Nachdem ich nun meine Referendariatszeit bestanden habe, bin ich mir noch immer nicht abschließend über den Sinn des Systems im Klaren. Prinzipiell habe ich natürlich einiges mitgenommen, was - auch aus meiner Sicht - den Unterricht verbessert (respektive kann ich selbstkritisch auch bestehende Defizite erkennen). Dennoch habe ich noch immer den Eindruck, das viele Unterrichtsansätze nur wenig empirisch-systematisch auf ihre Fähigkeit Kompetenzen zu fördern überprüft sind. Zumindest finde ich im Englischen und Deutschen Sprachraum i.d.R. keine großen empirischen Studien, welche so Manches, was zunächst gut klingt, auch tatsächlich einmal überprüft (und damit die Frage, was denn nun bitte schön methodisch guter Unterricht sein soll - abgesehen von Grundlagen wie Einstieg und Sicherung). Kooperative Lernformen z.B. klingen zur Kompetenzförderung plausibel - nur leider hat sich das kaum in der Fachliteratur nachweisen lassen (einzelne kleine Einzelstudien zeigen zwar gelegentlich Effekte, die große relevanten Metastudien dagegen nicht).
Sei es drum. Was mich jedoch sehr erstaunt: in den meisten Ländern gibt es kein dem Referendariat vergleichbares System. Eine 6-12 monatige Probezeit ist oft verbreitet, aber kein formales Assessment. Was mich ebenfalls erstaunt: in vielen Ländern absolviert man zunächst ein normales Fachstudium, und belegt dann einen Master oder Zertifikat als Lehrer.
Laut dieser Studie der EU haben die meisten europäischen Staaten nur Probezeiten, aber kein dem Ref auch nur ähnliches System:
http://ec.europa.eu/education/…l/doc/handbook0410_en.pdf
Laut den PISA-Statistiken:
http://www.oecd.org/berlin/the…12-Ranking-Mathematik.pdf
http://www.oecd.org/berlin/the…Ranking-Lesekompetenz.pdf
http://www.oecd.org/berlin/the…g-Naturwissenschaften.pdf
gelingt es Ländern wie Polen, Belgien, Irland, den Niederlanden, Estland und Finland (und den ostasiatischen Staaten) dennoch, vergleichbare und bessere Kompetenzen zu erzielen.
Kann das jemand erklären? Warum verfolgt man das System des Referendariats, wenn scheinbar kein erkennbarer Zusammenhang zum späteren Lern- und Kompetenzerfolg der Schüler ableitbar ist?