Kirchliche Feste an städtischer Grundschule

  • Was in einer staatlichen Schule nichts zu suchen hat.


    Warum nicht? Weihnachten ist allgemeines Kulturgut. Es handelt sich um das gesellschaftlich bedeutendste und beliebteste Fest des Jahres. Warum sollte die Schule sich da abschotten und ein "Paralleluniservum" zur Gesellschaft bilden, in dem Weihnachten konsequent ignoriert wird? Das halte ich für absurd.

  • Heute in der Zeitung:

    Zitat

    Anti-arabische Proteste erschüttern Korsika
    Auf der französischen Mittelmeerinsel Korsika ist es nach Angriffen auf Feuerwehrleute und Polizisten zu tagelangen anti-arabischen Protesten gekommen. Demonstranten demoliertemn in der Hauptstadt Ajacco ein muslimisches Gebetshaus und beschädigten mehrere Koranausgaben. Die örtlichen Behörden verhängten ein Demonstrationsverbot. Die Polizei nahm zwei Verdächtige fest.
    Dagegen kam es in Nordfrankreich zu einem Akt der Solidarität zwischen den Christen und Muslimen. In Lens hatten französische Muslime in einem symbolischen Akt Gottesdienste von Christen am Heiligabend besucht.

    Nichtgläubige Schüler und Lehrer sollten den Gottesdienstbesuch als kulturelle Fortbildung betrachten. Wenn man mit der Schulklasse eine Flaschnerei besichtigt, bedeutet dies ja auch nicht, dass jeder Schüler anschließend Heizungs- und Lüftungsbauer werden soll.
    Aber er/sie kennt sich danach besser aus. Und das ist Ziel von Schule und Unterricht.
    Besonderes Ziel von Unterricht muss die Kenntnis der Kultur(en) des eigenen Landes sein.
    Nur daraus kann Verständnis und Toleranz wachsen und ein Schutz gegen Hetze und Aufwiegelei entstehen.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Zitat

    alias schrieb:
    Nichtgläubige Schüler und Lehrer sollten den Gottesdienstbesuch als kulturelle Fortbildung betrachten. Wenn man mit der Schulklasse eine Flaschnerei besichtigt, bedeutet dies ja auch nicht, dass jeder Schüler anschließend Heizungs- und Lüftungsbauer werden soll.Aber er/sie kennt sich danach besser aus. Und das ist Ziel von Schule und Unterricht.


    Darüber kann man reden. Aber ein oder zwei Mal reicht dann ja auch. Oder besucht ihr jedes Jahr mehrmals mit allen Schülern zusammen eine Flaschnerei?

  • Nichtgläubige Schüler und Lehrer sollten den Gottesdienstbesuch als kulturelle Fortbildung betrachten. Wenn man mit der Schulklasse eine Flaschnerei besichtigt, bedeutet dies ja auch nicht, dass jeder Schüler anschließend Heizungs- und Lüftungsbauer werden soll.
    Aber er/sie kennt sich danach besser aus. Und das ist Ziel von Schule und Unterricht.
    Besonderes Ziel von Unterricht muss die Kenntnis der Kultur(en) des eigenen Landes sein.
    Nur daraus kann Verständnis und Toleranz wachsen und ein Schutz gegen Hetze und Aufwiegelei entstehen.


    Laut Eingangsbeitrag sind die Gottesdienste in dieser Schule ohnehin freiwillig. Dem Vater scheint es generell nicht zu passen, dass Gottesdienstbesuche für die Schüler in der Adventszeit überhaupt angeboten werden. Ausserdem beklagt er sich über "all den Kirchenkram" wie Adventsfeiern in der Aula oder den Nikolausbesuch.


    Da würde mich schon interessieren wie so ein militant-atheistischer Vater sich das vorstellt, wie die Schule mit dem Thema Weihnachten denn umgehen sollte.

  • Da würde mich schon interessieren wie so ein militant-atheistischer Vater sich das vorstellt, wie die Schule mit dem Thema Weihnachten denn umgehen sollte.

    Ich war letzte Woche beim Arzt. Erstaunlicherweise hat er Weihnachten nicht zum Thema gemacht. Bei der Bank war das im Kundengespräch auch kein Thema. Ich nehme an, beim Finanzamt etc. wäre das ähnlich. War das alles in dem Paralleluniversium, von dem du oben schreibst?


    Wie kommst du eigentlich darauf, dass gerade "die Schule", also als Ganzes, Weihnachten zum Thema machen muss?


    @alias
    Im Sinne eines Unterrichtgangs zu Infozwecken fände ich einen Gottesdienstbesuch sogar sinnvoll. Dann aber mit entsprechender inhaltlicher Vorbereitung im Unterricht, wie man das bei anderen Unterrichtsgängen auch tut. Ob das unbedingt in der Vorweihnachtszeit und mit der gesamten Schule sein muss? Außerdem müsste man dann parallel auch ähnliche Zeremonien in Moscheen, Synagogen etc. besuchen.

    • Offizieller Beitrag

    Außerdem müsste man dann parallel auch ähnliche Zeremonien in Moscheen, Synagogen etc. besuchen.

    genau das passiert bei uns.
    Meine Kinder machten das in der Grundschule wie auf der weiterführenden Schule.
    Wird das an anderen Schulen nicht gemacht? *staun*

    • Offizieller Beitrag

    genau das passiert bei uns.Meine Kinder machten das in der Grundschule wie auf der weiterführenden Schule.
    Wird das an anderen Schulen nicht gemacht? *staun*

    Nein.
    Bei uns nicht.
    und an keiner mir bekannten Schule im Umkreis wird das "institutionalisiert" gemacht, nach dem Motto "in der 6 in Reli behandelt man den Judentum, lass uns die Synagoge besuchen".
    An meiner Schule finden wie gesagt 4 "freiwillige" Gottesdienste statt, immer in der 1. oder 1./2. Stunde (je nachdem zu welcher Kirche gegangen wird), ein Besuch der örtlichen Moschee findet im Rahmen des Unterrichts NICHT statt, Begründung: "kennen die doch schon, gehen ja jede Woche hin" (ach, aber die Christen gehen wohl nicht in die christlichen Gotteshäuser). Wir haben in fast jedem Jahrgang ca. 50% Reliabwähler (= kein christlicher Reliunterricht), wobei davon 90% mindestens Muslime sind. Im Praktische-Philosophie-Unterricht werden zwar alle Weltreligionen behandelt, aber der Islam wird ausdrücklich ausgeklammert "kennt ihr doch schon".
    Ein Besuch der Synagoge findet je nach Lehrer im Geschichts- oder (kath.) Reliunterricht statt.

  • Meine Kinder machten das in der Grundschule wie auf der weiterführenden Schule.
    Wird das an anderen Schulen nicht gemacht? *staun*

    Bei uns gibt es manchmal Besuche mit Führungen, aber die Schüler gehen nicht in "Gottesdienste" bzw. die entsprechenden Gegenstücke.
    Da ist schon ein Unterschied zu dem, was Alias fordert:


    Nichtgläubige Schüler und Lehrer sollten den Gottesdienstbesuch als kulturelle Fortbildung betrachten. [...]


    Besonderes Ziel von Unterricht muss die Kenntnis der Kultur(en) des eigenen Landes sein.
    Nur daraus kann Verständnis und Toleranz wachsen und ein Schutz gegen Hetze und Aufwiegelei entstehen.

    Und natürlich hat Nele recht: Da muss dann auch nicht jährlich oder sogar mehrmals im Jahr geschehen.

  • Was ist Schiessbaumwolle??

    Man verändert Baumwolle chemisch mit Hilfe von Schwefelsäure und Salpetersäure. Der enstehende Stoff, die nitrierte Baumwolle, verbrennt deutlich schneller als normale Baumwolle und man kann damit ein paar Kunststückchen machen. Beispielsweise die Schießbaumwolle auf die eigene Hand legen und anzünden, sie verbrennt dann schlagartig mit einem kleinen Lichtblitz.

  • Ich hatte mal in der letzten Schulwoche eine fast 1000 jährige romanische Dorfkirche besucht in einem Ortsteil des Dorfes, in dem die Sekundarschule stand. Gehörte zwar nicht zu meinem Lehrplan, aber ihr wisst ja.... letzte Schulwoche.


    Die Schüler (7. Klasse) waren begeistert und sehr interessiert. Nur 2 von 20 Schülern kannten die Kirche. Alle anderen waren zumindest schon mal daran vorbeigefahren. Ich fand, das ist einfach Kulturgut zu wissen, was unserer Land geprägt und gestaltet hat.

  • Zitat von WillG

    Wie kommst du eigentlich darauf, dass gerade "die Schule", also als Ganzes, Weihnachten zum Thema machen muss?

    Weihnachten hat eine sehr hohe gesellschaftliche Relevanz und ist ein grosses und bedeutendes Stück deutscher Kultur. Weihnachten hat einen enorm hohen Stellenwert in der Gesellschaft und ist auch in fast allen Bereichen der Gesellschaft präsent.


    Warum sollte ich nun als Deutschlehrer in der Adventszeit nicht die klassischen Weihnachtsgedichte von Fontane, Eichendorff, Heine, Brentano,Goethe, Rilke und so weiter im Unterricht behandeln?


    Warum sollte der Musiklehrer nicht Weihnachtslieder von "Oh Tannenbaum" bis "Stille Nacht, Heilige Nacht" in seinen Unterricht einbringen?


    Warum sollte man im Kunstunterricht nicht Adventsgestecke gestalten oder Bilder zum Thema Weihnachten malen lassen?


    Warum sollte man im Englisch- oder Französischunterricht nicht das Thema behandeln, wie in Großbritannien oder Frankreich Weihnachten gefeiert wird, welche weihnachtlichen Traditionen und Bräuche es dort gibt?


    Warum sollte ich als Lateinlehrer nicht die Weihnachtsgeschichte aus der Vulgata ins Deutsche übersetzen?


    Warum sollte ein Geschichtslehrer nicht das Thema Weihnachten in einem historischen Kontext behandeln?


    Und warum sollten wir die kulturell und gesellschaftlich so bedeutsamen Weihnachtszeit nicht auch in unser allgemeines Schulleben integrieren und ihm ein wenig Leben und weihnachtsliche Atmosphäre einhauchen, sei es durch einen schön geschmückten Weihnachtsbaum in der Eingangshalle, sei es ein gemeinsames Adventssingen in der Aula, sei es die Aufführung eines Krippenspiels durch die unteren Klassen oder eines kleinen Weihnachtskonzerts durch den Schulchor, sei es der Adventskranz in der Klasse auf dem Pult oder sei es die Gestaltung eines Adventskalenders für die ganze Klasse etc.?

  • Überhaupt nichts dagegen einzuwenden, wenn es denn zum Lehrplan und zum aktuellen Stoff passt, der vor Weihnachten gerade ansteht. Bzw. kann man ja im Regelfall sein Schuljahr auch so planen, DASS es dann vor Weihnachten auch gerade zum Stoff passt. Allerdings dann immer unter germanistischer, musicher, künstlerischer, anglistischer/romanistischer/altphilologischer oder historischer Schwerpunktsetzung - nicht im Sinne einer "Einstimmung auf die Weihnachtszeit" und schon gar nicht als verkappter Religionsunterricht in anderen Fächern.



    Und warum sollten wir die kulturell und gesellschaftlich so bedeutsamen Weihnachtszeit nicht auch in unser allgemeines Schulleben integrieren und ihm ein wenig Leben und weihnachtsliche Atmosphäre einhauchen, sei es durch einen schön geschmückten Weihnachtsbaum in der Eingangshalle, sei es ein gemeinsames Adventssingen in der Aula, sei es die Aufführung eines Krippenspiels durch die unteren Klassen oder eines kleinen Weihnachtskonzerts durch den Schulchor, sei es der Adventskranz in der Klasse auf dem Pult oder sei es die Gestaltung eines Adventskalenders für die ganze Klasse etc.?

    Fußball ist in Deutschland auch kulturell und gesellschaftlich bedeutsam. Warum baut man nicht während der WM und der EM eine große Leinwand in der Aula auf und zeigt dort alle Spiele? Oder zumindest die von Deutschland. Ach ja, und England und Frankreich, weil die ja mit Englisch und Französisch gut in die Stundentafel passen?


    EDIT: Ich thematisieren übrigens auch die Fußball WM in meinem Unterricht, wenn es sich gerade ergibt und zum Stoff passt. Wie oben beschrieben eben.

  • Wie kommst du eigentlich darauf, dass gerade "die Schule", also als Ganzes, Weihnachten zum Thema machen muss?

    In der Grundschule in NRW steht es z.B. im Lehrplan:



    • beschreiben Feste und Feiern und ordnen sie dem Jahreskreis und den Jahreszeiten zu
    • gestalten gemeinsam eine Feier, ein jahreszeitliches Fest
  • @Bingenberger


    Vielleicht bin ich blind, aber wo steht da was von "jedes Jahr Weihnachten und Ostern"?


    Oder war das vielleicht doch wieder die christliche "ist eben so, weil wir sind die Wichtigsten"-Denke?

  • Ich würde die Feste nach gesellschaftlicher Relevanz auswählen. Und darum auch Weihnachten und Ostern dazu nehmen. WillG fragte ja danach, wie man darauf kommt, Weihnachten im Unterricht zum Thema zu machen. Und ich denke schon, dass Weihnachten das gesellschaftlich bedeutendste Fest im Jahreskreis ist, oder?

  • Und ich denke schon, dass Weihnachten das gesellschaftlich bedeutendste Fest im Jahreskreis ist, oder?

    Ich würde sagen, die Hälfte derer, die hier gerade schreiben, denkt das, die andere Hälfte denkt das nicht. Man könnte auch behaupten, Silvester sei das gesellschaftlich bedeutendste Fest des Jahres wenn man bedenkt, wie viele Leute an diesem Tag auf eine Party gehen und wie viel Geld für Feuerwerk ausgegeben wird. Speziell für die Rheinländer ist vielleicht der Karneval das gesellschaftlich bedeutendste Fest des Jahres.


    Laut Wiki sind derzeit ca. 60 % der Deutschen zumindest auf dem Papier "Mitglied" einer der beiden grossen Religionsgemeinschaften in Deutschland, sprich evangelisch oder katholisch. Ein gutes Drittel der Deutschen ist konfessionslos, der Rest verteilt sich auf die sonstigen Religionsgemeinschaften. Ich halte es in Anbetracht dessen für nicht mehr sehr zeitgemäss, die religiösen Aspekte des Weihnachtsfestes in den Vordergrund zu stellen. Man kann es gerne als kulturelles Ereignis betrachten und als solches auch thematisieren aber alles andere geht für mich zu weit und sollte die Privatangelegenheit eines jeden Einzelnen sein. Ansonsten haben wir das ganze Jahr über an der Schule nichts anderes zu tun, als irgendwelche Festivitäten zu thematisieren und das ist wohl kaum im Sinne irgendeines Lehrplans.

  • Ich stell mir gerade vor: eine Silvesterparty mit Grundschülern eine Woche vor den Weihnachtsferien 8) 8) 8) 8)


    Man kann es aber echt übertrieben, wenn mal "politisch-oberkorrekt" sein will.

  • Nee ... das hat nichts mit "politisch-oberkorrekt" zu tun, ich stelle nur in Frage, ob Weihnachten wirklich das "wichtigste" Fest des Jahres ist. Mein Eindruck ist, dass das nur die subjektive Wahrnehmung eines Teils der Bevölkerung ist und ein anderer Teil der Bevölkerung sich eben auf ganze andere Dinge im Jahr freut. Ehrlich ... Weihnachtsmärkte haben ja nichts mit dem christlichen Weihnachtsfest zu tun. Die meisten gehen da hin um Glühwein zu trinken und eine Bratwurst zu essen. Die deutsche Bevölkerung ist nun mal nicht (mehr) kulturell homogen. Wer schon mal z. B. in Japan war, weiss, das "kulturell homogen" irgendwie anders aussieht. ;)

  • Laut Wiki sind derzeit ca. 60 % der Deutschen zumindest auf dem Papier "Mitglied" einer der beiden grossen Religionsgemeinschaften in Deutschland, sprich evangelisch oder katholisch. Ein gutes Drittel der Deutschen ist konfessionslos, der Rest verteilt sich auf die sonstigen Religionsgemeinschaften. Ich halte es in Anbetracht dessen für nicht mehr sehr zeitgemäss, die religiösen Aspekte des Weihnachtsfestes in den Vordergrund zu stellen. Man kann es gerne als kulturelles Ereignis betrachten und als solches auch thematisieren aber alles andere geht für mich zu weit und sollte die Privatangelegenheit eines jeden Einzelnen sein.


    60% sind doch meines Wissens immer noch eine klare Mehrheit der Gesellschaft, oder? Bei den 33% Konfessionalosen wäre zu bedenken, dass Konfessionslosigkeit nicht zwingend Areligiosität bedeutet. Ich kenne einige Christen, die aus der Kirche ausgetreten sind, weil sie mit ihr einige Probleme haben. Dennoch sind sie Christen geblieben. Es gibt auch viele "Kulturchristen", die zwar persönlich nicht religiös sind, aber unsere christlich-abendländische Kultur mit ihren Traditionen und Bräuche schätzen und pflegen.


    Es kommt meiner Meinung nach auch auf die Stadt/Region an, um die es geht. Die betreffende Schule in diesem Thread liegt in NRW. Dort gehören 73% der Bevölkerung einer christlichen Kirche an, also ca. 3 von 4 Einwohnern.


    Mich würde auch mal interessieren, wie man ein christliches Fest als kulturelles Ereignis betrachten sollte ohne die religiösen Aspekte dieses Festes zu betonen. Wie stellst Du dir das vor?

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