Kirchliche Feste an städtischer Grundschule

  • Hallo zusammen!
    Könnt ihr mir weiter helfen?


    Ich arbeite an einer städtischen Grundschule. Wir feiern Ostern und Weihnachten mit ökumenischen Gottesdiensten. Advent gemeinsam mit allen Kindern in der Aula, der Nikolaus kommt ebenfalls.
    Nun fragte mich ein Vater, der mit Kirche nichts am Hut hat (und deshalb auch nicht die Nachbarschule (kath. Grundschule) für sein Kind gewählt hat, warum wir "all den Kirchenkram" veranstalten.
    Ich sprach von Kultur, von Festen im Jahreskreis, von freiwilligen Gottesdienstbesuchen, Meinungsbildung, etc. "Das muss doch alles nicht sein", war seine Antwort. Eine "Weltanschauungsschule" gibt es hier in der Gegend nicht...die konnte ich ihm nicht empfehlen.
    Nun suche ich - eigentlich eher für mich zum Argumentieren - im Lehrplan/Schulgesetz etwas über kirchliche Feste/Gottesdienste an städtischen Schulen.
    Könnt ihr mir weiter helfen?


    (Ich bin auch kein gläubiger Christ - mag aber z.B. die Atmosphäre an Weihnachten/Ostern in Schule und Kirche...)


    LG T_S

    • Offizieller Beitrag

    aber wenn du unbedingt sowas brauchst:
    https://www.schulministerium.n…hulgesetz/Schulgesetz.pdf
    §2 (2)
    Ehrfurcht vor Gott.
    und nein, es ist kein "Satz nebenbei, der nicht mehr gestrichen wurde". Es gab genug Novellen und es gab Anträge der Opposition, diesen Satz aus dem Schulgesetz zu streichen, aber die "Mehrheit" stimmten dagegen.
    Also lieber Gott, bring gut bitte noch genug Gottesdienste in unsere "staatliche" Schulen...

  • Also im hessischen Schulgesetz steht meines Wissens, dass Schule weltanschaulich neutral sein muß.
    Evtl. steht in dem von NRW etwas vergleichbares.
    Ansonsten würde ich als Vater auf das GG Artikel 4, Absatz 1...




    Zitat

    Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.



    ...sowie auf GG Artikel 136, Absatz 4



    Zitat

    Niemand darf zu einer kirchlichen Handlung oder Feierlichkeit oder zur Teilnahme an religiösen Übungen oder zur Benutzung einer religiösen Eidesform gezwungen werden.



    ...verweisen und darauf, das Bundessrecht Landesrecht bricht.


    Und dieses...



    (Ich bin auch kein gläubiger Christ - mag aber z.B. die Atmosphäre an Weihnachten/Ostern in Schule und Kirche...)

    ...ist deine individuelle Sache, berechtigt aber nicht, das allen anderen aufzudrücken.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.

  • Welcher?

    Berechtigte Frage!


    Mich haben diese ganzen Gottesdienste auch immer gestört. Welchen Wert hat diese "Ehrfurcht", wenn man an keinen Gott glaubt - und das ist mein gutes Recht? Ich kann es so deuten, dass ich die religiösen Gefühle anderer nicht verletzen sollte, aber das steht da ja nicht. Ich glaube auch nicht, dass man aus dieser Formulierung eine religiöse Erziehung ableiten kann - steht ja auch oben, dazu kann man nicht gezwungen werden.


    Die Begründungen für Gottesdienst & Co hören sich für mich immer recht hohl an. Das machen doch alle, das gehört dazu, das ist doch so schön gemütlich.


    Und auf der anderen Seite wird über die Sinnfreiheit der Weihnachtsmärkte geschimpft, über den ganzen Kommerz etc.


    Aber gut, man kann auch sagen: Es dient der Gemeinschaft, und was den Kindern erzählt wird, hat einen eher allgemeinen Charakter (Nächstenliebe, Frieden, Gemeinsamkeit fördern) und niemand wird bedrängt zu beten. Oder: Die Kinder sollten das Christentum kennenlernen, weil es zu unserer Kultur gehört, aber alles ist freiwillig.


    Wenn es denn so wäre ... da wird aber dann gesungen: "Alles das hat Gott gemacht, ihm sei Lob und Dank gebracht." Da kommen Kinder dann schon mit Anschlussfragen, die berechtigt sind ...


    Gerade fällt mir auf, dass TE eine "Weltanschauungsschule" erwähnt, die es in der Gegend nicht gebe - ist eine katholische Grundschule etwa keine Weltanschauungsschule? Gerade die! Ich habe selbst die ersten beiden Schuljahre in einer solchen verbracht und wurde da sehr streng katholisch erzogen. Es mag heute anders sein. Damals war es vor allem beklemmend und furchteinflößend.

  • Das Reichskonkordat war schon eine feine Sache - sonst hätten all die Religionslehrer ihre Stellen nicht!

    • Offizieller Beitrag

    Ich empfinde für alle Gottheiten gleich viel Respekt und - ui! - Ehrfurcht...

    "Ehrfurcht vor Gott" indoktriniert allerdings hinsichtlich dieser neumodischen monotheistischen Glaubensrichtungen. Man muss ja nun nicht immer dem Zeitgeist folgen ;)

  • Welcher?

    Der ist bei allen monotheistischen Religionen derselbe - er wird nur in jeder Religion anders benannt.
    Das solltest du als Lehrer aber wissen ;)

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    • Offizieller Beitrag

    Der ist bei allen monotheistischen Religionen derselbe - er wird nur in jeder Religion anders benannt.
    Das solltest du als Lehrer aber wissen

    Immer dieser neumodische Kram ... wünsche euch ein frohes Julfest übrigens :)

  • Eure Schule wird sich ja irgendwann in einem schuldemokratischen Prozess für ein Schulprogramm entschieden haben, dass diese christlichen Elemente in das Schulleben integriert. Daher könntest du dem Vater empfehlen, über die schulischen Mitwirkungsorgane eine Änderung des Schulprogramms anzustreben.

  • wünsche euch ein frohes Julfest übrigens

    Dann wünsche ich dir ein frohes "Homebrew".
    Möge es gelingen und schmecken!


    „Er (Hákon) setzte in Gesetzen fest, das Julfest zu der Zeit abzuhalten wie die Christen, und ein jeder Mann war dazu, unter Androhung einer Geldstrafe, angehalten Bier zu brauen, um Jul zu heiligen; aber zuvor wurde das Julfest in der Hacknacht begonnen, das war die Mittwinternacht und es wurde drei Tage lang Jul gehalten.“

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Ich finde, dass christliche Feste zu unseren Traditionen in unserem Land gehören. Und man kann als Lehrer auch sehr fein auswählen, was man genau macht. Ich unterrichte in der 5. und 6. Klasse Englisch und da habe ich einige Weihnachtslieder und Winterlieder (englisch) gesungen (Rudolph, Christmas Alphabet) und eben nicht nur kirchliche Lieder. Und deswegen würde dem Vater auch raten, wenn es ihm nicht gefällt, dass zu eurem Schulprogramm das Feiern von christlichen Festen gehört, sich an die schulischen Mitbestimmungsorgane zu wenden. Und ich bin sicher, dass du von diesem Vater nichts mehr die nächsten Jahren hören wirst.

  • Und ich bin sicher, dass du von diesem Vater nichts mehr die nächsten Jahren hören wirst.

    Ich kann auch überhaupt nicht verstehen, wieso die "New Atheists" immer so lauthals über christliche Privilegierung, aufdringliche Missionierung, Ausgrenzung etc. sprechen. Die sollen sich doch nicht so anstellen - sowas gibt es doch überhaupt nicht! :rolleyes:

  • Mir geht es wie einigen anderen hier auch. Meiner Meinung nach soll Religionsausübung nicht als verpflichtende Schulveranstaltung praktiziert werden.
    Vor allem wenn der Vater schon extra NICHT die katholische Schule gewählt hat.
    "Ökumenisch" schön und gut, aber das bedeutet ja auch nur, dass dort alle christlichen Gläubigen zusammengefasst werden.
    Wenn es hier um mein Kind ginge würde ich auch protestieren. Die SuS und Lehrer, die die "Atmosphäre in Gottesdiensten" schön finden können dies gerne in ihrer Freizeit erleben.
    Nicht-christliche Menschen per Anwesenheitspflicht in christliche Gottesdienste zu zwängen finde ich unverschämt.... Hier geht es ja nicht darum, ein paar Schneemänner zu malen oder Oh Tannenbaum zu singen.
    Euch würde auch nicht gefallen wenn alle Kinder plötzlich verpflichtend zu Diwali mit Gebeten die Göttin Lakshmi ehren sollen, oder?

  • Wir zwingen niemanden dazu, am ökumenischen Adventsgottesdienst teilzunehmen.
    Mit Ausnahme der Zeugen Jehovas nehmen alle freiwillig teil - auch die Muslime und Atheisten. Die lernen dabei, dass bei den Christen keiner ans Kreuz genagelt wird und das Ganze entspannt und mit netten Liedchen gefeiert wird. Ich halte dies für eine wichtige, Verständnis füreinander fördernde Maßnahme.


    Albert Schweizer meinte:
    "Man wird kein Christ, wenn man eine Kirche betritt. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht."


    Meine muslimischen Schüler sind beim Gebet aufgestanden. Im Vorfeld hatte ich mit Ihnen besprochen, dass auch ich - wenn ich als Gast in eine Moschee eingeladen würde - als Zeichen des Respekts vor der anderen Religion aufstehen oder niederknien würde, wenn der Mullah mich dazu auffordert.


    Alles entspannt, alles nett.
    Gezwungen zum Gottesdienstbesuch wird NIEMAND. Nirgendwo. Was soll der Terz?

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Es gehört einfach nicht in eine (staatliche) Schule, egal ob mit oder ohne Zwang.
    Wir erlauben ja auch keine Wahlkampfveranstaltungen von politischen Parteien mit dem Argument, dass keiner gezwungen wird hinzugehen. Das ist sowieso immer das Hauptargument der Verfechter konfessioneller Bestrebungen in der Schule (Religonsunterricht, Schulgottesdienste etc.): Es muss ja keiner Teilnehmen. Als Argument ist das aber ziemlich schwach, denn immerhin werden für diese Angebote staatliche Ressourcen gestellt (zeitlich; finanziell). Das mit einem "muss ja keiner" zu begründen, erscheint mir wenig überzeugend.


    Wer einen Gottesdienst feiern möchte, soll in eine Kirche gehen.

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