Apropos Behinderung

  • Während in der Nachbarstadt ein Lernbehindertenanteil von rund 6 % angenommen wird, soll der Anteil der SchülerInnen mit Förderbedarf Lernen in unserer Stadt auf unter 3 % gedrückt werden. Was mit Aktenvorsortieren, Diagnostik umstrukturieren u.a. mehr erreicht wird. (Nicht dadurch, dass die Kinder 150km weiter oben schlauer sind).


    Nur so an diejenigen, die meinen, es gäbe nur "Gesunde", "Blinde" und "Leute im Rollstuhl" in unserer Gesellschaft und es bedarf eines Fingerschnippens, um sie ihrer rechtmäßig zustehenden Schule (die für Gesunde, die für Blinde und der Rollstuhlschule) zuzuweisen :neenee: .

  • Das bedeutet, dass der Begriff der Lernbehinderung, ähnlich geistige Behinderung und sozial-emotionale Entwicklung (Verhaltensstörung) nicht klar definiert ist.


    Diagnostiklehrer wenden Beobachtung und diverse Testverfahren an, um zu entscheiden, ob ein Kind (im Schulkontext!) als lernbehindert, verhaltensauffällig, geistigbehindert oder körperbehindert gilt. Psychisch Kranke landen dabei z.B. gelegentlich an Körperbehindertenschulen, weil die Erziehungshilfe nicht der richtige Platz ist, die große Grundschule aber auch nicht geeignet scheint usw.
    Es ist dabei also nicht so, dass objektiv 6 von 100 Kindern so lerneingeschränkt sind, dass sie auf der Förderschule für Lernbehinderte lernen müssen, sondern dass jeder Diagnostiklehrer eine Einzelfallentscheidung trifft und sogar die Schulbehörde durch diverse Maßnahmen die Quote heben oder senken kann. (Zum Beispiel durch Erschweren der Umstände in der Diagnostik, Vorauswahl, wie oft ein Kind sitzengeblieben ist etc.pp.).


    Folge für die Grund-/ Oberschulen: mehr (lern-)auffällige Kinder = als Inklusion bezeichnet, faktisch aber einfach nur mehr Belastung.


    Es reicht also nicht, sich in Foren darüber aufzuregen, ob man zu viele auffällige Kinder in seiner Klasse hat, mit denen man unter den gegebenen Umständen überfordert ist und dass Gymnasien davon verschont bleiben müssen, sondern es bedarf einer genauen Analyse dessen, was einzelne Bundesländer für Klassenteiler, Lehrermangel, Förderschulüberprüfung u.ä. betreiben, um überhaupt einen Hebel zu finden, an dem angesetzt werden könnte, um die Bedingungen für Kinder und Lehrer zu verbessern. Was am Ende bezahlt wird, sei mal dahingestellt.


    Wichtig jedoch, die sachliche Auseinandersetzung in Kollegien: warum sind die Bedingungen so, wie sie sind? was können wir (schulrechtlich und praktisch) tun? weg von "öööh, meine Schule hat zu viele anstrengende Schüler, da bin ich dagegen!"


    Extrem aus dem Rahmen fallende Schüler werden auch weiterhin an der Förderschule lernen, da bin ich mir recht sicher. Das Gros der Sonderlinge wird aber weiterhin an Regelschulen lernen und da reicht es nicht aus, sich über die Kollegen aufzuregen, die sich halt leider nicht durchsetzen können oder über die Eltern zu schimpfen, die halt Asis sind oder wütend auf die Gutmenschen zu sein, die ja leider der Realität nicht ins Auge sehen wollen usw. Sondern ein gemeinsamer Plan, ein ernsthaft gemeintes Konzept für jede Schule müsste her.

    • Offizieller Beitrag

    Sehe ich im Prinzip genau so, kenne nur niemanden, der ein im Ansatz brauchbares Konzept hat. :/

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

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