Und wie genau kannst du einschätzen, wie "gut" deine Englischstunde wäre, wenn du doch das Fach und seine Didaktik nicht studiert hast? Weil dir deine Kollegin was von Workbooks und Sprechanlässen erzählt hat? Ernsthaft?
Nein, weil es mir leichter fiel Englischunterricht fachfremd zu vertreten und Übungen zum simple past und zu if-clauses spontan zu machen, sowie den SuS Aufträge im Workbook zu erteilen, als es mir in meiner eigenen Klasse im Bio Unterricht spontan gelingt eine unvorbereitete Stunde zu halten.
Ich behaupte nicht, dass ich didaktische Glanzleistungen verbringe und möchte auch die Leistung von Englischlehrern nicht schmälern, aber allein, dass ich die SuS fachfremd (!) mit aktuellen Unterrichtsinhalten beschäftigen kann, mir dies ohne Vorbereitung in Bio (und in Chemie) deutlich schwerer fällt. Übrigens liegt das nicht nur an der Sprache. Auch Mathe in der Mittelstufe kann ich viel einfacher improvisieren als Chemieunterricht.
Auf der anderen Seite halte ich Fächer wie Geschichte auch für sehr vorbereitungsintensiv. Man braucht auch dort MATERIAL! Quellen müssen herausgesucht werden etc.
In Latein lässt sich eine Stunde mit Sicherheit auch leichter vorbereiten (Heute übersetzen wir im Buch S. XY) als in Fächern, wo man erstmal Anschauungsmaterial oder Texte suchen muss.
Wir sprechen nicht von Glanzstunden! Sicherlich kann man in Englisch auch einen unerhörten Aufwand in der Vorbereitung treiben. Man muss aber nicht, damit die Stunde halbwegs läuft. In Chemie muss man, da ist nichts mit improvisieren.
Ich finde da sollte man ehrlich sein. Ich behaupte ja auch nicht, dass das korrigeren der Chemietests in der Mittelstufe genauso aufwändig ist, wie die ganzen Arbeiten in Deutsch.
Jedes Fach hat so eine Knackpunkte, bei Englisch ist es mit Sicherheit die Korrektur und diverse Austausche, nicht aber aufwändige Stundenvorbereitung, bei Chemie ist es eben die Stundenvorbereitung und der experimentelle Aufwand, nicht aber die enorme Korrekturbelastung.