Schülerin verwechselt Buchstaben und "lernt" nicht richtig (Fremdsprache)

  • Ich brauche Tipps und Erfahrungen von anderen Freisprachenlehrern und -lehrerinnen: In meinem Kurs - 1. Lernjahr - ist eine Schülerin, die zum Einen sicherlich bisher zu wenig eigenständig "gelernt" hat, die zum anderen aber m.E. auch Schwierigkeiten hat, Buchstabenfolgen als "falsch" zu erkennen oder mit dem Original abzugleichen. Die Sätze und Wörter haben somit oft keinen Sinn. Aus einem handschriftlichen "ha" von mir an der Tafel wird beim Abschreiben dann z.B. auch mal ein "lai". Auch lautlich fällt es oft schwer einfach zu wiederholen. Teilweise werden lautlich deutlich andere Dinge wiederholt.
    Ich habe bereits mit den Eltern gesprochen, weil ich hier eine Art 'Wahrnehmungsschwäche" sehe, aber ich würde gerne auch noch Tipps zum Lernen oder "Fehlerkorrigieren" geben.
    Geraten habe ich bereits mit Farben zu arbeiten, oft verwechselte oder leicht zu verwechselnde Wörter zusammenzustellen - aber was könnte man noch machen? Wie kann "besser" gelernt werden?

  • Hallo,


    genau in der Kategorie hab ich drei in meiner aktuellen 5. Klasse sitzen. Wobei das Finden (eigener) Fehler ganz, ganz vielen schwerfällt, die haken alles ab, mehr oder minder egal, was für ein Blödsinn bei ihnen steht.
    Kind 1 ist ein englisch Muttersprachler, die kennt die Wörter alle, schreibt sie aber in Vokabeltests ganz, ganz grausam. Oft tendeziel lautgetreu deutsch. Das Mädel lernt die Vokabeln einfach nicht richtig, weil sie ja meint, sie zu können. In Klassenarbeiten unauffällig, ist erstaunlich. Die Deutschkollegin sagt, ihr fällt die Lautdifferenzierung im Deutschen schwer, ist in der GS gezielt in Deutsch gefördert worden. Wir haben das Mädchen in den LRS-Kurs gesetzt.
    Kind 2 hat seit der GS massive Rechtschreibschwierigkeiten, sieht aber auch nicht die Notwendigkeit, daran was zu tun... "Das konnte ich noch nie". Sehr bemühte Eltern, jetzt macht sie den LRS-Kurs, den Tippkurs (in dem es ja auch auf Genauigkeit ankommt...) und übt die Vokabeln mit Phase 6
    Kind 3 kriegt insgesamt wenig auf die Reihe, ist in Ergotherapie. Wir trainieren das Fehlerfinden mit Partnerkorrektur und mit Rückwärtslesen bzw. Abschreiben der Vokabeln. Buchstabe für Buchstabe hat.
    Ist das bei dir auch so auffällig, dass ein Rechtschreibproblem mit einem schlechten Schriftbild kombiniert ist? Wenn die ein Tafelbild und Vokablen mit der " Sauklaue" abschreiben und von dem selbstgeschriebenen Vorbild lernen, wundert mich wenig, das könnte ich auch oft nicht lesen.

  • In Latein war es auch schon aufgefallen, bei der Deutschkollegin werde ich nicht ganz schlau. Ich habe bereits geraten, sich da auch außerschulisch mal schlau zu machen. Denn ggf bekommt die Schülerin ja teilweise auch die "Strafe" (schlechte Noten) für etwas, für das sie nur bedingt was kann (lernen wäre sicherlich auch nötig)

  • mein Lieblingsfall in dem Zusammenhang: Englisch und Latein mit Hängen und Würgen , geradeso 4, wählt in Klasse 8 die... dritte Fremdsprache (es hätte zwei "softere" Alternativen gegeben), wieder zwischenzeitlich 5, mit Nachhilfe auf 4, und dann kommt der Einstieg in die Oberstufe und die Wahl von Hebräisch... Ich hab die Hände überm Kopf zusammengeschlagen und die ehrlich gesagt die Verantwortung weitergereicht...

  • Ein ähnlicher Fall liegt wohl auch hier vor, trekkie. Ich bin hier aber hin und her gerissen: Zum Einen finde ich es gut, wenn jemand nicht pauschal sagt "X kann ich nicht" oder "Fremdsprachen sind nicht meine Stärke". Ich selber hatte eine Lehrerin, die mir in ihrem Fach immer wieder suggeriert hat, dass ich da nicht gut bin und ich habe es übernommen und mich dort zum Clown entwickelt. Erst später habe ich das in Frage gestellt, auch weil ich z.B. in diesem Fach in Teilen Urkunden bekommen habe, sodass ich nicht so schlecht gewesen sein kann. Eigentlich sollte jemand auch etwas versuchen dürfen, wo er möglicherweise Schwierigkeiten hat. Bei mir war es z.B. so, dass ich zu Sprache A nie eine tiefere Beziehung bekommen habe, alles mühsam lernen musste, während ich zu Sprache B von Anfang an ein gutes Verhältnis hatte und - gefühlt - das Lernen fast von selbst passiert ist. Es handelt sich bei dem Fach im konkreten Fall um ein Differenzierungsach, es kann nach 2 Jahren auch einfach nicht weitergewählt werden. Zum Anderen sollte man sich aber natürlich auch nicht mehr Steine in den Weg legen als nötig.
    Ich mache mir hier eher Gedanken, dass die Schülerin von Klasse zu Klasse älter wird und eine eventuelle LRS einfach nicht erkannt wird, weil es immer wieder mit "lernt nicht" erklärt wird, sodass irgendwann die Möglichkeiten einer Förderung sehr beschränkt sind.

    • Offizieller Beitrag

    Im Fach Latein wird doch die Rechtschreibung eh kaum gewertet. DAS ideale Fach für LRS-Kinder :sterne:


    Wurde sie denn mal auf LRS getestet?


    Ich wundere mich immer, dass du oft "Schwierigkeiten" erwähnst, die sich offenbar jahrelang so zeigten, wie du es erlebst, und nur dir fällt das plötzlich auf......
    Aber es ehrt dich auch irgendwie :)

  • Im Fach Latein wird doch die Rechtschreibung eh kaum gewertet. DAS ideale Fach für LRS-Kinder :sterne:


    Wurde sie denn mal auf LRS getestet?

    Dachte ich früher auch immer, aber ich erlebe extrem zunehmend Schüler, die massenhaft Wörter verwechseln, bloss weil sie mit dem/den gleichen Buchstaben beginnen. Das waren früher eher Einzelfälle. Das nächste Problem sind die Endungen - da kommt es auf winzigste Details an, die viele gar nicht mehr wahrnehmen können/wollen/? Beides sind nun erst die ersten Schritte beim komplexen Übersetzungsvorgang - das wirklich Schwierige (Kasusfunktionen usw.) kommt ja erst danach.
    Das sind meist aber nicht einmal Kinder, die diagnostizierte LRS-Fälle sind - ganz im Gegenteil. Aber um wieviel schwerer muss es für Leute mit "echter" Leseschwäche sein - das Schreiben ist natürlich in Latein sekundär, v.a. im Vergleich zur Alternative Französisch.

  • Hallo,
    Aktenklammer, wenn es im dem von dir geschilderten Fall eine LRS wäre... mal ganz "krass" gesagt, was würde es ändern?


    Das ist jetzt eine erst gemeinte Frage an die Deutschlehrer bzw. diejenigen, die LRS-Förderung machen: Was genau fördert "man" da? Die Rechtschreibregeln des Deutschen, im Sinne von Doppelkonsonanten, Auslautverhärtung, etc.? Oder geht es um allgemeinere Dinge wie genaues Abschreiben, Konzentration, etc.? Ich werde da wirklich manchmal nicht draus schlau.


    In der Förderstunde Deutsch, die meine Klasse hat, werden gezielt Rechtschreibstrategien geübt, Doppelkonsonanten etc. Aber das ist ja total sprachspezifisch, das bringt ihnen für eine Fremdsprache, die nach völlig anderen Regeln arbeitet, gar nichts. Somit: wenn der geschilderte Fall eine diagnostizierte LRS hätte und eine LRS Förderung Deutsch bekäme... hat das einen positiven Einfluss auf die Rechtschreibleistung in der Fremdsprache?


    Ich habe auch immer wieder Schüler, die im Deutschen eine auffällige Rechtschreibung haben und auch in der schulinternen Testung eine LRS aufweisen, die aber in der Fremdsprache völlig unauffällig sind, weil sie halt die Vokabeln tatsächlich Buchstabe für Buchstabe auswendig lernen und nicht "automatisiert" oder "nach Gehör" schreiben.

  • LRS heißt meines Wissens, dass man u.a. aufgrund von Wahrnehmungsschwierigkeiten z.B. Buchstaben gar nicht zu unterscheiden vermag und deshalb z.B. schwere Fälle auch Texte nur schwer verstehen kann. Die üblichen RS-Strategien bringen solchen Kindern anscheinend gar nichts, wenn sie z.B. lange und kurze Laute nicht unterscheiden können usw.
    Ich habe das so wirklich erst verstanden, als ich mal einen Schüler in Englisch Klasse 5 hatte, dessen ausgeprägte LRS zwar von Profis sehr deutlich diagnostiziert war, das aber erst Ende Kl. 4 - der war nie entsprechend gefördert/trainiert worden, der Arme. Die Grundschule hatte nichts gemerkt, nur die Mutter!
    Das war ein ganz anderes Kaliber als ein bißchen auffällige Rechtschreibung - man konnte kaum Wörter erkennen, obwohl er lange trainiert hatte, und er hatte die Schwierigkeiten in allen Sprachen ganz massiv, bis hin zu Hörverstehen und Aussprache. Kluges Kind, aber mit diesen massiven Textverständnisschwierigkeiten hatte er es echt schwer am Gymnasium trotz Erlass.

    • Offizieller Beitrag

    @blabla: du hast ja völlig recht, aber wie du schon schreibst, haben auch Kinder Probleme mit genauem Hinschauen, die keine LRS diagnostiziert haben.
    Das genaue Hinschauen ist eine Trainingssache, und Wörter nur nach dem Prinzip zu lernen: hinschauen -- zuhalten --raten bringt niemandem etwas.


    Da müssen andere Übungsstrategien her, auf die du als Lehrer zwar hinweisen, auf die du aber im Unterricht normalerweise aufgrund der Zeitknappheit nicht groß eingehen kannst.

  • Wie wahr :(


    Das genaue Hinschauen ist eine Trainingssache, und Wörter nur nach dem Prinzip zu lernen: hinschauen -- zuhalten --raten bringt niemandem etwas.


    Da müssen andere Übungsstrategien her, auf die du als Lehrer zwar hinweisen, auf die du aber im Unterricht normalerweise aufgrund der Zeitknappheit nicht groß eingehen kannst.

Werbung