Kirchliche Feste an städtischer Grundschule


  • Gezwungen zum Gottesdienstbesuch wird NIEMAND. Nirgendwo. Was soll der Terz?

    Also bei meinen beiden Kindern, die auf städtische Grundschulen gingen, gehörte der Gottesdienst zur Einschulung. Es gab nicht wirklich die Option, da fernzubleiben, auch wenn man jetzt nicht mit vorgehaltener Waffe *gezwungen* wurde. Dasselbe bei der Verabschiedung im 4. Schuljahr und in der Weihnachtszeit. Man hätte begründen müssen, dass das Kind fernbleibt, aber eigentlich sollte es anders herum sein: Es sollte begründet werden, warum man in die Kirche will.


    Zu keinem Zeitpunkt habe ich "befürchtet", dass meine Kinder nun zu Christen würden. Darum geht es überhaupt nicht.

  • Bei uns gibt es zur Einschulung und an Weihnachten Gottesdienste (staatliche Schule), immer freiwillig, wer z.B. an Weihnachten nicht hingeht, hat normal Unterricht, ggf. werden Restgruppen zusammengefasst. Klar "muss das alles nicht sein", es ist aber ein Angebot. Ich singe mit meinen Schülern auch Weihnachtslieder - wer dazu keine Lust hat, schweigt halt. Übrigens singen meine muslimischen Schüler begeistert mit und es hat sich noch kein Atheist beschwert. Ich wüsste gern, ob der Herr auch total säkulare Weihnachten feiert und Weihnachtslieder bei sich zu Hause verbannt hat (oder eben nur nicht-christliche singt ;-)). Vll. sollte ihm mal jemand klarmachen, dass es nur konsequent wäre, dann auch keine Weihnachten oder Ostern zu feiern - das sind keine "Es gibt Schokolade / Eier - Veranstaltungen" mit Folklorewert, sondern christliche Feste. Ich feiere ja auch nicht Feste anderer Religionen, nur weil es da so nett atmosphärisch ist, Geschenke gibt und die Familie sich trifft.

    • Offizieller Beitrag

    Aber es gibt doch einen (wesentlichen!!!) Unterschied, was ich zuhause mache und was ich als staatlich bezahlte Beamtin mache.


    Ich kriege A13 von Steuerzahlern, um einem Gottesdienst beizuwohnen oder Aufsicht zu machen. Unterricht darf ich in der Zeit nicht machen, weil ich sonst die Kirchgänger benachteiligen würde...
    Also fällt Unterrichtszeit aus. Bei uns 4 Gottesdienste im Jahr während der Unterrichtszeit, es ist nicht so, dass es genug Projekttage, mehrstündige Klausuren, Ausflüge und so weiter gäbe, die mit meinem Unterrichten regelmässig kollidieren...


    Und ob der Herr zuhause betet und / oder welche Lieder er singt, geht uns gar nichts an. WIR aber repräsentieren den Staat. Den angeblich säkulären Staat.


    Chili

  • "Unterricht darf ich in der Zeit nicht machen, weil ich sonst die Kirchgänger benachteiligen würde..."


    Dann dürfte nie Unterricht stattfinden, wenn ein Teil der Schüler z.B. bei Chorproben, Exkursionen etc. ist oder viele bei einer Grippewelle erkrankt sind. Es wird natürlich an diesem Termin (übrigens nur 1 Schulstunde) nicht im Lehrplan fortgeschritten, aber es finden mit den Nichtkirchgängern Übungsstunden statt oder es werden Themen eingeschoben, die nicht zum engen Pflichtplan gehören. Mir ist auch egal, ob der Herr zuhause betet oder singt, aber ich finde es etwas scheinheilig, sich als Atheist zu echauffieren, aber dann urchristliche Feste zu feiern. Das ist aber ein Nebenschauplatz und gehört nicht zum engeren Thread. Nebenbei finde ich das "Christentum-Bashing", das teilweise schon fast betrieben wird, auch etwas befremdlich.

  • Zum Nebenschauplatz: Urchristlich? Das Datum für Weihnachten ist nicht urchristlich, sondern Konvention - willkürlich festgelegt. Feste um die Wintersonnenwende sind vorchristlich. Bei Ostern kann man sich streiten - Pessach-Fest "gekapert"? Ganz zufällig wieder an Gestirne/Licht (Tag- und Nachtgleiche, die in vielen Kulturen gefeiert wurde) angelehnte Zeit? Eine Vielzahl an Bräuchen, die mit diesen "kirchlichen" Festen verbunden sind, lassen sich überhaupt nicht aus der christlichen Theologie herleiten.
    Eine Gemeinschaft braucht gemeinschaftsstiftende Rituale. Für diese Rituale muss man Anlässe finden. Ob man sie nun Wintersonnenwende oder Christi Geburt nennt, macht keinen Unterschied. Soviel zu "urchristlich".

  • Oh Mann... Dass Weihnachten, wie wohl jedes religiöse Fest, Wurzeln hat, wusste ich auch schon. Aber auch wenn es einigen nicht gefällt: es ist ein christliches Fest, weder Juden noch Moslems noch moderne Druiden etc. feiern es. Und es macht einen Unterschied, ob ich Christi Geburt gedenke oder die Wintersonnwende feiere. Zumindest für religiöse Menschen. In diesem Sinne frohes was-auch-immer, egal ob ihr Christen, Atheisten oder Anhänger irgendeiner anderen Religion seid. Ich stell jetzt ganz unsäkularisch die Krippe unter den Baum und hoffe auf eine friedliche, tolerante und stressfreie Zeit. Und jetzt bitte keine Diskussion über Intoleranz im Christentum, Hexenverfolgung oder Inquisition.

  • Können wir uns darauf einigen, dass diejenigen, die Gottesdienste und christliche Feiertage ablehnen, an diesen christlichen Festtagen aus Protest in die Schule gehen und Mathematik- und Englischunterricht veranstalten?
    Wenn schon konsequent, dann bitte richtig.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    • Offizieller Beitrag

    Nein, da das zwar Feiertage mit einem christlichen Ursprung sind - es aber inzwischen vom Staat festgelegte gesetzliche Feiertage sind. Und diese können nicht nur (aus Trotz) für einzelne Personen nicht gelten. Wenn ein Atheist diese Feiertage nicht bekäme hätte er Anspruch auf eine entsprechende Bezahlung oder alternativ an anderen (eigenen Feiertagen) unterrichtsfrei.


    kl. gr. frosch

    • Offizieller Beitrag

    1) sorry aber mein Lehrplan ist schon voll genug, soviele 'reine Übungsstunden' zusätzlich kann ich mir zum Teil nicht leisten.
    2) mit Gang zur Kirche und zurück sind beim letzten Gottesdienst 80 Minuten entfallen. Das ist bei mir eine Doppelstunde, denn die ersten 10 Minuten habe ich nur die Anwesenheit geprüft und Aufgaben verteilt.


    Ich bin keine Atheistin. Zumindest glaube ich das nicht. Aber für fundamendalistische, verbohrte Christen (sorry ich werde unsachlich), liest sich Kritik an Religion in der Schule immer als Religionskritik.
    Ich bin Laizistin.
    Dass wir in einem zwar historisch und kulturell christlich geprägten Land leben, aber in einem laizistischen (husthust) Staat leben, scheint die Mehrheit der Beamten immer wieder zu vergessen. Schade.

  • 1. Ja, du wirst unsachlich. Da hilft auch kein sorry, sondern einfach vorher mal nachdenken, was man da schreibt. Keiner vertritt hier bisher fundamentalistisch verbohrte Ansichten, das ist beleidigend. Es ging schlicht darum, ob an Schulen, die ja auch Religionsunterricht anbieten, ebenso die FREIWILLIGE Möglichkeit zum Gottesdienstbesuch bestehen sollte. Bei uns bieten die Religionskollegen das genau ein Mal im Jahr an, nämlich zu Weihnachten. Wenn insgesamt zu viel Unterricht an einer Schule ausfällt, sollte auch insgesamt Kassensturz gemacht werden, dass liegt dann nicht nur an Weihnachten...
    2. Ich würde Deutschland nicht als laizistisch bezeichnen, sondern eher als säkular. Immerhin gibt es Kirchensteuer und Religionsunterricht an staatlichen Schulen. Laizistisch ist z.B. Frankreich. Dass die Schule zur Neutralität verpflichtet ist, bleibt unbenommen.
    3. Gegen Husten helfen Halspastillen.

    • Offizieller Beitrag

    Zumindest im Ausgangspost, in der Ausgangsfragestullung war nicht die Rede von Freiwilligkeit. Es geht also nicht darum, ob sie eine freiwillige Möglichkeit anbieten. (Auch wenn das viele Schulen aus dem thread so tun.)


    Kl. Gr. Frosch

  • Ich habe mir letztes Jahr im Sinne der vorweihnachtlichen Besinnlichkeit am 6.12. eine Nikolausmütze aufgesetzt, pro Schwerpunktfachklasse eine Runde Mandarinen ausgegeben und das Advents-Gedicht von Loriot mit chemischen Experimenten inszeniert vorgetragen. Das war auch "gemütlich" und mit allen meinen katholischen, evangelischen, muslimischen und hinduistischen SuS verträglich. Dauert auch nicht so lang wie ein Gottesdienst. Dieses Jahr hat mir die Zeit nur für einen Knäuel Schiessbaumwolle gereicht ...


    Was ich dann wieder echt seltsam finde ist, wenn an einer staatlichen Schule in einem christlich geprägten Land (nota bene: bei uns gibt es an staatlichen Schulen noch nicht mal Religions- oder Ethikunterricht) ein Weihnachtsbaum ins Foyer gestellt wird und ein Eltern sich aufregt, dass man das jetzt bitte nicht Weihnachtsbaum sondern - politisch korrekt - Lichterbaum nennen sollte. Das finde ich als bekennende Agnostikerin irgendwie kleinlich.

  • Chilli
    Deutschland ist nicht laizistisch. Das kann man bedauern, ist aber so.


    Ich bin weder religiös noch getauft, aber mir ist es lieber, es gibt staatlich überwachten Religionsunterricht, als dass es den Kirchen und Sekten unkontrolliert überlassen wird, ihre Lehren zu verbreiten. So wird effektiv verhindert, dass man Kommunionskindern, Konfirmanden usw. irgendwelche radikalen Lehren unterjubeln kann, weil die das mit dem in der Schule gelernten abgleichen und ggf. hinterfragen können.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Mich würde interessieren, wie die Schule denn nach Ansicht dieses Vaters mit der Adventszeit und Weihnachten umgehen sollte.


    Sollte die Schule die Adventszeit und Weihnachten krampfhaft ignorieren und totschweigen, quasi eine Art Paralleluniversum zur sonstigen Gesellschaft bilden?


    Oder sollte die Schule krampfhaft eine entchristlichte Version von Weihnachten präsentieren, quasi die Rückkehr von "Väterchen Frost" a la DDR?


    Oder wie stellt der werte Herr sich das vor?

  • Sollte die Schule die Adventszeit und Weihnachten krampfhaft ignorieren und totschweigen, quasi eine Art Paralleluniversum zur sonstigen Gesellschaft bilden?

    Wo wurde das erwähnt? Hab ich verpasst. Es ging um einen Gottesdienst, sonst nichts.

  • Ich weiß nicht, was daran krampfhaft sein soll, wenn ich - und die übrigen Kollegen - ihren vom Lehrplan vorgegebenen Stoff bis Ferienbeginn unterrichten. Am letzten Schultag kann man als Klassleiter natürlich mit seiner Klasse frühstücken oder so, wie man es ja vor den nicht-christlichen Sommerferien auch macht. Krampfhaft ist das nicht.


    Krampfhaft ist eher, dass im Dezember an allen Ecken Weihnachtsfeiern stattfinden müssen, die krampfhaft Menschen zusammenbringen, die sich unterm Jahr eher aus dem Weg gehen.

  • Wo wurde das erwähnt? Hab ich verpasst. Es ging um einen Gottesdienst, sonst nichts.

    Im Eingangsbeitrag steht, dass der Vater sich über "all den Kirchenkram" beklagt, wozu laut Eingangsbeitrag neben den freiwilligen (!) Gottesdiensten auch Adventsfeiern in der Aula und ein Besuch des "Nikolaus" gehörten.

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