat sicher auch Vorteile für viele, dass alles so gleich gemacht wird, aber mit Sicherheit ist das nicht ideal für Top Leute. Schule ist generell nicht gut für Top Leute, das gilt ja auch für Top Schüler, da die Schule auf die öffentliche Schule auf die breite Masse ausgelegt ist und nicht speziell für Begabte.
    Überleg es dir also gut. Dass Du Deinen Schnitt hier so deutlich erwähnst (was vollkommen okay ist!) spricht für mich dafür, dass Du sehr leistungsbewusst bist. So ging es mir auch. Da kann man schnell frustriert sein, wenn man nicht die nötigen Bedingungen vorfindet, mit denen man in anderen Berufen als Topleister ausgestattet würde.
    Du sprichst von Kosten. Es wäre bei Deinem Abitur beispielsweise möglich Kontakt zu Unternehmen zu suchen und zu schauen, ob Du nicht z.B. als reine Chemiestudentin in den Semesterferien bereits in dem Unternehmen arbeitest. Da kannst Du Dein Studium finanzieren mit und hast gleich gute Kontakte. Leider fördern Schulen keine sehr guten Lehramtsstudenten, das ist im öffentlichen Dienst nicht üblich.

  • @DieChemikerin: Du bist in diesem Forum als Schülerin nicht schreibberechtigt. Ich werde Deinen Account sperren aber das Thema hier offen lassen. Vielleicht hat noch jemand Tipps für Dich, die Du dann ja noch lesen kannst.

  • Ich bin verwirrt. Wurden Fragen von Schülern, die das Lehramtsstudium betreffen, also quasi von zukünftigen Lehrern, nicht immer zugelassen? Wie auch von Seiteneinsteigern, die sich noch nicht sicher sind!


    EDIT: Sorry, hab Swinging Phones Beitrag übersehen, sonst hätte ich mir meinen Kommentar gespart.

  • und in der Regel Leute mit sehr gutem Abitur und anschließend sehr gutem Studium dann auch in deutlich besser bezahlte Positionen kommen, ist es beim Lehrerberuf vergebene Liebesmüh. Ein Spitzenabitur ermöglicht es auch in große Unternehmen zu kommen, denn die suchen die Elite.

    Die Abiturnote interessiert nach dem Studium ein Unternehmen genausoviel oder -wenig wie die Schulbehörde, wenn sie Lehrer einstellt. Überhaupt gilt nur für Lehrer, dass auch 20 Jahre nach Studienende die Noten beider Examina noch von Belang ist, während sich ein Unternehmen eigentlich nur für die letzte Leistung interessiert.


    À+

  • zudem gibt es ja auch Studiengebühren

    Die gibt es in NRW nicht mehr. Klar, das Studium kostet (u.a. auch einen Semesterbeitrag), aber die Gebühren von 500 Euro pro Semester sind vor einigen Jahren abegschafft worden.
    NRW hat ja viele große Unis, Wohnheime sind vorhanden, entsprechender Andrang natürlich auch.

  • Firelilly: Wenn ich deine letzten Beiträge (in diversen Threads) lese, stellt sich bei mir immer wieder die Frage: "Warum bist du Lehrerin geworden und bist nicht in der viel besseren "freien Wirtschaft"? :gruebel:

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Auch nicht als Schülerin, die konkrete Fragen zum Lehramtsweg hat?
    Früher ging das...

    OK, ihr habt irgendwie Recht. Mir war gerade 11. Klasse noch ein bisschen zu weit weg von einem konkreten Studienanfang. Ich hab die TE entsperrt, so kann sie auch weitere Fragen stellen.

  • momentaner Abischnitt läge bei 1,2

    Ich sag Dir mal ganz direkt, dass das ziemlich egal ist. Mit mir hat jemand Abi gemacht, der hatte einen Schnitt von 1.1 und ist am Ende voll umfänglich am Leben gescheitert.



    Nun habe ich mir einige Prognosen durchgelesen und erfahren, dass ich in NRW mit dieser (leider ziemlich seltenen) Kombination die besten Chancen hatte, sowohl in Sek I als auch in Sek II.

    Ach ... diese Prognosen immer. Weisst Du, ich denke, wenn Du gut bist in dem was Du machst, dann findest Du schon einen Job. Klar ist die Kombi Chemie/Latein wahrscheinlich besser als Deutsch/Geschichte, aber wer kann Dir jetzt schon sagen, ob das noch gebraucht wird, wenn Du mit dem Studium fertig bist?


    Gefühlsmässig würde ich Dir eher raten, den Master of Sciences in Chemie oder einem ähnlichen Fach zu machen, weil Du damit am Ende flexibler bist. Mit einem Master of Education in einem naturwissenschaftlichen Fach kommst Du einfach in der Industrie nicht unter, wenn Du das mit dem Unterrichten am Ende doch nicht cool findest. Das deutsche System ist aber auf der anderen Seite auch nicht gerade Seiteneinsteiger-freundlich, sprich ganz so trivial ist es nicht, wenn Du mit einem Master of Sciences dann doch ins Lehramt willst. Von daher ... wenn Du jetzt schon weisst, dass Lehrer-sein rockt, dann mach es doch einfach. ;)

  • OK, ihr habt irgendwie Recht. Mir war gerade 11. Klasse noch ein bisschen zu weit weg von einem konkreten Studienanfang. Ich hab die TE entsperrt, so kann sie auch weitere Fragen stellen.

    Danke dir!
    Und ja, ich weiß, dass Lehrer-sein rockt. Ich meine, sonst hätte sich mein Berufswunsch schon geändert, vermute ich mal ;)

  • Ich meine, sonst hätte sich mein Berufswunsch schon geändert, vermute ich mal

    Wie alt bist Du? 17 etwa, oder? Vorsicht ... da spielt jugendliche Euphorie noch eine ganz grosse Rolle. Das klingt jetzt mega überheblich, ich weiss. Aber so ist es nun mal, dass man mit dem älter werden hin und wieder noch desillusioniert wird. Wenn Du ganz motiviert bist, kannst Du ja mal schauen, ob Du bei irgendeiner Chemie-Firma oder sowas ein Praktikum machen kannst. Dann hast Du zumindest mal einen Eindruck davon, wie es ausserhalb des Systems Schule zugeht. Ich hatte während der Doktorarbeit auch immer mal wieder besonders begabte SchülerInnen eine Zeit lang bei mir im Labor an der Uni. Gibt es in Berlin vielleicht auch sowas? Das sind alles Möglichkeiten, die helfen, eine gute Entscheidung fürs Studium zu treffen.

  • Die Kombination ist in NRW (nach derzeitigem Stand der Dinge) recht gefragt. Mit Chemie sollte man auf jeden Fall unterkommen, Latein ist inzwischen recht gesättigt, was sich aber auch wieder ändern kann.


    Studieren kann man die Kombination ganz prima in Bonn oder Köln. Wobei in Köln das Institut für Altertumskunde natürlich viel größer und fachlich breiter aufgestellt ist als das Philologische Seminar in Bonn. Wie es mit Chemie steht, kann ich nicht beurteilen. Dazu habe ich von beiden Unis zumindest nichts Negatives gehört.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Ich habe die Frage eben wiedergefunden, ich hatte den Beitrag völlig verdrängt...danke euch für die ganzen Antworten! Mittlerweile bin ich am Ende des zweiten Semesters und studiere an der FU Berlin. Es macht super Spaß und mein Schulpraktikum beginnt auch bald!

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