Unterrichtsentwurf und Stundenthema

  • Liebe Deutschlehrer/innen (und alle anderen, die etwas beizutragen haben),


    ich muss für ein Seminar an der Uni einen schriftlichen Stundenentwurf anfertigen und würde dabei gerne eine Stunde zu Wintergedichten machen, in der die SuS im Zuge der prozessorientierten Schreibdidaktik ein eigenes Wintergedicht schreiben sollen. Insgesamt geht es also um eine Reihe zur Lyrik, speziell hier zu Wintergedichten (was keinesfalls in Stein gemeißelt ist, ich habe nur ganz nettes Material zu "Winter-Lyrik gefunden" :D.
    Nachdem es also in der Reihe bereits generell um die Textform "Gedicht" mit ihren Merkmalen und im Speziellen also um "Winter-Lyrik" gegangen ist (wobei ein paar Gedichte schon gelesen und auch analysiert worden sein sollen), sollen die SuS in der zu planenden Stunde nach einem Impuls (in Form von Bildern von Winterlandschaften) ein eigenes Gedicht schreiben. Dazu wird ein Merkmal-Bogen, der für die Analyse schon erarbeitet worden war, nun wiederum genutzt, um den SuS zusätzliche Orientierung zu geben. Im Anschluss sollen die SuS dann in 4er-Gruppen eine Schreibkonferenz durchführen und anschließend das Gedicht zu Hause fertigschreiben und/oder überarbeiten.


    Für das Schreiben des Gedichtes habe ich 30 Minuten angesetzt (wobei es hier auch noch nicht unbedingt fertig werden muss), für die Schreibkonferenz 40 Minten. Das liegt weniger daran, dass ich diese Zeiteinteilungen total sinnvoll finde, als vielmehr daran, dass ich 90 Minuten Zeit habe und am Anfang 5 Minuten zur Begrüßung und Aufgabenerklärung und 5 Minuten für den Impuls reserviere. Am Ende sind dann 10 Minuten als "Puffer" über, die (teilweise) an die Schreib- oder die Konferenzzeit drangehängt werden können, falls nötig. Insgesamt ist die Zeitplanung für mich nebensächlich, da ich durchaus problematisiere, dass ich gar nicht einschätzen kann, wie lange SuS für sowas brauchen und diese ganzen Stundenentwürfe in der Uni ohnehin reines Trockenschwimmen sind - es geht glaube ich eher um Generelles als um die genaue Zeitplanung.


    Ich würde mich freuen, wenn ihr generell mal euren Eindruck schildern könntet, ob das alles totaler Unsinn oder im Wesentlichen so in Ordnung ist (natürlich könnt ihr auch zur Zeitplanung was schreiben :) ).


    Ganz besonders tu ich mich aber gerade mit dem Stundenthema schwer - ich habe ja einen weniger inhaltlichen als vielmehr methodischen Kern. Aber wie lautet dann das Stundenthema? Ginge sowas wie "Wintergedichte: Prozessorientiertes Verfassen eigener Gedichte durch die SuS" oder "Prozessorientiertes Verfassen eines Wintergedichtes mit Hilfe eines Merkmal-Bogens"? Und muss die Schreibkonferenz da auch schon genannt werden oder zählt die sozusagen zur Prozessorientierung schon dazu?



    Über Antworten, Anmerkungen, Kommentare, Vorschläge usw. würde ich mich sehr freuen :).


    Vielen Dank im Voraus
    Fred1

  • Sorry, ich kapiers noch nicht ganz. Das ist wohl eine Stunde, die du gar nicht hältst?


    Ich sag mal, was mir dazu einfällt, allerdings ohne Anspruch auf Richtigkeit:


    - Um zu sagen, ob das so als Stunde funktioniert, müsste man theoretisch dein genaues Ziel kennen (um welche Gedichtform gehts z.B., was genau sollen die Kids hinterher können- Reimwörter finden, Winterwörter kennen, Sinneseindrücke wiedergeben, Reimschema zur Gedichtform einhalten...) und den Merkmalbogen sehen. Wenns zu unklar/ unstrukturiert/ ungeübt ist, können sie sich keine halbe Stunde lang Gedicht aus den Fingern saugen und schon gar keine Schreibkonferenz durchführen.


    - Zum Stundenthema: Was meinst du genau mit "Prozessorientierung"?
    Und eigentlich sind das 2 Stunden oder soll es trotzdem nur ein Thema für die Doppelstunde sein?
    Dann hängt die Themenformuliererei auch stark davon ab, was der Beurteilende genau haben will. Müssen da irgendwelche Kompetenzen rein? Soll die Methode unbedingt (nicht) genannt werden? Die Ziele unbedingt (nicht) erwähnt werden? Ich erinnere mich gar an Themen, à la "Hurra es schneit! Wir schreiben Gedichte zur Winterzeit" ;)
    Für meinen überhaupt nicht repräsentativen Privatgeschmack ist die Schreibkonferenz jedenfalls ganz wesentlicher Bestandteil dieser Stunde- das Auseinandersetzen mit den Kriterien durch die Kids- und sollte mit rein ins Thema.

  • Hey, danke für deine Antwort :).


    Ja, genau, wir sollen eine Stunde planen, die wir voraussichtlich niemals halten werden. Die Reihe dazu gibt es auch nicht, die sollen wir uns nur in Ansätzen überlegen und kurz in den Stundenentwurf schreiben, was da so grob gemacht werden würde. Das meinte ich auch mit "Trockenschwimmen" - irgendwie hat das alles weder Hand noch Fuß, was ich irgendwie doof finde, weil's schließlich benotet wird.


    Die Ziele der Stunde sollen auch genannt werden, aber in einem Extrapunkt, die müssen also offenbar nicht ins Thema rein. So genau wurde nicht gesagt, wie das Stundenthema formuliert werden soll - es wurde darauf hingeweisen, dass der Gegenstand noch nicht das Thema sein und wir haben ein paar Negativ-/Positiv-Beispiele bekommen, die mir hier aber nicht so recht weiterhelfen.


    Es ist eine Doppelstunde, der ich ein Thema geben möchte (oder ist das unüblich?).


    Wie gesagt, mir ist nicht so wichtig, dass es Winter-Gedichte sind, das erschien mir nur passend zur Jahreszeit :D. Ich habe da Material gefunden, das dies behandelt. Dabei geht es darum, dass die SuS lernen, dass Gedichte typische Merkmale wie Reime und den Aufbau durch Verse/Strophen haben. Ich glaube viel mehr in Richtung einer bestimmten Gedichtsform gibt es hier gar nicht, es geht eher um die inhaltliche Gemeinsamkeit, dass sich alle um den Winter drehen. Vielleicht wäre es tatsächlich einfacher, bspw. das Sonett als Beispielform zu wählen, sodass den SuS auch formal eine bessere Orientierung gegeben wird.


    Ich stelle es mir so vor, dass die SuS in der Reihe eben verschiedene Wintergedichte kennenlernen. Mögliche Gedichte wären:
    - Joseph Freiherr von Eichendorff: “Winternacht”
    - Ulla Hahn: “Winterlied”
    - Georg Heym: “Der Winter”
    - Gottfried Keller: “Im Schnee”
    - Georg Trakl: “Im Winter”
    - Christian Morgenstern: "Wenn es Winter wird"



    Dabei geht es auf der einen Seite darum, dass die SuS erkennen, dass es inhaltliche Gemeinsamkeiten und so etwas wie Wortfelder gibt, dass also in Wintergedichten wahrscheinlich oft Wörter wie "Schnee", "kalt", "Weihnachten" oder sonst was vorkommen. Auf der einen Seite lernen/wiederholen sie, was Reime sind, was Verse und Strophen sind und lernen Gedichte also auch auf eher formaler Ebene kennen.
    Wie genau das abläuft, muss weder geplant werden, noch wüsste ich das jetzt genau zu sagen. Ich stelle es mir zirka so vor, dass den SuS ein Gedicht vorgestellt wird und sie daran erarbeiten, was die besonderen Merkmale sind (also im Wesentlichen Inhalt, Reime, Verse, Strophen).
    Im zweiten Gedicht fehlen dann z.B. die Reimwörter und die SuS sollen die selbst einfügen. Am Ende soll klar sein, was mehr oder weniger typisch ist für ein Gedicht.


    Darauf will ich in der besagten Stunde dann aufbauen. Die SuS kennen Gedichte und wissen, was Reime sind, und haben auch schon selbst Reimwörter gesucht. Sie wissen, dass Gedichte in Verse/Strophen aufgebaut sind und sollen ihre eigenen Gedichte ebenfalls zum Thema "Winter" schreiben und dabei also klassische Wörter, die aus den vorher gelesenen Gedichten herausgearbeitet worden sind, benutzen (oder weitere, mögliche, falls ihnen welche einfallen).
    Sie kriegen also einen Implus (in Form von vier Bildern zu Winterlandschaften, von denen sie sich EINS aussuchen sollen). Im Anschluss sollen sie dann eben selbst versuchen, ein Gedicht zum Thema "Winter" zu verfassen, wobei nicht der Anspruch besteht, dass sie es sofort schaffen, dieses fertigzustellen. Dabei kriegen sie diesen Merkmal-Bogen (den es natürlich auch (noch) nicht gibt, weil ich ihn erst erarbeiten müsste), auf dem noch einmal steht, was typisch für ein Gedicht ist und welche Merkmale das eigene Gedicht also auch aufweisen sollte - die können die SuS dann abhaken).


    Mit Prozessorientierung meine ich, dass dem Deutschunterricht ja - wie ich finde auch zu Recht - vorgeworfen wird, dass er zu sehr produktorientiert ist und der Schreibprozess selbst oft nie thematisiert wird. Empirische Daten zeigen, dass die Schreibkompetenz vieler SuS auch am Ende ihrer Schullaufbahn nicht sonderlich gut ausgebildet ist (aus eigener Erfahrung bestätige ich das), was die Notwendigkeit, den Prozess und nicht das Produkt in den Vordergrund zu stellen, unterstreicht.
    Worum es hier geht, ist dass die SuS selbst produktiv werden und ein Gedicht sozusagen mal von der anderen Seite, also als Produzent, nicht - wie sonst immer - als Rezipient sehen. Dies soll dann - im besten Fall - natürlich wiederum bessere Rezeptionsergebnisse fördern, weil die SuS um die Schwierigkeiten beim Gedichteschreiben wissen (was natürlich kein Selbstläufer wäre, aber hier geht es ja auch nur um eine erste Annäherung).
    Zu dieser Prozessorientierung gehört für mich, dass sie hier einen Schreibplan erstellen - so haben sie den Merkmal-Bogen, der ja schon eine Art Checkliste darstellt. Zusätzlich wäre es vielleicht sinnvoll, den SuS die Aufgabe zu geben, vor dem direkten Schreiben und ggf. schon während der Impuls-Phase Wörter aufzuschreiben, die in das Wortfeld "Winter" und zu dem von ihnen ausgewählen Bild passen, und diese dann später im Gedicht verwenden (wobei natürlich nicht jedes einzelne vorkommen muss/kann). Das ist dann noch kein richtiger Schreibplan, aber wiederum hoffentlich ein erster Schritt in diese Richtung. Das zweite ist natürlich die Zeitvorgabe: Nach 30 Minuten soll etwas dort stehen, was zumindest annähernd ein Gedicht darstellt, auch wenn vielleicht die letzte Strophe noch fehlt. Und nicht zuletzt geht es in der Schreibkonferenz natürlich auch um den Prozess: Die SuS erhalten Feedback und Überarbeitungsvorschläge von ihren Mitschüler/inne/n und können ihr Gedicht daraufhin verbessern. Sie lernen also, dass so ein Schreibprozess immer dynamisch ist und der erste Entwurf sowie die Zwischenprodukte wesentlich vom Endprodukt abweichen können (oder eher andersherum :D).


    Es geht also inhaltlich darum, dass die typischen Merkmale eines Gedichts hier noch einmal vertieft werden, indem sie einmal selbst angewandt werden müssen. Und andererseits geht es darum, den Schreibprozess in den Mittelpunkt zu rücken und den Schülern zu zeigen, dass es sinnvoll ist, einen Text durch eine Checkliste/einen Schreibplan/die Wortfeldwörter zu planen und durch Feedback in der Schreibkonferenz (und irgendwann dann natürlich auch mal durch Selbstkritik) zu überarbeiten.



    Das generelle Problem ist, dass ich zurzeit für so viele verschiedene Klausuren/Prüfungen/sonstige Leistungsnachweise lernen muss, dass ich es in keinem Fall schaffe, die Reihe grundsätzlich zu planen (was ja auch ausdrücklich nicht erfordert wird) - dadurch ergibt sich aber natürlich das Problem, dass so eine Stunde immer irgendwie in der Luft schwebt, weil so vieles im Unklaren bleibt.

  • Ohne die Beispiele zu sehen, kann man natürlich nichtsagen, wie genau nun das Thema lauten muss. Du kannst nur selber versuchen zu analysieren, was am Negativbeispiel negativ ist oder den fragen, der die Aufgabe gestellt hat.


    Schau vor allem mal in die Ziele des Lehrplans für Klasse 6, ich kann mir kaum vorstellen, dass Reimwörtersuchen und Winterwörtersammeln ausreichen?

    Das generelle Problem ist, dass ich zurzeit für so viele verschiedene Klausuren/Prüfungen/sonstige Leistungsnachweise lernen muss,

    Dann würd ich mich auch nicht verrückt machen wegen dieser einen Stunde.

  • Du musst von den Lernzielen ausgehen.


    Bei einem Stundenentwurf gehst du in der Regel so vor:

    • Reihenziel definieren (meist ein Übergeordnetes Lernziel aus dem Lehrplan) und Reihenplanung
    • Lernziele der Stunde festlegen. (grobes Lernziel)
    • Teillernziele der Stunde festlegen (Operationalisiert. Was sollen die Schüler können? Woran sieht man das? Dimensionen bedenken: kognitiv, affektiv, handlungsbezogen, sozial)
    • Lehr-Lernvoraussetzungen (Konkret mit Konsequenz (inhaltlich, methodisch, medial). Das können z.B. soziale, räumliche, organisatorische Voraussetzungen sein, oder auch Lernstand und Vorwissen der Schüler. Im Grunde alles, was auf deine Stundenplanung Auswirkungen hat.)
    • Didaktisch Entscheidungen (Lerninhalt aussuchen. Legitimation am Lehrplan, Alltagsbezug/Gegenwartsbedeutung, Zukunftsbedeutung, Exzemplarizität, didaktische Reduktion(horizontal=weniger, vertikal=vereinfacht))
    • Methodische Entscheidungen mit Begründung
    • Verlaufsplan (Detailplanung, Impulse, Sicherungsphasen, optionalen Stundenenden, etc)


    Das was dann hinterher als Stundenthema vorne drauf steht, kannst du zum Schluss aus einer Leitfrage oder einer plakativen Überschrift, dem Lerninhalt oder dem Stundenziel und der Sozialform zusammensetzen.
    Falsches Fach:

    Zitat

    „Wie kommt das Licht ins Auge?“ - Erarbeitung der geradlinigen Ausbreitungvon Licht und des Modells 'Lichtstrahl' anhand eines Experiments in Partnerarbeit.

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