ZDF-Sendung "Pommern-Schule"

  • Zitat

    row-k schrieb am 03.05.2006 22:14:
    Wie fandet Ihr den zweiten Teil?


    Die liebe Frau Deutschmann (und der Soz.-Päd. auch) machte mehrere entscheidende Fehler:


    Sie redeten nicht davon, was die Schüler interessiert.


    Das passiert leider öfter, aber auch dies müssen Schüler lernen zu akzeptieren.


    Zitat

    Sie ließen sich auf Nebendiskussionen ein, verloren dadurch den roten Faden.


    Da gebe ich dir völlig recht. Ein fataler Fehler, der eigentlich nicht passieren dürfte.

  • Zitat

    silja schrieb am 03.05.2006 22:28:


    Das passiert leider öfter, aber auch dies müssen Schüler lernen zu akzeptieren.


    Und wenn man ZUERST davon spricht, was die Schüler interessiert? Dann gibt's doch erst gar keine Akzeptanzprobleme. Das umgeht viele Widerstände und fördert das GEGENSEITIGE Verständnis.

    • Offizieller Beitrag

    Ganz schlimm fand ich die Situation für den Schüler Mike. Als wäre es eine wirkliche Lösung, ihn auf eine andere Schule zu schicken. Mag ja sein, dass er in seiner Klasse auch selber mit beteiligt an dem Mobbing war. Aber was hält ihn davon ab, das Verhalten in der nächsten Schule zu wiederholen? Gut, man weiß nicht, was er ansonsten an Betreuung und Begleitung hat, man sieht ja nur Bruchteile.


    Was auch immer wieder auffällt: Die Klassen können ja schon aufgrund der laufenden Veränderungen ihrer Schüler sehr schwer eine Gemeinschaft werden, weil laufend "neue" Schüler hinein kommen. Ich denke, das ist auch ein Grundproblem vieler Hauptschulen. Bis zur 6./7. Klasse ist eine Klassengemeinschaft entstanden und dann kommen - Stück für Stück - Schüler aus anderen Schulformen, die zuvor schon eine für ihr Selbstbewusstsein sehr frustrierende Entwicklung durchgemacht haben. Sie fühlen sich als Versager, möchten von ihren Mitschülern Anerkennung und Achtung.


    In der Klasse gab es auch schon einmal das Grundproblem, dass sie es nicht geschafft haben (nicht gelernt haben? verlernt haben? kein Vorbild zu Hause haben?), miteinander zu reden. An dieser Stelle müsste man mE erst einmal ansetzen, um überhaupt mit den Schülern über ihre Interessen reden zu können.


    Gruß leppy


  • Ja, das fiel mir auch auf. Und in aller Regel wurden sie auch noch laut (ich meine fast unterdrückt aggressiv), als die Schüler laut wurden.
    Allerdings muss man zugeben, dass das in Extremsituationen auch mal eher ein Perfomanz- als ein Kompetenzproblem sein kann. Wenn man richtig schneidet, kriegt man das wohl bei jedem Mensch mit Temperament und endlichen Nerven hin.


    Entweder ist der Druck durch die Medienpräsenz so groß, dass die Schüler bei der Stange bleiben oder es passiert das Entscheidende dann, wenn die Kameras fehlen.
    Die Arbeit unseres Sozialarbeiters, den ich kenne und schätze, läuft sehr geräuschlos ab. Wahrscheinlich ist gute und effektive Sozialarbeit eben die, die in Ruhe im Hintergrund geschieht...


    Zu dem Schüler Mike fiel mir nur spontan auf die Aussage, er solle auf eine Schule gehen, wo mehr von ihm seien, die Antwort ein, ob wir dann Schwarze, Türke usw. auf Extraschulen schicken müssten. Ich mag den NS-Knüppel nicht, aber wie kann man eine unreflektierte Aufforderung zur Segregation unwidersprochen im Raum stehen lassen!!!

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

  • Zitat

    leppy schrieb am 03.05.2006 22:42:In der Klasse gab es auch schon einmal das Grundproblem, dass sie es nicht geschafft haben (nicht gelernt haben? verlernt haben? kein Vorbild zu Hause haben?), miteinander zu reden. An dieser Stelle müsste man mE erst einmal ansetzen, um überhaupt mit den Schülern über ihre Interessen reden zu können.


    Ja, Zustimmung. Nur meinte ich das GEGENWÄRTIGE Interesse. An der Stelle ansetzen und dann geht's auch leichter weiter.

  • Zitat

    Timm schrieb am 03.05.2006 22:51:


    Entweder ist der Druck durch die Medienpräsenz so groß, dass die Schüler bei der Stange bleiben oder es passiert das Entscheidende dann, wenn die Kameras fehlen.
    Die Arbeit unseres Sozialarbeiters, den ich kenne und schätze, läuft sehr geräuschlos ab. Wahrscheinlich ist gute und effektive Sozialarbeit eben die, die in Ruhe im Hintergrund geschieht...


    Danke, so sehe ich das auch.

  • Zitat

    Timm schrieb am 03.05.2006 22:51:


    Zu dem Schüler Mike fiel mir nur spontan auf die Aussage, er solle auf eine Schule gehen, wo mehr von ihm seien, die Antwort ein, ob wir dann Schwarze, Türke usw. auf Extraschulen schicken müssten. Ich mag den NS-Knüppel nicht, aber wie kann man eine unreflektierte Aufforderung zur Segregation unwidersprochen im Raum stehen lassen!!!


    Dein Edit habe ich nicht so schnell erfasst, gebe dir aber auch hier recht.

  • Zitat

    silja schrieb am 03.05.2006 23:00:


    Dein Edit habe ich nicht so schnell erfasst, gebe dir aber auch hier recht.


    War ein langer Tag und deswegen war ich zu faul, den Satz etwas zu entwirren. Aber danke für die Mühe und die Rückmeldung :)

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

  • Nach dem, was man GESEHEN hat, fand ich es auch etwas verwirrend, dass das Problem dadurch gelöst wird, Mike auf eine andere Schule zu schicken. Ich hoffe auch, dass da auf beiden Seiten noch einmal ein paar Dinge thematisiert werden.


    Die Schnitte finde ich auch eher verwirrend, es wirkt auf mich so "hüh und hott"


    Aber ich werde es mir wohl weiter angucken, wenn ich daran denke.

  • Man sollte allerdings bedenken und respektieren, dass es Mikes eigener Wunsch war, auf eine andere Schule zu gehen. Er hatte das Gefühl, durch sein Outing einen Fehler begangen zu haben und wollte es woanders besser machen.

  • Ganz schlimm fand ich, dass jemand (Betreuer oder Lehrer?) dem schwulen Schüler sagte, dass er versagt habe und dass er sich an der neuen Schule anpassen solle...
    Na spitze - was wird den SuS denn da mit auf den Weg gegeben? 8o


    Zudem konnte ich hinter dem ganzen Streitschlichter"programm" keinerlei Konzept entdecken (ihr etwa?), es kam doch bei keiner Sache etwas dabei raus.
    *kopfschüttel*


    Grüßle,
    Salati

    Man kann im Leben auf vieles verzichten, aber nicht auf Katzen und Literatur! <img src="http://www.lehrerforen.de/smilies/smile5.gif" border="0">

  • Zitat

    Dudelhuhn schrieb am 04.05.2006 19:21:
    Man sollte allerdings bedenken und respektieren, dass es Mikes eigener Wunsch war, auf eine andere Schule zu gehen. Er hatte das Gefühl, durch sein Outing einen Fehler begangen zu haben und wollte es woanders besser machen.


    Hm, ich hatte den Eindruck, dass das Mike mehr oder weniger nahe gelegt wurde.


    Außerdem hat hier die Schule als Institution vollkommen versagt:


    1. Hat der Schulleiter selbst ausgesagt, er könne die Sicherheit Mikes nicht mehr gewährleisten.


    2. Hat eben niemand auf die menschverachtenden Äußerungen gegenüber Mike reagiert. Ich muss nochmal sagen, dass ich es unerträglich finde, dass ein Schüler unwidersprochen und ohne weitere Thematisierung vorschlagen konnte, Mike solle auf eine Schule mit mehr solchen wie ihn gehen.


    Wie will man denn im Ernst ein gutes Klassenklima erzeugen, wenn Minderheiten ungestraft vertrieben werden können X(


    Dass unter den gegebenen Umständen das Verhalten des Schülers zu respektieren ist, steht auf einem anderen Blatt.


    edit& Salati: Ja, die Konzeptlosigkeit habe ich auch schon bemängelt. Natürlich ist es klar, dass sich Journalismus im Reportagestil auf einige Einzelschicksale beschränkt. Aber dass schätzungsweise 20-30% der Kapazität der Coaches auf zwei Einzelschicksale verwendet wird (Nermin und der ständige Schulschwänzer) ist weder real noch lege artis!
    Ansonsten: Zustimmung zu deinen Ausführungen über Mike.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

  • Ich verstehe Eure Kritik, aber ich meine mich erinnern zu können, dass er selber gesagt hat, dass er lieber auf eine andere Schule gehen möchte. Da ich nicht in seinen Kopf gucken kann, muß ich davon ausgehen, dass er das auch so gemeint hat.


    Dass die Schulleitung, seine Klassenlehrerin (die ihm den Rat gab, sich mehr anzupassen) und der Soziaplädagoge teilweise falsch gehandelt haben, sehe ich ähnlich wie Ihr.

  • Das Schlimmste ist aber, dass es in dieser Schule erst soweit gekommen ist, dass jeder Schüler in der Klasse herumbrüllen und andere beleidigen DARF.
    Mit "darf" meine ich, dass die Pädagogen (alle, also Lehrer und Soz.-Päd.) es zu lange zulassen und nicht schon eher einschreiten - viel eher.


    Wenn man so etwas schon im Keim unterbindet, wird auch das Klima besser. Natürlich muss man diese Höflichkeit auch vorleben, nur eben sofort einschreiten, wenn jemand auch nur unhöflich ist.

  • Zitat

    row-k schrieb am 04.05.2006 20:35:
    Das Schlimmste ist aber, dass es in dieser Schule erst soweit gekommen ist, dass jeder Schüler in der Klasse herumbrüllen und andere beleidigen DARF.
    Mit "darf" meine ich, dass die Pädagogen (alle, also Lehrer und Soz.-Päd.) es zu lange zulassen und nicht schon eher einschreiten - viel eher.


    Wenn man so etwas schon im Keim unterbindet, wird auch das Klima besser. Natürlich muss man diese Höflichkeit auch vorleben, nur eben sofort einschreiten, wenn jemand auch nur unhöflich ist.


    Ja, das fiel mir auch auf, auch dass sich im ganzen letzten Beitrag ein Schüler gemeldet hat, alle anderen riefen nur rein.
    Wir haben auch solche Schüler. Ich weiß nicht, was da zuvor schief gelaufen ist, ich weiß aber, dass es verdammt schwierig ist, das Reinrufen wieder abzustellen.


    Sicher stimmt das Unterbinden-im-Keim. Wir haben auch (!) sehr schwierige Klassen und man bekommt sie ganz gut hin. Allerdings ist das Knochenarbeit, nach der wir dann in der anderen Stunde in disziplinarischer Hinsicht bei Berufskollegiaten oder Technikern "ausspannen" können. Die Kollegen aus der HS haben das im schlimmsten Falle 28 Stunden die Woche. Ich bin mir mehr als unsicher, ob ich das so konsequent durchhalten könnte (ich weiß, für row-k kein Problem... ;) )!

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

  • Hallo,


    jepp, row-k, da muss ich dir jetzt uneingeschränkt zustimmen.


    Das war genau das, was ich mir auch gedacht habe - wie konnte man es überhaupt soweit kommen lassen.


    Das war doch wohl eine Hauptschule - dann haben sie doch einen Klassenlehrer, der ja grundsätzlich eine sehr starke Position haben kann/sollte/muss. Wie konnte denn die Situation so entgleiten?


    Meine Schüler (7. Klasse, die meisten eigentlich 8. oder 9. ) haben das teilweise auch gesehen. Ihr Kommentar: "Da müssten wir sie mal hinschicken, denen würden sie aber geben..." :D Weiß ich jetzt nicht unbedingt und würde ich auch nicht unbedingt wollen - aber im Gespräch kam durchaus raus, dass die Schüler ein rechtzeitiges und tatkräftiges Einschreiten wünschen und akzeptieren.


    Vor allem empfinden wir es als schade, dass hier reißerisch von kathastrophalen Zuständen an Hauptschulen berichtet wird und das verallgemeinert wird. Eine normale Hauptschulklasse ist NICHT so!!!!!!!


    LG
    Tina

    Ein Hund denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, sie müssen Götter sein!" Eine Katze denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, ich muss ein Gott sein!"

  • Timm:
    Es ist NUR DANN KEIN problem, wenn man GLEICH ZU ANFANG die Fronten klärt. Danach ist es erst ruhig und somit kein Problem mehr.


    Tina:
    Auch ich gebe Dir uneingeschränkt Recht, weil ich es von Kollegen bestätigt bekam, was Du schriebst: "Eine normale Hauptschulklasse ist NICHT so!!!!!!! "


    Lasst uns mal einen Schritt weiter gehen!
    Wenn also gleich zu Anfang geklärt wird, "dass jeder seine private Meise hat" und dass darum neimand das Recht hat, Andere anzugreifen, dann wirkt das Wunder in der Klasse.
    Einverstanden oder ist das Manipulation, die die Meinungsfreiheit einschränkt? (Das frage ich jetzt ganz bewusst so.)

  • Hallo,


    nö, das finde ich keine Manipulation, weil&acute;s so ist. Deine Meinungsfreiheit hört da auf, wo die Würde des anderen anfängt - und jeder hat seinen wunden Punkt.


    Meine Schüler wissen, dass falls ein Mitschüler beleidigt und angegriffen wird, ich im Bedarfsfall gnadenlos den wunden Punkt des Täters aufdecken würde. War allerdings in meiner Klasse nicht nötig, es hat schon die Andeutung gereicht.


    Für meinen Geschmack sind die Schüler in dem Film viel zu sehr an der langen Leine - bei allem Verständnis - da darf ja jeder herauspöbeln, wie er will.


    Und nein - ich bin eigentlich gar nicht streng, habe in diesem Schuljahr nicht ein einziges Mal geschrien und ich bin kein Sadist ;) - aber irgendwo sind Grenzen. Und wirklich wohl fühlt sich in so einer Klasse wohl kaum einer.


    LG
    Tina

    Ein Hund denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, sie müssen Götter sein!" Eine Katze denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, ich muss ein Gott sein!"


  • Hallo,
    aus Erzählungen kenne ich mehrere Hauptschulen, an denen es so zugeht. Wenn Schüler null Perspektive haben und aus den verschiedensten Gründen vollkommen durch den Wind sind, kann ich nachvollziehen, wie es soweit kommen konnte. Was sollen Lehrer denn tun, wenn sie Schüler nicht mehr erreichen und Konsequenzen den Schülern egal sein können, weil sie nichts mehr zu verlieren haben?
    Hauptschule ist natürlich nicht gleich Hauptschule, aber gerade deshalb können alle die, die nicht an solchen Schulen unterrichten die Schwierigkeiten dort wohl kaum nachvollziehen.

  • Zitat

    schulgespenst schrieb am 10.05.2006 16:18:
    ...Was sollen Lehrer denn tun, wenn sie Schüler nicht mehr erreichen und Konsequenzen den Schülern egal sein können, weil sie nichts mehr zu verlieren haben?...


    Was sie tun sollen?


    Gestern lief ja nun eine nächste Folge und durch alle drei Folgen hindurch hörte ich immer nur die päd.Kräfte sagen: "bitte, müsste, könnte, würde, hätte..."


    Was sie also MINDESTENS tun sollten, ist, den Konjunktiv zu streichen. Gerade derartige Schüler brauchen KLARE und eindeutige Anweisungen, schon allein darum, weil diese Schüler nur einen sehr begrnzten Wortschatz haben.


    Das kann in durchaus höflichem Ton geschehen, muss aber EINDEUTIG sein. Nur mit Konsequenzen zu drohen, reicht nicht nach all dem Bitten.


    Und:
    Die Soz.-Päd. hat es vorgemacht mit der Dicken. Sie hat ihr den Spiegel vorgehalten und hat die Dicke sich selbst erkennen lassen. Wer sich selbst erkennt, kann an sich arbeiten.


    (Bevor jetzt wieder blöde Sprüche kommen: Ich sehe JEDEN Tag in den Spiegel und erkenne mich meist und hinterfrage mich doch ständig. Das tut jedem Menschen gut, so sehr es auch manches Mal schmerzen mag.)

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