Studienwechsel/Lehrer als Beruf/Seiteneinstieg

  • Hallo liebe Lehrer und Lehramtstudenten!


    Ich bin auf euer schönes Forum gestoßen und würde gerne hier ein paar Fragen stellen. Kurz zu meiner Person ich bin 23 und studiere derzeit Humanmedizin im 4.Semester und überlege schon seit ca. einem Jahr den Studiengang zu wechseln. Ich habe bisher alle Scheine bestanden, aber ich merke, dass ich nicht wirklich viel Spaß am Studium habe und das Auswendiglernen sehr anstrengend für mich ist. Arzt wollte ich schon sehr lange werden, bin aber mittlerweile sehr am zweifeln, ob ich alles so schaffe und ob es sich lohnt so zu quälen. Ich versuche mich momentan nach Alternativen umzuschauen und darunter fällt auch das Lehramt. Ich selber bin ein netter, humorvoller, ausgeglichener, aber auch g Mensch. Abi hab ich mit 1,0 abgeschlossen, also einigermaßen intelligent bin ich auch. Früher habe ich auch Nachhilfe gegeben, was mir großen Spaß gemacht hat. Bei der Fächerwahl wäre für mich Mathe sicher (war mein Lieblingsfach 14Pkt Schnitt) und eventuell Chemie dazu.
    Nun zu meinen Fragen.


    1. Ist ein Seiteneinstieg als Arzt in die Schule als Lehrer, vielleicht sogar als Gymnasiallehrer realistisch? Ich erinnere mich zwei Ärztinnen als Lehrerinnen gehabt zu haben.


    2. Ist bei einem Seiteneinstieg eine Verbeamtung realistisch? (Dass es generell möglich ist, ist mir bewusst)


    3. Kommt ihr mit A12/13 gut aus und ist es möglich als Alleinverdiener eine Familie zu ernähren?


    4. Ist der Umstand, dass ich immer gerne zur Schule gegangen bin und mich dort immer wohlgefühlt habe eher hinderlich? Gehe ich also mit einer Illusion in den Schuldienst, wenn ich glaube, dass es wieder so sein könnte? Ich mochte die allgemeine Atmosphäre in der Schule.


    5. Fühlt ihr euch geistig unterfordert? Ich weiß noch aus eigener Erfahrung, dass der Schulstoff nicht wirklich besonders fordernd ist und nach einigen Jahren sehe ich die Gefahr, dass es langweilig werden könnte. Natürlich bietet der Beruf hinsichtlich des Umgangs mit Schülern etc. sehr viel Abwechslung, ist sehr fordernd und auch anstrengend.


    6. Reicht die Tatsache, dass ich gerne Nachhilfe gegeben habe und Jugendliche und Kinder mag, sowie ganz gut mit Menschen kann (Hab ich im Krankenhaus gemerkt) aus, um sich mit dem Lehrer sein zu identifizieren und glücklich zu sein, oder muss man noch viel mehr mitbringen?


    7. Würdet ihr euch nochmal so entscheiden, wenn ihr noch einmal die Wahl hättet?


    8. Hab ich etwas wichtiges vergessen und in meinen Gedankengang nicht einbezogen?


    Vielen Dank für Eure Antworten. Mein Plan ist erstmal das 1. Staatsexamen irgendwie zu bestehen und dann mal weiterzugucken. Ich bin jemand der alles so ein bisschen kann und nicht wirklich in einer Sache herausragt. Deshalb fällt es mir echt schwer den richtigen Platz für mich im Berufsleben zu finden.

  • Der Wechselgedanke kommt daher, weil ich am Studium selber keinen Spaß habe, ich mich ständig erschöpft und müde fühle und meine Noten immer schlechter werden und ich immer öfter wiederholen muss. Für mich war die Vorklinik ein einziger Graus und ich gehe auch nicht mehr gerne in die Uni. Ich fühle mich da irgendwie falsch.

  • Ich weiß nicht, welche Vorstellung du von einem Seiteneinstieg hast. Um Mathematik unterrichten zu können, musst du Mathematik studiert haben. Das hast du nicht, also wirst du auch keinen Seiteneinstieg als Lehrer machen können. Du kannst das Studienfach wechseln, ja, und für Chemie bekommst du vielleicht ein paar Scheine anerkannt. Geh doch mal zur Studienberatung.


    Nachhilfe zu geben ist auch fachlich in keinster Weise mit Unterricht zu vergleichen. Um unterrichten zu können, braucht man ein ganzes Studium, und das wird gründlich mit deiner Vorstellung vom Schulbetrieb aufräumen.


    Bezüglich deiner Fragen gibt es hier eine Menge Threads, in denen das besprochen wird, schau dich doch ein bisschen um!

    • Offizieller Beitrag

    Der Wechselgedanke kommt daher, weil ich am Studium selber keinen Spaß habe, ich mich ständig erschöpft und müde fühle und meine Noten immer schlechter werden und ich immer öfter wiederholen muss. Für mich war die Vorklinik ein einziger Graus und ich gehe auch nicht mehr gerne in die Uni. Ich fühle mich da irgendwie falsch.

    Für einen Seiteneinstieg brauchst du aber ein abgeschlossenes Studium. Entweder machst du dann das Medizinstudium, das dir keinen Spass macht, zu Ende, und dann könntest du immer noch Arzt werden, oder du wechselst jetzt das / die Studienfächer und studierst grundlegend Lehramt.
    Abgesehen davon: du hattest Ärzte als Lehrer??


    Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass der Lehrermangel an allgemeinbildenden Schulen soooooo schlimm ist, dass man sogar noch auf Ärzte zurückgreift, da ist gar kein Fach erkennbar...


    chili

  • arzt als lehrer habe ich ebenfalls noch nie gehört. entweder, du studierst medizin, und schaust dann, was du machst - z.b. weiterbildung für mediziner, sowas gibt's doch sicher auch -, oder du wechselt jetzt und machst lehramt. es ist völlig okay, das studienfach zu wechseln, weil man entdeckt, dass es doch nicht das richtige war. nur wegen eines 1.0-abis arzt werden zu müssen ist völliger käse.


    ich würde an deiner stelle mal die studienberatung aufsuchen und v.a. mal ein praktikum in einer schule machen, oder auch zwei.

  • Natürlich ist mir bewusst, dass ich für einen Seiteneinstieg das Medizinstudium abschließen muss. Ich wollte wissen, ob ich denn mit dem abgeschlossenen Studium eine realistische Chance habe in den Schuldienst zu rutschen? Sollte das nämlich der Fall sein, dann sollte man sich diese Option gründlich überlegen, bevor man Hals über Kopf abbricht. Natürlich ist auch klar, dass ich als Arzt kein Mathe unterrichten kann. Sondern Fächer die sich daraus ableiten, sprich Bio und vielleicht auch Chemie. Mathe und Chemie würde ich machen, falls ich abbrechen sollte und ein Lehramtstudium anfange. Auch ist mir bewusst, dass man als Nachhilfelehrer nicht befähigt ist Lehrer zu sein. Die Frage ist, ob man, wenn man an Nachhilfe Spaß hatte eine hohe Wahrscheinlichkeit hat auch im Lehramt und als Lehrer Spaß zu haben oder ob das ein Trugschluss ist.


    Ja wir haben Ärzte als Lehrer gehabt, die vor allem Bio unterrichtet haben (ich weiß ist kein Mangelfach) und die halt so Sachen wie Schulsanitätsdienst organisiert und geleitet haben. Waren sogar gleich zwei. Ich muss dazu sagen, dass ich in BW aufs berufliche Gymnasium gegangen bin und dort auch Ernährungslehre mit Chemie gelehrt wird, was sich vom Arztberuf ja auch ableiten lässt.

    • Offizieller Beitrag

    Ich hatte sehr viel Spass an Nachhilfe, fand aber da Sachen total doof, ich liebe meinen Job (als Lehrerin), finde aber auch da Sachen doof und im Vergleich sind es ausgerechnet Sachen, die sich gegenseitig bedingen.
    Je nachdem, was man also besonders mag, kann es sehr frustrierend sein. Ich bin sehr oft sehr frustriert, dass ich eben nicht auf den Einzelnen eingehen kann, dass ich keine Zeit für alle meine SchülerInnen habe und dass ich zb bewerten MUSS. Zum Glück gibt es aber ganz viele andere Aspekte, aber wenn ich insbesondere diesen Aspekt bei der Nachhilfe geliebt hätte (individuelle Förderung), hätte es nie geklappt. Zum Glück war das aber auch etwas, was mich da gehemmt hatte, weil es mir auch zum Teil "zu individuell" auf Teaching for the test vorkam..

  • Macht man in Biologie nur den Menschen? Zugegeben, mein Biounterricht war nicht in Deutschland, so dass ich die Grenzen des Faches eventuell anders / falsch einschätze, aber ich sehe das Fach Biologie als deutlich umfassender an als das, was ich mir in Medizin vorstelle.

    Nein. Und warum sollte das ein Problem sein? Von einem Akademiker erwarte ich, dass er sich entsprechendes Wissen selbstständig erarbeiten kann. Was stellst du dir in Medizin vor? Warum "nur" den Menschen? Allein Neurobiologie... . Klar, selten Schulstoff, aber siehe Anfang des Kommentars.

    • Offizieller Beitrag

    Na klar, von einem Akademiker erwarte ich auch einiges, aber trotzdem ist es doch keinen Grund, dass man ganz viele Akademiker einstellt, die sich dann einarbeiten müssen.
    und ich habe naiv gedacht, dass "der menschliche Körper" schon umfassend genug ist, dass Mediziner sich nicht auch noch mit Tieren und Pflanzen beschäftigen.
    und ja, mir ist klar, dass ein ausgebildeter Arzt selbstverständlich den Mittelstufenschulstoff von einigen Naturwissenschaften locker im Kopf hat. Es ging mir auch um die formale Seite, wo man tatsächlich schon stark auf die Fachnähe guckt.
    Aber gut, es ist egal, ich glaube nämlich gar nicht, dass man mit einem Medizinstudium an einer allgemeinbildenden Schule den Seiteneinstieg machen kann. Wenn Biologie gesucht wird, werden genug Diplom-Biologen anstehen.
    Aber guter Anstoss, ich werde mir jetzt ein bisschen gucken, was man in Bio tatsächlich macht.

  • Wenn Biologie gesucht wird, werden genug Diplom-Biologen anstehen.

    Wie, neulich meinte doch hier jemand, dass die Naturwissenschaftler in der freien Wirtschaft besser dran sind als die Lehrer? :D

  • Du bist doch erst im 4. Semester. Wechsle doch einfach auf Lehramt in Mathe/Chemie oder Biologie. Besser zwei Jahre für den Orkus, als 40.
    Abe an meiner Schule gibt es einen Veterinärmediziner als Seiteneinsteiger. Nix is unmöglich ...

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Einen Termin beim Arbeitsamt habe ich schon ausgemacht. Bei der universitären Studienberatung war ich bereits. Diese konnte mir nicht wirklich helfen. Die hatten keinen Draht zu mir oder ich zu Ihnen wie man es auch sehen mag. Ich wollte mich hier deshalb vor allem über den Lehrerberuf informieren.

  • Mach doch einfach ein zwei- bis dreiwöchiges Praktikum an einer Schule... Frag an den gewünschten Schulen an und setz dich morgens einfach mal mit dazu. Frag auch, ob du mal eine Stunde halten darfst (vielleicht schon eine vorgeplante eines Lehrers).


    Theoretisch über eine Möglichkeit zu sprechen, ob hier oder bei der Studienberatung, kann das nicht ersetzen.

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